Dux Pannoniae Primae et Norici Ripensis

Heerführer der Comitatenses und Limitanei im 5. Jahrhundert n. Chr.
Die illyrischen Provinzen im 4. Jahrhundert
Notitia Dignitatum: Die pannonischen Kastelle Arrabona, Quadriburgio, Alanova, Aequinoctiae, Ad Hercules, Gerolate, Flexo und Quadrato an der mittleren Donau unter dem Kommando des Dux Pannoniae Primae et Norici Ripensis.
Städte, Legionslager und Kastelle am österreichischen Abschnitt des norischen und oberpannonischen Limes
OFARN-Ziegelstempel des Dux Ursicinus (Oberleiser Berg)

Der Dux Pannoniae Primae et Norici Ripensis (Heerführer der Pannonia I und Ufernoricums) war ab dem 3. Jahrhundert Kommandeur (Dux limitis) der Limitanei- und Flotteneinheiten, die am Grenzabschnitt der oberen Donau stationiert waren.

Wie sein westlicher Amtskollege, der Dux Raetiae, befehligte er die Aufgebote mehrerer Provinzen. Der Zuständigkeitsbereich des Dux erstreckte sich auf den Limes der Provinzen Noricum ripense und Pannonia prima, die österreichisch-slowakisch-ungarische Donauregion zwischen den Flüssen Aenus (Inn) und Arrabo (Raab). In der Rangordnung des Reichsadels nahm der Dux – seit Valentinian I. – die Stellung eines vir spectabilis ein.

Folgende Duces sind namentlich bekannt:

  • Aurelius Senecio (311–312),
  • Aurelius Iustinianus (Anfang des 4. Jahrhunderts),
  • Ursicinus (wohl unter Valentinian I.).

Verwaltungsstab

Das Officium (Verwaltungsstab) des Dux umfasste folgende Ämter:[1]

  • Principem de eodem officio (Kanzleileiter)
  • Numerarium (Zahlmeister)
  • Adiutorem (Assistent)
  • Commentariensem (Buchführer und Rechtskundiger)
  • Subadiuuam (Hilfskraft)
  • Regrendarium (Verwalter oder Archivar)
  • Exceptores (Schreiber)
  • Singulares et reliquos officiales (Ordonanzen)

In Klosterneuburg wurden zahlreiche spätantike Ziegelstempel der sog. OFARN-Gruppe [OF]ficinia [A]uxiliares [R]ipenses [N]orica = „Verwaltung der Norischen Grenztruppen“ gefunden. Diese lassen sich in die Zeit der Herrschaft der Kaiser Constantius II. (337–361) und Valentinian I. (364–375) datieren. Da sich die Stempelabkürzungen AR, ARN bzw. ARAN einstweilen jedoch nicht eindeutig erklären lassen, bleiben die bisherigen Übersetzungsvorschläge spekulativ.

Truppen

Laut der norischen Truppenliste der Notitia dürfte gegenüber dem exercitus Noricus der mittleren Kaiserzeit mit einer Legion (ab dem späten 2. Jahrhundert) sowie einer bis drei Alae (plus zwei Alen um 100 n. Chr.) und meist acht Kohorten in der Provinzarmee die Kavallerie und die Flußflottillen auf Kosten der Infanterie aufgestockt worden sein. Dort werden nun gleich sechs Reiterverbände genannt, neben den zwei Flottenverbänden existierte auch noch die wohl im Mannschaftsstand schon stark reduzierte Legio II Italica, die vermutlich auch Soldaten an die Legio I Noricorum, in drei bzw. zwei Standorten abgegeben hatte. In drei der Limeskastelle standen Marinesoldaten (Liburnarii), wohl ehemalige Legionäre. Da in drei Garnisonsstandorten (Lentia/Linz, Lauriacum/Lorch und Arelape/Pöchlarn) jeweils zwei Einheiten genannt sind, hatte sich allerdings die Zahl der Standorte insgesamt mit 13 gegenüber der Prinzipatszeit gar nicht oder nur um eins erhöht. Noricum mediterraneum kommt in der Truppenliste der Notitia dignitatum überhaupt nicht vor und scheint in der Spätantike wie auch in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. völlig demilitarisiert gewesen sein.[2]

