Echte Salmler

Echte Salmler

Roter Neon (Paracheirodon axelrodi)

Systematik
Überkohorte:Clupeocephala
Kohorte:Otomorpha
Unterkohorte:Ostariophysi
Otophysa
Ordnung:Salmlerartige (Characiformes)
Familie:Echte Salmler
Wissenschaftlicher Name
Characidae
Latreille, 1825

Die Familie der Echten Salmler (Characidae) ist mit über 1100 Arten die größte Familie der Salmlerartigen und die viertartenreichste Familie der Knochenfische. Die Fische leben in Texas, über Mexiko bis Mittelamerika und in Südamerika, bis nach Mittelargentinien.

Zu der Familie zählen viele kleine Arten von Süßwasserzierfischen, z. B. die Neonfische (Paracheirodon).

Merkmale

Echte Salmler haben eine langgestreckte oder hochrückige und dabei seitlich stark zusammengedrückte Gestalt. Die Schwanzflosse ist immer gegabelt, manchmal ist der untere Teil ausgezogen oder die Mittelstrahlen sind verlängert, die Afterflosse lang, eine Fettflosse bei fast allen Arten vorhanden. Die Maxilla ist bezahnt oder unbezahnt, die Praemaxillare hat eine oder zwei Zahnreihen, bei den Gattungen Brycon und Creagrutus sind es drei bis vier. Der Unterkiefer hat eine bis zwei Reihen, oft mehrspitziger Zähne. Form und Anordnung der Zähne sind ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal in der Taxonomie.

Viele Echte Salmler sind sehr bunt und haben farbig irisierende Zeichnungen. In der Haut dieser Tiere gibt es unter einer mit farbigen Chromatophoren durchsetzten Schicht Guanophoren, die das wenige eindringende Sonnenlicht reflektieren. Man vermutet, dass es in den dunklen Regenwaldgewässern der Arterkennung und dem Zusammenhalt von Schwärmen dient.

Die meisten Salmler sind kleine Fische, die weniger als zehn Zentimeter groß werden. Die kleinste Art erreicht gerade einmal 1,3 Zentimeter.

Salmler, Salminus brasiliensis im natürlichen Lebensraum im brasilianischen Pantanal

Lebensweise

Echte Salmler leben in den verschiedensten Lebensräumen und ökologischen Nischen. Sie bewohnen sowohl die Oberflächenregion als auch den Gewässerboden. Es gibt versteckt in Pflanzen lebende Arten, Bewohner des Freiwassers und Höhlenbewohner. Die meisten sind Schwarmfische, es gibt aber auch Einzelgänger. Die Fische laichen meist paarweise, nach einer oft aus Parallelschwimmen und Umkreisungen bestehenden Balz, frei zwischen Pflanzenbeständen, in denen die klebrigen Eier hängen bleiben. Einige Arten laichen auch in Höhlen oder graben Laichgruben in den Gewässergrund. In der Unterfamilie Stevardiinae gibt es Arten mit innerer Befruchtung.

Die Ernährung der Echten Salmler ist sehr divers. Es gibt sowohl Alles-, Pflanzen- und Kleintierfresser, als auch ausgesprochene Raubfische.

Äußere Systematik

Die Echten Salmler bilden mit fünf weiteren, erst in jüngster Zeit zum größten Teil aus Gattungen und Unterfamilien, die früher zu den Echten Salmlern gezählt wurden, neu aufgestellten Familien, und den Beilbauchsalmlern (Gasteropelecidae) eine unbenannte monophyletische Klade amerikanischer Salmler. Schwestergruppe dieser Klade ist die Gattung Chalceus, die in der Vergangenheit ebenfalls in die Echten Salmler gestellt wurde, jetzt aber die einzige Gattung der Familie Chalceidae ist. Schwestergruppe der Chalceidae und des Verwandtschaftskreises um die Echten Salmler ist eine gemeinsame Klade aus Schlanksalmlern (Lebiasinidae) und Amerikanischen Hechtsalmlern (Ctenoluciidae).

Die wahrscheinlichen verwandtschaftlichen Beziehungen zeigt folgendes Kladogramm[1][2]:

Spindelsalmler wie Acestrorhynchus falcirostris sind nahe Verwandte der Echten Salmler.





