Eberhard Ruhmer

Eberhard Ruhmer (* 26. Juni 1917 in Delitzsch; † 1996) war ein deutscher Kunsthistoriker und Konservator.

Leben

Eberhard Ruhmers Vater Wilhelm Ruhmer, der evangelische Stadtpfarrer in Delitzsch, später in Halle an der Saale, war ein sehr gebildeter, kunstsinniger Mann. Er hatte in der Schweiz studiert, wo er zahlreiche Freunde hatte, mit denen er bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges jährlich Kunstreisen unternahm, oft nach Frankreich und Italien. Der älteste Sohn der Familie – Helmut Ruhmer – war ein begabter Maler. Er unterrichtete seinen jüngeren Bruder schon in frühen Jahren in der Malerei.

Eberhard Ruhmer war sehr musikalisch. Er spielte Cembalo. Er besuchte die Franckeschen Stiftungen in Halle und absolvierte dort 1936 das Abitur. 1937 unternahm er seine erste Italienreise, auf der er zahlreiche Skizzen und Aquarelle ausführte und Bilder malte. 1936 bis 1940 studierte er in Berlin und Halle Kunstgeschichte, Archäologie und Philosophie. Seine Lehrer waren unter anderem Wilhelm Waetzoldt, Wilhelm Pinder, Herbert Koch, Rodenwaldt, Nicolei Hartmann, Ernesto Grassi und P. Altheim. Im Sommer 1939 verbrachte er mehrere Wochen in Paris. Er wollte sein Studium an der Sorbonne fortsetzen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhinderte dies.

1940 promovierte er bei Waetzoldt in Halle über die Kunsttheorie des Leiblkreises. Ab 1940 war er Soldat, bis er im Herbst 1945 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde. 1946 bis 1948 war Ruhmer Assistent am Moritzburgmuseum in Halle. 1946 war der mit Charles Crodel befreundete Kunsthistoriker auf der Kunstausstellung der Provinz Sachsen in Halle/Saale mit einem Ölgemälde („Bei Lettin“) vertreten.[1] 1949 zog er nach West-Berlin, wo er für mehrere Zeitungen als Kunstkritiker arbeitete. Das bewog ihn, seine Malerei ganz aufzugeben.

1950 erschien die 1. Auflage seiner Stilkunde der deutschen Kunst, 1958 die 2. Auflage, 1951 ein Buch für die Jugend Hinter dem Atelierfenster, das auch in holländisch erschien. 1952 war er für ein Jahr Stipendiat am Kunsthistorischen Institut in Florenz. Er unternahm zahlreiche Reisen innerhalb Italiens, vor allem nach Bologna und Ferrara 1953 bis 1955 wissenschaftlicher Assistent an der Hamburger Kunsthalle. 1955 bis 1957 war er erneut als Stipendiat in Florenz, diesmal durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert. Ruhmer machte umfassende Studien über die Ferraresische Kunst und bekam von Professor Goldscheider den Auftrag, eine Monografie über den ferraresischen Maler Cosimo Tura zu schreiben.

1958 bis 1968 war er Redakteur der Münchner Kunstzeitschriften Die Kunst und das schöne Heim und Das Pantheon im Bruckmann Verlag, wo er zahlreiche Artikel veröffentlichte. 1967 wurde Ruhmer an die Bayerische Staatsgemäldesammlungen berufen, wo er die Abteilung zum 19. Jahrhundert bis zu seiner Pensionierung 1982 als Hauptkonservator leitete.

Werke (Auswahl)

  • Stilkunde der deutschen Kunst, Berlin, Lemmer Verlag, 1. Auflage 1950, 2. Auflage 1958
  • Amerikanische Kunst Ullstein-Verlag 1956
  • Cosimo Tura 1958 Phaidon, London
  • Francesco del Cossa 1959 Bruckmann, München
  • Lyonel Feininger 1961 Bruckmann, München
  • Lucas Cranach d. Ä. 1963 Phaidon, London, Barcelona, in englisch und spanisch
  • Albrecht Altdorfer 1965 Bruckmann, München
  • Hanna Nagel 1965 Bruckmann, München
  • Marco Zoppo 1966 Neri Pozza, Venedig, italienisch
  • Artur Degner 1967 Bruckmann, München
  • Der Leibl-Kreis und die reine Malerei 1984 Rosenheimer Verlag

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ⁣Digitale Sammlungen: Kunstausstellung 1946 der Provinz Sachsen (slub-dresden.de)