Edouard de Bièfve
Jean François Edouard de Bièfve (* 4. Dezember 1808 in Brüssel; † 7. Februar 1882 ebenda) war ein belgischer Historien- und Porträtmaler.
Leben
In einer wohlhabenden Brüsseler Familie geboren, studierte Edouard de Bièfve 1825 bis 1830 an der Brüsseler Malerakademie bei dem Historienmaler Joseph Paelinck, ging 1831 nach Paris und wandte sich dort den Romantikern zu. Bis 1841 bildete er sich zunächst im Atelier des Bildhauers David d’Angers und darauf bei dem Historienmaler Paul Delaroche weiter. Mit seinen Historiengemälden beschickte er in jenen Jahren Ausstellungen in Paris, aber auch in Antwerpen, Gent und Brüssel. Die Regierung des neuen, von den Niederlanden unabhängigen belgischen Staates wurde auf Edouard de Bièfves romantische Bilder aufmerksam und beauftragte ihn mit einem das belgische Nationalgefühl ansprechenden Werk über den Niederländischen Aufstand gegen die spanische Herrschaft. 1841 kehrte der Künstler nach Brüssel heim und stellte in Gent das für das Königliche Museum der Schönen Künste in Brüssel gemalte Bild Unterzeichnung des Compromisses der Edlen von Burgund am 16. Februar 1566 gegen die Einführung der Inquisition[1] (frz. Le Compromis des nobles en 1566) aus. Das Bild kam nicht nur in Belgien gut an. Zum Beispiel auf einer Rundreise durch Deutschland in den Jahren 1842 und 1843 erlebte der Künstler im Kunstverein mancher Stadt für dieses sein Hauptwerk besondere Aufmerksamkeit. Mehr noch – Edouard de Bièfve belebte mit seinem Meisterwerk innerdeutsche Diskussionen um die deutsche Historienmalerei.
De Bièfve vermachte dem belgischen Staat alle seine Bilder und sein Vermögen. Die letzte Ruhe fand er auf dem Laekener Friedhof.
Ehrungen und Mitgliedschaften
- Goldmedaille der Koninklijke Academie voor Schone Kunsten van Gent
- Leopoldsorden (Belgien)
- Verdienstorden vom Heiligen Michael
- Roter Adlerorden 3. Klasse (Preußen)
- 1843 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, Berlin, Sektion für die Bildenden Künste
- 1845 Hofmaler der belgischen Königin Louise d’Orléans
- 1846 korrespondierendes Mitglied der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique[2]
Rezeption
- Andrea Meyer schreibt zu der heftigen Kontroverse, die das Bild Le Compromis des nobles en 1566 in Deutschland ausgelöst hatte: Während Ernst Förster im Kunstblatt das belgische Kunstwerk negativ bewertet habe, hätte Franz Kugler das Bild gelobt.[3]
- Peter Stapf beschreibt die Aufnahme des oben erwähnten Bildes Le Compromis des nobles en 1566 im vorrevolutionären Deutschland und spricht den aufflammenden deutschen Richtungsstreit um den Nazarener-Stil Corneliusscher Prägung in den Werken eines Wilhelm von Kaulbach und Julius Schnorr von Carolsfeld an.[4]
Literatur
- Bièfve, Edouard de. In Meyers Konversations-Lexikon. Vierte Auflage, Band 2, 1888, S. 900 (peter-hug.ch).
- Judith Ogonovszky-Steffens: Edouard de Bièfve (1808–1882). Une étoile au sein de l’art officiel belge. In: Revue belge d’archéologie et d’histoire de l’art. 71, 2002, S. 59–88.
- Henri Hymans: Bièfve, Edouard de. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 4: Bida–Brevoort. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1910, S. 7 (Textarchiv – Internet Archive).
- Bièfve, Edouard de. In Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, 1905–08, Band 2, Sp. 832 (woerterbuchnetz.de).
- Bièfve, Edouard de. In: Arvid Ahnfelt (Hrsg.): Europas konstnärer: alfabetiskt ordnade biografier öfver vårt århundrades förnämsta artister. Oskar L. Lamms Förlag, Stockholm 1887, S. 38 (schwedisch, runeberg.org).
- Georg Nordensvan: Bièfve, Edouard de. In: Bernhard Meijer (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 2. Auflage. Band 3: Bergsvalan–Branstad. Nordisk familjeboks förlag, Stockholm 1905, Sp. 320 (schwedisch, runeberg.org).
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Biografie aus der Matrikel der Akademie der Künste Berlin.
- ↑ Académicien décédé: Édouard Jean François De Bièfve. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 1. September 2023 (französisch, mit Link zur Biografie (PDF)).
- ↑ Andrea Meyer in Michel Espagne, Bénédicte Savoy, Céline Trautmann-Waller (Hrsg.): Franz Theodor Kugler. Deutscher Kunsthistoriker und Berliner Dichter. Akademie-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-05-004645-7, S. 159–160; s. Franz Kugler: Sendschreiben an Herrn Dr. Ernst Förster in München über die beiden Bilder von Gallait und de Biefve. In: ders., Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte, Bd. 3, Stuttgart 1854, S. 401–407.
- ↑ Peter Stapf: Der Maler Max Thedy (1858–1924). Leben und Werk. Böhlau, Köln 2014, ISBN 978-3-412-22264-2, S. 48–49.
Personendaten | |
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NAME | De Bièfve, Edouard |
ALTERNATIVNAMEN | De Bièfve, Jean François Edouard |
KURZBESCHREIBUNG | belgischer Historien- und Porträtmaler |
GEBURTSDATUM | 4. Dezember 1808 |
GEBURTSORT | Brüssel |
STERBEDATUM | 7. Februar 1882 |
STERBEORT | Brüssel |
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Le Compromis des nobles en 1566., Huile sur toile peinte par Édouard de BIEFVE (1808-1880). Réplique 1849, œuvre exposée au Musée de beaux-arts de Lyon en 2014.
Scan aus Classified Signaturs of Artists