Einjähriges Silberblatt

Einjähriges Silberblatt

Lunaria annua

Systematik
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung:Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie:Kreuzblütler (Brassicaceae)
Gattung:Silberblätter (Lunaria)
Art:Einjähriges Silberblatt
Wissenschaftlicher Name
Lunaria annua
L.
Illustration

Das Einjährige Silberblatt (Lunaria annua) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Silberblätter (Lunaria) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Weitere deutschsprachige Trivialnamen sind Gartensilberblatt, Judassilberling, Judaspfennig, Silbertaler oder Gartenmondviole.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Das Einjährige Silberblatt ist eine – entgegen ihrem Namen – zweijährige, also eine bis zur Blüten- und Samenbildung einmal überwinternde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 100 Zentimetern, ausnahmsweise auch mehr erreicht. Im ersten Lebensjahr werden nur Grundblätter sowie eine oder mehrere fingerförmige unterirdische Knollen gebildet, aus denen dann im folgenden Frühjahr eine vertikale Sprossachse mit Blüten austreibt, aus denen wiederum sich schließlich die markanten Samenschötchen entwickeln. Nach der Samenreife stirbt die Pflanze ab.

Von ihren gezähnten, breit-herzförmigen Laubblättern sind die oberen ungestielt.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von April bis Juni. Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die Blüten sind – anders als beim Ausdauernden Silberblatt – geruchlos. Die vier purpur-violetten oder selten weißen Kronblätter sind 20 bis 25 Millimeter lang.

Der gebogene Fruchtträger (Stiel) ist 1 bis 3 Zentimeter lang. Die flachen Schötchen sind bei einer Länge von 2 bis 4,5 Zentimetern und einer Breite von 1 bis 2,5 Zentimetern breit elliptisch und an beiden Enden gerundet.[1] Jedes Schötchen enthält mehrere Samen, die beim Aufplatzen herausfallen. Erst jetzt werden die silbern schimmernden Innenseiten der Schötchen sichtbar. Deswegen ist das Silberblatt als Trockenstrauß eine beliebte Zierde, zumal die Schötchenhüllen recht ausdauernd an den getrockneten Stängeln verbleiben. Die Samen sind nierenförmig oder fast kreisrund und 5 bis 8 Millimeter breit.[1]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28 + 2B.[2]

Ökologie

Die Blüten werden gern von Schmetterlingen und Bienen besucht, für die Raupen des Aurorafalters dient es als Nahrungspflanze.[3]

Vorkommen

Das Einjährige Silberblatt ist ursprünglich submediterran-präalpin und in Südosteuropa verbreitet.[4] Als beliebte Zierpflanze in „Bauerngärten“ Mitteleuropas und anderer Regionen verwildert es aber regelmäßig und ist deshalb, beispielsweise in Berlin, inzwischen selbst auf Bahnböschungen zu finden. Für Deutschland wird das Einjährige Silberblatt daher als Neophyt mit dem Status „auf dem Weg zur Einbürgerung“ geführt. Ein Neophyt ist Lunaria annua in Spanien, in Nord-, Mittel- und Osteuropa, auf den Azoren, auf Madeira, in Argentinien, Japan, Neuseeland, in den Vereinigten Staaten und in Kanada.[4]

In den Allgäuer Alpen kommt Lunaria annua im Tiroler Teil im Birkental bei Rauth bei Nesselwängle in einer Höhenlage von bis zu 1180 Metern vor.[5]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3w+ (mäßig feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[6]

Systematik und Taxonomie

Die Gattung Lunaria wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Der Gattungsname Lunaria leitet sich von lat. lunaris (mondähnlich) und lat. luna (Mond) ab, nach dem Vergleich der flachen Schötchen und ihrer zur Reifezeit pergamentartigen, silbrigen Scheidewände mit dem Glanz des Mondes.[7] Nach Tabernaemontanus komme für die Benennung auch die nierenförmige (also mondähnliche) Form der Samen in Frage.[1]

Das Einjährige Silberblatt wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus 2, S. 653 erstbeschrieben. Er kannte in dieser Gattung nur die beiden Arten Lunaria rediviva und Lunaria annua.[8] Er unterschied sie an der Form ihrer Früchte und wusste um die verschiedene Lebensform, die er ja in der Artbezeichnung selber zum Ausdruck brachte. Trotzdem schreibt er bei Lunaria annua:Ita affinis praecedenti, ut etiamnum dubium utrum vere distincta (lat.: Ist der vorherigen Art (gemeint ist Lunaria rediviva) so ähnlich, dass auch jetzt zweifelhaft ist, ob sie wirklich verschieden sind).[8] Als Verbreitungsgebiet gibt er nur Deutschland an. (Habitat in Germania)[8]

Quellen

Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.

Einzelnachweise

  1. a b c Friedrich Markgraf: Familie Cruciferae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 1, Seite 266–270. Verlag Carl Hanser, München 1958.
  2. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 453.
  3. Aurorafalter, Anthocharis cardamines. Naturschutzbund Deutschland (Nordrhein-Westfalen), abgerufen am 22. Mai 2020.
  4. a b Lunaria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 29. Juli 2017.
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW-Verlag, Eching bei München, 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 601.
  6. Lunaria annua L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 14. September 2022.
  7. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 6. Auflage 2017. Nikol, Hamburg, ISBN 978-3-86820-149-9, S. 352.
  8. a b c Carl von Linné: Species Plantarum, 2, 1753, S. 653 eingescannt bei biodiversitylibrary.org
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Dieses Bild zeigt ein Blatt des Einjährigen Silberblatts (Lunaria annua).
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White honesty, Pannal The white variety of the usually purple Lunaria annua is not uncommon, and seems to be predominant around Pannal. This is by the Harrogate Ringway footpath.
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Einjähriges Silberblatt (Lunaria annua); reife Schötchen, die teilweise noch die Samen enthalten. Die silbern glänzenden habe bereits Außenhaut und Samen verloren.
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Lunaria biennis Plate No. 26, from Favourite Flowers or Favourite flowers of garden and greenhouse by Edward Step, F.L.S. the cultural directions edited by William Watson F.R.H.S. Assistant Curator, Royal Gardens, Kew; illustrated with three hundred and sixteen coloured plates, selected and arranged by D. Bois Assistant chaire de culture au Museum d'Histoire Naturelle de Paris., Vol 1
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Blüte

Taxonym: Lunaria annua ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Karnabrunner Kirchberg, Bezirk Korneuburg, Niederösterreich - ca. 358 m ü. A.

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Species: Lunaria annua
Family: Brassicaceae

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