Edelrid

Edelrid GmbH & Co. KG

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RechtsformGmbH & Co. KG
Gründung1863
SitzIsny im Allgäu, Baden-Württemberg, Deutschland
LeitungAlbrecht von Dewitz
Mitarbeiterzahl165[1]
Umsatz34,7 Mio. EUR[1]
BrancheOutdoorequipment
Websitewww.edelrid.com
Stand: 31. Dezember 2019

Edelrid ist ein deutscher Hersteller von Kletter- und Bergsportausrüstung (Persönliche Schutzausrüstung) mit Sitz in Isny im Allgäu, Baden-Württemberg.[2] Gegründet wurde das Unternehmen 1863 vom Kaufmann und Alpinist Julius Edelmann und dem Techniker Carl Ridder als Litzen- und Kordelfabrik. Seit 2006 ist Edelrid ein Teil der Vaude-Gruppe.[3]

Geschichte

Im Jahr 1863 gründeten Julius Edelmann und Carl Ridder das Unternehmen in Isny im Allgäu. Damit ist es nach dem Schweizer Unternehmen Mammut (gegründet 1862) das älteste bestehende Bergsportunternehmen der Welt. Zunächst wurden ausschließlich Litzen und Kordeln produziert. Die 1880 präsentierten geflochtenen Angelschnüre aus Leinen und Seide waren die ersten Anzeichen für die spätere Ausrichtung auf technische Geflechte.

Im Juli 1973 kam es in der Produktionshalle zu einer Gasexplosion, durch die die Produktionsstätte vollständig niederbrannte. Erst Mitte 1974 konnte die Produktion wieder aufgenommen werden.[4]

Am 1. Januar 2001 wurde das Familienunternehmen an die englische Unternehmensgruppe The Rope Company Ltd. verkauft. 2006 wurde die Edelmann & Ridder GmbH & Co durch die Vaude-Gruppe übernommen[3] und 2009 in EDELRID GmbH & Co. KG umbenannt. 2008 wurden die Marken Lucky für Kletterbedarf, sowie Markill für Campingkocher und Kochgeschirr in die Marke Edelrid integriert. 2017 wurde das Unternehmen Red Chili, vor allem bekannt als Kletterschuhhersteller, durch Edelrid gekauft, wobei deren Produkte weiterhin unter dem Markennamen Red Chili durch Edelrid vertrieben werden.[5] Seit 1. September 2022 zählt auch die Firma ABS Sports + Protection GmbH & Co.KG, die sich durch die Erfindung des Lawinenairbags einen Namen gemacht hat, zur Edelrid Gruppe.[6]

Als Sponsor des Deutschen Alpenvereins stattet die Firma seit 2013 den Deutschen Nationalkader Klettern und Bouldern sowie den DAV-Jugendkader Sportklettern mit Ausrüstung aus.[7] Zudem ist Edelrid direkter Sponsor von 37 Sportkletterern.[8]

Produktentwicklungen

1953 entwickelte das Unternehmen das Prinzip des modernen Kernmantelseils.[9][10][4][11] Die Kombination aus einem tragenden Kern und einer schützenden Mantelschicht ist heute weltweit Standard bei Kletterseilen. Edelrid revolutionierte damit den Klettersport.[12]

Weitere Innovationen beinhalteten das erste Multi-Sturz-Seil (dynamisches Kletterseil, 1964), der Brustgurt (1965) als ersten Anseilgurt[13], das Prinzip des Zwillingsseils (1977), sowie das erste schwimmfähige Seil für Canyoning (1994).[4]

2015 erhielt die Firma einen ISPO-Award Gold für die Umlenkstation Topper zur Verringerung des Seilverschleißes und mit einem Sicherheitsverschluss, der doppeltes Einhängen oder versehentliches Aushängen verhindert.[14]

2016 entwickelte Edelrid das Ohm als dynamischen Bremswiderstand zur Erhöhung der Sicherheit beim Klettern in Seilschaften mit Gewichtsunterschieden.[15]

2019[16] stellte die Firma mit dem Giga Jul den ersten alpinen Autotuber vor, der sich zwischen manueller und blockierunterstützender Betriebsart umschalten lässt und überdies über eine Guidestellung zum Nachholen des Nachsteigers verfügt.[17]

2021 erhielt Edelrid-Entwickler Sebastian Straub den Bundespreis Ecodesign für das erste dynamische Bergseil, das nur zur Hälfte aus Neumaterial und zur anderen Hälfte aus recycelten Seilen besteht.[18]

Produkte

Bis heute ist die Produktion von Kletterseilen ein Kerngeschäft des Unternehmens.[19] Das Unternehmen konzentriert sich bei seinen Produkten heute weiterhin auf Persönliche Schutzausrüstung (PSA) für die Bereiche Sportklettern, Arbeitssicherheit und Hochseilgärten (Adventure Parks).

Seit 2010 ist Edelrid EMAS- und ISO-14001-zertifiziert.