Nach wie vor waren – wie in die unter einem gemeinsamen Kommando zusammengefassten Truppen der Pannonia prima – alle in der Notitia genannten Einheiten, zumindest soweit ihre Lager bekannt sind, linear an der Donau aufgereiht; ganz im Gegensatz zur Provinz Raetia, wo einige der dortigen Einheiten die Nachschubwege und die Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum/Augsburg schützen sollten. Die Truppenliste (distributio) in der Notitia Dignitatum zählt die Garnisonen des Dux nach ihrer Wertigkeit und ihrer geographischen Lage (von West nach Ost in Fließrichtung des Stromes) an der Donau auf. Angeführt werden aber offensichtlich nur die pannonischen Militärstützpunkte, die wohl auch Sitz eines befehlshabenden Offiziers waren, d. h. ohne alle damals besetzten Lager (Ufernoricum) oder Wachtürme (burgi), wie z. B. Oberranna. Die Listen für die Grenztruppen an der Donau weisen unterschiedliche und oft widersprüchliche Eintragungen auf. Es ist auch fraglich, ob die der norisch-pannonischen Limitanei über den Zeitraum zwischen 375–378 hinausreichen.[3]

Die Grenze in beiden Provinzen war organisatorisch in zwei Abschnitte geteilt:

  • oberer Abschnitt (partis superioris) und
  • unterer Abschnitt (partis inferioris).

Sie wurden bemerkenswerterweise immer von einer fünften Kohorte gesichert. Laut Karlheinz Dietz handelte es sich dabei wohl um eine Fehlinterpredation des Kürzels CHTV (c[o]h[or]t[i]u[m]) seitens der mittelalterlichen Kopisten der Notitia.[4] Bis um 400 verfügte Ufernoricum laut der Notitia Dignitatum über ein relativ kampfstarkes Heer. Zwei Legionen bildeten dessen Rückgrat,

Zusätzlich waren drei Infanteriekohorten, vier Kavallerieeinheiten und zwei Einheiten berittener Bogenschützen verfügbar. Zusammengerechnet dürften dem Dux im Idealfall rund 10.000 Mann in unterschiedlicher Qualität zur Verfügung gestanden haben.[5] In mehreren Kastellen waren nun auch (den Legionen zugeteilte) Patrouillenschiffe stationiert. Ihre Besatzungen hatten wohl die Funktion einer Art Strompolizei. Ab dem frühen 5. Jahrhundert unterstanden die an der mittleren Donau stationierten Truppen einem Comes Illyrici. Später den für das westliche Illyricum gesondert ernannten Heermeistern. Nach Bericht des Zosimos war um 409 der Magister militum Generidus Oberbefehlshaber der Truppen an der Donau.[6] Sein Zuständigkeitsbereich umfasste Dalmatien, die norisch-pannonischen Provinzen und die beiden Rätien.

In der letzten literarischen Quelle für Ufernoricum, der Vita Sancti Severini, gibt es keine konkreten Hinweise mehr auf das Vorhandensein regulärer Besatzungen in den von Severin aufgesuchten norischen Limeskastellen. Ein übergeordneter Dux oder Comes wird in der Severinsvita ebenfalls nicht erwähnt. Nur in Favianis existierte laut der Vita Sancti Severini bei Ankunft Severins offenbar noch eine reguläre Garnisonstruppe. Sie stand unter dem Befehl eines Tribunen namens Mamertinus.[7] In der Vita ist ansonsten noch von vigiles (= Wächter, die Lauriacum bewachen) und den exploratores (= Späher, die den Feind beobachten) die Rede. Sie könnten Veteranen der beiden norischen Legionen oder von Auxiliareinheiten bzw. deren Nachkommen gewesen sein. Rajko Bratoz nimmt an, dass es sich im 5. Jahrhundert bei den in der Severins Vita erwähnten Wachtrupps in Comagena, Favianis und Batavis[8] bis um 476 nicht um Wehrbauern oder Bürgermilizen, sondern noch um reguläre Einheiten der weströmischen Armee gehandelt hat.[9] In Batavis und Lauriacum wurden sogar neue Einheiten aufgestellt die vielleicht aus versprengten Limitanei und neu angeworbenen Romanen bestanden. Germanische Foederati wurden dafür anscheinend nicht mehr herangezogen.[10]

