Eckzier
Eine Eckzier ist in der Architektur eine Verzierung an der Basis einer Säule, die aus kleinen Nasen, Spornen, Knollen, Blätter, Köpfchen, Klauen oder geometrischen Formen bestehen kann.[1]
Geschichte und Formen
Eckverzierungen an Säulenbasen sind eine Formerfindung in der romanischen Architektur ab etwa 1100[2][3] bis Ende des 12. Jahrhunderts.
Die Eckzier bildet die formale Vermittlung zwischen den vier Ecken der quadratischen Plinthe und dem auf dieser ruhenden untersten Wulst der Basis und belebt gleichzeitig die ungegliederten freien Zwickel auf der Plinthe. Eine architekturpsychologische Deutung zur Entstehung der Eckzier ist die Änderung des Blickwinkels auf die Basis der Säule: War die Basis in der Antike durch ihre Stellung auf dem Stylobat noch in Augenhöhe und Seitenansicht des Betrachters, so schaute man in der romanischen Zeit auf sie herab, was dort dekorative Formen entstehen ließ.[4]
Die von Steinmetzen und Steinbildhauern erfundenen Formen sind außerordentlich vielfältig. Am häufigsten finden sich abstrakte oder ornamentale Blätter, Knollen oder Sporne. Weniger oft sind figürliche Formen oder Tiere.
- Ecknase
- Ecksporn
- Eckknolle
- Eckblätter
- Eckblätter
- Eckblatt
- Eckzier (Münster Schwarzach, 2. Hälfte 12. Jahrhundert, phantasievolle Rekonstruktion Ende 19. Jahrhundert)
- Figürliche Eckzier
Sonstige Begriffsverwendung
Als Eckzierde (Crossette) ist früher auch die Ohrung, also das Vorspringen der Ecken von Rahmen bei Fenstern und Türen, Möbel, Täfelungen, Bildern und Spiegeln, bezeichnet worden.[5]
Literatur
- Oscar Mothes: Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 2: C bis G. Leipzig 1882, S. 195: Eckblatt. (Digitalisat)
- Heinrich Otte: Archäologisches Wörterbuch zur Erklärung der in den Schriften über mittelalterliche Kunst vorkommenden Kunstausdrücke. Weigel, Leipzig 1857 (GoogleBooks), S. 32: Eckblatt, Eckknolle, Eckknorren, Eckknagge, Eckwarze, Eckverbindung.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 15. Juni 2024), S. 149: Eckzier.
- ↑ Werner Scriba: Basis. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 1, 1937, Sp. 1492–1506. (Abschrift)
- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 15. Juni 2024), S. 51 f.: Basis.
- ↑ Markus Frings: Die Säulenbasis. In: grin.com. 1999, abgerufen am 15. Juni 2024.
- ↑ Oscar Mothes: llustrirtes Bau-Lexikon, Band 2: C bis G. Leipzig 1882, S. 197: Eckzierde. (Digitalisat)
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: GFreihalter, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Katholische Pfarrkirche, ehemalige Stiftskirche des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Zeno in Bad Reichenhall im Landkreis Berchtesgadener Land (Bayern/Deutschland), romanisches Westportal aus der Zeit zwischen 1150 und 1200, Eckknolle
Autor/Urheber: Rendor Thuces Al'Nachkar, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Eckzier (Münster Schwarzach, 2010)
Autor/Urheber: GFreihalter, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Katholische Pfarrkirche St. Alexander in Schmallenberg im Hochsauerlandkreis (Nordrhein-Westfalen), Eckblatt einer Säule
Autor/Urheber: GFreihalter, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Krypta der Marienkirche, der ehemaligen Klosterkirche in Memleben im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt/Deutschland, Eckblatt
Autor/Urheber: Heribert Bechen ... max. 22.500 visits / day ... from Bergisch Gladbach, Germany, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Alpirsbach, Landkreis Freudenstadt, Nordschwarzwald, Baden-Württemberg
Autor/Urheber: GFreihalter, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Pfarrkirche Saint-Georges in Hagenau im Département Bas-Rhin (Elsass) in der Region Grand Est/Frankreich, Eckblatt einer Säule
Eckblatt
(c) Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, CC BY-SA 4.0
Dieses Bild zeigt das rijksmonument mit der Nummer 23601
(c) Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, CC BY-SA 4.0
Dieses Bild zeigt das rijksmonument mit der Nummer 513727