Dreifaltigkeit (Masaccio)

Dreifaltigkeit (Masaccio)
Dreifaltigkeit
Masaccio, 1425 bis 1428
Fresko
667 × 317 cm
Santa Maria Novella
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Das unter dem Namen Trinität bzw. Dreifaltigkeit bekannte Fresko des Florentiner Malers Masaccio wurde in einem nicht genauer bestimmbaren Zeitraum zwischen 1425 und 1428 für ein bislang nicht identifiziertes Stifterpaar gemalt. Es befindet sich an der nordwestlichen Langhauswand der Kirche Santa Maria Novella in Florenz, die bis ins 16. Jahrhundert wie der gesamte Innenraum reich bemalt war. Masaccio benutzte für die Darstellung einer fiktiven Raumöffnung als einer der ersten Künstler des 15. Jahrhunderts die Zentralperspektive.

Das Fresko verschwand im Zuge von Giorgio Vasaris Neugestaltung der Kirche 1565–1571 hinter einem Altarbild, wurde 1860 wiederentdeckt, auf Leinwand übertragen und an einem neuen Platz aufgehängt. Heute befindet es sich wieder an seinem ursprünglichen Anbringungsort.

Geschichte

Detail mit Sarkophag, Skelett und Inschrift

Bei dem Wandbild handelt es sich um die Stiftung eines bislang nicht mit Sicherheit identifizierten Florentiners; er und seine Frau sind kniend und mit gefalteten Händen als Stifter dargestellt. Vorgeschlagen wurden Domenico di Lenzo, († Januar 1426) und seine Gattin bzw. Berto di Bartolomeo Del Banderaio und dessen Frau Sandra.[1]

Als nach dem Tridentinischen Konzil 1565–1571 die Kirche unter der Leitung von Giorgio Vasaris mit neuen einheitlich gerahmten Altären versehen und die reiche Freskendekoration des 14. und 15. Jahrhunderts überstrichen wurde, verschwand das Bild hinter dem von Vasari und Jacopo Zucchi geschaffenen Bild der Rosenkranz-Madonna.[2] Im Zusammenhang mit einer erneuten Umgestaltung des Kircheninnern zwischen 1858 und 1861 wurde das Fresko von der Wand abgenommen, auf einen Leinwandträger übertragen und im ersten Joch an der linken Langhauswand aufgehängt.[3]

1952 wurde bei den vom Florentiner Denkmalpfleger Ugo Procacci geleiteten Restaurierungsarbeiten der an der Wand verbliebene untere Teil des Freskos mit Altar, Sarkophag und Skelett entdeckt. Nach der Reinigung des stark verschmutzten oberen Teils wurden das Bild an seinem ursprünglichen Platz im dritten Joch zusammengeführt. Die letzte Restaurierung erfolgte zwischen 1999 und 2001.[4]

Darstellung

Detail des Gekreuzigten mit der Taube als Symbol des Heiligen Geistes

Das Wandbild besteht aus zwei Teilen: Unten ist ein von Säulchen gestützter Altar zu sehen, unter dem sich ein Sarkophag mit einem liegenden Skelett befindet. Über dem Skelett ist die Inschrift: „IO FV G[I]A QUEL CHE VOI S[I]ETE EQUEL CHISON[O] VOI ANCO[RA] SARETE“ („Ich war, was ihr seid, und was ich bin, werdet ihr sein“) angebracht. Hierbei handelt es sich um ein aus einer älteren Legende (Die drei Lebenden und die drei Toten) bekanntes Memento Mori.[5]

Auf oder unmittelbar über dem gemalten Altartisch knien links und rechts der Stifter und seine Frau. Der Mann trägt einen roten Mantel und eine rote Kopfbedeckung, die Frau ist mit einem dunklen Mantel bekleidet. Hinter ihnen öffnet sich ein von einer Pilaster-Gebälk-Rahmung eingefasste, tonnengewölbter Raum, in dem Maria und der Evangelist Johannes zu Seiten eines von Gottvater präsentierten Kruzifixes stehen. Über dem Haupt des Gekreuzigten schwebt die Taube, das Symbol für den Heiligen Geist. Alle Figuren, sowohl die Stifter als auch die Heiligenfiguren, sind im gleichen Maßstab dargestellt.

Architektur

Detail mit Maria, die auf ihren gekreuzigten Sohn weist

Masaccio zeigt den Blick durch einen von kannelierten Pilastern mit Kapitellen korinthischer Ordnung und einem vollständigen Gebälk gerahmten Rundbogen in einen Innenraum. Dieser ist von einem kassettierten Tonnengewölbe überfangen, das von vier Säulen mit ionischen Kapitellen und von zwei von ebensolchen Säulen getragenen Archivolten gestützt wird. Eine Beziehung zur gebauten Architektur dieser Jahre ist in den von Filippo Brunelleschi entworfenen Bauwerken, wie der Cappella Barbadori (um 1420) in der Florentiner Kirche Santa Felicita, oder der Alten Sakristei von San Lorenzo (1421–1428) zu erkennen.

