Ea von Allesch

Ea von Allesch ca. 1900

Ea von Allesch, geb. Täubele, geschiedene Rudolph (* 11. Mai 1875 in Wien; † 30. Juli 1953 ebenda), war eine österreichische Journalistin und Muse.

Leben

Die als „Emma Elisabeth Täubele“ geborene Emma Elisabeth von Allesch zu Allfest war eine langjährige Mode-Journalistin, Muse vieler österreichischer Dichter sowie Langzeit-Geliebte von Hermann Broch. Sie war die „ungekrönte Königin des Café Central“ und ein Modell für die Figur der „Alpha“ in Robert Musils Posse „Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer“ (1924). Am 28. Februar 1916 heiratete sie Gustav Johannes von Allesch im Wiener Stephansdom.[1] Sie war sieben Jahre älter als von Allesch und zu diesem Zeitpunkt geschieden. Im Frühjahr 1921[2] wurde auch diese Ehe geschieden. – E(mm)a von Allesch war „eine Künstlerin des Augenblickes“, in dem sie lebte und liebte, als eigenständige Person wurde sie dabei nicht wahrgenommen. Aus der Geschichtsschreibung wurde sie trotz ihrer schriftstellerischen Tätigkeit weitgehend ausgeblendet.[3]

„Dass Ea von Allesch während ihrer fast achtzig Lebensjahre verschiedenste, mit den Hervorbringungen der Wiener Moderne korrespondierende Berufe ausgeübt hat, dass sie als Feuilletonistin für deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften in Wien, Berlin und Prag tätig war, in den zwanziger Jahren die Graphologie für sich entdeckte – die erst zum Ende des Dezenniums durch Ludwig Klages zu wissenschaftlicher Anerkennung gelangen sollte – und sich für die von Alfred Adler begründete und im Roten Wien ihre Hochphase erlebende Individualpsychologie engagierte, erfährt man, wenn überhaupt, nur sehr beiläufig. Erst mühevolle Nachforschungen offenbaren die hinter der einseitigen Überlieferung als Muse männlichen Kunstschaffens verborgen bleibende Vielseitigkeit und Produktivität dieser Frau.[4]

Literatur

  • Briefi von Kindi. Hermann Broch und Ea von Allesch. In: Dietmar Grieser: Liebe in Wien. Eine amouröse Porträtgalerie. S. 128–136. (1989).
  • Frauke Severit: Ea von Allesch. Ein Spiegelbild der Welt kannst Du nicht sein. In: Frauke Severit [Hrsg.] Das alles war ich. Politikerinnen, Künstlerinnen, Exzentrikerinnen der Wiener Moderne. S. 249–285 (1998).
  • Elisabeth Albertsen: Ea oder die Freundin bedeutender Männer. Porträt einer Wiener Kaffeehaus-Muse. In: Musil-Forum. 5.1. S. 135–153 und 5.2 (1979) S. 135–154. (1979)
  • Liebe und Kulturkritik. Ea von Allesch. In: Paul Michael Lützeler. Die Entropie des Menschen: Studien zum Werk Hermann Brochs. S. 133–166 (2000).
  • Paul Michael Lützeler: Ea von Allesch: Von der femme fatale zur femme emancipée. In: Hermann Broch: Das Teesdorfer Tagebuch für Ea von Allesch. S. 190–222 (1995).
  • Saletta, Ester: Hermann Broch und Ea von Allesch. Eine Beziehung zwischen Imagination und Realität. In: Hermann Broch. Ein Engagierter zwischen Literatur und Politik (2004).
  • Frauke Severit: Ea von Allesch. Wenn aus Frauen Menschen werden. Eine Biographie. Deutscher Universitäts-Verlag 1999.
  • Hertha Kratzer: Die unschicklichen Töchter. Frauenporträts der Wiener Moderne (2003).

Weblinks

Commons: Ea von Allesch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. Traueintrag Allesch-Rudolph im Trauungsbuch 1916 der Dompfarre St. Stephan, Tomus 98, Folio 1529..
  2. Karl Corino: Robert Musil. Eine Biographie. Rowohlt Verlag, Reinbek 2013, ISBN 3498008919, S. 1665.
  3. Lisa Fischer: Über die erschreckende Modernität der Antimoderne der Wiener Moderne oder über den Kult der toten Dinge. In: Lisa Fischer und Emil Brix: Die Frauen der Wiener Moderne, S. 208–217, S. 210 (1997).
  4. Frauke Severit: Ea von Allesch. Ein Spiegelbild der Welt kannst Du nicht sein. In: Frauke Severit [Hrsg.]: Das alles war ich. Politikerinnen, Künstlerinnen, Exzentrikerinnen der Wiener Moderne, S.249-285 (1998).

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Ea von Allesch, asi 1900