Edition F
Edition F ist ein Onlinemagazin für Frauen, das Nora-Vanessa Wohlert und Susann Hoffmann 2014 als Start-up-Unternehmen in Berlin gegründet haben. Im Gründungsjahr erhielt es einen LeadAward in der Kategorie Online Independent des Jahres. Im August 2022 meldete das Unternehmen Insolvenz an,[1] im November wurde bekannt, dass Edition F als Marke der Funke Mediengruppe weiterbestehen wird.[2]
Konzept und Finanzierung
Edition F ist als Business- und Lifestyle-Magazin für Frauen konzipiert in der Lücke „zwischen stereotypen, intellektuell wenig herausfordernden Frauenmagazinen und Wirtschaftsmagazinen, die eher auf Männer ausgerichtet sind“, so Nora-Vanessa Wohlert. Im Gründungsjahr sammelten Wohlert und Hoffmann Investitionen in Höhe von 100.000 Euro. Die Zahl der monatlichen Besucher lag laut Tagesspiegel Ende 2015 bei 350.000.[3] Nach einer weiteren Finanzierungsrunde wurde das Unternehmen auf einen Wert von vier Millionen Euro geschätzt.[4] Bis 2016 erhielt es insgesamt 850.000 Euro und zählte 500.000 Besucher im Monat.[3] Die Gründerinnen Nora-Vanessa Wohlert und Susann Hoffmann sind an der Edition F GmbH mit jeweils 37 Prozent beteiligt.[5] Am 1. Januar 2021 übernahm Lana Wittig von ihnen den Geschäftsführerposten, die zuvor Leiterin des Brand-Partnership-Teams war.[6][7]
Redaktion
Der Sitz der Redaktion befindet sich in Berlin-Prenzlauer Berg.[8] Bis 2017 waren die Gründerinnen Nora-Vanessa Wohlert und Susann Hoffmann Chefredakteurinnen und Teresa Bücker Redaktionsleiterin. Anschließend übernahm Teresa Bücker die Chefredaktion und Silvia Follmann die Redaktionsleitung, bis Teresa Bücker im Juni 2019 das Unternehmen verließ und Silvia Follmann die alleinige Redaktionsleiterin wurde.[9] Im September 2019 verließ auch Silvia Follmann das Unternehmen.[10] Von März 2020 bis Februar 2022 war Mareice Kaiser Chefredakteurin von Edition F.[11] Seit April 2022 führt Anne-Kathrin Heier die Redaktion als Editorial Lead.[12]
Inhalte
Die Artikel nehmen als Schwerpunkte Karriere, Gesellschaft und Politik in den Fokus ihrer Berichterstattung und Interviews sowie auch Persönliches. Sie sind laut der Website des Grimme Online Award 2018 „authentisch und feministisch“. Das Magazin sei im Zuge von #metoo „zu einer starken Stimme geworden“.[13]
Ein offener Brief der 2016 neu gewählten CDU-Bezirksverordneten von Berlin-Mitte, Jenna Behrends, den zuerst Edition F veröffentlicht hatte, brachte dem Magazin mediale Aufmerksamkeit.[3] Behrends attestierte darin ihrer Partei ein strukturelles Sexismus-Problem und löste damit eine Debatte in der CDU aus.[14]
Von den veröffentlichten Inhalten stammt ein Drittel von der Redaktion, ein Drittel von Nutzern und ein Drittel von Medienpartnern. Zur Finanzierung des Betriebs werden auch Native-Advertising-Beiträge veröffentlicht.[15]
Im März 2020 wurde mit Edition F Plus ein Paid-Content-Angebot gestartet,[16] das im Februar 2022 wieder eingestellt wurde.[17]
Preisverleihungen
Ab 2014 verlieh Edition F jährlich zusammen mit Zeit Online und dem Handelsblatt den 25 Frauen Award.[18][19] 2020 wurde der Preis nicht vergeben, nachdem sieben Frauen ihre Teilnahme mit dem Vorwurf des „Colorism“ zurückgezogen hatten, also mit der Begründung, dass unter den ausgewählten Persons of Color zu geringe Diversität hinsichtlich des Hauttons herrsche.[20][21][22]
2021 wurde der Edition F Award verliehen. Betont wurde dabei eine stärkere Berücksichtigung von „Women of Color, trans-, intersexuelle und nichtbinäre Personen, Frauen mit Behinderungen und Frauen, die von Klassismus betroffen sind“.[23]
Female Future Force
Im Jahr 2015 begann Edition F damit, kostenpflichtige Online-Workshops anzubieten.[24][25] 2017 wurden 380.000 Euro per Crowdfunding gesammelt, um die Online-Workshops zur Online-Akademie Female Future Force auszubauen.[26] Mit der Online-Akademie erwirtschaftete Edition F ein Drittel seines Umsatzes.[24] Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten wurde die Online-Akademie im März 2020 eingestellt. Den Gründerinnen zufolge erwirtschaftete sie zuletzt einen Verlust in Höhe von 10.000 Euro pro Monat.[27]
Am 25. August 2018, am 12. Oktober 2019 und am 16. und 17. September 2021 wurde ein Female Future Force Day veranstaltet. Die für den 10. Oktober 2020 geplante Ausgabe wurde wegen der COVID-19-Pandemie abgesagt.[28][29] Auch die 2022 geplante Veranstaltung wurde abgesagt, wegen gestiegener Kosten.[30]
Auszeichnungen
- 2014: LeadAward in Silber in der Kategorie Online Independent des Jahres[31]
- 2017: Journalist des Jahres in der Kategorie Entrepreneur[9]
- 2018: Nominierung für den Grimme Online Award[13]
Weblink
Einzelnachweise
- ↑ EDITION F·Allgemein··5 Minuten Lesedauer: Unendlich traurig und unserer Community zugewandt, müssen wir heute den FEMALE FUTURE FORCE DAY absagen – EDITION F meldet vorläufige Insolvenz an. In: EDITION F. 9. August 2022, abgerufen am 9. August 2022 (deutsch).
