Eden Natan-Zada

Eden Natan-Zada (* 9. Juli 1986; † 4. August 2005 in Schefar’am) war ein israelischer Siedler und Terrorist, der am 4. August 2005 in einem Bus in Schefar'am vier arabische Israelis ermordete und 24 weitere Insassen verletzte. Er wurde von Passagieren des Busses und Passanten überwältigt und zu Tode geprügelt.[1]

Früheres Leben

Natan-Zadas Eltern beschrieben ihren Sohn als einen intelligenten und fleißigen Schüler, bevor er sich dem Kahanismus zuwandte.[2]

Er war erst kurz vor der Tat streng religiös geworden.[3] Er begann damit, seine Wochenenden in der Kach-Hochburg Kfar Tapuach, einer israelischen Siedlung im Westjordanland, zu verbringen, wo er sich wohl auch vor der israelischen Militärpolizei versteckte, nachdem er als Wehrpflichtiger aus den Israelischen Streitkräften desertierte.[2]

In einem Brief legte Natan-Zada seine Motive offen und gab an, dass er nicht mehr in der Armee dienen könne, da dies eine Organisation sei, die Juden vertreibe.[4] Gemeint war damit Ministerpräsident Ariel Scharons Plan zur Räumung Gazas und einiger Westbank-Siedlungen.

Natan-Zadas Mutter behauptete später, sie habe ihren Sohn „angebettelt“ seine Waffe zurückzugeben, die er bei seiner Fahnenflucht zusammen mit der Uniform mitgenommen hatte.[5]

Tathergang

Natan-Zada betrat am 4. August 2005 den Egged-Bus in Richtung Schefar'am. Er trug sein M16-Sturmgewehr, Uniform, Jarmulke, Schläfenlocken und das orange Bändchen[6] der Räumungs-Gegner. Kurz nachdem der Bus Schefar'am erreicht hatte, erschoss er den Busfahrer und feuerte sodann auf die Passagiere. Er tötete dabei zwei direkt, eines der Opfer erlag später den Schussverletzungen. Natan-Zada wurde von Passanten und Passagieren überwältigt und war bei Eintreffen der Polizei noch am Leben. Die israelischen Polizeikräfte konnten die aufgebrachte Menge nicht davon abhalten, ihn zu lynchen.[7]

Die vier Opfer waren die muslimischen Schwestern Hazar Turki und Dina Turki und zwei christliche Männer: Der Busfahrer Michel Bahus und Nader Hayek. Am Tag nach dem Anschlag nahmen 40.000 Menschen an deren Beerdigungen teil.

Reaktionen

Obwohl keine Gruppe sich zur Tat bekannte und ein Vertreter der radikalen Siedlerbewegung jegliche Beteiligung bestritt, wurde vermutet, dass der Anschlag ein Versuch war, Scharons Räumungs-Plan zu torpedieren.[8]

Scharon selbst verurteilte den Anschlag als eine „Tat eines blutdürstigen jüdischen Terroristen“. Vize-Premier Schimon Peres und Innenminister Ophir Pines-Paz besuchten die Angehörigen der Opfer.[9]

Opferentschädigung

Da das israelische Opferentschädigungsgesetz darauf abstellte, dass der Täter einer „feindlich gegen Israel“ gerichteten Organisation angehörte, entschied der israelische Verteidigungsminister Schaul Mofaz zunächst, dass den Hinterbliebenen der Opfer kein Anspruch auf staatliche Entschädigung zustehe.[10] Vertreter der arabischen Bevölkerung Israels verurteilten dies, das Knesset-Mitglied Mohammed Barakeh bezeichnete die Entscheidung als rassistisch, da sie zwischen arabischen und jüdischen Terroristen unterscheide.[10] Auf Veranlassung von Ministerpräsident Scharon wurde am 19. Juli 2006 das Gesetz so geändert, dass alle Opfer von Terrorakten gleichbehandelt werden.[11] Als Ergebnis dieser Änderung wurden die Familien der Opfer entschädigt.[11]

