Ebersmunster

Ebersmunster
StaatFrankreich
RegionGrand Est
Département (Nr.)Bas-Rhin / Europäische Gebietskörperschaft Elsass (67)
ArrondissementSélestat-Erstein
KantonSélestat
GemeindeverbandSélestat
Koordinaten48° 19′ N, 7° 31′ O
Höhe160–168 m
Fläche7,39 km²
Einwohner542 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte73 Einw./km²
Postleitzahl67600
INSEE-Code

Abteikirche in ihrer dörflichen Umgebung

Ebersmunster (deutsch Ebersmünster, früher Ebersheim-Münster; elsässisch Awerschmínster) ist eine 542 Einwohner (Stand 1. Januar 2020) zählende französische Gemeinde im Département Bas-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Die Gemeinde ist Mitglied der Communauté de communes de Sélestat.

Geographie

Die Gemeinde liegt im Unterelsass an der Ill, etwa 40 Kilometer südlich von Straßburg und etwa 30 Kilometer nördlich von Colmar. Nachbargemeinden sind Kogenheim im Norden, Hilsenheim im Osten, Muttersholtz im Südosten, Sélestat (Schlettstadt) im Südwesten und Ebersheim im Westen.

Geschichte

Der Ort wurde im Jahr 725 als Villa Ebrotheim erwähnt.[1]

Auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde, auf einer Insel in der Ill namens Noviento, siedelten schon die Kelten, wie Funde belegen. In römischer Zeit führte eine Militärstraße nach Straßburg, dem Standort einer Legion, in der Nähe vorbei. Nach Auskunft der in diesem Punkt nicht sehr zuverlässigen Chronik soll sich auf der Insel ein Heiligtum der Göttin Diana befunden haben.[2]

Das Kloster Ebersmünster soll um 675 von Deodat von Nevers mit Unterstützung des Frankenkönigs Chilperich II. gegründet worden sein. Im 9. Jahrhundert schloss es sich dem Benediktinerorden an. Im Lauf der Jahrhunderte entstand um das Kloster herum der Ort Ebersmünster, dessen Geschichte eng mit der Geschichte der Abtei verknüpft ist.

Die Ortschaft gehörte früher zum Territorium des Domkapitels Straßburg im Heiligen Römischen Reich.[3] Nach der Zerstörung der Abtei während des Dreißigjährigen Kriegs wurde sie wieder aufgebaut. Im Jahr 1680 wurde das Territorium des Domkapitels Straßburg im Rahmen der sogenannten Reunionspolitik Ludwigs XIV. nach Beschlüssen der Reunionskammern von Breisach und Metz vom Königreich Frankreich annektiert.[4][5]

Im Zuge der französischen Revolution wurde das Kloster 1791 aufgelöst, die Klostergüter fielen an den Staat. Die Kirche wurde Pfarrkirche, die Konventsgebäude dienten unterschiedlichen Zwecken, ab 1829 als Schule der Marianisten.[6]

Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam das Gebiet an das Reichsland Elsaß-Lothringen, und das Dorf wurde dem Kreis Schlettstadt im Bezirk Unterelsass zugeordnet.

Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. Im Zweiten Weltkrieg war die Gegend von der deutschen Wehrmacht besetzt, und das Dorf stand bis 1944 unter deutscher Verwaltung.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr19621968197519821990199920092018
Einwohner409436407434445435460525
Quelle: INSEE

Abteikirche Ebersmunster

Abteikirche aus anderer Perspektive

Bemerkenswert ist die dreitürmige ehemalige Abteikirche St. Mauritius, ein Werk des Vorarlberger Architekten Peter Thumb. Das nach einem Brand der Vorgängerkirche neu erbaute und 1727 vollendete Gotteshaus gilt als eine der schönsten Barockkirchen im Osten Frankreichs. In der Kirche befindet sich eine 1730–1732 von Andreas Silbermann gebaute Orgel, die zu den am besten erhaltenen Werken des berühmten Orgelbauers gehört. Sie wurde 1997–1999 sorgfältig restauriert.