- ↑ Edition F wird nach Insolvenz Teil der Funke Mediengruppe. In: Der Spiegel. 9. November 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. November 2022]).
- ↑ a b c Anett Selle: „Edition F“ und der Sexismus der CDU. In: Der Tagesspiegel. 28. September 2016, abgerufen am 6. Januar 2019.
- ↑ Carina Kontio: Web-Magazin für Frauen: „Edition F ist die neue Brigitte“. In: Handelsblatt. 4. Dezember 2015, abgerufen am 6. Januar 2019.
- ↑ Edition F ( vom 21. März 2019 im Internet Archive) gruenderszene.de (Archivversion vom 21. März 2019)
- ↑ Marc Bartl: Edition F: Gründerinnen Wohlert und Hoffmann verlassen Brücke - Wittig steigt zur Chefin auf kress.de, 20. Oktober 2020
- ↑ Carina Kontio: Führungswechsel bei Edition F: „Wir übergeben jetzt an eine neue Generation“ handelsblatt.com, 20. Oktober 2020
- ↑ Impressum editionf.com
- ↑ a b Maike Brülls: Edition F verliert Chefredakteurin – Teresa Bücker verabschiedet sich taz.de, 8. Mai 2019
- ↑ Philipp Alvares de Souza Soares: Edition F steckt in der Krise manager-magazin.de, 16. September 2019
- ↑ Thomas Borgböhmer: Nachfolgerin für Teresa Bücker: Mareice Kaiser wird Chefredakteurin bei „Edition F“ meedia.de, 9. März 2020
- ↑ Thomas Borgböhmer: „Edition F“ macht nun in Diversity-Beratung und stellt Führungsteam um meedia.de, 20. April 2022
- ↑ a b Grimme Online Award 2018: Edition F. In: grimme-online-award.de. Abgerufen am 6. Januar 2019.
- ↑ Melanie Berger und Karin Christmann: Alle schweigen - eine spricht. In: Der Tagesspiegel. 27. September 2016, abgerufen am 6. Januar 2019.
- ↑ Sissi Pitzer: Edition F: Das digitale Zuhause für Frauen. In: Bayerischer Rundfunk. 7. Juni 2017, abgerufen am 1. Dezember 2019.
- ↑ Edition F startet neues Bezahlmodell „Edition F Plus“ meedia.de, 31. März 2020
- ↑ Wir sagen „Bye, EDITION F PLUS!“ editionf.com, 1. Februar 2022
- ↑ Diese 25 Frauen machen die Wirtschaft gerechter. In: zeit.de. 9. Juni 2018, abgerufen am 8. August 2020.
- ↑ 25 Frauen, die unsere Gesellschaft bewegen. In: handelsblatt.com. 20. Mai 2019, abgerufen am 8. August 2020.
- ↑ 25 Frauen Award: Wir machen Platz. In: editionf.com. 10. Juli 2020, abgerufen am 8. August 2020.
- ↑ Philipp Awounou: „Rassismus hat übrigens nichts mit der Hautfarbe zu tun“. In: zeit.de. 27. Juli 2020, abgerufen am 8. August 2020.
- ↑ Jan Fleischhauer: Sehnsucht nach der Schuld: Die deutsche Elite entdeckt den Rassisten in sich. In: focus.de. 7. August 2020, abgerufen am 8. August 2020.
- ↑ Diese Menschen zeigen Wege aus der Krise. In: handelsblatt.com. 29. Oktober 2021, abgerufen am 29. Oktober 2021.
- ↑ a b Wie Edition F mit digitalem Coaching ein Drittel seines Umsatzes macht kress.de, 31. Januar 2019
- ↑ „Die Klischees sind stark“: die „Edition F“-Macherinnen im Interview mediummagazin.de, 8. November 2016
- ↑ Medien-Startup Edition F startet neues Bezahl-Modell gruenderszene.de, 4. Oktober 2017
- ↑ Nora-Vanessa Wohlert und Susann Hoffmann: Achterbahn: Zum fünften Geburtstag von Edition F. In: editionf.com. 8. Mai 2019, abgerufen am 8. Mai 2019.
- ↑ femalefutureforceday.com
- ↑ Feminismus tut weh freitag.de, 15. Oktober 2019
- ↑ Online-Frauen-Plattform Edition F meldet Insolvenz an. Abgerufen am 10. August 2022 (deutsch).
- ↑ LeadAwards 2014: Die Preisträger leadacademy.de