ESA Vigil

(c) ESA/Science Office, CC BY-SA IGO 3.0
Künstlerische Darstellung der ESA mit möglichen schädlichen Auswirkungen des Weltraumwetters

ESA Vigil ist eine in Entwicklung befindliche Raumfahrtmission der ESA als Teil des Weltraumsicherheitsprogramms der ESA im Rahmen von Space Safety, einer der vier ESA Pillars. Vigil ist neben Hera und ClearSpace-1 eine der drei Cornerstone-Missionen für die Weltraumsicherheit. Vigil soll zur kontinuierlichen Sonnenbeobachtung und frühzeitigen Erfassung von koronalen Massenauswürfen, Flares und anderen potenziell für die Erde oder die Raumfahrt gefährliche Sonnenaktivitäten dienen. Die Finanzierung geschieht über Mittel zur Verbesserung der Weltraumsicherheit und nicht aus den Budgets für Wissenschaftsmissionen. Die Weiterentwicklung des Projekts wurde bei der ESA-Ministerkonferenz 2022 beschlossen.[1]

Das Projekt hatte den vorläufigen Namen Lagrange entsprechend dem vorgesehenen Einsatzort; der jetzige Name Vigil ist das Ergebnis eines Namenswettbewerbs und spielt in seiner Bedeutung auf seine Funktion als Wächter an.[2]

Das Space Weather Service Network der ESA im belgischen Ukkel wertet die Informationen von verschiedenen Satelliten und Weltraumobservatorien aus und gibt ständig aktuelle Informationen über das Weltraumwetter heraus.[3] Die Daten von Vigil würden frühere spezifische Weltraumwetterwarnungen ermöglichen. Damit könnten verwundbare Systeme wie Satelliten, Stromnetze und Kommunikationssysteme vorbereitet und vor schädlichen Auswirkungen geschützt werden.[4]

Im Gegensatz zu den bisherigen wissenschaftlichen Missionen zur Beobachtung des Sonnenwinds und der Sonnenaktivität, die ihre Daten sammeln und in regelmäßigen Abständen zur Erde senden, soll Vigil wie ein Wettersatellit in ständigem Kontakt zu einer Bodenstation stehen und permanent aktualisierte Daten zur Auswertung liefern.

Stationierung an Lagrangepunkt L5

Die Lage der Lagrange-Punkte im System Erde-Sonne

Vigil soll in einer Sonnenumlaufbahn in ungefähr 150 Millionen km Entfernung zur Sonne und zur Erde am Lagrangepunkt L5 stationiert werden. Es wäre die erste und bisher einzige Mission am L5 Punkt. Die Bahnen um L5 sind stabil, sodass der Betrieb dauerhaft nur sehr wenig Treibstoff erfordert. Die Sonneneinstrahlung an L5 entspricht der Sonneneinstrahlung bei der Erde, somit können dort die üblichen Solarzellen zur Energieversorgung eingesetzt werden. Ein Nachteil ist aber die Entfernung von 1 AE, also rund 150 Million km zur Erde, was die permanente Verwendung von Deep-Space-Stationen erfordert. Ein Radiosignal von L5 zur Erde hat eine Laufzeit von ca. 10 Minuten.

Die Sonne dreht sich mit einer siderischen Rotationsperiode von 25,38 Tagen. Von L5 aus könnte Vigil einen Bereich der Sonnenoberfläche sehen, noch bevor er sich in den Sichtbereich von der Erde und Lagrangepunkt L1 dreht. Die Beobachtungen der Sonde sollen permanent ausgewertet werden. Umfang, Geschwindigkeit und Richtung von koronalen Massenauswürfen können bestimmt werden. Damit könnte eine frühere Warnung vor schädlichem Weltraumwetter erfolgen, mehrere Stunden bevor das Ereignis von der Erde oder von Lagrangepunkt L1 aus zu beobachten ist. Auch Partikel und Plasma aus einem solchen Ereignis könnten an L5 früher erfasst werden.[4]

Frühe Studien der Mission enthielten eine zweite ESA-Sonde mit ähnlichen Instrumenten, die am Lagrangepunkt L1 stationiert werden und dort das Sonnenobservatorium SOHO ersetzen sollte, das voraussichtlich circa 2025 durch Treibstoffmangel außer Betrieb gehen wird.[5] Stattdessen wird die ESA nun das indische Sonnenobservatorium Aditya-L1 an L1 unterstützen, das sieben verschiedene Instrumente hat und im Dezember 2023 starten soll.[6][7] Diese Sonde mit einer geplanten Lebensdauer von mindestens fünf Jahren soll wie Vigil permanent Daten zur Bodenstation liefern. Durch die Beobachtung von zwei Standpunkten aus könnten Ort, Richtung und Geschwindigkeit der Massenauswürfe genauer bestimmt werden. ESA wird diese Mission mit dem ESTRACK Netzwerk unterstützen und damit rund um die Uhr den Kontakt aufrechterhalten. ESA hat dafür ein Abkommen mit der indischen Weltraumorganisation ISRO abgeschlossen.

