Eduard Simon (Apotheker)

Johann Eduard Simon (* 18. September 1789 in Berlin; † 19. Juni 1856 ebenda[1]) war ein deutscher Apotheker und Chemiker.

Leben

Simon absolvierte bei Valentin Rose d. J. eine Apothekerlehre. Danach übernahm er 1814 die Apotheke Zum Goldenen Bär in der Spandauer Straße 33 in Alt-Berlin von Wilhelm Friedrich.[2] In dieser Apotheke hatten im vorhergegangenen Jahrhundert schon die berühmten Apotheker-Chemiker Andreas Sigismund Marggraf und Martin Heinrich Klaproth gewirkt. Ab 1851 wurde die Apotheke von Johann Eduard Simons Sohn Carl Eduard Simon weitergeführt.[3]

Vor dem Aufkommen der pharmazeutischen Industrie mussten die Apotheker ihre Salben, Pasten, Pülverchen und Tinkturen weitestgehend selbst aus Naturprodukten herstellen. Unter anderem hatte Simon im Jahre 1835 Styrax erworben, das Harz des Orientalischen Amberbaumes (Liquidambar orientalis). Im Verlauf von vier Jahren entdeckte er 1839, dass nach Destillation aus dem Naturprodukt eine klare Flüssigkeit entstand, die er als Styrol bezeichnete.[4] Beim Erhitzen verdampfte diese Flüssigkeit nicht, sondern nahm eine gelatinöse Konsistenz an. Mit dem Wissen seiner Zeit vermutete Simon, dass eine Oxidation stattgefunden hatte und nannte das Ergebnis "Styroloxyd" (Styroloxid).[5]

Im Jahr 1845 erkannten John Blyth und August Wilhelm von Hofmann, dass das Styrol nicht oxidiert ist, sondern ein neues Material entstanden war mit der gleichen chemischen Zusammensetzung wie Styrol, sie benannten das Styroloxyd deshalb in Metastyrol um.[6] Des Weiteren konnten sie zeigen, dass aus Metastyrol wieder Styrol gebildet werden kann. Nach weiteren zwanzig Jahren fand Marcelin Berthelot 1866 heraus, dass die Bildung von Metastyrol aus Styrol eine Polymerisation darstellte. Weitere Forschungen machten deutlich, dass die Erwärmung des Styrols eine Kettenreaktion auslöst und sich Makromoleküle bilden. Das Produkt wird seit dem 20. Jahrhundert als Polystyrol bezeichnet.[7]

Literatur

  • Georg Schwedt: Plastisch, elastisch und fantastisch: Ohne Kunststoffe geht es nicht. Verlag Wiley-Vch, 2013, ISBN 978-3-527-66532-7.
  • John Scheirs, Duane Priddy: Modern Styrenic Polymers: Polystyrenes and Styrenic Copolymers. Verlag Wiley, 2003, ISBN 978-0-471-49752-3.

Einzelnachweise

  1. Personen-Datenbank. Berliner Klassik; abgerufen am 2. Dezember 2014
  2. Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 91, 30.7.1814, S. 12
  3. Hermann Gelder: Zur Geschichte der privilegierten Apotheken Berlins. Julius Springer, Berlin 1925, S. 22–23.
  4. E. Simon: Ueber den flüssigen Storax (Styrax liquidus). In: Annalen der Pharmacie. Band 31, Nr. 3, 1839, S. 265–277, doi:10.1002/jlac.18390310306.
  5. Adolf Echte, Franz Haaf, Jürgen Hambrecht: Fünf Jahrzehnte Polystyrol – Chemie und Physik einer Pioniersubstanz im Überblick. In: Angewandte Chemie. Band 93, Nr. 4, April 1981, S. 372–388, doi:10.1002/ange.19810930408.
  6. John Blyth, Aug. Wilh. Hofmann: Ueber das Styrol und einige seiner Zersetzungsproducte. In: Justus Liebigs Annalen der Chemie. Band 53, Nr. 3, 1845, S. 289–329, doi:10.1002/jlac.18450530302.
  7. Styrol. ChemgaPedia; abgerufen am 2. Dezember 2014