Eichener See
Eichener See | ||
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Der Eichener See bei Wasserstand (Juni 1999) | ||
Geographische Lage | Landkreis Lörrach, Baden-Württemberg (Deutschland) | |
Ufernaher Ort | Eichen | |
Daten | ||
Koordinaten | 47° 38′ 41″ N, 7° 51′ 44″ O | |
Der Eichener See (im Volksmund, alemannisch Eiemer See genannt) beim Schopfheimer Stadtteil Eichen im baden-württembergischen Landkreis Lörrach ist ein nur zeitweise (astatisch) erscheinender Karstsee. Der Eichener See ist Teil des FFH-Gebietes Dinkelberg und Röttler Wald.
Der nur bei hohem Grundwasserstand wasserführende See liegt in einer Mulde, einer Muschelkalk-Karstwanne. Er hat keinen oberirdischen Zufluss, der Abfluss erfolgt teilweise unterirdisch und teilweise durch Verdunstung.[1]
Geographische Lage
Der Eichener See liegt im Naturpark Südschwarzwald im nordöstlichen Randgebiet des Gebirgszugs Dinkelberg zwischen dem nahen Schopfheimer Ortsteil Eichen im Westen, der Gemeinde Hasel im Ostnordosten und der Kernstadt von Wehr etwa im Südosten. Er befindet sich 2,5 km westlich der Erdmannshöhle (Hasler Höhle) in einem flachen Tal rund 350 m südlich der Bundesstraße 518.
Geologie und Hydrologie
Geologisch handelt es sich um eine zeitweise mit Wasser gefüllte Doline, in der besonders nach der Schneeschmelze oder nach längeren Regenphasen Grundwasser zu Tage tritt. In trockenen Phasen kann der Flurabstand (Höhenunterschied zwischen Grundwasserspiegel und Erdoberfläche) bis zu 40 m betragen; dabei liegt der tiefste Punkt der das Grundwasser stauenden Wanne etwa 48 m unter der Erdoberfläche. Hintergrund der starken Schwankungen sind die Hohlräume des vorwiegend aus Muschelkalk bestehenden Dinkelbergs, die sich aufgrund eines Grundwasserstaus sehr schnell mit Wasser füllen können, hingegen nur langsam wieder leeren.[2]
Biologie
Der Seegrund ist von einer krautreichen Wiesengesellschaft bewachsen. Diese darf bei Trockenheit weder beweidet noch gedüngt werden. Im See lebt der Blattfußkrebs Tanymastix lacunae aus der Ordnung der Kiemenfüßer (Anostraca). Für seinen Lebenszyklus ist ein Austrocknen des Seegrundes unabdingbar. Für Deutschland ist hier der einzig gesicherte Fundort für sein Vorkommen, in ganz Europa sind lediglich sieben weitere sichere Fundorte bekannt.[1]
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wird der See 1771, als fünf Menschen von einem gekenterten Boot in ihm ertranken. Auch 1876 und 1910 kamen Menschen in dem See um.
Die erste wissenschaftliche Beschreibung ist wohl der Artikel Von einem merkwürdigen See in der oberen Markgrafschaft Baden von Heinrich Sander, erschienen 1782 in der Zeitschrift Der Naturforscher. Der See steht seit 1939 unter besonderem Schutz, seit 1983 ist er mit einer Größe von 3,75 Hektar als flächiges Naturdenkmal ausgewiesen, zudem als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet von europäischem Rang.[1]
Räumliche und zeitliche Ausdehnung
In besonders niederschlagsreichen Jahren kann der (oberirdisch sichtbare) Wasserstand bis zu drei Meter betragen und der See innerhalb von ein bis fünf Wochen eine Ausdehnung von 250 m Länge und 135 m Breite (ca. 2,5 ha) erreichen. Bis das gesamte zu Tage getretene Wasser wieder verschwindet, können acht bis 160 Tage vergehen.[2]
Oberirdisch sichtbar wurde der Eichener See unter anderem zu folgenden Zeiten:
- Mitte Januar 2011[1]
- Mitte Januar 2012[3]
- Ende Juni 2016[4]
- Mitte Dezember 2017[5]
- Anfang Februar 2021[6]
- Ende Dezember 2023[7]
Sage