Distributio Numerorum

Laut der ND Occ. standen dem Dux 17 Einheiten (einige in mehreren Standorten genannt) zur Verfügung:[11]

Kavallerie

Offiziere/Einheit/KastelleBemerkungAbbildung
Provinciae Noricum ripense
Limitanei - Equites
Equites promoti, Ad MaurosDer Name bedeutet "Ausgewählte Reiter" im Kastell Eferding, A, sie wurden wohl im 3. Jahrhundert aus einer Legion herausgezogen.
Schildzeichen unbekannt
Equites sagittarii, LacufelicisEine Einheit berittener Bogenschützen im Kastell Mauer bei Amstetten, A.
Schildzeichen unbekannt
Equites sagittarii, LentiaeEine Einheit berittener Bogenschützen im Kastell Linz, A.
Schildzeichen unbekannt
Equites Dalmatae, ArlapeEine Einheit, ursprünglich in Dalmatien ausgehobene, Reiter im Kastell Pöchlarn, A.
Schildzeichen unbekannt
Equites Dalmatae, AugustianisEine Einheit dalmatinischer Reiter im Kastell Traismauer, A.
Schildzeichen unbekannt
Equites promoti, ComagenisEine Einheit ehemaliger Legionsreiter im Kastell von Tulln, A.
Schildzeichen unbekannt
Provinciae Pannonia primae
Equites Dalmatae, Ala NovaEine Einheit dalmatinischer Reiter im Kastell Schwechat, A.
Schildzeichen unbekannt
Equites Dalmatae, AequinoctoiaeEine Einheit dalmatinischer Reiter im Kastell Fischamend, A.
Schildzeichen unbekannt
Equites sagittarii, GerolateEine Einheit berittener Bogenschützen im Kastell Rusovce, SLO.
Schildzeichen unbekannt
Equites promoti, FlexoEine Einheit ehemaliger Legionsreiter im Kastell Mosonmagyaróvár, HU.
Schildzeichen unbekannt
Equites Mauri, QuadratoEine Einheit maurischer Reiter, die Lage ihres Kastells ist unbekannt.
Schildzeichen unbekannt
Equites promoti, ArrabonaeEine Einheit ehemaliger Legionsreiter im Kastell Győr, HU.
Schildzeichen unbekannt
Equites Dalmatae, Ad HerculemEine Einheit dalmatinischer Reiter im Kastell Kishegy/Pilismarót, HU.
Schildzeichen unbekannt
Equites sagittarii, QuadriburgioEine Einheit berittener Bogenschützen, wahrscheinlich in einer Kleinfestung, Quadriburgi, stationiert. Deren geographische Lage ist unbekannt.
Schildzeichen unbekannt
Limitanei - Cuneus
Cuneus equitum Dalmatarum, FlexoEine Einheit dalmatinischer Reiter im Kastell Mosonmagyaróvár, HU.
Schildzeichen unbekannt
Cuneus equitum stablesianorum, ArrabonaeEine Reitereinheit der Provinzgarde im Kastell Győr, HU. Weitere solcher Abteilungen finden sich in der Armee
Schildzeichen unbekannt

