E. I. du Pont de Nemours and Company

E. I. du Pont de Nemours and Company

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RechtsformCorporation
GründungJuli 1802
AuflösungSeptember 2017
AuflösungsgrundFusion mit Dow Chemical
SitzWilmington, Vereinigte Staaten
LeitungEdward D. Breen (Vorsitzender und CEO)
Mitarbeiterzahl52.000 (2015)[1]
Umsatz25,13 Mrd. US-Dollar (2015)[1]
BrancheChemie
Websitewww.dupont.com
Stand: 31. Dezember 2015

E. I. du Pont de Nemours and Company (kurz DuPont) war einer der weltweit größten Konzerne der Chemischen Industrie, der 2017 durch die Fusion mit Dow Chemical im neuen Unternehmen DowDuPont aufging und seit Juni 2019 als DuPont de Nemours firmiert.

1802 als Unternehmen für Sprengstoffe gegründet, wandelte sich DuPont zu einem Konzern für Chemie, Materialien und Energie. Vor der Fusion mit Dow erstreckte sich die Produktpalette von DuPont auf die Bereiche Landwirtschaft, Ernährung, Gesundheit, Elektronik, Kommunikation, Sicherheit, Haushalt, Bau, Verkehr und Bekleidung. Zu den bekanntesten Marken gehören neben DuPont: Pioneer (Saatgut), Teflon (Fluorpolymere, Filme, Textilienschutz, Fasern und Dispersionen), Corian, Kevlar, Nomex und Tyvek.

Geschichte

Die Anfänge

DuPont wurde 1802 von Eleuthère Irénée du Pont gegründet, zwei Jahre nachdem er und seine Familie aus Frankreich in die USA ausgewandert waren, um der Französischen Revolution zu entfliehen. Zunächst begann er mit der Produktion von Sprengstoffen, da die Industrie dafür in Nordamerika noch nicht so weit wie die europäische entwickelt war und ein entsprechend großer Markt erwartet wurde. Die Firma wuchs schnell und war um die Mitte des 19. Jahrhunderts der größte Sprengstofflieferant für das US-Militär, der mehr als die Hälfte der Lieferungen für die Unionsarmee im Amerikanischen Bürgerkrieg bestritt.

DuPont setzte sein Wachstum fort und stieg in die Produktion von Dynamit und rauchschwachem Pulver ein. Im Jahre 1902 starb DuPonts Präsident Eugene du Pont und die anderen Partner verkauften ihren Anteil an die drei Urenkel des Unternehmensgründers. Es wurden mehrere kleinere Chemiefirmen zugekauft, bis im Jahre 1912 im Zuge des Sherman Antitrust Act ein Gericht die marktbeherrschende Stellung (Monopol) bei Sprengstoffen feststellte und die Zerschlagung in mehrere Teile anordnete. In der Folge wurden die Hercules Powder und die Atlas Chemical companies gegründet. Der Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg 1917 ließ den Gewinn des Unternehmens von 80 Mio. US-Dollar (1916) auf 250 Mio. US-Dollar (1918) anschnellen. DuPont lieferte vor allem Spezialmunition für Flugzeuge und Schwarzpulver-Pellets als Munitionsbestandteil.[2]

Neue Geschäftsfelder 1900 bis 1945

In dieser Zeit baute DuPont auch zwei der ersten Industrieforschungslabore in den USA auf, wo mit der Arbeit an der Zellulose-Chemie, Lacken und anderen nicht-explosiven Produkten begonnen wurde.

1914 investierte Pierre S. du Pont in die noch junge Automobilindustrie, indem er ein Aktienpaket von General Motors (GM) kaufte. Im folgenden Jahr wurde er zum Vorstandsmitglied bei GM berufen. DuPont wollte die schwächelnde Autofirma unterstützen und kaufte ein weiteres GM-Aktienpaket im Wert von 25 Millionen US-Dollar. So wendete er den Konkurs von GM ab und übernahm 1920 den Vorsitz. In den Folgejahren wuchs GM zur weltweit größten Firma ihrer Zeit. Jedoch führte der große Einfluss von DuPont bei GM dazu, dass 1957, wiederum aufgrund des Sherman Antitrust Act, die Anteile verkauft werden mussten.

In den 1920er Jahren setzte DuPont seine Konzentration auf die Werkstoffwissenschaften fort. 1928 begann Wallace Carothers mit der Arbeit an Polymeren. Carothers entdeckte 1930 das Neopren, einen synthetischen Gummi, synthetisierte als erster Polyester und entwickelte 1935 die Polyamidfaser Nylon. Später entwickelte die Firma das Acrylglas Lucite und ließ das von Roy Plunkett entdeckte Teflon patentieren.