Technik

Hinsichtlich seiner Ausführungstechnik entspricht das Bild der für die Freskomalerei üblichen Vorgehensweise. So ist anzunehmen, dass Masaccio zunächst die auf Papier vorbereitete Gesamtkomposition als Vorzeichnung (Sinopie) auf den groben Unterputz skizzierte. Vermutlich schlug er dann im gewählten Fluchtpunkt am Fußpunkt des Kreuzes einen Nagel ein und befestigte an ihm Schnüre, mit denen er die Fluchtlinien der Architektur festlegte und durch Eindrücken in den für die Bemalung aufgetragenen Feinputz (ital. intonaco) fixierte.[6] Dann konnte der Farbauftrag erfolgen. Wie üblich arbeitete Masaccio in sogenannten giornate, also Abschnitten, die innerhalb eines Tages zu bewältigen waren. Für das gesamte Fresko sind 24 solcher Tagwerke nachzuweisen.[7] Nach dem Abbinden des Kalkputzes fügte Masaccio Gold (beispielsweise in den Nimben) und Secco-Farben hinzu.

Rezeption

Das Bild wurde zuerst von Francesco Albertini in seinem Florenz-Führer Memoriale di molte statue et picture sono nella inclyta cipta di Florentia von 1510 erwähnt ("In decta chiesa è (…) la Trinità è per mano di Tho. Masacci."),[8][9] ein früher Beleg für die Bewunderung, die das Bild erfuhr. 1568 schrieb Giorgio Vasari in seiner Masaccio-Biografie: „Ebenfalls in Santa Maria Novella freskierte er vor dem Lettner der Kirche eine Trinität über dem Altar des Heiligen Ignatius, eingerahmt von der Madonna und dem Evangelisten Johannes, die in den Anblick von Christus am Kreuz versunken sind. Auf den Seiten befinden sich auf Knien zwei Figuren, die, soweit man dies beurteilen kann, Porträts derjenigen sind, die das Fresko malen ließen. Man kann sie allerdings nur schlecht erkennen, da sie von einem vergoldeten Ornament verdeckt werden. Am schönsten aber ist, neben den Figuren, ein perspektivisch gemaltes Tonnengewölbe, das in rosettenverzierte Kassetten unterteilt ist, die in der Verkürzung so trefflich kleiner werden, daß jene Wand wie durchstoßen scheint.“[10]

Einzelnachweise

  1. Alessandro Cecchi: Nuovi contributi sulla committenza fiorentina di Masolino e di Masaccio. In: Andrea Baldinotti, Alessandro Cecchi, Vincenzo Farinelli (Hrsg.): Masaccio e Masolino, il gioco delle parti. 5 Continents Ed., Mailand 2002, ISBN 88-7439-019-X, S. 23–71 (italienisch).
  2. Wolfgang Kemp: Masaccios "Trinität" im Kontext. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft. Nr. 21, 1986, S. 45–72, hier S. 48–51.
  3. Laura Tosi: li affreschi rinvenuti nella chiesa di Santa Maria Novella durante l'intervento di "ammodernamento" del 1857 - 58: Gaetano Bianchi e il distacco della "Trinità" di Masaccio. In: Bollettino della Società di Studi Fiorentini. Band 9/10 (2001/2002), 2005, S. 97–103 (italienisch).
  4. La Trinità di Masaccio: il restauro dell'anno Duemila. In: Cristina Danti (Hrsg.): Problemi di conservazione e restauro. Band 13. Edifir, Florenz 2002, ISBN 88-7970-136-3.
  5. Ursula Schlegel: Observations on Masaccio’s Trinity Fresco in Santa Maria Novella. In: The Art Bulletin. Nr. 45, 1963, S. 19–33, hier S. 25.
  6. Maria Rosa Lanfranchi: La tecnica d'esecuzione per la "Trinità" di Masaccio nella chiesa di Santa Maria Novella: la tecnologia costruttiva. In: Cecilia Frosinini (Hrsg.): Masaccio e Masolino, pittori e frescanti. Dalla tecnica allo stile. Skira, Mailand 2004, ISBN 88-8491-289-X, S. 49–60 (italienisch).
  7. Maria Rosa Lanfranchi: La Trinità di Masaccio nella chiesa di Santa Maria Novella. La tecnica d’esecuzione. In: Barbara Fabjan, Marco Cardinali, Maria Beatrice De Ruggieri (Hrsg.): Materiali e tecniche nella pittura murale del Quattrocento. storia dell'arte, indagini diagnostiche e restauro verso una nuova prospettiva di ricerca. Band 1. Rom 2010, ISBN 978-88-8286-222-0, S. 185–195 (italienisch).
  8. Francesco Albertini: Memoriale di molte statue et picture sono nella inclyta Cipta di Florentia per mano di sculptori & pictori excellenti Moderni & Antiqui. Antonio Tubini, Florenz 1510.
  9. Waldemar H. de Boer: Memorial of many statues and paintings in the illustrious city of Florence by Francesco Albertini (1510): a booklet devoted to florentine art. Centro Di, Florenz 2010, ISBN 978-88-7038-492-5, S. 97 (engl. Übersetzung von Albertinis Text, Anmerkungen S. 156-157, Nr. 108).
  10. Giorgio Vasari: Das Leben des Malers Masaccio aus San Giovanni di Valdarno. In: Christina Posselt (Hrsg.): Giorgio Vasari: Das Leben des Masolino, des Masaccio, des Gentile da Fabriano und des Pisanello. Wagenbach, Berlin 2011, ISBN 978-3-8031-5052-3, S. 22–45, hier S. 28.