Unternehmerische Verantwortung

Edelrid achtet bei Lieferanten auf soziale und ökologische Standards. Bekleidungsprodukte werden nach dem Standard von Fair Wear zertifiziert. Bei der Seilherstellung entstehende Reste und Abfälle werden wieder in die Produktion zurückgeführt und z. B. bei der Herstellung neuer Seile mit Recycling-Anteil verwendet. Im Unternehmen gibt es seit 2020 eine CSR-Managerin.[20][21]

Mit der gemeinnützigen Albrecht von Dewitz Stiftung engagiert sich Edelrid gemeinsam mit Vaude und über eigene CSR-Aktivitäten und Standards hinaus für das Wohl des Gemeinwesens.[22] Die selbstständige Stiftung, die ihren Sitz in Tettnang hat, fördert und entwickelt Projekte in den Themenfeldern Alpine Sicherheit und Nachhaltiger Bergsport. Das jährliche Fördervolumen ergibt sich aus der Gewinnausschüttung der Unternehmen Vaude und Edelrid, deren Gesellschafter die Stiftung ist. Gründer und Namensgeber der Stiftung ist Edelrid-Geschäftsführer Albrecht von Dewitz.[23] Antje von Dewitz ist Vorsitzende des Stiftungsrats. Neben Untersuchungen und Studien zu Unfallhergängen setzt die Stiftung im Themenfeld Alpine Sicherheit auf Erkenntnisse der Material- und Verhaltensforschung.[24] Im Themenfeld Nachhaltiger Bergsport sucht sie Ideen und Lösungsansätze, wie Bergsport möglichst naturverträglich, klima- und ressourcenschonend betrieben werden kann.[25]

Weblinks

Commons: Edelrid – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Jahresabschluss zum 31. Dezember 2019 im elektronischen Bundesanzeiger
  2. Markus Huber: Erst das Konzept, dann die Marge. In: sport-fachhandel.com. 11. Juli 2013, abgerufen am 18. September 2021.
  3. a b VAUDE übernimmt Edelrid, climbing.de, 27. Februar 2006
  4. a b c Herstellerportrait Edelrid (Memento vom 13. Januar 2015 im Internet Archive) 4-Seasons
  5. Red Chili an Edelrid verkauft: Stefan Glowacz erklärt Anschluss an Vaude-Gruppe (17. Juni 2017)
  6. Der Erfinder des Lawinenrucksacks ABS wird Teil der EDELRID Firmengruppe | EDELRID. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  7. Deutscher Alpenverein e.V. (DAV): Team-Ausrüster - Sponsoren und Partner - DAV - Deutscher Alpenverein (DAV). Abgerufen am 27. Juni 2022.
  8. EDELRID Athlet*innen. In: Edelrid. Abgerufen am 29. Juni 2022.
  9. H.A. McKenna, John W. S. Hearle, N. O’Hear: Handbook of Fibre Rope Technology. Woodhead Publishing, 2004, ISBN 978-1-85573-993-2, S. 375.
  10. So wird ein Seil draus Deutscher Alpenverein Panorama 1/2013
  11. Gerald Krug: Kinderkopf und Affenfaust. 4. Auflage. Geoquest, Halle, 2017, ISBN 978-3-00-014952-8, S. 19.
  12. Peter Albert: 101 Dinge, die ein Kletterer wissen muss
  13. Pit Schubert: Sicherheit und Risiko in Fels und Eis, Seite 156
  14. ISPO Award Gewinner 2015, Gold Winner - Kategorie Outdoor: Topper Station - Edelrid, Alpin.de, abgerufen 2022-06-28
  15. Sportklettern: Sichern mit Gewichtsunterschied Deutscher Alpenverein. Abgerufen 2022-06-27
  16. The GIGA JUL: A new innovation from Edelrid UK climbing: 18. Juni 2019. Abgerufen 2022-07-06
  17. Edelrid Giga Jul Review Jeff Dobronyi, Andy Wellman. Gearlab: 16. September 2021. Abgerufen 2022-07-06
  18. Bundespreis Ecodesign - Gewinner - NEO 3R 9,8 MM, abgerufen 2022-06-28
  19. edelrid.de: Umwelterklärung Edelrid (Memento vom 28. Oktober 2014 im Internet Archive)
  20. CSR bei EDELRID. In: EDELRID. Abgerufen am 13. Juli 2023.
  21. Aus Seil wird Seil: Edelrid's Vision von der Kreislaufwirtschaft. In: Klettermagazin Lacrux. Lacrux Medien GmbH, 7. April 2023, abgerufen am 13. Juli 2023.
  22. Über uns - Albrecht von Dewitz Stiftung. Abgerufen am 13. Juli 2023.
  23. Albrecht von Dewitz gründet gemeinnützige Stiftung. In: bergsteigen.com. Alpinverlag Jentzsch-Rabl GmbH, 10. September 2019, abgerufen am 13. Juli 2023.
  24. Funding für neues Forschungsprojekt zu Gruppenentscheidungen im Bergsteigen. TU München, 20. Februar 2023, abgerufen am 13. Juli 2023.
  25. Digital Ranger: Outdoorsport und Naturschutz. Uni Bayreuth, 1. März 2022, abgerufen am 13. Juli 2023.

Koordinaten: 47° 42′ 7,5″ N, 10° 3′ 6,2″ O

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