Dorothea Maetzel-Johannsen

Dorothea Maetzel-Johannsen 1910

Dorothea Maetzel-Johannsen (* 6. Februar 1886 in Lensahn; † 8. Februar 1930 in Hamburg) war eine deutsche Malerin der Moderne. Sie war Mitbegründerin der Hamburgischen Sezession. Ab 1919 schuf sie ihre expressionistischen Hauptwerke.

Leben und Werk

Als Kind erkrankte Dorothea Maetzel-Johannsen an Gelenkrheumatismus, der ein chronisches Herzleiden nach sich zog. Schon früh beschäftigte sie sich intensiv mit Zeichnen und Malen. 1907 bis 1909 absolvierte sie in Hamburg eine Ausbildung zur Zeichenlehrerin und arbeitete anschließend an einer Schule in Schleswig. Daneben schuf sie freie Arbeiten in verschiedenen Stilrichtungen. 1910 heiratete sie den Hamburger Architekten und Maler Emil Maetzel. Als verheiratete Frau durfte sie im wilhelminischen Kaiserreich nicht mehr als Lehrerin arbeiten und musste die Anstellung aufgeben.

Maetzel-Grundstück in Hamburg-Volksdorf (2017)

Maetzel-Johannsen entwickelte für sich, ausgehend von dem französischen Maler Cézanne, eine eigene Handschrift, für die ein streng gegliederter Bildaufbau typisch ist. Dabei bezog sie den Pinselduktus gestalterisch mit ein. Parallel schuf sie auch sehr malerische Werke, die auf die deutsche Freilichtmalerei zurückgehen. Die flächige Wirkung wurde hier zum bestimmenden formalen Element. Ein dritter Werkbereich zeigt Arbeiten, in denen sie wiederum der Linie eine starke Bedeutung gab.

Zwischen 1911 und 1918 reiste sie wiederholt nach Berlin. Während des Ersten Weltkrieges nahm sie Unterricht bei Lovis Corinth. Nach Kriegsende begann für das Künstlerpaar in Hamburg eine erfolgreiche Zeit. Zusammen mit ihrem Ehemann gehörte Maetzel-Johannsen 1919 zu den Mitbegründerinnen der Hamburgischen Sezession. 1920 trat sie mit ihrem Mann der Hamburgischen Künstlerschaft bei.

Ausgehend von den Werken der aufgelösten Künstlergemeinschaft Brücke (Künstlergruppe), vom frühen Kubismus sowie von afrikanischer Plastik, schuf sie ab 1919 ihr expressionistisches Hauptwerk. Dabei erarbeitete sie sich eine individuelle Ausdrucksweise innerhalb des Expressionismus. Zwar finden sich in ihren Werken die typischen eckigen Konturen, die flächige Raumauffassung und dynamische Schrägkompositionen, anders als ihre Kollegen verzichtete die Künstlerin auf jegliche Aggressivität in ihren Kompositionen. In den Stillleben und Figurenbildern schwingt eine kontemplative Stimmung mit, die zum dynamischen Bildaufbau in Widerspruch steht.

1921 bezog Maetzel-Johannsen ein eigenes Atelier in Hamburg, in der Ulmenau 3. Hier entstanden Werke, in denen sie die Flächenwirkung der Bilder stärker betonte. Gleichzeitig beschäftigte sie sich mit der Neuen Sachlichkeit. Behutsam bezog sie den ab Mitte der 1920er Jahre sich in Deutschland ausbreitenden Stil in ihre Arbeiten mit ein.

Grabstein Künstlerpaar Maetzel, Friedhof Ohlsdorf

1923 führte sie den Auftrag für Wandgemälde in der Hamburger Kunsthalle aus. 1925 hielt sie sich ein halbes Jahr lang in Paris und Chartres auf. In Frankreich nahm sie eine Vielzahl neuer Anregungen für ihr Werk mit zurück nach Deutschland, die in die letzten fünf Jahre ihres Schaffens einfließen sollten. Es entstanden Werke, die cézanneske Züge tragen, andere Bilder sind angelehnt an den Fauvismus. Schließlich gibt es auch eine Werkgruppe, in der sie versuchte, die Linie ins Malerische mit einzubeziehen. Vorherrschend jedoch ist in Maetzel-Johannsens Werken eine heitere bis melancholische Stimmung, der ein harmonischer Ausdruck innewohnt.

1929 unternahm sie noch eine Reise nach Visby auf der Insel Gotland. 1930 arbeitete Maetzel-Johannsen an einem Auftragsentwurf für ein Deckengemälde im Hamburger Planetarium. Die Ausführung blieb ihr verwehrt, denn sie starb am 8. Februar 1930 im Alter von 44 Jahren nach einer Operation an Herzschwäche. 1937 wurde in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus der Kunsthalle Hamburg ein Stillleben (Öl auf Leinwand, 60,5 × 50 cm, 1925) Dorothea Maetzel-Johannsens beschlagnahmt und danach vernichtet.[1]

Neben ihrem Ehemann hinterließ sie vier Kinder: Ruth (* 21. Juli 1911; † 22. Oktober 2002), Bogumil (* 1913; † November 1989), Peter (* 1915; † Juli 1940) und Monika (* 1917; † 10. Oktober 2010). Wie im Fall anderer Frauen in der Kunst war ihr Werk weitgehend vergessen. Erst 2014 erschien eine Monografie von Jan Buchholz und Doris von Zitzewitz über Leben und Werk der Künstlerin.[2]

„Maetzelweg“, Volksdorf

Ein Grabstein für Dorothea Maetzel-Johannsen und ihren Ehemann befindet sich auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf, Planquadrat S 12 (nahe Kapelle 1).