Während dieser ganzen Zeit blieb DuPont ein Produzent von Kriegsgütern für die beiden Weltkriege und spielte ab 1943 im Manhattan-Projekt eine wichtige Rolle, wo es Konstruktion, Bau und Betrieb der Plutonium-Produktionsanlage in Hanford und des Oak Ridge National Laboratory in Tennessee übernahm.

Weiterentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich DuPont wieder auf neue Materialien wie Mylar (PET-Folie), Dacron (PET-Faser), Orlon (Polyacrylnitril-Faser) und Lycra (Elasthan) in den 1950er und Tyvek (PE-Vlies), Kevlar und Nomex (aromatische Polyamide) sowie Corian (66 % Gibbsit und ca. 34 % Polymethylmethacrylat, Plexiglas) in den 1960er Jahren. DuPont-Werkstoffe waren für den Erfolg des Apollo-Programms von entscheidender Bedeutung.

Im Oktober 1985 gab es ein Joint-Venture zwischen dem bedeutenden Elektronikhersteller Philips und DuPont, aus dem sich das Unternehmen Philips & DuPont Optical (PDO) entwickelte, welches sich auf die Herstellung von Audio-CDs spezialisierte.[3] Es entstanden CD-Presswerke u. a. in Langenhagen (Deutschland), Blackburn (England), Wilmington (USA) und Frankreich.

1981 übernahm DuPont Conoco Inc., einen großen amerikanischen Öl- und Gas-Produzenten. Danach bestand ein eigener petrochemischer Zugang zu Rohstoffen für die Herstellung von Kunststoffen und Fasern. Diese Akquisition, die DuPont zu einem der Top-10 Öl- und Gas-Produzenten machte, passierte nach einem Übernahmeversuch durch Seagram Company Ltd., die als DuPonts größter Einzelaktionär vier Sitze im Vorstand beanspruchten. Am 6. April 1995 gab DuPont bekannt, dass alle von Seagram gehaltenen Aktien zurückgekauft würden.

Im Jahr 1986 wurde die Shell Agricultural Chemical Company (SACC) übernommen.[4]

1991 verkaufte DuPont seinen Anteil (50 %) an der Consolidation Coal Co. für über 1 Mrd. $ an die Rheinbraun. Aus dem Konzern entstand später Consol Energy.[5]

Im März 1999 übernahm DuPont die Herberts GmbH (Autolacke) und führte diese unter dem Namen DuPont Performance Coatings weiter.

DuPont trennte sich 1999 wieder von Conoco, um das Geschäft in ein Joint-Venture mit Phillips Petroleum Company einzubringen, aus dem später ConocoPhillips hervorging. Im selben Jahr änderte CEO Carles O. (Chad) Holliday den Fokus von der Petrochemie hin zu nachwachsenden Rohstoffen. 1999 wurde außerdem das zu diesem Zeitpunkt weltweit größte Saatgutunternehmen Pioneer Hi-Bred übernommen.

Im Jahre 2003 wurde der traditionelle Faserbereich (DuPont Textiles and Interiors) in das neu gegründete Tochterunternehmen Invista ausgegliedert, deren Anteile im April 2004 an Koch Industries verkauft wurden. Zusammenschluss mit KoSa (ehem. Polyestersparte der Hoechst AG) zu Invista Resins & Fibres GmbH.

2007 wurde das Unternehmen von der Europäischen Kommission wegen Beteiligung an einem Chloropren-Kautschuk-Kartell mit einer Geldbuße belegt. An dem laut Kommission zwischen 1993 und 2002 bestehenden Kartell waren ebenfalls die Konzerne Bayer, Denka, Dow Chemical, Eni und Tosoh beteiligt.[6]

Am 30. August 2012 gibt DuPont bekannt, dass mit der Carlyle Group eine Vereinbarung über den Verkauf von DuPont Performance Coatings (DPC), für 4,9 Milliarden US-Dollar abgeschlossen wurde. Heute trägt sie den Namen Axalta.

