Dreiherrenstein
Dreiherrenstein oder Dreiherrnstein ist die topografische Bezeichnung für Orte und Plätze an der Schnittstelle dreier Herrschaften und ihrer Umfriedungen und Grenzbefestigungen.
Dreiherrensteine befinden sich zum Beispiel an folgenden Orten:
- Grenzstein zwischen den Gemeinden Friesenhagen, Wenden und der Stadt Freudenberg. Es handelt sich um die frühere Grenze der Herrschaft Wildenburg mit dem kurkölnischen Herzogtum Westfalen und dem Fürstentum Nassau-Siegen.
- Grenzstein in Wiesbaden-Medenbach in der Gemarkung „Wellinger“ markierte ehemals die Grenzen von Nassau-Idstein, Kurmainz und Hessen-Darmstadt. Er trägt die Datierung 1730.
- Grenzstein zwischen den Bistümern Münster, Osnabrück und Oranien.
- Grenzstein in der Gemeinde Bellingen an der Grenze zwischen Kurtrier, Nassau-Oranien und Sayn-Hachenburg, datiert 1780.
- Grenzstein zwischen Kurtrier, Nassau-Oranien und Sayn-Hachenburg in der Gemeinde Rothenbach, 1790.
- Dreiherrenstein in der Quellmulde des Krabaches auf dem Grenzpunkt zwischen dem Erzstift und Kurfürstentum Köln, dem Herzogtum Berg und der Grafschaft Sayn nahe der Cölnischen Hohe Heer- und Geleitstraße (auch Frankfurter Straße genannt, heute Teil der Bundesstraße 8) und der früher dort befindlichen Landwehren der zuvor genannten Territorien. Der Dreiherrenstein ist zerstört. An seiner Stelle, auf 50° 42′ 42,42″ N, 7° 26′ 20,52″ O[1], in der Quellmulde des Krabaches auf der Asbacher Hochfläche des Niederwesterwaldes, zwischen den Ortschaften Meisenbach (einem Ortsteil der Stadt Hennef (Sieg)) und Kircheib, am Dreisteinenweg und der Flur An den drei Steinen, befindet sich heute ein Denkmal in Form eines Basaltfindlings, auf 263,7 m ü. NN[2]. Bis heute grenzen an diesem Punkt das Land Nordrhein-Westfalen (Regierungsbezirk Köln, Rhein-Sieg-Kreis), der rheinland-pfälzische Landkreis Neuwied (Verbandsgemeinde Asbach, Ortsgemeinde Buchholz) und der rheinland-pfälzische Landkreis Altenkirchen (Verbandsgemeinde Altenkirchen (Westerwald), Ortsgemeinde Kircheib) aneinander. Zudem endet auch die entlang des Krabaches verlaufende Grenze zwischen der Stadt Hennef (Sieg) und der Gemeinde Eitorf (beide im Rhein-Sieg-Kreis gelegen) an diesem Punkt.
- Dreiherrenstein bei Oberwiesenthal im Erzgebirge.
- Dreilagenstein Geyer im Erzgebirge.
- Dreilagenstein im Streitwald bei Lößnitz (Erzgebirge). Grenzstein der Schönburgischen Herrschaft Hartenstein, der schönbergischen Herrschaft Stollberg und dem Besitz des Klosters Grünhain (später Amt Grünhain).
- Grenzstein zwischen Neustadt und Breitenstein in der Nähe der alten Heerstraße. Es handelt sich um Wappengrenzsteine aus dem Jahr 1735, welche die Territorien des Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg, des Kurfürsten von Sachsen und des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel gegeneinander abgrenzten.
- Grenzstein am Ravensberg (Harz).
- Grenzstein am Hartenberg bei Elbingerode (Harz).
- Grenzstein südlich Benneckenstein an der Harzquerbahn bei der ehemaligen Station Kälberbruch, Grenze zwischen Königreich Hannover, Königreich Preußen und Herzogtum Braunschweig von 1841.
- Grenzstein östlich Nordhalben im Frankenwald, Grenze zwischen Fürstbistum Bamberg, Herrschaft Gera (später Fürstentum Reuß j. L.) und Herrschaft Lichtenberg (später Markgrafschaft Kulmbach-Bayreuth, dann Kgr. Preußen, schließlich Kgr. Bayern).