Der Standpunkt an L5 erlaubt weiterhin die nahezu lückenlose Untersuchung des Bereichs innerhalb der Erdumlaufbahn zwischen Sonne und Erde auf Asteroiden. Dieses würde aber ein zusätzliches Teleskop als Nutzlast erfordern, das bisher in der Mission nicht vorgesehen ist. Davon würden auch zusätzliche Daten anfallen, die übertragen werden müssen. Von der Erde, L1 und L2 aus, wo sich bereits diverse Weltraumobservatorien aufhalten, befinden sich diese Asteroiden vom Apohele-Typ und verschiedene Erdbahnkreuzer die meiste Zeit in Richtung Sonne und können nur schlecht oder gar nicht beobachtet werden.[5]

Raumfahrzeug

Die genaue technische Auslegung des Raumfahrzeugs steht noch nicht fest. Es stehen vier Konzepte zur Auswahl, von denen frühestens im Herbst 2022 eines ausgewählt werden soll.[veraltet][8]

Vigil selbst soll auf stabilen Langzeitbetrieb ausgelegt werden, womöglich für mehrere Jahrzehnte, und soll darum besonders robust konstruiert werden. Die Versorgungseinheit soll mehrere redundante Systeme haben, die auch bei Ausfällen von Komponenten einen sicheren Weiterbetrieb und Datenerfassung auch bei extremen Sonnenstürmen ermöglichen.[5]

Nutzlasten

Für die Aufgaben soll Vigil ähnliche Instrumente erhalten, wie sie bereits von SOHO, STEREO, Parker Solar Probe und Solar Orbiter eingesetzt werden. Dazu gehören Instrumente zur permanenten Beobachtung der Sonnenoberfläche, der Sonnenkorona und der Sonnenumgebung, aber auch Instrumente zur Messung der Strahlen, Partikel, Plasma und Magnetfelder, die auf das Raumfahrzeug treffen. Eine komplette Neuentwicklung von Instrumenten ist nicht notwendig, möglicherweise muss man aber Instrumente an die Beobachtungsdistanz anpassen. Primär dient die Mission zur Erfassung des Weltraumwetters und zur Verbesserung der Sicherheit und zum Schutz gegenüber Auswirkungen des Sonnenwinds und nicht der Wissenschaft. Diese Daten eignen sich aber auch zur langfristigen wissenschaftlichen Forschung und Auswertung und könnten dabei helfen, die Ursachen und Faktoren für solche Ereignisse besser zu verstehen und die Prognosen zu verbessern.[5]

Einzelnachweise

  1. Space Safety Programme at Ministerial Council. Abgerufen am 25. November 2022 (englisch).
  2. Wir stellen vor: ESA Vigil, der treue Wächter der Erde. ESA, abgerufen am 20. April 2022.
  3. Current Space Weather – Space Weather. ESA Space Weather Service Network, abgerufen am 11. April 2022.
  4. a b ESA Vigil overview. ESA, abgerufen am 8. April 2022 (englisch).
  5. a b c d S. Kraft, J. P. Luntama, K. G. Puschmann (ESOC/ESA): Remote sensing optical instrumentation for enhanced space weather monitoring from the L1 and L5 Lagrange points. In: International Conference on Space Optics — ICSO 2016. SPIE, Biarritz, France 2017, ISBN 978-1-5106-1613-4, S. 81, doi:10.1117/12.2296100 (spiedigitallibrary.org [abgerufen am 8. April 2022]).
  6. ESA supports Indian lunar and solar missions. Abgerufen am 14. Dezember 2022 (englisch).
  7. IndianWeb2: India's 1st Solar Mission 'Aditya L-1' Launching By December. 26. Februar 2023, abgerufen am 31. März 2023 (englisch).
  8. The "no name" space weather mission. ESA-Pressemeldung vom 17. Mai 2021.

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Ulysses preparations.jpg
Technicians in Hangar AO on Cape Canaveral Air Force Station continue preflight checkout and testing of the Ulysses spacecraft. Ulysses is a NASA/European Space Agency project scheduled for launch on Space Shuttle Mission STS-41 this fall.
Lagrange points2.svg
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A contour plot of the effective potential of a two-body system. (the Sun and Earth here), showing the 5 Lagrange points.
Space weather effects pillars.pdf
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Space weather refers to the environmental conditions in space as influenced by solar activity.
In Europe's economy today, numerous sectors can potentially be affected by space weather. These range from space-based telecommunications, broadcasting, weather services and navigation, through to power distribution and terrestrial communications, especially at northern latitudes.
One significant influence of solar activity is seen in disturbances in satellite navigation services, like Galileo, due to space weather impacts on the upper atmosphere. This in turn can affect aviation, road transport, shipping and any other activities that depend on precise positioning.
For satellites in orbit, the effects of space weather can be seen in the degradation of spacecraft communications, performance, reliability and overall lifetime. For example, the solar panels − often called 'wings' − that convert sunlight to electrical power on board most spacecraft will steadily generate less power over the course of a mission, and this degradation must be taken into account in designing the satellite.
In addition, increased radiation due to space weather may lead to increased health risks for astronauts participating in human space missions, both today on board the International Space Station (ISS) in low Earth orbit and in future for human voyages to the Moon or Mars.
On Earth, the aviation sector − commercial airlines − may also experience damage to aircraft electronics and increased radiation doses to crews (at long-haul aircraft altitudes) during large space weather events. Space weather effects on ground can include damage and disruption to power distribution networks, increased pipeline corrosion and degradation of radio communications.
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