Drei Gesichter

Film
Deutscher TitelDrei Gesichter
Originaltitelسه‌رخ
ProduktionslandIran
OriginalsprachePersisch
Erscheinungsjahr2018
Länge100 Minuten
AltersfreigabeFSK 12[1]
Stab
RegieJafar Panahi
DrehbuchJafar Panahi,
Nader Saeivar
ProduktionJafar Panahi
KameraAmin Jafari
SchnittMastaneh Mohajer,
Panah Panahi
Besetzung
  • Behnaz Jafari: als sie selbst
  • Jafar Panahi: als er selbst
  • Marziyeh Rezaei: als sie selbst
  • Maedeh Erteghaei: als sie selbst

Drei Gesichter (Originaltitel: سه‌رخ Se rokh) ist ein Film des iranischen Regisseurs Jafar Panahi. Deutscher Kinostart des Films war der 4. Oktober 2018. Im Iran wurde der Film verboten, der Regisseur hat seit 2010 Berufsverbot.[2][3][4]

Handlung

Die Schauspielerin Behnaz Jafari und Jafar Panahi fahren mit dem Auto in den Nordwesten Irans, nach Ost-Aserbaidschan.[5] Von dort hatte Jafari das Handyvideo der jungen Marzieh erreicht: Das Mädchen will in Teheran Schauspiel studieren und wurde bereits an der Schauspielschule angenommen. Die Eltern verweigern der Tochter jedoch die Erlaubnis, ihre Ausbildung anzutreten. Marzieh behauptet in dem Video, sie habe mehrmals versucht, Behnaz Jafari zu erreichen, damit sie zwischen ihr und den Eltern vermittelt. Jafari habe aber nie zurückgerufen und sei deshalb Schuld an Marziehs Suizid. Dieser wird anschließend scheinbar auf dem Video festgehalten.

Jafari und Panahi wollen nun herausfinden, ob sich das Mädchen wirklich umgebracht hat oder ob das Video manipuliert wurde. Auf der Reise in Marziehs Heimatdorf treffen sie auf eine alte Frau, die in ihrem eigenen Grab probeliegt, werden zu einer Hochzeit eingeladen und lernen einheimische Verkehrsregeln auf engen Bergstraßen kennen. Während des ganzen Films verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentarfilm.[6]

Schließlich kommen die beiden in Marziehs Dorf an und erfahren, wie es zu dem ominösen Handy-Video kam. Dabei spielt auch Shahrzad eine Rolle – eine vor der islamischen Revolution gefeierte Schauspielerin, die nun verarmt und allein am Rande des Dorfes lebt. Die Künstlerin bewahrt sich in ihrer winzigen Hütte eine prekäre Autonomie: Zwar wird sie von den Dorfbewohnern gemieden, aber sie kann einigermaßen ungestört ihren künstlerischen Interessen nachgehen.[7]

Produktion

Der Film hatte am 4. Oktober auf dem Filmfest Hamburg deutsche Premiere[8]. Verleih in Deutschland ist Weltkino.[9]

Drei Gesichter ist der vierte Film, den Jafar Panahi seit dem 2010 verhängten Berufsverbot gedreht hat.[5]

Jafar Panahi ließ sich von seiner Tochter aus Frankreich eine Kamera schicken und machte sich dann zusammen mit der in Iran berühmten Schauspielerin Behnaz Jafari auf die Reise. Die beiden fuhren in den Nordwesten des Landes, aus dem Panahis Familie stammt.[3][10]

Rezeption

Drei Gesichter überzeugte bislang 95 Prozent der Kritiker bei Rotten Tomatoes und erhielt eine durchschnittliche Bewertung von 7,8 der möglichen 10 Punkte.[11] Für Katja Nicodemus von der Zeit handelt Drei Gesichter „von der Schauspielerei und dem Preis, den man als Frau im Iran dafür zu zahlen bereit ist“. Sie sieht den Regisseur hier, wie auch in anderen Filmen, als Komplizen seiner Darstellerinnen. Fahimeh Farsaie kritisiert dagegen im IranJournal, dass die Protagonistinnen Opfer eines Drehbuchs werden, das die Frauenfiguren zu wenig differenziert. Sie bescheinigt Panahis Film außerdem einen „unreflektierten ethnologischen Blick“.[4] In vielen Medien wird das Verschwimmen von Fiktion und Dokumentarfilm und das raffinierte Verweben der verschiedenen Realitätsebenen lobend erwähnt.[12][5] Außerdem wird allgemein bewundert, wie der Filmemacher es trotz Berufsverbots immer wieder schafft, Filme zu drehen, und Panahis Regiearbeit wird mit der von Abbas Kiarostami verglichen.[10][5][3][7]

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Drei Gesichter. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 182584/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Drei Gesichter (2018). In: imdb.com. IMDb.com, Inc., abgerufen am 23. Januar 2019 (englisch).
  3. a b c Andreas Fanizadeh: Wo die Vorhaut begraben liegt. In: taz.de. taz Verlags u. Vertriebs GmbH, 26. Dezember 2018, abgerufen am 23. Januar 2019.
  4. a b Fahimeh Farsaie: Ein antifeministisches Manifest. In: http://iranjournal.org. Iran Journal, abgerufen am 16. November 2018.
  5. a b c d Silvia Bauer: Drei Gesichter. In: artechock.de. Artechock e.V., abgerufen am 25. Januar 2019.
  6. Tim Lindemann: Kritik zu Drei Gesichter. In: www.epd-film.de. Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), gemeinnützige GmbH, 18. Dezember 2018, abgerufen am 25. Januar 2019.
  7. a b Katja Nicodemus: Drei Heldinnen und ihr Komplize. In: zeit.de. Zeit Online GmbH, 26. Dezember 2018, abgerufen am 25. Januar 2019.
  8. Drei Gesichter Release Info. In: www.imdb.com. IMDb.com, Inc., abgerufen am 23. Januar 2019 (englisch).
  9. Drei Gesichter. In: www.weltkino.de. Weltkino Filmverleih GmbH, abgerufen am 23. Januar 2019.
  10. a b Oliver Kaever: Auf der Suche nach der Moderne. In: spiegel.de. SPIEGEL ONLINE GmbH & Co. KG, 26. Dezember 2018, abgerufen am 25. Januar 2019.
  11. [1] In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 25. Januar 2019.
  12. Bert Rebhandl: Riskante Fahrt am Rand des Lebens. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, 29. Dezember 2018, abgerufen am 25. Januar 2019.
  13. 3 Faces. In: /www.festival-cannes.com. Festival de Cannes, abgerufen am 25. Januar 2019.