EPI TP400

TP400 auf dem Luftfahrtsalon in Paris 2009; rechts ist das Untersetzungsgetriebe (ohne Propeller) zu erkennen

EPI TP400 ist ein für das militärische Transportflugzeug Airbus A400M entwickeltes Propellerturbinen-Triebwerk des Herstellerkonsortiums Europrop International. Die Abkürzung steht für Europrop International (EPI) und TurboProp. Die vollständige Bezeichnung der Produktionsversion lautet TP400-D6. Das Triebwerk leistet 11.000 Wellen-PS (8.203 kW) und gehört damit zu den stärksten Triebwerken seiner Art.

Entwicklung

EPI TP400 an der A400M auf der ILA 2012

An der Entwicklung dieses Triebwerks sind die Industria de Turbo Propulsores, die MTU Aero Engines, Rolls-Royce und Snecma Moteurs beteiligt. Für die Entwicklung, Herstellung und Betreuung des TP400-D6 wurde von den Partnerfirmen das gemeinsame Unternehmen Europrop International gegründet.

Der Erstlauf des Triebwerkes erfolgte am 28. Oktober 2005, die Zulassung war für Mitte 2008 vorgesehen. Durch verschiedene Probleme mit den Blisks, dem Propellergetriebe, „pumpen“ des Hochdruckverdichters und dem FADEC-System verzögerte sich die Zulassung wiederholt. Der Erstflug an einer modifizierten Lockheed C-130K Hercules erfolgte am 17. Dezember 2008 vom Flugplatz Cambridge aus, bei dem ein TP400 das standardmäßige Allison T56 an der inneren Motorgondel der linken Tragfläche ersetzte.[1] Der erfolgreiche Erstflug des mit vier TP400-D6-Triebwerken ausgerüsteten Airbus A400M folgte am 11. Dezember 2009 in Sevilla.

Im Mai 2011 erteilte die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) die Zulassung für das TP400-D6-Turboproptriebwerk. Es ist damit das erste militärische Triebwerk, das eine Zulassung nach zivilen Maßstäben erhält.[2]

Im Jahr 2016 wurden Abnutzungsschäden an Propellergetrieben mit wenigen hundert Flugstunden bekannt, die im Flugbetrieb außerplanmäßige Wartungsarbeiten erfordern und die Einsatzbereitschaft der A400M beeinträchtigen.[3] Der Hersteller Avio Aero möchte sie mit dem Austausch von Komponenten sowie einer „Anpassentwicklung“ des Getriebes beheben[4] und erhielt im Juli 2016 von der EASA die Zertifizierung für eine Zwischenlösung, die die Wartungsintervalle verlängert.[5]

Leistungsfähigkeit

Die Leistung des Triebwerks wird weltweit nur durch das schon relativ alte, von ehemaligen Junkers-Fachleuten um Ferdinand Brandner entwickelte sowjetische Triebwerk Kusnezow NK-12 (u. a. in der Antonow An-22) und das ukrainische Iwtschenko Progress D-27 (eingebaut in der Antonow An-70) übertroffen. Beide Triebwerke verfügen im Gegensatz zum TP400 über je zwei gegenläufige Propeller.

Projektverantwortliche

Rolls-Royce

  • Hochdruckverdichter
  • Niederdruckwelle
  • Zwischengehäuse
  • Triebwerksmechanik (Anbauteile)
  • Triebwerksintegration
  • Leistungsrechnung

MTU

Snecma

  • Brennkammer
  • Hochdruckturbine
  • Anlasser
  • Triebwerksmontage am Flugzeug
  • Propellergetriebe (Lieferant: Avio Aero)[6]

ITP

  • Niederdruckturbine
  • Frontgehäuse
  • Düse
  • Turbinengehäuse
  • Außenleitungen

Technische Daten

Modell des Propellergetriebes

Das Triebwerk ist ein Dreiwellentriebwerk. Der Verdichter erreicht ein Gesamtdruckverhältnis von 25:1 und besteht aus einem Mitteldruckverdichter (fünf Stufen, Druckverhältnis 3,5:1) und einem Hochdruckverdichter (sechs Stufen, Druckverhältnis 7:1). Die Turbine ist aufgeteilt in jeweils eine einstufige Hoch- und Mitteldruckturbine sowie eine dreistufige Niederdruckturbine, die über ein Untersetzungsgetriebe den achtblättrigen Verstellpropeller FH386 von Ratier-Figeac antreibt. Dieser besteht aus Verbundwerkstoffen und verfügt über die Möglichkeit der Schubumkehr. Das angeflanschte Propellergetriebe mit einem Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung hat ein Untersetzungsverhältnis von 1:9,929. Es sind unterschiedliche Getriebe für rechts- und linkslaufende Propeller lieferbar, da der Einsatz an der A400M unterschiedliche Drehrichtungen der Luftschrauben erfordert.

KenngrößeDaten
Triebwerkstyp3-Wellen-Turboprop
Wellenleistung8.203 kW (11.000 Wellen-PS) in Seehöhe
Max. Propellerdrehzahl864 min−1
Max. Drehzahl Hochdruckturbine18.396 min−1
Max. Drehzahl Mitteldruckturbine10.390 min−1
Propellerdurchmesser5,3 m / 8 Blätter
Länge3,5 m
Trockenmasse1890 kg

Weblinks

Commons: Europrop TP400 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. EPI TP400 Engine Takes Off, Defense-Aerospace.com vom 17. Dezember 2008
  2. FlugRevue Juli 2011, S. 16, EASA-Zulassung für TP400
  3. Matthias Gebauer: Triebwerkschäden / A400M-Flieger der Bundeswehr müssen am Boden bleiben. In: Spiegel Online. 30. Juni 2016, abgerufen am 29. November 2016.
  4. Matthias Gebauer: Triebwerksprobleme beim A400M: Bundeswehr plant für den Ernstfall. In: spiegel.de. Spiegel Online, 12. Mai 2016, abgerufen am 30. November 2016.
  5. Interim fix for A400M engine issue certified – Airbus. Reuters, 10. Juli 2016, abgerufen am 30. November 2016 (englisch).
  6. Gerhard Hegmann: Das ist die unberechenbare Schwachstelle des A400M. In: Welt Online. 1. April 2016, abgerufen am 29. November 2016.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Salon du Bourget 20090619 251.jpg
Autor/Urheber: Georges Seguin (Okki), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Europrop TP400 - Paris Air Show 2009
A400M outer engine.jpg
(c) Julian Herzog, CC BY 4.0
Close-up of an Europrop TP400 engine on an Airbus A400M at ILA Berlin Air Show 2012.
Europrop Airbus A400M engine PAS 2013 03 TP400-D6 PDB Main Propeller Gearbox.jpg
(c) Julian Herzog, CC BY 4.0
TP400-D6 PDB main propeller gearbox of a Europrop TP400 turboprop engine of the Airbus A400M.