Eduard Müller (Politiker, 1818)

Eduard Müller

Eduard Müller (* 15. November 1818 in Quilitz, Landkreis Glogau, Provinz Schlesien; † 6. Januar 1895 in Neisse) war ein katholischer Priester und Politiker aus Niederschlesien.

Leben

Eduard Müller studierte ab dem Wintersemester 1839/40 an der Universität Breslau Katholische Theologie. Wie viele Kommilitonen wurde er 1841 im Corps Lusatia Breslau aktiv.[1] Ihm gehörte er zeitlebens an.[2] 1843 in Breslau zum Priester geweiht, war er Kaplan in Löwenberg in Schlesien und Religionslehrer in Sagan. 1852 kam er als Missionsvikar nach Berlin, zunächst mit einem seelsorglichen Auftrag für Fürstenwalde und Nauen. Er förderte die Gründung katholischer Gemeinden in und um Berlin, die katholischerseits zum fürstbischöflich-breslauischen Delegaturbezirk für Brandenburg und Pommern zählten. Er gründete mit Adolph Kolping den Gesellenverein, das spätere Kolpingwerk, für Berlin und wurde dessen erster Präses. Er wohnte jahrzehntelang in einem unbeheizten Zimmer in der Straße Hinter der Katholischen Kirche. Das nahe gelegene Gesellenhaus in der Niederwallstraße war ein Zentrum für Arbeiter, sozial Schwache und Durchwanderer. Müller war 1853 Mitbegründer des Akademischen Lesevereins, jetzt K.St.V. Askania-Burgundia Berlin, der ersten Verbindung des Kartellverbands.[3] Im selben Jahr übernahm er die Herausgeberschaft des 1848 begründeten Märkischen Kirchenblattes, einer Wochenzeitung für die Katholiken in der Mark Brandenburg, ab 1863 gab er zusätzlich den Berliner St. Bonifatius-Kalender heraus.[4]

Müller war Abgeordneter des Preußischen Landtages und dann ab 1871 auch des Deutschen Reichstages für die Deutsche Zentrumspartei, bei deren Gründung[5] er 1870 beteiligt war. Auf Drängen des für Berlin zuständigen Breslauer Fürstbischofs Kopp legte er 1891 sein Mandat nieder und zog sich auch von seinen kirchlichen Aufgaben zurück. Bis zu seinem Tod lebte er im Kloster der Grauen Schwestern in Neisse.

Gedenktafel für Müller am Turm der Eduardkirche

Wegen seiner seelsorgerlichen Tätigkeit wurde Euard Müller Apostolus Berolinensis „Apostel Berlins“ genannt.[6] Ihm zu Ehren wurde die 1907 erbaute St.-Eduard-Kirche in Berlin-Neukölln seinem Namenspatron, dem hl. Eduard dem Bekenner († 1066) geweiht. Nachdem Müller zunächst auf dem Alten St. Hedwigs-Friedhof beigesetzt worden war, fand er 1920 seine letzte Ruhestätte in dieser Kirche. 1984 wurde der Eduard-Müller-Platz in Berlin-Neukölln nach ihm benannt.[7] Das Kolpingwerk Berlin feiert den Eduard-Müller-Gedenktag an seinem Sterbetag, dem 13. Oktober.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Mariarose Fuchs: Eduard Müller. Eine Skizze seines Lebens. In: Heinrich Bachmann (Hrsg.): Das katholische Berlin. (= Deutsche Illustrierte Rundschau 1) München 1929, S. 67f.
  • E. Kolbe: Missionsvikar Eduard Müller. Ein Lebensbild. Hrsg. zum Besten des Baues einer St. Eduard-Kirche für Rixdorf-Britz bei Berlin. Verlage des Kirchbau-Sammel-Vereines St. Eduard, Britz, Berlin 1906.
  • Edmund Kreusch: Eduard Müller, der priesterliche Volksfreund. Ein Lebensbild. Berlin 1898.
  • Ernst Thrasolt [i. e. J. M. Tressel]: Eduard Müller. Der Berliner Missionsvikar. Ein Beitrag zur Geschichte des Katholizismus in Berlin, der Mark Brandenburg und Pommern. Hrsg. Alfons Erb. Berlin 1953.
  • Adalbert Jurasch (Bearb.): 1907–2007. 100 Jahre St. Eduard. Eduard-Müller-Gedächtniskirche Berlin-Neukölln. Berlin 2007.
  • Michael Dillmann: Eduard Müller. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 31, Bautz, Nordhausen 2010, ISBN 978-3-88309-544-8.
  • Helmut Neubach: Eduard Müller. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 357 (Digitalisat).
  • Wolfgang Löhr in Siegfried Koß, Wolfgang Löhr (Hrsg.): Biographisches Lexikon des KV. 6. Teil (= Revocatio historiae. Band 7). SH-Verlag, Schernfeld 2000, ISBN 3-89498-097-4, S. 74 ff.

Weblinks

Commons: Eduard Müller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kösener Almanach von 1887, S. 69/70, Nr. 29: Müller, Eduard.
  2. Kösener Korpslisten 1910, 30/30 als Müller II, in den Kösener Corpslisten 1930, 19/29 als Müller I, in den Kösener Corpslisten 1960, 81/29 als Müller I.
  3. Biographisches Lexikon des KV Band 6, S. 76
  4. Lena Krull: Prozessionen in Preußen. Katholisches Leben in Berlin, Breslau, Essen und Münster im 19. Jahrhundert. Ergon Verlag, Würzburg 2013, ISSN 2195-1306, ISBN 978-3-89913-991-4 (Religion und Politik Band 5), S. 226f.
  5. Der Berliner Missionsvikar Eduard Müller trat mit sehr viel Engagement für die Gründung einer katholischen Fraktion ein – Ulrich Arnold: Die Gründung der Zentrumspartei. Seminararbeit 1999, E-Book, ISBN 978-3-638-97360-1 (Online)
  6. Lena Krull: Prozessionen in Preußen. Katholisches Leben in Berlin, Breslau, Essen und Münster im 19. Jahrhundert. Würzburg 2013, S. 227.
  7. Eduard-Müller-Platz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  8. Harald Schwillus, Matthias Brühe: Erzbistum Berlin – Eine junge Diözese in langer Tradition. Sadifa Media 2009.

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Porträt des Priesters und Reichstagsabgeordneten Eduard Müller.
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Autor/Urheber: Ulf Heinsohn, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die St. Eduardkirche in Berlin: Tafel zur Erinnerung an Eduard Müller, genannt Apostel Berlins.