Eckartshausen (Büdingen)

Eckartshausen
Stadt Büdingen
Koordinaten:50° 15′ N, 9° 1′ O
Höhe: 156 m ü. NHN
Fläche:9,8 km²[1]
Einwohner:1153 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte:118 Einwohner/km²
Eingemeindung:31. Dezember 1971
Postleitzahl:63654
Vorwahl:06048
Karte
Übersichtskarte von Eckartshausen
(c) Foto: Sven Teschke, CC BY-SA 3.0 de
Blick über Eckartshausen
Blick über Eckartshausen

Eckartshausen ist ein Stadtteil Büdingens im Wetteraukreis in Hessen.

Lage

Eckartshausen ist von Hügeln, Wald und hauptsächlich Ackerland umgeben. Der Krebsbach durchfließt Eckartshausen von Calbach kommend in Richtung Hammersbach.

Eckartshausen ist ein Stadtteil Büdingens im Wetteraukreis, der nächstgelegene Ort Hammersbach gehört zum Main-Kinzig-Kreis. Zur Gemarkung gehört auch die 1,5 km nordöstlich von Eckartshausen gelegene Wüstung Gobenhausen sowie das 1 km südwestlich von Eckartshausen gelegene ehemalige Kloster Marienborn (Büdingen).

Geschichte

Überblick

Der Ort wurde um das Jahr 1000 erstmals urkundlich als Ecgiharteshuson erwähnt.[3] „Der Name ist abgeleitet von Aeckhard, einem Grafen in Autun (Burgund).“[4]

1270 wurde das Kloster Marienborn gegründet.

Im 16. Jahrhundert wurden hier 28 Frauen aufgrund einer Anschuldigung wegen Hexerei hingerichtet.

Eckhardshausen gehörte nach der Auflösung der Grafschaft Ysenburg-Büdingen-Marienborn (1725) zu Ysenburg-Büdingen-Meerholz.

Am 12. Juli 1806 trat der seit 1803 regierende Fürst, Carl Friedrich zu Isenburg, mit dem ehemaligen Reichsterritorium dem Rheinbund (amtlich: Confédération du Rhin) bei, einer Konföderation dessen Protektor (Protecteur de la Confédération) Napoleon Bonaparte war (per Verfassungsänderung Empereur par la volonté nationale – Kaiser durch den Willen der Nation). Carl wurde durch den Beitritt souverainer Fürst über alle isenburgische Lande (außenpolitisch und militärisch hatte aber Napoleon zu bestimmen). Neben dem ehemaligen Reichsfürstentum Isenburg-Birstein wurden auch die mediatisierten ysenburgischen Grafschaften in Büdingen, Meerholz und Wächtersbach in das neue Fürstentum Isenburg (Rheinbund), einen einheitlichen Staat im modernen Sinne eingegliedert (Fürst Carl Friedrich führte z. B. die Schriftlichkeit der Verwaltungsentscheidungen ein, gründete eine Diener-Witwen- und Waisenkasse, eine Feuerversicherung für die Gebäude, regelte die unentgeltliche Impfung gegen die Pocken durch die Amtsärzte und die Invalidenversorgung nach dem Militärdienst). Carl gehörte nach der Niederlage Napoleons (Völkerschlacht bei Leipzig) zu den Besiegten (die Isenburger Gemeinden hatten hohe Kriegslasten zu tragen), das Gebiet seines Fürstentums wurde besetztes Feindesland und von dem späteren Generalgouverneur, dem Freiherrn vom Stein nicht gerade freundlich behandelt. Nach dem Wiener Kongress kam es 1815 zu Österreich, aber nur für ein Jahr, danach teilten sich 1816 der Großherzog von Hessen-Darmstadt und der Kurfürst von Hessen-Kassel das Land[5], Eckartshausen fiel an das Großherzogtum Hessen.

Ab 1820 gehörte Eckartshausen zum Amt Marienborn, ab 1822 zum Landratsbezirk Büdingen, ab 1848 zum Regierungsbezirk Nidda und ab 1852 zum Kreis Büdingen. Gerichtlich gehörte der Ort 1820 zum standesherrlichen Amt Marienborn (Standesherren der ehemaligen Grafschaft Ysenburg-Büdingen-Meerholz), ab 1822 zum Landgericht Büdingen, ab 1853 zum Landgericht Altenstadt und nach dem Inkrafttreten der durch die gerichtsverfassungsrechtlichen Regelungen (Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz) der Reichsjustizgesetze am 1. Okt. 1879 zum Amtsgericht Büdingen.