Echte Salmler (Characidae)


   

Iguanodectidae (Bryconops, Iguanodectes, Piabucus)


   

Acestrorhynchidae (Acestrorhynchinae, Roestinae, Heterocharacinae)




   

Triportheidae (Triportheinae, Agoniatinae, Clupeacharacinae)


   

Bryconidae (Bryconinae, Salmininae)


   

Beilbauchsalmler (Gasteropelecidae)





   

Chalceidae



   

Schlanksalmler (Lebiasinidae)


   

Amerikanische Hechtsalmler (Ctenoluciidae)




Innere Systematik

Die Echten Salmler sind morphologisch sehr konservativ. Es ist deshalb schwer eine schlüssige innere Systematik der Familie zu finden. Hier wird der Systematik des argentinischen Ichthyologen Marcos Mirande gefolgt, der 520 morphologische Merkmale von 259 Salmlerarten miteinander verglich, zusätzlich molekularbiologische Daten zu Hilfe nahm und die Echten Salmler in acht Unterfamilien aufteilte. Etwa 15 Gattungen haben aber bis heute eine unsichere Stellung und werden weiterhin unter incertae sedis geführt.[3] Einige früher als Unterfamilien der Echten Salmler geführten Gruppen gelten heute als eigenständige Familien, die Acestrorhynchidae, die Bryconidae, die Chalceidae, die Iguanodectidae und die Triportheidae zugeschlagen. Diese Systematik wird auch im Catalog of Fishes der California Academy of Sciences gefolgt und im Folgenden hier wiedergegeben[4]:

Die wahrscheinlichen verwandtschaftlichen Beziehungen der verschiedenen Gruppen der Echten Salmler zeigt folgendes Kladogramm:[3]
 Characidae 

Stethaprioninae


   

Spintherobolinae


   

Stevardiinae


   


Exodontinae


   

Tetragonopterinae


   

Characinae




   

Aphyocharacinae


   

Cheirodontinae







Rotflossen-Glassalmler (Prionobrama filigera)
  • Echte Salmler (Characidae)
    • Unterfamilie Aphyocharacinae
    • Unterfamilie Characinae
    • Unterfamilie Cheirodontinae
    • Unterfamilie Exodontinae
    • Unterfamilie Spintherobolinae
    • Unterfamilie Stethaprioninae
    • Unterfamilie Stevardiinae
    • Unterfamilie Tetragonopterinae
    • Incertae sedis
      • Dectobrycon Zarske & Géry 2006
      • Genycharax Eigenmann, 1912
      • Leptobrycon Eigenmann, 1915
      • Mixobrycon Eigenmann, 1915
      • Oligobrycon Eigenmann, 1915
      • Oxybrycon Géry, 1964
      • Parapristella Géry, 1964
      • Schultzites Géry, 1964
      • Scissor Günther, 1864
      • Serrabrycon Vari, 1986
      • Thrissobrycon Böhlke, 1953
      • Trochilocharax Zarske, 2010
      • Tyttobrycon Géry, 1973
      • Tucanoichthys Géry & Römer, 1997

Quellen

Literatur

  • Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Teil 2: Fische. 2. Band. Gustav Fischer Verlag, Jena 1991, ISBN 3-334-00339-6.
  • Joseph S. Nelson: Fishes of the World. 4th edition. John Wiley & Sons, Hoboken NJ u. a. 2006, ISBN 0-471-25031-7.
  • Günther Sterba: Süsswasserfische der Welt. 2. Auflage. Urania, Leipzig/Jena/Berlin 1990, ISBN 3-332-00109-4.
  • Juan Marcos Mirande: Phylogeny of the family Characidae (Teleostei: Characiformes): from characters to taxonomy. Neotropical Ichthyology, 8(3):385-568, 2010 Copyright © 2010 Sociedade Brasileira de Ictiologia PDF

Einzelnachweise

  1. Claudio Oliveira et al.: Phylogenetic relationships within the speciose family Characidae (Teleostei: Ostariophysi: Characiformes) based on multilocus analysis and extensive ingroup sampling. BMC Evolutionary Biology 2011, 11:275 doi:10.1186/1471-2148-11-275
  2. Bruno F. Melo, Ricardo C. Benine, Gabriel S.C. Silva, Gleisy S. Avelino, Claudio Oliveira: Molecular phylogeny of the Neotropical fish genus Tetragonopterus (Teleostei: Characiformes: Characidae). Molecular Phylogenetics and Evolution, November 2015, doi:10.1016/j.ympev.2015.10.022
  3. a b Mirande, J.M. (2018): Morphology, molecules and the phylogeny of Characidae (Teleostei, Characiformes). Cladistics, Juni 2018. doi: 10.1111/cla.12345
  4. William N. Eschmeyer, Jan D. Fong: Species of Fishes by family/subfamily in the „Catalogue of fishes“. 2018 (online)

Weblinks

Commons: Characidae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Image of the Kardinal Tetra fish. (Paracheirodon axelrodi)
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Acestrorhynchus falcirostris
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Dourado (Salminus brasiliensis) em Bonito.
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Prionobrama filigera