Infanterie und Flotte

Offiziere/Einheit/KastelleBemerkungAbbildung
Provinciae Noricum ripense
Limitanei - Legiones
Praefectus legionis secundae Italicae, LauriacoDie legio II Italica war die norische Stammlegion und seit den Markomannenkriegen des Marc Aurel, 171 n. Chr. am oberösterreichischen Donauabschnitt im Lager von Enns, A, stationiert. Vermutlich diente zwei ihrer Vexillationen,
  • die Lanciarii Lauriacenses (Lanzenwerfer aus Lauriacum), als Pseudocomitatenses in der Armee des Comes Illyrici,
  • die Secundani Italiciani stand in der Italienarmee des Magister peditum und in der Armee des Comes Africae.[12]
Notitia Dignitatum, Truppenliste des Magister Peditum: Schildzeichen der Secundani Italiciani
Praefectus legionis secundae Italicae,
partis inferioris
,
Lentiae
Eine Vexillation der Legio II Italica im Kastell Linz, A, die den "unteren Abschnitt" der Donau sicherte.
Schildzeichen unbekannt
Limitanei - Cohortis
Tribunus cohortis, BoiodoroIn der ND nicht näher bezeichnete Kohorte im Kastell Passau-Innstadt, D.
Schildzeichen unbekannt
Tribunus cohortis, AsturisIn der ND nicht näher bezeichnete Kohorte im Kastell Zwentendorf an der Donau, A.
Schildzeichen unbekannt
Tribunus cohortis, CannabiacaIn der ND nicht näher bezeichnete Kohorte im Kastell Zeiselmauer, A.
Schildzeichen unbekannt
Tribunus cohortis, CaratensisDer hier stationierte Tribun befehligte eine Kohorte, die möglicherweise mit den Catarienses ident sind. Eine Einheit der pseudocomitatenses die in der Feldarmee des Comes Illyrici angeführt wird. Wo sich ihr Kastell befand ist unbekannt.
Schildzeichen unbekannt
Classis
Praefectus legionis primae Noricorum militum liburnariorum
et cohortis Quintae,
partis superioris,
Adiuvense
Eine Abteilung Marinesoldaten und die fünfte Kohorte der Legio I Noricorum im Kastell Wallsee, A. Sie sicherten den "oberen Abschnitt" der Donau.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus classis, Arlapensis et (Co)MaginensisPatrouillenbootflottille der Legio I Noricorum im Kastell von Pöchlarn, A. Ob die beiden wohl ehemals selbstständigen Flotten in Pöchlarn und Tulln später vereinigt oder nur unter ein gemeinsames Kommando gestellt worden waren, ist bis dato unbekannt.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus classis Lauriacensis (Lauriacum)Eine Patrouillenbootflottille der Legio II Italica im Legionslager von Enns, A.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus legionis secundae Italicae militum liburnariorum, IoviacoEine Abteilung Marinesoldaten der Legio II Italica im Kleinkastell Schlögen, A. Vermutlich befand sich hier auch eine Werft. Sie versahen mit ihren Booten wohl den Patrouillendienst auf der Donau.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus legionis liburnariorum primorum Noricorum, FafianaeEine Abteilung Marinesoldaten der Legio primae Noricorum im Kastell Mautern an der Donau, A. Sie wurde mit ziemlicher Sicherheit zur Verstärkung des norischen Grenzheeres unter Kaiser Diokletian aufgestellt, da sie erst in den letzten Dekaden des 3. Jahrhunderts in den Quellen auftaucht. Zusammen mit
  • den Lanciarii aus Lauriacum, wurden auch
  • die Lanciarii Comaginenses,

eine im Kastell Comagenis (Tulln) stationierte, mutmaßliche Vexillation der Legio I Noricorum im Krisenfall als Pseudocomitatenses in die Feldarmee des Comes Illyrici eingezogen.[13]