Im Vorfeld der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Eckartshausen Ende 1971 zeitgleich mit anderen Gemeinden auf freiwilliger Basis in die Stadt Büdingen eingegliedert.[6] Für Eckartshausen wurde wie für jeden Stadtteil ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet. Die Grenzen der Ortsbezirke folgen den seitherigen Gemarkungsgrenzen.[7]

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1939582
1961745
1970817
1990798
20001019
20101027

Politik

Nach der Kommunalwahl in Hessen im Jahr 2011 ergab sich für den Ortsbeirat Eckartshausen folgende Zusammensetzung:

Kulturdenkmäler

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Eckartshausen

Öffentliche Einrichtungen

Ehemaliges Gericht, Schule und Rathaus (1733)

In Eckartshausen gibt es einen städtischen Kindergarten, der bis zu drei Gruppen beherbergt sowie einen Waldkindergarten. Das Dorf verfügt über drei Spielplätze. Außerdem verfügt Eckartshausen über ein modernes Dorfgemeinschaftshaus. Zentrum für die Jugend ist meist der Sportplatz auf dem der „1. FC 1911 Viktoria Eckartshausen“ seine Heimspiele abhält. Eckartshausen verfügt zudem über ein Rathaus und ein altes Backhaus. Im Rahmen des Dorferneuerungsprogrammes wurde der Parkplatz des Dorfgemeinschaftshauses in eine Mulitfunktionsfläche integriert. Außerhalb von Veranstaltungen stehen der Jugend dort 2 Basketballkörbe und eine Tischtennisplatte zur Verfügung.

Verkehr

In Eckartshausen kreuzen sich die Landesstraße 3195 und die Landesstraße 3189.

Eckartshausen ist über die Anschlussstelle Gründau-Lieblos der Bundesautobahn 66 erreichbar. Außerdem ist die A 45 über die Anschlussstelle Hammersbach zu erreichen. Der Ballungsraum Gießen/Wetzlar ist in etwa 40 Fahrminuten zu erreichen, Frankfurt-Bergen Enkheim im Rhein-Main-Gebiet in etwa 25 Minuten und in Hanau ist man in zirka 15 Minuten.

Eckartshausen ist mit zwei Haltestellen an die Linie FB-42 des Busliniennetzes der Verkehrsgesellschaft Oberhessen angebunden.

Religion

Kirche in Eckartshausen

Der Kirchturm der evangelischen Kirche ist das sichtbare „Markenzeichen“ Eckartshausens. Die Kirche ist ein neoromanischer Bruchsteinbau mit Westturm und fünfseitigem Chorhaupt. Das Ostquerhaus ist als vierachsiges Langhaus ausgelegt. Im Westportal ist die Kirche mit 1879 datiert. Die evangelische Kirchengemeinde (gehört zur EKHN) ist zuständig für die Dörfer Limeshain-Himbach (nur der alte Ortskern), Ronneburg-Altwiedermus und Eckartshausen. Außerdem befindet sich ein Friedhof in Eckartshausen.

Der evangelische Pfarrer Wendelin Helbach von Eckartshausen verfasste 1561 zusammen mit drei anderen Pfarrern der Region für den Niddaer Superintendenten Johannes Pistorius d. Ä. eine Trostschrift. Sie ging 1564 in Druck.[8]

Früher gab es in Eckartshausen auch eine Synagoge. Eine Gedenktafel am „alten Rathaus“ erinnert an Opfer der NS-Zeit. Ein jüdischer Friedhof befindet sich etwas außerhalb von Eckartshausen am Waldrand in Richtung Marienborn.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Im Februar finden die beiden karnevalistischen Fremdensitzungen im Dorfgemeinschaftshaus statt, Veranstalter ist der Gesangverein Germania 1870 Eckartshausen.
  • Im März kürt der Obst- und Gartenbauverein den „Apfelweinkönig“ nach einer Blindverkostung selbst gekelterter Apfelweine.
  • Im Sommer veranstaltet der SPD-Ortsbezirk Eckartshausen ein Backhausfest vor dem Backhaus auf dem Dorfplatz („Dalles“)
  • Der Fußballverein veranstaltet im Juni das Fußballturnier der Ortsvereine.
  • Am Nikolaustag veranstaltet der Gesangverein auf dem „Dalles“ ein fröhliches Beisammensein.