- Dreiherrnstein am Riemen zwischen dem (kurköllschem) Sauerland, dem Wittgensteiner Land und dem Siegerland auf einer Anhöhe (674,0 m) nahe dem Berg Riemen im Rothaargebirge.
- Dreifürstenstein auf dem 854 m hohen Dreifürstenstein bei Mössingen (Landkreis Tübingen) aus dem 17. Jahrhundert.
- Dreiherrensteine aus dem Hainich im westlichen Thüringen.
- Dreiherrenstein bei Sohland/Spree in der Oberlausitz aus dem Jahr 1750, mit den Wappen der angrenzenden Herrschaften: von der Sahla (Sohland), Graf Salm-Reifferscheidt (Hainspach in Böhmen) und Domstift St. Petri Bautzen (Wehrsdorf).
- Grenzstein, genannt Tafelstein, am Hang der Tafelfichte (Smrk) im Isergebirge; er bildet seit alten Zeiten den Grenzpunkt zwischen der Oberlausitz, Schlesien und Böhmen und war von 1742 bis 1815 gleichzeitig das Dreiländereck zwischen Sachsen, Preußen und Österreich.
- Dreiherrenstein im Kellerwald auf dem Berg Talgang am ehemaligen Grenzpunkt von Hessen-Darmstadt (Kennzeichnung GH), Hessen-Kassel (KH) und Waldeck (W bzw. FW für Fürstentum Waldeck).
- Dreiherrenstein am Weißenberg (Landkreis Südwestpfalz, Rheinland-Pfalz) im Pfälzerwald am ehemaligen Grenzpunkt der Besitzungen der Wittelsbacher Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, der Leininger Grafen und der Herrschaft Gräfenstein.
- Dreiherrenstein Neustall im hessischen Vogelsberg am Schnittpunkt der Gemarkungen Hintersteinau, Neustall und Holzmühl.
- Grenzstein Nummer 467.3 am Zusammentreffen der Gemarkungen Bad Kreuznach, Altenbamberg und Frei-Laubersheim, der 1815 bis 1945 das Dreiländereck von Preußen, Bayern und Hessen-Darmstadt markierte. Der Stein wurde am 12. November 1933 (dem Tag der ersten Reichstagswahl mit NSDAP-Einheitsliste) im Rahmen einer gegen die deutsche Ländervielfalt gerichteten großangelegten Zerstörungsaktion der Hitler-Jugend, der allein im rheinhessisch-pfälzischen Grenzbereich mindestens 77 Grenzsteine zum Opfer fielen, so schwer beschädigt, dass die auf ihm angebrachten Abbildungen nicht mehr erkennbar sind; stattdessen wurde als Zeichen der Urheberschaft die noch heute sichtbare Abkürzung „HJ“ angebracht.[3]
- Dreiherrenstein auf dem Heldrastein bei Treffurt (Wartburgkreis, Thüringen) an der hessisch-thüringischen Landesgrenze an einem ehemaligen Grenzpunkt von Kgr. Preußen (Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Erfurt), Kgr. Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel (vor 1866 Kurfürstentum Hessen) und Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Erstellt vermutlich nach 1866, restauriert 2002, Höhe 488,5 m ü. NN.[4]
- Dreiherrenstein bei Maltitz an der Grenze zwischen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das Dreiländereck befindet sich auf dem vorderen Gelände des ehemaligen Glaswerkes Maltitz und ist deshalb rein rechtlich nicht frei zugänglich. Im Zuge des Staatsvertrages der drei Bundesländer im Jahr 2013 ist der Mittelpunkt jedoch deutlich näher an die anliegende Kreisstraße 2601 gerückt.[5][6] Vor der Grenzneuziehung stand der Stein sechs Jahre lang abseits des eigentlichen Treffpunktes der Grenzen am Straßenrand. Erst durch die Verschiebung der Grenzen traf sich der Stein wieder mit dem Grenzverlauf. Der Stein wurde im März 2024 von Unbekannten zerstört, eine Wiederaufstellung in seiner ursprünglichen Form ist nicht geplant.
- Dreiländerstein (Eggenthal), an der Landkreisgrenze zwischen Eggenthal, Landkreis Ostallgäu und Unteregg, Landkreis Unterallgäu am einstigen Grenzpunkt zwischen Kloster Irsee, Fürstabtei Kempten und kurbayerisschem Mindelheim.
