Ebow (Rapperin)

Ebow (2017)
Ebow (2017)

Ebow (geboren vor 2000 in München als Ebru Düzgün) ist eine deutsche Rapperin, Künstlerin und Schauspielerin kurdischer Herkunft,[1] die in Berlin lebt.

Biographie

Ebows Großeltern kamen als Gastarbeiter nach Deutschland, ihre Mutter, die in der Türkei ein Gymnasium besucht hatte, folgte ihnen erst im Alter von 17 Jahren. Wie ihre Eltern ist Ebow Alevitin. Ihre Mutter war im Vorsitz der alevitischen Gemeinde und politisch aktiv.[2]

Sie studierte Architektur an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München und absolvierte ihren Master an der TU Wien.[3]

Werk

Ebows Lieder und ihr Rap- und Singstil ist von Vielseitigkeit geprägt. In ihren Texten verarbeitet Ebow zahlreiche Themen wie u. a. Liebe, Trauer, Empowerment, Wut, Diskriminierung und Identitätsfragen, die die Bereiche sowohl der Gesellschafts- und Kapitalismuskritik, des Queerfeminismus, des Anti-Rassismus, der Freiheit und Emanzipation als auch der Migration und des Alltagsrassismus in Deutschland aufgreifen und thematisieren. Musikalisch ist Ebow von amerikanischen Hip-Hop und RnB der 1990er und 2000er Jahre beeinflusst.

Musikalisches Schaffen

Sie rappte zunächst im Münchener Bahnhofsviertel, in Waschsalons, Supermärkten und der Straßenbahn, bevor sie auf Bühnen auftrat und an Festivals teilnahm, wie 2011 dem on3-Festival des Bayerischen Rundfunks,[4] 2012 dem Sound-of-Munich-Now-Festival[5] oder 2014 dem Schamrock-Festival der Dichterinnen.[6]

In der Musiksendung Heimatsound des Bayerischen Fernsehens im April 2015 trat sie mit den Songs Paradise und Vay auf.[7]

Als blaqtea ist sie seit 2016 Teil des Trios Gaddafi Gals.[8]

Auf dem am 24. September 2021 erschienenen Ärzte-Album Dunkel hatte Ebow einen Gastpart beim Lied Kerngeschäft. Am 18. März 2022 erschien ihr viertes Album Canê.[9]

Anfang 2023 war Ebow Stipendiatin der Künstlerresidenz Villa Aurora in Pacific Palisades bei Los Angeles.[2]

Beteiligung an Filmen und Videos

2010 schrieb und sang sie die Titelmelodie Ich habe Wanderlust zur Filmdokumentation Töchter des Aufbruchs der Münchener Regisseurin Uli Bez,[10] in der Migrantinnen ihre Lebenswege in Deutschland erzählen, darunter auch Ebow und ihre Mutter.[11][12] Der Film wurde im Kino aufgeführt und unter anderem in der CinéMayence im Institut Français,[13] auf der Griechischen Filmwoche sowie im Rahmen des Frauenfilmfestes Bimovie 2012 in München gezeigt.[14]

Mit dem selbstproduzierten halbstündigen Video-Mixtape Habibi’s Liebe und Kriege (2012) kreierte Ebow eine von orientalischen Klängen beeinflusste Stilrichtung, gemixt mit Elektro, die sie als „alternativen Hip-Hop“ bezeichnet. Erstmals verpackte sie darin soziale Realität in angriffslustige Texte, die von Geschlechterrollen in der türkischen Gemeinschaft, falschem Patriotismus bis zu den deutschen Waffenexporten reichen.[15][16] Ihr Song Waffenhymne sei laut Taz als Antwort auf M.I.A.s Paper Planes zu lesen.[17]

Das Musikmagazin Startrampe des BR stellte Ebow unter den neuen Bands der Staffel 9 vor[18] und produzierte ihr Musikvideo Oriental Dollar.[19] Darin beschreibt sie „das Gefühl, das sie beschleicht, wenn sie den ‚verschleierten Frauen‘ aus den Emiraten in München beim Shoppen zusieht“.[20] Ihr Album mit dem Titel Ebow erschien am 22. November 2013 bei dem Indie-Label Disko B.

