Edith Heischkel-Artelt

Edith Heischkel-Artelt geborene Edith Heischkel (* 13. Februar 1906 in Dresden; † 1. August 1987 in Frankfurt am Main) war eine deutsche Ärztin, Philologin und Medizinhistorikerin.

Leben

Edith Heischkel studierte Medizin und wurde 1931 an der Universität Freiburg im Breisgau mit einer medizinhistorischen Dissertation promoviert. 1938 habilitierte sie sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Berlin, wo sie ab 1939 als Privatdozentin tätig war. 1945 wurde sie an der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin promoviert. Bei der Frage um die Nachfolge von Diepgen auf den Lehrstuhl für Medizingeschichte in Berlin 1944 war sie eine der Kandidaten.[1]

Während der Zeit des Nationalsozialismus war sie als Hitlerjugend-Ärztin und Mädelringführerin beim Bund Deutscher Mädel tätig. Sie gehörte der NSDAP, der NSV und dem NS-Dozentenbund an.[2]

Heischkel-Artelt baute nach Einrichtung der Medizinischen Fakultät der Universität Mainz zum Wintersemester 1946/47 zusammen mit ihrem Lehrer Paul Diepgen das dortige medizinhistorische Institut auf und wurde 1948 zur außerplanmäßigen, 1962 zur ordentlichen Professorin ernannt. Sie leitete das Institut bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1974. Im Jahr 1960 wurde sie zum Mitglied der Leopoldina gewählt.

Zu ihren akademischen Schülern gehörte der Medizinhistoriker Gernot Rath.[3]

Mit Walter Artelt, Heinz Goerke und Gunter Mann (1924–1992) war Heischkel Herausgeberin der ab 1966 erschienenen Zeitschrift Medizinhistorisches Journal.[4]

Edith Heischkel-Artelt war mit dem Medizinhistoriker Walter Artelt verheiratet. Nach ihr war das Edith Heischkel-Mentoring-Programm zur „Förderung promovierter Medizinerinnen/Zahnmedizinerinnen sowie promovierender/promovierter Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen der Universitätsmedizin Mainz“ benannt.[5] 2018 wurde das Mentoring-Programm umbenannt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass Details zum Verhalten Heischkel-Artelts während der Zeit des Nationalsozialismus und vor allem danach bekannt geworden waren.[6][7]

Schriften (Auswahl)

Als Autorin
  • Die Medizinhistoriographie im XVIII. Jahrhundert. Brill, Leiden 1931 (Dissertation, Medizinische Fakultät, Universität Freiburg im Breisgau, 1931).
  • mit Paul Diepgen: Die Medizin an der Berliner Charité bis zur Gründung der Universität: Ein Beitrag zur Medizingeschichte des 18. Jahrhunderts. Springer, Berlin 1935, doi:10.1007/978-3-642-91096-8.
  • Die Medizingeschichtschreibung von ihren Anfängen bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts (= Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. H. 28). Ebering, Berlin 1938 (Habilitationsschrift, Medizinische Fakultät, Universität Berlin, 1938); Nachdruck: Kraus-Reprint, Nendeln/Liechtenstein 1977.
  • Die deutschen medizinischen Zeitschriften der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts als publizistische Führungsmittel zu einer neuen Heilkunde. O.O. [1945] (Dissertation, Philosophische Fakultät, Universität Berlin, 1945).
Als Herausgeberin
  • mit Walter Artelt, Julius Schuster: Paul Diepgen: Medizin und Kultur. Gesammelte Aufsätze zu seinem 60. Geburtstag am 24. November 1938. Enke, Stuttgart 1938.
  • Ernährung und Ernährungslehre im 19. Jahrhundert. Vorträge eines Symposiums am 5. und 6. Januar 1973 in Frankfurt am Main (= Studien zur Medizingeschichte des neunzehnten Jahrhunderts. Band 6). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1976.

Literatur

  • Hans-Heinz Eulner u. a. (Hrsg.): Medizingeschichte in unserer Zeit. Festgabe für Edith Heischkel-Artelt und Walter Artelt zum 65. Geburtstag. Enke, Stuttgart 1971, ISBN 3-432-01698-0 (Mit Bibliographie zu Edith Heischkel-Artelt und Walter Artelt S. 457–477).
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Aufl. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 241.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Florian Bruns, Andreas Frewer: Fachgeschichte als Politikum: Medizinhistoriker in Berlin und Graz im Dienste des NS-Staates. In: Medizin, Gesellschaft und Geschichte. Jahrbuch des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung. Band 24, 2005, S. 170. Auf Platz 2 hinter Walter Artelt und vor Bernward Gottlieb, der auf Druck der SS schließlich noch kurz vor Kriegsende eingesetzt wurde.
  2. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 241.
  3. Florian G. Mildenberger: Gerhard Oskar Baader (3. Juli 1928–14. Juni 2020). In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 321–326, hier: S. 323.
  4. W. Artelt, H. Goerke, E. Heischkel, G. Mann (Hrsg.): Medizinhistorisches Journal. Georg Olms, Hildesheim / New York (Band 9, 1974).
  5. Edith Heischkel-Programm – Mentoring in der Medizin der Universitätsmedizin Mainz
  6. Newsdetail – Universitätsmedizin Mainz. Abgerufen am 22. März 2018.
  7. Vgl. auch Florian G. Mildenberger: Gerhard Oskar Baader (3. Juli 1928–14. Juni 2020). 2017/2018 (2021), S. 323 f.