Jedes Jahr wird von Mai bis Juli in der Abteikirche eine Konzertreihe veranstaltet, Les Heures Musicales d’Ebersmunster, deren Ertrag der Restaurierung der Kirche zugutekommt.

Verkehr

Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich im weniger als drei Kilometer entfernten Ebersheim an der Bahnstrecke Straßburg–Basel. Der Radwanderweg Nr. 14 Véloroute de l’Ill – partie Nord zwischen Sélestat und Straßburg tangiert Ebersmunster.[7]

Gemeindepartnerschaft

Partnergemeinde von Ebersmunster in Deutschland ist St. Peter im Hochschwarzwald.[8]

Siehe auch

  • Liste der Monuments historiques in Ebersmunster

Literatur

  • Dorothée Eggenberger-Billerbeck: Die ehemalige Benediktinerkirche Ebersmünster. Ein Beitrag zur Vorarlberger Barockbaukunst. Dissertation, Haguenau 1974 (Societé d’Histoire de l’Église d’Alsace).
  • Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band I: Unter-Elsass, Friedrich Bull, Straßburg 1876, S. 50 (Google Books).
  • Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass: Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente. Band 2, Straßburg 1825, S. 295, Ziffer 3 (Google Books).
  • Ebersmünster, Kreis Schlettstadt, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Ebersmünster (meyersgaz.org).
  • Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Flohic Editions, Band 2, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 1204–1207.
  • Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 199 (Google Books).
  • Die alten Territorien des Elsaß nach dem Stand vom 1. Januar 1648. Mit Ortsverzeichnis und zwei Kartenbeilagen. Statistische Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, Heft 27. Herausgegeben vom Statistischen Bureau für Elsaß-Lothringen. Verlag M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1896, S. 111–112 (Google Books).
  • F. W. E. Roth: Zur Geschichte der Klöster Murbach & Ebersheimmünster. In: Mittheilungen der Gesellschaft für Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler im Elsass. II. Folge, 14. Band, Schultz & Co., Straßburg 1889, S. 179–187 (Google Books).

Weblinks

Commons: Ebersmunster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Nachweise

  1. Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band I: Unter-Elsass, Friedrich Bull, Straßburg 1876, S. 50 (Google Books).
  2. Dorothée Eggenberger-Billerbeck: Die ehemalige Benediktinerkirche Ebersmünster. Ein Beitrag zur Vorarlberger Barockbaukunst. Dissertation, Haguenau 1974, S. 165
  3. Die alten Territorien des Elsaß nach dem Stand vom 1. Januar 1648. Mit Ortsverzeichnis und zwei Kartenbeilagen. Statistische Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, Heft 27. Herausgegeben vom Statistischen Bureau für Elsaß-Lothringen. Verlag M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1896, S. 111–112 (Google Books).
  4. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 7, Ziffer II.2 (Google Books).
  5. Hermann Schulze, Lehrbuch des deutschen Staatsrechtes. Zweites Buch: Das deutsche Reichsstaatsrecht. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1886, S. 355–356 (Google Books).
  6. Website der Gemeinde – Histoire (Memento des Originals vom 16. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/commune-ebersmunster.fr
  7. Alsace à vélo – Radfahren im Elsass. (PDF; 6,7 MB) Abgerufen am 18. August 2020 (Radwanderkarte).
  8. Jumelages France - Bade-Wurtemberg. Abgerufen am 18. August 2020 (französisch).

Auf dieser Seite verwendete Medien

France adm-2 location map.svg
(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte von Frankreich mit Regionen und Départements
Blason ville fr Ebersmuenster (Bas-Rhin).svg
Autor/Urheber: Adalric67, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Blason de la commune de Ebersmunster, Bas-Rhin, France
Ebersmünster.jpg
Autor/Urheber: Rolf Kranz, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die ehemalige Benediktinerabteikirche Ebersmunster
Ebersmunster 002.JPG
Autor/Urheber: Bernard Chenal, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ebersmunster 002.JPG