Drama (Stadt)

Stadtbezirk Drama
Δημοτική Κοινότητα Δράμας
(Δράμα)
Drama (Stadt) (Griechenland)
Basisdaten
StaatGriechenland Griechenland
RegionOstmakedonien und Thrakien
RegionalbezirkDrama
GemeindeDrama
GemeindebezirkDrama
Geographische Koordinaten41° 9′ N, 24° 8′ O
Fläche59,092 km²
Einwohner45828 (2011[1])
LAU-1-Code-Nr.02010101
Ortsgliederung5

Drama (griechisch Δράμα [ˈðrama] (f. sg.)) ist eine Stadt in der nordgriechischen Region Ostmakedonien und Thrakien. Sie ist Sitz der gleichnamigen Gemeinde Drama sowie des Regionalbezirks Drama.

Herkunft des Namens

Zur Etymologie des Toponyms Drama existieren unterschiedliche Auffassungen. Vielfach wurde Drama mit der bei Thukydides erwähnten Stadt Drabēskos (altgriechisch Δράβησκος) identifiziert, das von dorisch draō (δράω) ‚sehen‘ hergeleitet wurde und etwa ‚Ort mit Ausblick‘ bedeuten würde. Eine weitere Theorie leitet den Namen von dy-rema her, zu dyō (δύω) ‚zwei‘ und rheō (ῥέω) ‚fließen‘, was zwei Flüsse in einer Stadt bedeutet. Meist wird eine Herkunft aus altgriechisch ὕδωρhydōr bzw. ὑδρ-hydr- ‚Wasser‘ vermutet, was allgemein auf eine wasserreiche Gegend hinweisen würde.[2]

Geschichte

Teil der Stadtmauer aus byzantinischer Zeit

Schon in prähistorischer Zeit scheint es in Drama eine bewohnte Siedlung der Arkadier gegeben zu haben. In der frühen oder späten klassischen hellenistischen Periode (spätes viertes oder frühes drittes Jahrhundert v. Chr.) wurden an der Stelle des heutigen Drama Siedlungen errichtet, deren Einwohner die Weinreben kultiviert und den Gott Dionysos in einem eigenen Schrein verehrten. Die Siedlungen bestanden auch während der römischen und byzantinischen Zeit fort. So wurde im Dorf Grammeni die Grabstele des Tiberius Claudius Maximus gefunden, die im Archäologischen Museum der Stadt (siehe weiter unten) zu besichtigen ist.

Nach der Schlacht an der Mariza im Jahr 1371 stand Drama unter osmanischer Herrschaft. Das Osmanische Reich war ein Vielvölkerstaat, das spiegelte auch die Zusammensetzung der Stadtbevölkerung wider. Im Jahr 1530 gab es 143 christliche und 96 muslimische Haushalte. Im Jahr 1900 hatte die Stadt nach Vasil Kanchov etwa 9040 Einwohner, davon waren 6300 Türken, 1500 Griechen, 350 Bulgaren, 300 Aromunen, 240 Zigeuner, 150 Juden, 50 Tscherkessen und 150 andere.[3] 1905 bestand laut Dimitar Mishev, dem damaligen Sekretär des Bulgarischen Exarchats die christliche Bevölkerung von Drama aus 320 Bulgaren, 80 unierten Bulgaren, 32 protestantischen Bulgaren, 700 Griechen und 1500 Walachen. In der Stadt gab es zu dieser Zeit eine Grundschule und zwei griechische Hauptschulen mit sechs Lehrern und 250 Schülern.[4]

Während des Ersten Balkankriegs wurde die Stadt 1912 durch Einheiten der bulgarischen Armee eingenommen. Thrakien fiel für kurze Zeit an Bulgarien. Im nachfolgenden Zweiten Balkankrieg fiel Thrakien dann an Griechenland. Nach griechischen Statistiken lebten im Jahr 1913 in Drama 12.903 Menschen.[5]

Die Deportation der Juden

Holocaust-Denkmal

Nach dem Balkanfeldzug (1941) war Drama und ganz Griechenland von den Achsenmächten besetzt. Die regionale Besatzungsmacht war das Königreich Bulgarien.