In einem großen unterirdischen Palast sollen Männlein hausen. Ganz in Kristall gestaltet, von strahlender Schönheit und angefüllt mit Gold und Silber, aber auch Edelsteinen, sollen sie ihn eingerichtet haben und niemand weiß, ob damit die uns bekannten hilfreichen Seemännlein oder andere Wichte gemeint sind. Die Sage berichtet, dass einst ein Eichener Bauer in einem über alle Maßen trockenen Sommer seine jüngste Tochter einem von ihnen zur Frau versprochen habe, wenn die Seewichte seine Felder immer ausreichend bewässern würden. Diese hielten sich an die Abmachung und die Felder und Matten des Bauern grünten prächtig, während die seiner Nachbarn zunehmend verdorrten. Das Mädchen hatte wohl etwas leichtfertig zu dem Vertrag ihres Vaters ja gesagt. Denn inzwischen hatte sie einen gutaussehenden Burschen kennen- und lieben gelernt, und sie mochte nicht mehr von ihm lassen. Jetzt bekam sie Angst, ihr ganzes Leben mit solch einem Wicht tief unten im Berg im Kristallschloß verbringen zu müssen. Sie weinte nachts und sann auf Auswege und je näher der vom Vater ausgemachte Tag herannahte umso verzweifelter wurde sie. Sie wusste wohl, hier würde sie den Männlein nicht entrinnen können. Da beschloss sie mit ihrem Liebsten die Heimat zu verlassen, weit fort, wo die Seewichte keine Macht mehr haben konnten. In der letzten Nacht trafen sich die beiden auf der Eichener Höhe und nahmen Abschied von der vertrauten Heimat. Gerade hatte ihr Liebster noch lachend gesagt, die Wichte würden am Morgen sehr dumm dreinschauen, wenn sie ihren Lohn, das Mädchen, abholen wollten, da schlug es auf der Schopfheimer Michaelskirche Mitternacht und ein unheimliches Rauschen begann in der Dunkelheit und von allen Seiten quollen Wassermassen hervor. Unter mächtigem Donnern und grellen Blitzen lief die Mulde voll. Die Unglücklichen klammerten sich eng aneinander und ehe sie fliehen konnten, schlug der See über ihnen zusammen und sie ertranken. Die Felder und Matten des Bauern wurden weggeschwemmt, dass nur noch der nackte Fels übrig blieb und seine Ernte war zerstört. Wenn jetzt von Zeit zu Zeit der See wieder einmal steigt, dann sagen sich die Eichener Bauern scheu: „Das sind die Seewichte, die Unterirdischen. Sie wollen uns wieder mal an den Verrat von damals erinnern.“
Literatur
- Heinrich Sander: Von einem merkwürdigen See in der obern Markgrafschaft Baden. In: Heinrich Sanders Kleine Schriften (herausgegeben von Georg Friedrich Götz), Bd. 1, Dessau und Leipzig 1784, S. 324–328, auf books.google.de
- Johann Jakob Schneider: Der Eichener See. In: Das Badische Oberland, Lörrach 1841, S. 93–95 hathitrust.org
- Johannes Rösler: Der Eichener See – Naturwunder, Mythos und Geschichten. AbisZ-Verlag 2017, 172 Seiten, ISBN 978-3-946666-02-8
Weblinks
- Ein See taucht aus dem Nichts auf – und verschwindet. In: Welt Online, 28. Februar 2012
- Wolfgang Faigle: Der See ist wieder aufgetaucht. In: Die Zeit, Nr. 15, 7. April 1978, S. 55, 56
- Der Eichener See - Eine Reise in die Urzeit Landkreis Lörrach; Fachbereich Umwelt, 2012, Flugblatt
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Naturdenkmal taucht wieder auf – Eichener See bei Schopfheim hat beachtliche Größe erreicht. In: badische-zeitung.de, 22. Januar 2011
- ↑ a b André Hönig: Der Eichener See: Ein Phänomen, das kommt und geht. In: badische-zeitung.de, 5. Januar 2012, abgerufen am 14. Januar 2012
- ↑ dpa/BZ: Der Eichener See ist wieder da. In: badische-zeitung.de, 14. Januar 2012
- ↑ dpa/BZ: Der Eichener See ist wieder da. In: badische-zeitung.de, 25. Juni 2016
- ↑ twi: Der Eichener See ist wieder da. In: badische-zeitung.de. 18. Dezember 2017, abgerufen am 18. Dezember 2017.
- ↑ SWR: Eichener See ist wieder aufgetaucht. In: swr.de. 1. Februar 2021, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 1. Februar 2021; abgerufen am 1. Februar 2021. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ André Hönig: Schopfheimer Naturphänomen: Der Eichener See ist wieder da. Badische Zeitung 8. Dezember 2023.
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Eichener See bei Schopfheim