Anfang 2015 setzte der Investorenaktivist Nelson Peltz die damalige CEO Ellen J. Kullman unter Druck, was gegen Ende des Jahres zu ihrer Absetzung führte.[7]

Zum 1. Juli 2015 wurde das Titandioxid- und Kältemittel-Geschäft unter dem Namen Chemours abgespalten.[8][9]

Ehemalige Vorstände

Crawford Greenewalt1948–1962
Irving S. Shapiro1973–1981
Edward G. Jefferson[10]1981–1986
Edgar S. Woolard[11]1989–1995
John A. Krol1995–1998
Charles O. Holliday1998–2008
Ellen J. Kullman31. Dezember 2008 bis 16. Oktober 2015
Edward D. Breen16. Oktober 2015–

DuPont in Deutschland

1961 wurde die DuPont Chemie GmbH gegründet. Bereits im Jahr darauf erwarb das Unternehmen die Adox Fotowerke Schleussner GmbH mit Sitz in Neu-Isenburg. 1968 baute DuPont in Uentrop ein neues Werk für die Herstellung von technischen Kunststoffen und Verbundglasfolien.

Im Jahr 1999 übernahm DuPont die Herberts GmbH von Hoechst mit Hauptsitz in Wuppertal. Das Unternehmen wurde unter dem Namen DuPont Performance Coatings GmbH (DPC) weitergeführt, bis es 2012 an die Carlyle Group verkauft wurde. Das Unternehmen trägt nun den Namen Axalta Coating Systems. Es entwickelt, produziert und vertreibt Lacke für die Automobilerstlackierung, die Autoreparaturlackierung und Beschichtungen für industrielle Anwendungen. Im Jahr 2000 kam durch die Übernahme von Pioneer in Buxtehude ein weiterer Standort hinzu.

Für DuPont war Deutschland nach den USA weltweit der zweitgrößte Markt. An den vier genannten Standorten war mit knapp 3500 Mitarbeitern ein Viertel aller Beschäftigten aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika tätig.[12] Der Sitz von DuPont in Deutschland wechselte mehrmals. Nach Frankfurt am Main, Dreieich und Bad Homburg ist das Unternehmen nunmehr in Neu-Isenburg ansässig.

Produktpalette

Viele Kunststoffe sind unter den Handelsnamen von DuPont bekannt geworden, so zum Beispiel:

Im Bereich Lacke zählt DuPont mit den Marken DuPont Refinish, Spies Hecker und Standox zu den weltgrößten Herstellern von Autoreparaturlacken.

Landwirtschaft

Mit der Übernahme von Pioneer Hi-Bred 1999 wurde DuPont zum zweitgrößten Saatguthersteller (hinter Monsanto) weltweit. Der Konzern hatte laut Schätzungen 2008 einen Anteil von 14 % am Markt für rechtlich geschütztes Saatgut.[13] Pioneer stellt unter anderem auch transgenes Saatgut her.

DuPont wird von NGOs wie der ETC Group und Greenpeace vorgeworfen, auf Kosten nicht ausreichend untersuchter möglicher Probleme, die Kontrolle über die weltweite Landwirtschaft erringen zu wollen.[14]

Biotechnologie

Mit Genencor, einer ursprünglich 1982 von Genentech und Corning Glassworks gegründeten Joint-Venture, übernahm DuPont 2011 einen der größten Hersteller von Lebensmittelzusatzstoffen und Enzymen (industrielle Biotechnologie).[15] 1995 übernahm DuPont außerdem die Enzymabteilung von Solvay und 2011 Danisco.

Umweltverstöße

DuPont hatte immer wieder mit schwerwiegenden Imageproblemen zu kämpfen, da es sich einerseits früher um einen der Haupthersteller von FCKW handelte, andererseits einen hohen Schadstoffausstoß hatte und damit in den Jahren 2008 und 2018 den Toxic 100 Index anführte. Im Dezember 2005 musste DuPont der US-Bundesumweltschutzbehörde (EPA) eine Vergleichssumme in Höhe von ca. 16 Millionen Dollar zahlen, da interne Studien über die von DuPont hergestellte Chemikalie Perfluoroctansäure (PFOA) verschwiegen worden waren, die Anhaltspunkte für eine Kanzerogenität dieses Stoffes beinhalteten. Dies ist von besonderer Brisanz, da PFOA fast unzerstörbar (persistent) und bioakkumulativ ist. So wurde PFOA in arktischen Eisbären und ca. 95 % der Blutproben von US-Bürgern nachgewiesen.