Am 4. März 1943 begann in ganz Thrakien und auch in Drama die Deportation von Juden. Die bulgarischen Soldaten verschleppten insgesamt etwa 4000 Juden aus Thrakien, 589 aus der Stadt Drama nach Bulgarien und pferchten sie dort in leerstehende Tabak-Lagerhäuser ein. Anschließend wurden sie mit der Reichsbahn in das Vernichtungslager Treblinka gebracht. Keiner überlebte den Genozid.[6]

Verwaltungsgliederung

Nach den Balkankriegen erfolgte der Anschluss Ägäis-Makedoniens an Griechenland. Die Stadt Drama bildete ab 1918 eine Gemeinde in der damaligen Präfektur Drama (Νομός ΔράμαςNomós Drámas). In den ersten Jahren nach der Gemeindegründung wurden mehrfache Umgliederungen vorgenommen, Orte angeschlossen oder ausgegliedert und umbenannt. Das Gemeindegebiet änderte sich wiederholt, entsprach von 1940 an grob dem heutigen Stadtbezirk. Die drei Vororte Arkadikos, Nea Amisos und Proastio wurden 1961 endgültig der Stadt eingegliedert.[7] Mit der Gebietsreform 1997 erfolgte der Zusammenschluss mit elf Landgemeinden und dem Dorf Nikotsaras der damaligen Landgemeinde Argyroupoli zur neuen Gemeinde Drama, mit der Stadt Drama als deren Verwaltungssitz.[8] Durch die Verwaltungsreform 2010 wurden diese Gemeinden mit der Landgemeinde Sidironero zur neuen Gemeinde Drama fusioniert.

Einwohnerentwicklung von Drama[9]
NamegriechischCode1920192819401951196119711981199120012011
DramaΔράμα (f. sg.)020101010115.263¹29.339²30.425³29.498⁴32.19526.69236.10937.60442.50144.823
AmbelakiaΑμπελάκια (n. pl.)02010101020031700360004010032300364003240033500322
Nea SevastiaΝέα Σεβάστεια (f. sg.)020101010300030003090052000615006450042900490004690048000518
TaxiarchesΤαξιάρχες (m. pl.)0201010104001220027400267002950018300155001490016900146
TimotheosΤιμόθεος (m. sg.)0201010105000290006000019
Gesamt0201010116.735*31.57133.81633.16633.53630.62737.11838.54643.48545.828

* Die Orte Arkadikos, Nea Amisos und Proastio waren bis 1961 eigenständig.
¹ 1920: Arkadikos (Σανδήκ-Τσιφλίκ) 5, Nea Amisos (Τσάϊ-Τσιφλίκ) 81, Latzista (Λατζίστα, Proastio) 14
² 1928: Arkadikos 357, Nea Amisos 861, Proastio 331, Pasali Tsiflik 223
³ 1940: Arkadikos 419, Nea Amisos 1243, Proastio 528
⁴ 1951: Arkadikos 433, Nea Amisos 1352, Proastio 641
* einschließlich Sidirodromikos Stathmos Dramas (Σιδηροδρομικός Σταθμός Δράμας) 651 Einwohner

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Im Jahr 1978 fand das Kurzfilm-Festival Drama Short Film Festival erstmals statt, seit Mitte der 1980er Jahre wird die Veranstaltung jährlich wiederholt.[10]

  • Archäologisches Museum
  • Die byzantinische Kirche Agia Sofia
  • Die Tropfsteinhöhlen des Flusses Angitis (Maras)
  • Parkanlage (Piges Agias Varvaras) im Zentrum mit Gastronomie und Wasserspielen
  • Das Aquarium von Milopotamos
  • Der Park von Milopotamos
  • Der Park von Drama (Springbrunnen)


Wirtschaft

In der Vergangenheit hing die wirtschaftliche Entwicklung Dramas von der Papier- und Textilindustrie ab. Diese Fabriken wurden inzwischen entweder geschlossen oder in das benachbarte Niedriglohnland Bulgarien verlagert, was sich negativ auf die lokale Wirtschaft und Beschäftigungsrate auswirkte. Insbesondere ab dem Jahr 2007, nachdem Bulgarien Mitglied der EU wurde, konnten griechische Unternehmen bequem ins preiswerte Nachbarland auswandern. Andere Quellen des Lebensunterhalts sind die Landwirtschaft (vor allem Tabak-Plantagen), Bergbau (vor allem Marmor) und Forstwirtschaft. In letzter Zeit wurden Versuche unternommen, die Entwicklung von Ökotourismus zu fördern.