Beerdigung

Natan-Zadas Beerdigung wurde zum Politikum, da sich einige Gemeinden weigerten, ihn bei sich beerdigen zu lassen. An seiner Beerdigung nahmen hunderte Israelis teil. Drei von ihnen, Efraim Hershkovits, der Führer der „neuen Kach“, der Sohn des ehemaligen Kach-Aktivisten Tiran Pollack, Gilad Pollack und Saadia Herskof wurden dabei festgenommen.[5]

Verfahren gegen Beteiligte am Lynch

Einige Monate nach der Tat wurden 12 Bewohner des Ortes anhand von Bildmaterial und Zeugenaussagen identifiziert und wegen der Lynchjustiz belangt. Fünf Männer wurden wegen Behinderung der Exekutive angeklagt und im Rahmen eines Vergleiches zu Sozialarbeit verurteilt. Die anderen Sieben wurden wegen Mordversuchs angeklagt, aber bis heute noch nicht verurteilt. Sie ließen sich nicht auf einen Handel mit der Staatsanwaltschaft ein und erklärten sich für unschuldig. Bei einer Verhandlung im Februar 2013 in Haifa kam es zu Protesten mit Verhaftungen, in denen den Behörden vorgeworfen wurde, die arabischen Opfer zu verfolgen, statt die Hintermänner des Anschlages zu suchen.[12]

Weitere Erkenntnisse

2010 erhärtete sich der Verdacht, dass israelische Regierungsbehörden bereits vorher von Natan-Zadas Plänen Kenntnis gehabt haben.[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Israeli Government Bears Responsibility for Shfaram Massacre (Memento vom 2. Oktober 2013 im Internet Archive) Kibbush.co.il, 7. August 2005
  2. a b Stephen Farrell: Israeli killer was recruited to terror over the internet, The Times, 6. August 2005. Abgerufen am 29. März 2009. 
  3. No group holds patent on terrorism St Petersberg Times, Susan Taylor Martin, August 9, 2005
  4. „I won’t expel Jews“ Ynetnews, 5. August 2005
  5. a b Israel responds to Israeli terrorism (Memento vom 3. September 2005 im Internet Archive) The New Republic, 10 July 2005
  6. Israeli police brace for possible riots
  7. Ahiye Raved: We tried to prevent lynch. Ynetnews, 5. August 2005, abgerufen am 11. März 2009.
  8. Greg Myre: Jewish Militant Opens Fire on Bus of Israeli Arabs, Killing 4, The New York Times, 5. August 2005. Abgerufen am 21. März 2010. 
  9. PM SHARON STATEMENT on Jewish terrorist attack IMRA, 4. August 2005
  10. a b Chris McGreal: Jewish gunman was no terrorist, Israel rules. The Guardian, 1. September 2005, abgerufen am 22. Februar 2009.
  11. a b Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor: RESPECT FOR HUMAN RIGHTS. In: Israel and the occupied territories: Country Reports on Human Rights Practices. United States Department of State, 6. März 2007, abgerufen am 22. Februar 2009: „In 2005 in the wake of the Shfaram attack, after Eden Natan-Zada, a member of the illegal right-wing Jewish movement Kach, killed four Israeli Arabs and wounded others when he fired on a bus, then Prime Minister Ariel Sharon ordered the amendment of existing legislation which authorized compensation only for victims of terrorist actions perpetrated by regular military forces or by an organization hostile to the State of Israel or the Jewish people. On July 19, the government amended the 1970 Compensation Law for Victims of Hostile Acts to include any persons victimized by violence deriving from the Israeli-Arab conflict. Under the amended law, the Natan-Zada victims and their families were recognized as victims of terrorism and eligible for compensation.
  12. Trial of Israeli Arabs accused of lynching Jewish terrorist disrupted by demonstration, Ha-Aretz am 21. Februar 2013
  13. Artikel in der Haaretz