Das Unternehmen wurde nach einer seit 1998 andauernden juristischen Auseinandersetzung mit Robert Bilott im Jahr 2017 schuldig gesprochen, Trinkwasser kontaminiert zu haben, wodurch es zu Krankheiten (darunter Krebs) bei Nutzvieh und in der Bevölkerung kam.[16] DuPont hatte 7100 Tonnen PFOA-Abfall in Parkersburg so deponiert, dass es den Weg in das Trinkwasser von 100.000 Menschen fand. Unzählige davon waren in der Folge von lähmenden Krankheiten betroffen.[17] DuPont zahlte daraufhin etwa 671,7 Millionen US-Dollar an die etwa 70.000 in der Bevölkerung Geschädigten.[18] Dieser Rechtsstreit wurde im investigativen Dokumentarfilm The Devil We Know – Das unsichtbare Gift (2018) und im Filmdrama Vergiftete Wahrheit (2019) aufgegriffen.

Mitgliedschaften

DuPont war Mitglied des Netzwerks Europäische Bewegung Deutschland und bei HRAC (Verbund zur Entwicklung von Maßnahmen gegen Herbizidresistenzen).

Siehe auch

Literatur

  • Axel Madsen: The Deal Maker: How William C. Durant made General Motors. John Wiley & Sons, Inc., ISBN 0-471-39523-4 (pbck) (englisch).
  • Pap Ndiaye: Nylon and Bombs. DuPont and the March of Modern America. Johns Hopkins University Press, Baltimore (MD) 2007.
  • John K. Winkler: The Dupont Dynasty. Kessinger Publishing, 2005, ISBN 1-4191-2857-4.
  • Alfred Dupont Chandler, Stephen Salsbury: Pierre S. Du Pont and the Making of the Modern Corporation. Beard Books, 2001, ISBN 1-58798-023-1.
  • Adrian Kinnane: DuPont: From the Banks of the Brandywine to Miracles of Science. The Johns Hopkins University Press, 2002, ISBN 0-8018-7059-3.

Weblinks

  • DuPont international
  • DuPont Deutschland
  • Firmengeschichte auf hagley.org. Archiviert vom Original am 4. November 2010; (englisch).

Einzelnachweise

  1. a b 2015 Report (Form 10-K)
  2. Madsen: The Deal Maker: How William C. Durant made General Motors. S. 180.
  3. Chronomedia 1985. terramedia.co.uk/Chronomedia, abgerufen am 22. Dezember 2009 (englisch): „October Philips and Du Pont Company form Philips Du Pont Optical (PDO) joint venture to manufacture and market optical discs.“
  4. Ron Wolf: Du Pont Co. Agrees To Purchase Shell Agricultural-products Unit. philly.com, 2. Mai 1986, abgerufen am 25. Januar 2015.
  5. E.I. du Pont de Nemours & Company History bei FundingUniverse
  6. Kartellrecht: Kommission ahndet Marktaufteilung und Preisabsprachen der Chloropren-Kautschuk-Hersteller mit Kartellstrafe von 247.6 Mio. EUR. EU, 5. Dezember 2007, abgerufen am 22. Dezember 2009.
  7. How DuPont went to war with activist investor Nelson Peltz. In: Fortune. 11. Mai 2015, abgerufen am 14. Juli 2016.
  8. DuPont Completes Spin-off of The Chemours Company (Memento vom 6. März 2016 im Internet Archive), 1. Juli 2015.
  9. How DuPont Spinoff Chemours Came Back from the Brink. In: Fortune. 18. Mai 2016, abgerufen am 14. Juli 2016.
  10. Edward Graham Jefferson: Biographical Memoirs (Memento vom 14. Februar 2017 im Internet Archive)
  11. Lebenslauf von Edgar S. Woolard, Jr. (Memento vom 5. September 2015 im Internet Archive)
  12. DuPont in Deutschland (Memento desOriginals vom 18. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www2.dupont.com, abgerufen am 23. Oktober 2012.
  13. Global Proprietary Seed Market Shares, Context Network. (Memento vom 26. Februar 2013 im Internet Archive)
  14. DuPont: Corporate Crimes. Corporate Watch UK, 2002.
  15. Milliardendeal zur Marktführerschaft – DuPont will dänischen Geschäftspartner übernehmen, process.vogel.de, 10. Januar 2011.
  16. Nathaniel Rich: The Lawyer Who Became DuPont’s Worst Nightmare. In: The New York Times. 6. Januar 2016, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 13. Oktober 2019]).
  17. Erin Brockovich: Dear Joe Biden: are you kidding me?, The Guardian, 19 November 2020.
  18. Robert Bilott. In: The Right Livelihood Award. Abgerufen am 13. Oktober 2019.

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