In der Nähe von Drama gibt es ein Skigebiet am Berg Falakro.

Verkehr

Der Bahnhof von Drama liegt an der 1896 eröffneten Bahnstrecke Thessaloniki–Alexandroupoli.

Söhne und Töchter der Stadt

  • Mahmud Dramali Pasha (1780–1822), Ottomanischer General
  • Ibrahim Pascha (1789–1848), Sohn von Muhammad Ali Pascha, osmanischer General, 1848 Vizekönig von Ägypten
  • Koulis Stoligkas (1910–1984), Schauspieler
  • Jan Gabrielis (1931–2001), Opernsänger
  • Basilis C. Xanthopoulos (1951–1990), Theoretischer Physiker
  • Nikos Sergianopoulos (1952–2008), Schauspieler
  • Tania Tsanaklidou (* 1952), Sängerin und Schauspielerin
  • Matthias Braunmar (* 1960), Schriftsteller
  • Giorgos Karaivaz (1968–2021), Journalist
  • Anastasios Sidiropoulos (* 1979), Fußballschiedsrichter
  • Efstratios Perperoglou (* 1984), Basketballspieler
  • Ioannis Alexiou (* 1984), Fußballspieler
  • Dimitris Siovas (* 1988), Fußballspieler
  • Ioannis Fetfatzidis (* 1990), Fußballspieler
  • Maria Mitkou (* 1994), Fußballspielerin
  • Savvas Savvas (* 1997), Handballspieler

Galerie

Partnerstadt

Commons: Drama – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Nationalen Statistischen Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
  2. Dimitra Vasli: I Drama ke i istoria tis. o. O. 2002, S. 4 (PDF online; 1,5 MB).
  3. Vasil Kanchov: Mazedonien. Ethnographie und Statistik. Sofia, 1900, str. 197.
  4. D. M. Brancoff: Makedonien und seine christliche Bevölkerung. Plon, Paris, 1905, S. 204–205 (pdf, 91 kB).
  5. Δημήτρης Λιθοξόου: Απαρίθμηση των κατοίκων των νέων επαρχιών της Ελλάδος του έτους 1913 – Μακεδονία. Archiviert vom Original am 15. Januar 2008; abgerufen am 18. April 2017.
  6. יהודי בולגריה – כפשע בינם לבין המוות. (pdf, 153 kB) Yad Vashem Memorial, abgerufen am 18. April 2017 (hebräisch, „Bulgaria’s Jews – avoiding the death“).
    Michael Bar-Zohar: The trains went out empty. Hed-Artzi, Or-Yhuda, Israel, 1999 (hebräisch).
  7. Κεντρική Ένωση Δήµων και Κοινοτήτων Ελλάδας (ΚΕΔΚΕ), Ελληνική Εταιρία Τοπικής Ανάπτυξης και Αυτοδιοίκησης (ΕΕΤΑΑ) (Hrsg.): Λεξικό Διοικητικών Μεταβολών των Δήµων και Κοινοτήτων (1912–2001). Band 1 (Τόμος Α, α–κ), Athen 2002, ISBN 960-7509-47-1, S. 305. (griechisch)
  8. Kapodistrias-Plan, Gesetz 2539/1997, «Συγκρότηση της Πρωτοβάθμιας Τοπικής Αυτοδιοίκησης.» ΦΕΚ 244Α/4.12.1997, Άρθρο 1. Σύσταση δήμων και κοινοτήτων. S. 8797. PDF Online (griechisch)
  9. Einwohnerzahlen von Drama 1920–2001, Griechisches Statistisches Amt ELSTAT, Digitale Bibliothek (griechisch); Zensus 2011
  10. Website des Festivals (Memento vom 8. Februar 2015 im Internet Archive) (englisch)

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