Notitia Dignitatum, Truppenliste des Magister Peditum: Schildzeichen der Lanciarii Comaginenses
Praefectus classis, (Co)MaginensisEine Patrouillenbootflottille der Legio I Noricorum im Kastell Tulln, A.
Schildzeichen unbekannt
Offiziere/Einheit/KastelleBemerkungAbbildung
Provinciae Pannonia primae
Limitanei - Legiones
Praefectus legionis decimae geminae, VindomaraeDie Soldaten unter den praefecti legionis decimae geminae waren Angehörige der Wiener Stammlegion, der legio X Gemina Pia Fidelis. Ihre Resttruppe stand im frühen 4. Jahrhundert auch noch in Vindomarae (Vindobona/Wien), A, wo diese Legion schon seit dem frühen 2. Jahrhundert nachweisbar ist. Eine ihrer Vexillationen, die decimae geminae, wird in der Notitia Dignitatum unter den Comitatenses des Magister militum per Orientem (Ostreich) angeführt.
Notitia Dignitatum, Truppenliste des Magister militum per Orientem: Schildzeichen der decimae geminae
Limitanei - Legiones/Classis
Praefectus classis Histricae, VindomaraeAb der Mittleren Kaiserzeit war Vindobona auch Flottenstützpunkt eines Geschwaders der Donauflotte. In der Notitia Dignitatum ist ein praefectus classis Histricae, [C]Arr[n]unto siue Vindomanae verzeichnet. Die Verlegung der Classis Histricae von Carnuntum nach Vindobona im 4. Jahrhundert brachte wohl auch eine Aufwertung des Standortes mit sich.[14]
Schildzeichen unbekannt
Praefectus legionis quartae decimae geminae militum liburnariorum et
cohortis quintae (der Legio XIIII), partis superior, Carnunto
Die Marinesoldaten der milites liburnarii, befehligt von einem praefecti legionis, sind eine Abteilung von einer der ältesten Legionen in Oberpannonien. Nur ihre fünfte Kohorte befand sich in der Spätantike noch in deren einstigen Hauptquartier Bad Deutsch Altenburg, A, wo die Legion seit dem 2. Jahrhundert stationiert war. Eine ihrer Vexillationen, die Quartodecimani, stand in der Armee des Magister Militum per Thracias (Ostreich).
Notitia Dignitatum, Truppenliste des Magister Militum per Thracias: Schildzeichen der Quartodecimani
Praefectus classis Histricae, (C)Arr(n)unto (= Carnuntum)Eine Flottille Patrouillenschiffe, die vermutlich aus der Classis Pannonica hervorgegangen ist und im Legionslager Bad Deutsch Altenburg, A, stationiert war. Sie wurde im 4. Jahrhundert nach Vindobona (Wien, A) verlegt.
Schildzeichen unbekannt
Praefectus legionis decimae et
quartae decimae geminae geminarum militum liburnariorum
,
Arrabonae
Diese im Kastell Győr, HU, liegenden Verbände bestanden aus Liburnarii, die diesen beiden Legionen zugeteilt waren. Die Liburna war ein Schiffstyp, der im Laufe der Zeit zum Synonym für römische Kriegsschiffe wurde. Als Liburnarii bezeichnete man in der Spätantike auch die Besatzungsmitglieder bzw. Marinesoldaten solcher Flusskampfschiffe. Laut der Notitia verfügten vier Donau-Legionen über solche Liburnariieinheiten: die
Schildzeichen unbekannt
Limitanei - Cohortes
Tribunus cohortis, ArrianisIn der ND nicht näher bezeichnete Kohorte im Kastell Klosterneuburg, A.
Schildzeichen unbekannt
Gentes
Tribunus gentis MarcomannorumDer Offizier befehligte ein Aufgebot markomannischer Foederaten (Volk nach der Verfassung = „populus“; Volk nach Abstammung = „gens“). Der Stationierungsort des Tribunen wird in der Notitia nicht angegeben. Seine Residenz wird im Nahebereich des Legionslagers Vindobona bzw. auf dem Oberleiser Berg, nördlich der Donau im Barbaricum vermutet. Die Vita Sancta Ambrosii Mediolanensis Episcopi erwähnt einen Briefwechsel zwischen der Markomannenherrscherin Fritigil und Bischof Ambrosius von Mailand. Ambrosius gab ihr darin den Rat, das ihr Mann sich in den Dienst der Römer stellen sollte. Diese Episode bringt man in der Forschung gern mit diesem Markomannentribunen in Verbindung. Er ist ein Hinweis auf den Übertritt ganzer markomannischer Stammesverbände ins Römische Reich (receptio), die dann wohl in Ufernoricum, bei Wien, im Burgenland und Westungarn angesiedelt wurden. Ihre Kämpfer sollten als Foederaten wahrscheinlich den Grenzschutz zwischen Vindobona und Carnuntum verstärken. Vielleicht stammt auch die in der Severinsvita (vor 467) erwähnte Foederatengarnison in Comagena (Tulln) von diesen Kriegern ab.[15]
Schildzeichen unbekannt

