Ed Hugus

Der Ferrari 250 GT Berlinetta SWB mit dem Augie Pabst und Ed Hugus Gesamtvierte beim 12-Stunden-Rennen von Sebring 1960 wurden

Edward James „Ed“ Hugus (* 30. Juni 1923 in Pittsburgh; † 29. Juni 2006 in Pebble Beach) war ein US-amerikanischer Automobilrennfahrer. Nach eigenen Angaben fuhr auch er als Ersatzfahrer auf dem Siegerwagen des 24-Stunden-Rennens von Le Mans 1965, ohne in den Ergebnislisten verzeichnet zu sein.

Die Le-Mans-Geschichte

Um den Rennfahrer Ed Hugus rankt sich eine der größten Kuriositäten des internationalen Motorsports. 1965 kam er als Ersatzfahrer des North American Racing Teams zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Nach damaligem Reglement durfte jede Rennmannschaft einen Ersatzfahrer für alle eingesetzten Fahrzeuge nominieren. Dieser durfte dann zum Einsatz kommen, wenn vor dem Rennen feststand, dass einer der Einsatzfahrer aus gesundheitlichen Gründen nicht starten durfte oder konnte. Allerdings war auch dieses Reglement, wie so viele im Motorsport, nicht präzise genug formuliert. So blieb unklar, ob der Ersatzfahrer auch während des bereits laufenden Rennens eingesetzt werden durfte. Klar geregelt war nur, dass ein durch einen Unfall ausgeschiedener Fahrer nicht ersetzt werden durfte. So viel zur Vorgeschichte.

Knapp vor 4 Uhr in der Nacht kam Masten Gregory, der sich einen Ferrari 250LM mit Jochen Rindt teilte, völlig unverhofft an die Box. Gregory, der stark kurzsichtig war und seine Brillen auch im Cockpit trug, hatte Rauch ins Auto und in die Augen bekommen. Rund um die Strecke waren wie jedes Jahr die ganze Nacht hunderte Grillfeste im Gange. Der dabei entstandene Rauch zog wie Nebel über die Strecke und behinderte nicht selten die Fahrer. Gregory kam an die Box, weil er nicht mehr weiterfahren konnte. Dummerweise war Jochen Rindt nicht an der Box – sein nächster Einsatz sollte erst zwei Stunden später sein – und niemand wusste, wo er war. Anwesend war aber Ed Hugus, der kurzerhand den Helm von Gregory aufsetzte und dessen Einsatz zu Ende fuhr. Einer breiten Sportöffentlichkeit blieb dies über Jahrzehnte verborgen. Erst Hugus selbst machte in einem Brief 2005 die Geschichte bekannt.[1] Hugus war zwar bei der Siegerehrung anwesend, wurde aber nicht geehrt und steht auch nicht in der offiziellen Ergebnisliste. Bilder aus dem Jahr 1965 zeigen den vor der Siegertribüne stehenden Hugus. Ein Gerücht besagt auch, dass er, behindert durch Menschenmassen, es trotz der Hilfe zweier Gendarmen nicht rechtzeitig bis zur Ehrung schaffte.[2] Luigi Chinetti, der Besitzer und Teamchef des North American Racing Teams, erzählte Hugus Jahre nach dem Rennen, er habe den Vorfall zwar den Offiziellen des ACO gemeldet, diese hätten aber kein großes Interesse an der Sachlage gehabt.[1] Der französische Journalist Christian Moity, Herausgeber verschiedener Bücher über das 24-Stunden-Rennen, widerspricht in einer Publikation dieser Ansicht. Chinetti hätte allen Grund gehabt, Stillschweigen über den Fahrerwechsel zu halten, weil die Gefahr einer Disqualifikation relativ groß gewesen sei.[3] Erst in den letzten Jahren fand Hugus’ Name Einlass in die Siegerlisten neuerer Publikationen über Le Mans.[4] Das offizielle Ergebnis von 1965 wurde bis heute nicht geändert.