Literatur

  • Cristina Danti (Hrsg.), La Trinità di Masaccio: il restauro dell'anno Duemila. (Problemi di conservazione e restauro, 13 ), Edifir, Florenz 2002. ISBN 88-7970-136-3.
  • Ursula Schlegel, Observations on Masaccio’s Trinity Fresco in Santa Maria Novella. In: The Art Bulletin. Nr. 45, 1963, S. 19–33.
  • Laura Tosi: li affreschi rinvenuti nella chiesa di Santa Maria Novella durante l'intervento di "ammodernamento" del 1857 - 58: Gaetano Bianchi e il distacco della "Trinità" di Masaccio. In: Bollettino della Società di Studi Fiorentini. Band 9/10 (2001/2002), 2005, S. 97–103 (italienisch).
  • Alessandro Cecchi: Nuovi contributi sulla committenza fiorentina di Masolino e di Masaccio. In: Andrea Baldinotti, Alessandro Cecchi, Vincenzo Farinelli (Hrsg.): Masaccio e Masolino, il gioco delle parti. 5 Continents Ed., Mailand 2002, ISBN 88-7439-019-X, S. 23–71 (italienisch).
  • Paul Joannides, Masaccio and Masolino: a complete catalogue, Phaidon, London 1993, S. 356–368, ISBN 0-8109-3636-4.
  • Otto von Simson: Über die Bedeutung von Masaccios Trinitätsfresko in S. Maria Novella. In: Jahrbuch der Berliner Museen. Nr. 8, 1966, S. 119–159.
  • Maria Rosa Lanfranchi: La Trinità di Masaccio nella chiesa di Santa Maria Novella. La tecnica d’esecuzione. In: Barbara Fabjan, Marco Cardinali, Maria Beatrice De Ruggieri (Hrsg.): Materiali e tecniche nella pittura murale del Quattrocento. storia dell'arte, indagini diagnostiche e restauro verso una nuova prospettiva di ricerca. Band 1. Rom 2010, ISBN 978-88-8286-222-0, S. 185–195 (italienisch).
  • Maria Rosa Lanfranchi: La tecnica d'esecuzione per la "Trinità" di Masaccio nella chiesa di Santa Maria Novella: la tecnologia costruttiva. In: Cecilia Frosinini (Hrsg.): Masaccio e Masolino, pittori e frescanti. Dalla tecnica allo stile. Skira, Mailand 2004, ISBN 88-8491-289-X, S. 49–60 (italienisch).
  • John Coolidge, Further Observations on Masaccio's "Trinity". In: The Art Bulletin. Nr. 48, 1966, S. 382–384.
  • Alexander Perrig: Masaccios "Trinità" und der Sinn der Zentralperspektive. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft. Nr. 21, 1986, S. 11–43.
  • Eugenio Marino, La Trinità di Masaccio: saggio storico ed interpretativo degli schemi stilistici, iconografici ed iconoteologici. Nerbini, Florenz 2008.
  • Edgar Hertlein, Masaccios Trinität: Kunst, Geschichte und Politik der Frührenaissance in Florenz, Olschki, Florenz 1979.
  • Wolfgang Kemp, Masaccios "Trinität" im Kontext. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft. Nr. 21, 1986, S. 45–72.
  • Rona Goffen, Masaccio's Trinity, Cambridge University Press, 1998, ISBN 0-521-46709-8.
  • Charles Dempsey, Masaccio's "Trinity": Altarpiece or Tomb? In: The Art Bulletin. Nr. 54, 1972, S. 279–281.

Weblinks

Commons: Trinität (Masaccio) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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