- Dreiherrenstein (Frankenweide), Pfälzerwald.
- Dreiherrenstein auf dem Köterberg (der auf den Schwalenberger Höhen des Südlichen Lipper Berglandes gelegen ist) auf 51° 51′ 17,82″ N, 9° 19′ 22,66″ O und 474,5 m ü. NHN[7]. An diesem Grenzpunkt stoßen der nordrhein-westfälische Kreis Lippe, der nordrhein-westfälische Kreis Höxter und der niedersächsische Landkreis Holzminden zusammen.
- Dreiherrenstein Hohenleuben (Thüringen), Flurgrenze zwischen Hohenleuben, Brückla und Dörtendorf, einst Landesgrenze zwischen Reuß jüngerer Linie, Reuß älterer Linie und Sachsen-Weimar-Eisenach.
Eine Häufung von 13 Dreiherrensteinen ist am Rennsteig bekannt, davon elf in Thüringen und zwei in Bayern. Von diesen dreizehn sind allerdings nicht mehr alle vorhanden. Die dreizehn Grenzsteine von West nach Ost:
- Dreiherrenstein am Glasbach (1643, bei Ruhla – verschollen),
- Dreiherrenstein am Großen Weißenberg (1783, bei Steinbach),
- Dreiherrenstein am Hangweg (1586, bei Floh-Seligenthal),
- Gustav-Freytag-Stein (1719, bei Oberhof – Dreiherrenstein fehlt),
- Stein 16 oder Dietzel-Geba-Stein (1734, bei Oberhof),
- Kleiner Dreiherrenstein (1630, bei Frauenwald),
- Großer Dreiherrenstein (1596, bei Frauenwald),
- Dreiherrenstein an der Hohen Heide (1846, bei Masserberg),
- Dreiherrenstein am Saarzipfel (1733, bei Siegmundsburg),
- Dreiherrenstein Hohe(r) Lach (1548, bei Neuhaus am Rennweg),
- Dreiherrenstein Sperbersbach (1821, bei Tettau),
- Dreiwappenstein am Kießlich (1717, bei Steinbach am Wald),
- Dreiherrenstein Hohe Tanne (1845, bei Brennersgrün).
Siehe auch:
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise)
- ↑ Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
- ↑ Willi Matthes: Die vergessene Staatsgrenze. Verlag der Rheinhessischen Druckwerkstätte, Alzey 2007; Seite 279 ff; Foto Seite 282.
- ↑ Dreiherrenstein am Heldrastein ( des vom 12. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Ausschuss für Landesentwicklung und Verkehr: Beschlussempfehlung: Entwurf eines Gesetzes zum Landesgrenzänderungsstaatsvertrag „Halde Phönix-Nord“. Landtag Sachsen-Anhalt, 28. November 2013, abgerufen am 2. November 2023.
- ↑ Flächentausch: Sachsen-Anhalt wächst um neun Quadratmeter. Abgerufen am 21. Dezember 2023.
- ↑ Umweltkartendienst des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Hinweise) (Höhenangabe nach Höhenlinienbild interpoliert).
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Andreas Lippold, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Dreiherrenstein am Dreiländereck zwischen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Er trägt auf seinen drei Seiten folgende Inschriften: Thüringen / H.A. (für Herzogtum Altenburg), Sachsen / K.S. (für Königreich Sachsen) und (im Bild nicht sichtbar) Sachsen-Anhalt / K.P. (für Königreich Preußen).
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Drei-Herrensteine im Landkreis Nordhausen, Südharz
Autor/Urheber: FreddieA, Lizenz: CC0
Alter dreieckiger Grenzstein aus grauem Basalt auf dem heutigen Grenzpunkt von Bad Homburg, Oberursel-Oberstedten und Schmitten. Der Dreimärker von 1829 (Setzungsjahr) markierte die Grenzen von folgenden drei Besitztümer:
1. Die Wälder von Schmitten im Herzogtum Nassau (HN)
2. Die Wälder von Praunheim (heute Frankfurt) im Kurfürstentum Hessen-Kassel (KH)
3. Die Wälder von Nieder-Eschbach (heute Frankfurt) im Großherzogtum Hessen-Darmstadt (GH NE)