Karriere und Leben

Ed Hugus wuchs auf einer Farm in Pennsylvania auf und diente im Zweiten Weltkrieg als Fallschirmjäger im Pazifik. Nach dem Krieg stieg er in den Autohandel ein und begann 1952 eine Karriere als Rennfahrer. Er verkaufte in erster Linie europäische Sportwagen, hatte aber auch eine VW-Vertretung und war einer der ersten Händler, der die AC Cobras von Carroll Shelby vertrieb. In den 1950er-Jahren wurde er zu einem der bekanntesten US-amerikanischen Sportwagen- und Langstreckenpiloten. 1956 gab er sein Debüt in Le Mans, wo zwei siebte Plätze (1958 und 1960) seine besten Platzierungen in der Gesamtwertung waren. 1960 wurde er gemeinsam mit Augie Pabst Zweiter beim 12-Stunden-Rennen von Sebring.

„Big Business“ hielt Hugus oft von Rennengagements ab, so schlug er 1958 ein Angebot von Duane Carter aus, beim 500-Meilen-Rennen von Indianapolis an den Start zu gehen. Er blieb immer wohlhabender Amateur. 1968 verkaufte er seine Betriebe in Pittsburgh und zog ins sonnige Jacksonville. Dort eröffnete er eine BMW-Vertretung. Auf einem BMW hatte er 1969 auch seinen letzten Renneinsatz.

Ed Hugus, der sich 1974 aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hatte, starb im Juni 2006 im Alter von 83 Jahren.

Statistik

Le-Mans-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegeTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1956Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Cooper Car CompanyCooper T39Vereinigte StaatenVereinigte Staaten John BentleyRang 8
1957Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ed HugusPorsche 550A RSNiederlandeNiederlande Carel Godin de BeaufortRang 8 und Klassensieg
1958Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ed HugusFerrari 250TRVereinigte StaatenVereinigte Staaten Ernie EricksonRang 7
1959Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ed HugusPorsche 718RSKVereinigte StaatenVereinigte Staaten Ernie EricksonAusfallMotorschaden
1960Vereinigte StaatenVereinigte Staaten North American Racing TeamFerrari 250 GT SWBVereinigte StaatenVereinigte Staaten Augie PabstRang 7
1961Vereinigte StaatenVereinigte Staaten North American Racing TeamOsca Sport 1000Vereinigte StaatenVereinigte Staaten David CunninghamAusfallDefekt
1962ItalienItalien Ed HugusFerrari 250GT SWB BertoneVereinigte StaatenVereinigte Staaten George ReedRang 9
1963Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ed HugusAC Cobra 289 Mk. IIVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter JoppDisqualifiziert
1964Vereinigte StaatenVereinigte Staaten North American Racing TeamFerrari 250GTOFrankreichFrankreich José RosinskiAusfallDefekt

Sebring-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegeTeamkollegeTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1956Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Cooper Car Co.Cooper T39Vereinigte Staaten 48 John BentleyAusfallBatterie
1957Venezuela Chester FlynnMercedes-Benz 300 SLVenezuela Chester FlynnRang 33
1958Vereinigte Staaten 48 Harry KullerFerrari 250TRVereinigte Staaten 48 John FitchAusfallMotorschaden
1959Venezuela Chester FlynnPorsche 718 RSKVereinigte Staaten 48 Ernie EricksonRang 10
1960Vereinigte StaatenVereinigte Staaten North American Racing TeamFerrari 250 GT SWBVereinigte StaatenVereinigte Staaten Augie PabstRang 4
1961Vereinigte StaatenVereinigte Staaten NARTFerrari Dino 246SVereinigte StaatenVereinigte Staaten Alan ConnellAusfallKraftübertragung
1962Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Scuderia BearFerrari 250 GT SWB EXPVereinigte StaatenVereinigte Staaten George ReedRang 8
1964Vereinigte StaatenVereinigte Staaten William McLaughlinIso Grifo A3CVereinigte StaatenVereinigte Staaten William McLaughlinVereinigte StaatenVereinigte Staaten Enus WilsonRang 33
1965Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ed HugusFerrari 275PVereinigte StaatenVereinigte Staaten Tom O’BrienVereinigte StaatenVereinigte Staaten Charlie HayesVereinigte StaatenVereinigte Staaten Paul RichardsRang 12
1966Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ed HugusPorsche 906Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Lake UnderwoodRang 8
1967Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ed HugusPorsche 906Kanada John CannonAusfallMotorschaden
1969Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Elsco CorporationBMW 2002Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Chuck DietrichVereinigte StaatenVereinigte Staaten Eugene NearburgAusfallÖlpumpe