2014 veröffentlichte sie mit dem Filmemacher und Musiker Mirza Odabaşı die Single Paramide, deren Erlöse an Bedürftige in Kobane gingen.[21] Sie war ebenfalls an seinem 2015 erschienenen Dokumentarfilm Leiden-schafft beteiligt, in dem auch andere bekannte Künstler wie Chefket, Marteria und Eko Fresh vertreten sind.[22] Als Schauspielerin trat sie erstmals in der von Helene Hegemann verantworteten Folge Subotnik in der Serie Strafe auf.[23]

Diskografie

Alben
TitelVeröffentlichungLabelCover
Ebow22. Nov. 2013Disko B
Komplexität17. Nov. 2017Problembär Records
K4L29. März 2019Problembär Records
Canê18. März 2022Alvozay
EP
TitelVeröffentlichungLabelCover
Ebow 4001. Aug. 2019Alvozay
Singles
TitelVeröffentlichungLabelCover
Eis auf den Asphalt8. Aug. 2014Disko B
Asyl / Ghetto Rave10. Feb. 2017Problembär Records
Feuerzeug12. Juni 2020Alvozay
Friends30. Juli 2020Alvozay
QUEER AF II14. Feb. 2021Alvozay

Weblinks

Commons: Ebow (rapper) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Interviews

Einzelnachweise

  1. Ebow über Sexismus in der Musikbranche, Shirin David und Privilegien (Youtube), abgerufen am 24. November 2019.
  2. a b Joachim Hentschel: Rapperin Ebow: Bekommt man mit einer Prada-Tasche mehr Respekt? In: FAZ.NET. 19. Januar 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 10. Januar 2024]).
  3. Ebow im Porträt, Sendung des Bayerischen Rundfunks laVita (Youtube), abgerufen am 18. August 2015.
  4. Ebow – Candle Light Döner (live @ on3-Festival 2011), br.de/puls, 26. November 2011
  5. Festival „Sound of Munich now“ – Ebow X, SZ.de, 30. Oktober 2012
  6. Ebow/Ebru Düzgün, Schamrock. Festival der Dichterinnen 2014 (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
  7. Heimatsound, Bayerisches Fernsehen, 18. April 2014@1@2Vorlage:Toter Link/www.br.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 18. August 2015.
  8. zeitjung.de
  9. Ebow - „Canê“ (Album der Woche) – ByteFM. In: ByteFM Blog – News und Rezensionen aus unserer Redaktion. 20. März 2022, abgerufen am 31. März 2022 (deutsch).
  10. Töchter des Aufbruchs, abgerufen am 18. August 2015
  11. „Ich bin auch eine Tochter des Aufbruchs“. Website des Bayerischen Instituts für Migration. Abgerufen am 23. August 2015.
  12. Vanessa Reuter: Aufbruchstimmung. Missy Magazin, 9. April 2013
  13. Töchter des Aufbruchs“ – Geschichte(n) von Migrantinnen in Deutschland. Website der Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz (Memento desOriginals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/politische-bildung-rlp.de
  14. Film über Migrantinnen. Stimmen der Sehnsucht. In: Süddeutsche Zeitung, 8. November 2012 (mit einem Trailer des Films).
  15. Disko B – Ebow (Memento vom 5. Oktober 2015 im Internet Archive), abgerufen am 18. August 2015
  16. Habibi’s Liebe und Kriege (Youtube), abgerufen am 18. August 2015.
  17. Stefan Müller: Bang, bang, bang!, TAZ, 12. Mai 2012. Weitere Besprechung in anschläge.at
  18. Startrampe Staffel 9 – Das sind die neuen Bands, puls, 18. August 2015.
  19. Musikvideo Ebow – Oriental Dollar. Puls, Bayerischer Rundfunk, 18. November 2011
  20. Türkische Rapperin stürmt Männerbastion. Welt-Artikel vom 8. März 2015, abgerufen am 23. August 2015.
  21. Musiknews – Ebow Charity Single Paramide. (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive) Abgerufen am 18. August 2015.
  22. Mirza Odabasi über den Film Leiden schafft (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive), abgerufen am 18. August 2015
  23. Sonja Niesmann, Stefanie Witterauf: Fünf für München: Rapper, Retter und gute Rechner. In: Süddeutsche Zeitung. 25. Juni 2023, abgerufen am 10. Januar 2024.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Ebow - Komplexität - Cover.jpg
Autor/Urheber: Problembär Records/Seayou Entertainment, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Cover des Albums „Komplexität“
Ebow - Eis auf den Asphalt - Cover.jpg
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Cover der Single „Eis auf den Asphalt“
Ebow - Pressefoto 2017 - 2.jpg
Autor/Urheber: Magdalena Fischer, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Pressefoto der Rapperin Ebow
Ebow - Pressefoto 2017 - 1.jpg
Autor/Urheber: Magdalena Fischer, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Pressefoto der Rapperin Ebow
Ebow - Ebow - Cover.jpg
Autor/Urheber: Disko B, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Cover des Albums „Ebow“
Ebow - Asyl - Cover.jpg
Autor/Urheber: Problembär Records/Seayou Entertainment, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Cover der Single „Asyl“