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Officium autem habet idem vir spectabilis dux hoc modo
  2. Orsolya Heinrich-Tamáska (Hrsgb.): Keszthely-Fenekpuszta im Kontext Spätantiker Kontunitärsforschung Zwischen Noricum Und Moesia. Castellum Pannonicum Pelsonense Vol. 2, Archäologisches Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Geisteswissenschaftliches Zentrum, Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e. V. Balatoni Múzeum (Balatoni-Museum) Verlag Marie Leidorf GmbH, Budapest • Leipzig • Keszthely • Rahden/Westf. 2011. Darin: Peter Scherrer: Noricum in der Spätantike – Zu den Forschungen des vergangenen Jahrzehnts (mit einem Beitrag von Bernhard Schrettle), S. 105.
  3. Hannsjörg Ubl 1982. Zuerst die Reiterverbände, dann die Legionskohorten und Flottillen und am Schluß die Grenzwächter.
  4. Dietz 1993, S. 298 und 312.
  5. Peter Heather 2011, S. 470.
  6. Zosimos 5, 46, 2.
  7. S. Jilek: Zur Truppengeschichte von Mautern. In: Das Kastell Mautern-Favianis (= Der Römische Limes in Österreich Band 39). Wien 2000, S. 353–362.
  8. Vita Sancti Severini 1, 4; 4, 2; 20, 1.
  9. Rajko Bratoz 1983.
  10. Peter Stadler 1988, S. 298.
  11. sub dispositione
  12. ND occ.: V.
  13. Notitia Dignitatum Occ. 5, 109; 5, 110; 5, 259; 7, 58–59.
  14. Notitia Dign. Occ. 34,28
  15. ND occ. XXXIV, 24, Paulinus, vit. Ambros. 36, Gassner/Pülz 2015, S. 123–124, Lafer 2003, S. 266–267.

Literatur

  • Alexander Demandt: Geschichte der Spätantike. Das Römische Reich von Diocletian bis Justinian. C. H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44107-6, S. 241.
  • Zsolt Visy: Historischer Überblick. In: Von Augustus bis Attila. Leben am ungarischen Donaulimes. Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1541-3, S. 11.
  • Rajko Bratoz: Severinus von Noricum und seine Zeit. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, Philosophisch-Historische Klasse: Denkschriften, ISBN 3-7001-0584-3.
  • Hannsjörg Ubl: Österreich in römischer Zeit. In: Severin: Zwischen Römerzeit und Völkerwanderung. Ausstellungskatalog Linz 1982, S. 99–107.
  • Orsolya Heinrich-Tamáska (Hrsgb.): Keszthely-Fenekpuszta im Kontext Spätantiker Kontunitärsforschung Zwischen Noricum Und Moesia. Castellum Pannonicum Pelsonense Vol. 2, Archäologisches Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Geisteswissenschaftliches Zentrum, Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e. V. Balatoni Múzeum (Balatoni-Museum) Verlag Marie Leidorf GmbH, Budapest • Leipzig • Keszthely • Rahden/Westf. 2011. Darin: Peter Scherrer: Noricum in der Spätantike – Zu den Forschungen des vergangenen Jahrzehnts (mit einem Beitrag von Bernhard Schrettle).
  • Die Römer an der Donau, Noricum und Pannonien. Ausstellungskatalog Landesausstellung Schloß Traun, Petronell/NÖ 1973. Darin: Herma Stiglitz: Militär und Befestigungen am österreichischen Limes. S. 45ff, Sándor Soproni: Militär und Befestigungen am pannonischen Limes. S. 59ff.
  • Peter Stadler: Die Bevölkerungsstrukturen im 5. Jahrhundert in Österreich nach Eugippius und den archäologischen Quellen. In: Germanen, Hunnen und Awaren. Ausstellungskatalog Nürnberg und Frankfurt, 1988. homepage.univie.ac.at PDF
  • Herwig Friesinger, Fritz Krinzinger: Der römische Limes in Österreich. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2618-2.
  • Renate Lafer: Barbaren in der Grenzverteidigung des mittleren Donauabschnittes: Das Beispiel von Noricum und Pannonien. In: Visy Zsolt (Hrsg.): Limes XIX. Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies. Universität Pécs, Pécs 2003.
  • Karlheinz Dietz: Cohortes, ripae, pedaturae. Zur Entwicklung der Grenzlegionen in der Spätantike. Selbstverlag des Seminars für Alte Geschichte, Würzburg 1993.
  • Michael S. DuBois: Auxillae: A Compendium of Non-Legionary Units of the Roman Empire. Lulu Press 2015, ISBN 978-1-329-63758-0.
  • Herwig Wolfram: Salzburg, Bayern, Österreich: Die Conversio Bagoariorum et Carantanorum und die Quellen ihrer Zeit. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1995, ISBN 3-486-64833-0, S. 108.
  • Michael Zerjadtke: Das Amt ›Dux‹ in Spätantike und frühem Mittelalter: Der ›ducatus‹ im Spannungsfeld zwischen römischem Einfluss und eigener Entwicklung. Walter de Gruyter, 2018. [1]

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