Eingeweide
Als Eingeweide bezeichnet man im weiteren Sinne die Gesamtheit der in den großen Körperhöhlen als Viszeralorgane in Brust-, Bauch- und Beckenhöhle, sowie im Kopf-Hals-Bereich gelegenen inneren Organe.[1] Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff synonym mit den Baucheingeweiden (Organe des Abdomen) verwendet.[2]
Ein medizinischer Fachausdruck für die Eingeweide ist auch Viszera (lateinisch viscera), die Zugehörigkeit zu den Eingeweiden wird mit dem Adjektiv viszeral bezeichnet. Die Chirurgie an den Eingeweiden wird Viszeralchirurgie genannt. Die Lehre von den Eingeweiden heißt Splanchnologie (griech. τὰ σπλάγχνα tà splánchna (Pluralwort) „Eingeweide“).
Eingeweide des Kopfes
Der menschliche Schädel beherbergt im sogenannten Eingeweideschädel bzw. Splanchnocranium die Sinnesorgane für das Sehen, Hören, Riechen und Schmecken.[3][4] Hierzu zählen der Nasenraum sowie die Zunge, die Mandeln und Speicheldrüsen, die sich in der Mundhöhle befinden.[5][6]
Eingeweide des Halses
Hierzu zählen Schilddrüse, Speiseröhre, Kehlkopf und Luftröhre; sie erfüllen das Spatium viscerale, den Bindegewebsraum zwischen dem tiefen und dem mittleren Blatt der Halsfaszie, welcher den Halseingeweiden freie Verschiebbarkeit beim Atmen und Schlucken erlaubt.[6][7]
Eingeweide der Brust
Die Brusteingeweide liegen in der Brusthöhle. Dies sind die Organe der Atmung und des Kreislaufs, das Diaphragma (Zwerchfell) sowie die Organe und Leitbahnen des Mediastinums.[8]
Eingeweide des Bauches
Hierzu zählen Magen, Leber, Galle, Dünndarm, Dickdarm, Enddarm, Milz, Pankreas sowie die paarigen Nieren, Nebennieren und Harnleiter.[9]
Eingeweide des Beckens
Die im kleinen Becken befestigten Organe werden zu den Beckeneingeweiden gezählt, dies sind Rectum, Harnblase und Beckenboden sowie beim Mann der Samenleiter (Ductus deferens), die Samenblase (Vesiculae seminales) und die Prostata, während es bei der Frau die Tuben, die Ovarien, der Uterus und die Vagina sind.[9]
Eingeweide bei Tieren
Bei Schlachttieren spricht man auch von Innereien, in der Jägersprache vom „Aufbruch“. Ein durch einen Schuss in die Eingeweide verwundetes Stück Wild wird als „weidwund“ (auch „waidwund“) bezeichnet.[10]
Literatur
- Hans Frick, Helmut Leonhardt, Dietrich Starck: Spezielle Anatomie II. Georg Thieme Verlag, New York 1992, ISBN 3-13-356904-X.
- Ilse Haseder, Gerhard Stinglwagner: Knaurs Großes Jagdlexikon. Weltbild, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-1579-5.
- Ernst Bargheer: Eingeweide: Lebens- und Seelenkräfte des Leibesinneren im deutschen Glauben und Brauch. Berlin/Leipzig 1931.
Siehe auch
- Geschichte des Wahrsagens
- Hieromantie (Wahrsagen aus Opfermaterial)
Einzelnachweise
- ↑ Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. 2., erweiterte Auflage. Enke, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1.
- ↑ Duden I 21. Auflage
- ↑ Friedrich Anderhuber, Franz Pera, Johannes Streicher: Waldeyer - Anatomie des Menschen: Lehrbuch und Atlas in einem Band. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-11-022863-2, S. 697.
- ↑ Johann Anton Nuhn: Kopfeingeweide. In: Handbuch der speziellen chirurgischen Anatomie; enthaltend die chirurgische Anatomie des Kopfes. Band 1. Friedrich Bassermann, 1845, S. 2–5.
- ↑ Herrmann Julius Meyer: Meyers Konversations-Lexikon. Bibliographisches Institut, 1894, S. 460 ff.
- ↑ a b Rolf Baur, Cordula Nitsch: CompactLehrbuch Anatomie: in 4 Bänden. Hrsg.: Walther Graumann, Dieter Sasse. Band 1. Schattauer Verlag, 2004, ISBN 978-3-7945-2061-9, S. 214.
- ↑ Titus Lanz, Wilhelm Wachsmuth: Praktische Anatomie: Ein Lehr- und Hilfsbuch der Anatomischen Grundlagen Ärztlichen Handelns. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-53374-7, S. 271.
- ↑ Theodor Heinrich Schiebler, Walter Schmidt, Karl Zilles: Anatomie: Zytologie, Histologie, Entwicklungsgeschichte, makroskopische und mikroskopische Anatomie des Menschen. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-05731-5, S. 399 ff.
- ↑ a b G. Arnold, H. M. Beier, M. Herrmann, H.-J. Kretschmann, W. Kühnel: Lehrbuch der gesamten Anatomie des Menschen: Cytologie Histologie Entwicklungsgeschichte Makroskopische und Mikroskopische Anatomie. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-12239-6, S. 145, 461, 533 f.
- ↑ Haseder, S. 876.
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