Ehrenbürger

  • 1933 – Adolf Hitler (1889–1945), Reichskanzler/Führer – Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Büdingen hat als Rechtsnachfolger der ehemals selbstständigen Gemeinde Eckartshausen Hitler am 20. April 2007 die Ehrenbürgerschaft ausdrücklich aberkannt.
  • 1933 – Paul von Hindenburg (1847–1934), Generalfeldmarschall und Reichspräsident
  • 1933 – Ferdinand Werner (1876–1961), Staatspräsident und Bildungswesen (NSDAP)

Literatur

  • Baudenkmale in Hessen. Denkmaltopographie Wetteraukreis I, Braunschweig/Wiesbaden, Friedr. Vieweg & Sohn 1982, ISBN 3-528-06231-2, S. 160–168
  • Armin Schroeder: Die Geschichte der Banken in Eckartshausen. In: Büdinger Geschichtsblätter XXII, S. 325–330
  • Literatur über Eckartshausen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform, Reihe Darmstädter Archivschriften (2), 1976, S. 77
  • Götz Emmerich: Glocken und Geläut der Evangelischen Kirchengemeinde Eckartshausen. In: Büdinger Geschichtsblätter XXII, S. 291–324
  • Georg Landau: Beschreibung des Gaues Wettereiba. (Beschreibung der deutschen Gaue, Erster Band.) Kassel, 1855, S. 124 (online)

Weblinks

Commons: Eckartshausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Familienstadt Büdingen: Eckartshausen. Abgerufen am 11. September 2023.
  2. Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen am 11. September 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/wetteraukreis.de
  3. Adolf Schmidt, Mittheilungen aus Darmstädter Handschriften. in: Neues Archiv für ältere deutsche Geschichtskunde, Bd. 13, Hannover 1888, S. 603–622, S. 612.
  4. Werner Wagner, Die Dörfer und Städte des 1972 aufgelösten Landkreises Büdingen und die Ersterwähnung jedes einzelnen Ortes. in: Büdinger Geschichtsblätter XXII, 2011, S. 225 ff, S. 230.
  5. Convention Territorial entre le Grand Duc de Hesse et Electeur de Hesse. — Signèe à Francfort sur Mein, le 29 Juin, 1816. British and Foreign State Papers 1815–1816, Band 3, Compiled by the Librarian and Keeper of the Papers, Foreign Office, James Ridgway and Sons, Piccadilly, London 1838, S. 812–819 (größtenteils in deutscher Sprache); auch abgedruckt in Grindaha, Heft 26, Geschichtsverein Gründau e. V., Gründau 2016 ISSN 2194-8631 S. 4–12 mit Anmerkung von Norbert Breunig
  6. Grenzänderungs- und Eingliederungsvertrag@1@2Vorlage:Toter Link/www.stadt-buedingen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. vom 26. November 1971
  7. Ortsbezirke nach § 6 der Hauptsatzung der Stadt Büdingen (Memento desOriginals vom 27. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadt-buedingen.de
  8. Hans-Jürgen Günther, Goethe-Gymnasium Emmendingen, 3. Februar 2013: Johannes Pistorius Niddanus d. Ä.

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Wappen Büdingens. Genehmigt am 13. Dezember 1982 vom Innenminister des Landes Hessen[1]. Die Genehmigungspflicht kommunaler Wappen in Hessen entfiel durch das Gesetz zur Änderung kommunalrechtlicher Vorschriften vom 17. Oktober 1996 (GVBl. I S. 456).
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Kirche in Eckartshausen, Stadt Büdingen im Wetteraukreis. Neoromanischer Bruchsteinbau mit Westturm und fünfseitigem Chorhaupt. Ostquerhaus, vierachsiges Langhaus. Im Westportal datiert 1879. Der voluminöse Bau dominiert im Ortsbild.
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Ehemaliges Gericht, Schule und Rathaus in Eckartshausen, Stadt Büdingen im Wetteraukreis. Fünfachsiges Massivhaus mit zweiläufiger Freitreppe, geohrtem Portal und Segmentbogengiebel. Hohes Mansarddach mit Dachreiter. 1733.