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

SaisonTeamRennwagen12345678910111213141516171819202122
1956CooperCooper T39Argentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMDeutschland NÜRSchweden KRI
DNF
1957Chester Flynn
Ed Hugus
Ed Crawford
Mercedes-Benz 300 SL
Porsche 550
Argentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMDeutschland NÜRFrankreich LEMSchweden KRIVenezuela CAR
3387
1958Harry Kuller
Ed Hugus
Ferrari 250TRArgentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTT
DNF7
1959Chester Flynn
Ed Hugus
Porsche 718 RSKVereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTT
10DNF
1960North American Racing TeamFerrari 250 GTArgentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEM
47
1961North American Racing TeamFerrari Dino 246S
Osca Sport 1000
Vereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMItalien PES
DNFDNF
1962Scuderia Bear
Ed Hugus
Briggs Cunningham
Ferrari 250 GT
Fiat-Abarth 1000
Ferrari 250 GTO
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigte Staaten SEBItalien MAIItalien TARDeutschland BERDeutschland NÜRFrankreich LEMFrankreich TAVItalien CCAVereinigtes Konigreich RTTDeutschland NÜRVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRIFrankreich PAR
89103
1963Ed HugusAC CobraVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigte Staaten SEBItalien TARBelgien SPAItalien MAIDeutschland NÜRItalien CONDeutschland ROSFrankreich LEMItalien MONDeutschland WISFrankreich TAVDeutschland FREItalien CCEVereinigtes Konigreich RTTSchweiz OVIDeutschland NÜRItalien MONItalien MONFrankreich TDFVereinigte Staaten BRI
DNF
1964William McLaughlin
North American Racing Team
Iso Grifo A3C
Ferrari 250 GTO
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien TARItalien MONBelgien SPAItalien CONDeutschland NÜRDeutschland ROSFrankreich LEMFrankreich REIDeutschland FREItalien CCEVereinigtes Konigreich RTTSchweiz SIMDeutschland NÜRItalien MONFrankreich TDFVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRIFrankreich PAR
33DNF
1965Ed HugusFerrari 275PVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien BOLItalien MONItalien MONVereinigtes Konigreich RTTItalien TARBelgien SPADeutschland NÜRItalien MUGDeutschland ROSFrankreich LEMFrankreich REIItalien BOZDeutschland FREItalien CCESchweiz OVIDeutschland NÜRVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRI
12
1966Ed HugusPorsche 906Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien MONItalien TARBelgien SPADeutschland NÜRFrankreich LEMItalien MUGItalien CCEDeutschland HOKSchweiz SIMDeutschland NÜROsterreich ZEL
8
1967Ed HugusPorsche 906Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien MONBelgien SPAItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMDeutschland HOKItalien MUGVereinigtes Konigreich BRHItalien CCEOsterreich ZELSchweiz OVIDeutschland NÜR
DNF
1969Elsco CorporationBMW 2002Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigtes Konigreich BRHItalien MONItalien TARBelgien SPADeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigte Staaten WATOsterreich ZEL
DNF
Commons: Ed Hugus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Jochen-Rindt-Website (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  2. Sportsmarket (Memento vom 26. Oktober 2007 im Internet Archive)
  3. Christian Moity, Jean-Marc Teissedre, Alain Bienvenu: 24 heures du Mans. 1923–1992. Band 2: 1963–1992. Édition d’Art J. B. Barthelemy, Besançon 1992, ISBN 2-909413-06-3.
  4. Ergebnisse Le Mans 1965

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of the United Kingdom.svg
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flag of the United Kingdom (3-5).svg
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flag of the United States (1912-1959).svg
US Flag with 48 stars. In use for 47 years from July 4, 1912, to July 3, 1959.
Flag of Canada (Pantone).svg
Flag of Canada introduced in 1965, using Pantone colors. This design replaced the Canadian Red Ensign design.
Flag of Switzerland within 2to3.svg
Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
Ferrari 250 GT SWB 1960 (27122232763).jpg
Autor/Urheber: Franco Vannini from Sansepolcro (AR), Italy, Lizenz: CC BY 2.0
Allemann (CH) at Modena Centa Ore in 1781GT. In the background: 0088E.