Ehrungen

  • Im August 2017 hat der Hamburger Senat beschlossen, einige bereits vorhandene Straßenschilder mit einem Informationsschild zu versehen, um auf diese Weise zusätzlich die weiblichen Angehörigen zu ehren, dies betrifft auch den Maetzelweg in Hamburg-Volksdorf.

Ausstellungen

Anmerkungen

  1. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
  2. Jan Buchholz; Doris von Zitzewitz: Dorothea Maetzel-Johannsen. Leben und Werk. Hamburg und Neumünster 2014, ISBN 978-3-529-02856-4
  3. Einfühlung und Abstraktion. Die Moderne der Frauen in Deutschland. Ausstellung in der Kunsthalle Bielefeld, Okt. 2015 - Febr. 2016, abgerufen am 28. April 2016
  4. Marcus Golling: Neue Ausstellung in Neu-Ulm zeigt Bilder einer Ehe. Augsburger Allgemeine, 22. November 2019, abgerufen am 22. November 2019.

Literatur

nach Erscheinungsjahr geordnet

  • Friederike Weimar: Die Hamburgische Sezession, 1919–1933. Geschichte und Künstlerlexikon. Verl. Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 2003, ISBN 3-88132-258-2, S. 126–127.
  • Rolf Spörhase: Dorothea Maetzel-Johannsen. In: Der Kreis, Jg. 3, 1926.
  • Friederike Weimar: Wasser-Spiegelungen. „Das Auge Gottes“ im Garten der Künstlerfamilie Maetzel. In: Die Gartenkunst, Bd. 20 (2008), Heft 1, S. 219–224.
  • Jan Buchholz; Doris von Zitzewitz: Dorothea Maetzel-Johannsen. Leben und Werk. 2. Auflage, Wachholtz, Hamburg und Neumünster 2013, ISBN 978-3-529-02856-4.
  • Die Sammlung Hermann-Josef Bunte, deutsche Malerei des XX. Jahrhunderts. Hamburg 1999, S. 48–50.
  • Dorothea Maetzel-Johannsen, Selbstbildnis in Briefen. In: Der Kreis, Jg. 8, 1931.
  • Katalog zur Ausstellung Emil Maetzel – Dorothea Maetzel-Johannsen, Kunstverein Hamburg, Hamburg 1958.
  • Karin von Behr: Dorothea Maetzel-Johannsen. Nachlese. Leben und Werk. Wachholtz, Kiel / Hamburg 2016, ISBN 978-3-529-03437-4.
  • Emil Maetzel, Dorothea Maetzel-Johannsen. Ein Künstlerehepaar der Hamburgischen Sezession. Expressionistische Arbeiten. Haspa, Hamburg 2002.
  • Mathias F. Hans: Dorothea Maetzel-Johannsen, Monographie und Werkkatalog. Garbers, Hamburg 1986.
  • Eva-Maria Bast: Dorothea Maetzel-Johannsen. Für die Kunst – Hamburgische Sezession. In: dies.: Hamburger Frauen: historische Lebensbilder aus der Stadt an der Elbe. Bast Medien GmbH, Überlingen 2019, ISBN 978-3-946581-66-6, S. 110–112.

Weblinks

Commons: Dorothea Maetzel-Johannsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Dachfenster, 1922
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Interieur mit weiblichen Akten, 1925
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Porträt Dorothea Maetzel 1910
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Straßenschild Maetzelweg in Hamburg-Volksdorf mit erläuterndem Zusatzschild zur Künstlerfamilie Maetzel: Emil Maetzel, Ehefrau Dorothea Maetzel-Johannsen und Tochter Monika Maetzel.
Das Zusatzschild wurde auf Senatsbeschluss von August 2017 im Rahmen der Ehrung insbesondere weiblicher historischer Familienmitglieder an der Ecke Mellenbergweg angebracht. Siehe auch: hamburg.de.
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Knabe mit rotem Ball, 1919
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Näherin, 1923
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Drei Mädchen am Wasser, 1918
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Schwertlilien und Kultgefäß, 1919
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Sitzender, weiblicher Akt im Raum, 1913
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Grundstück mit Wohnhaus, Ateliers und Werkstätten der deutschen Künstlerfamilie Emil Maetzel, seiner Ehefrau Dorothea Maetzel-Johannsen und Tochter Monika Maetzel, entstanden 1921-1925. Situation März 2017.
Dieses Bild zeigt ein Baudenkmal.
Es ist Teil der Denkmalliste von Hamburg, Nr. 1607.
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Visby - Gelbe Bäume, 1929
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Zwei weibliche Akte, 1919
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Sommerstrauß, 1927
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Zwei Mädchen mit Tulpe, 1921
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Das kranke Mädchen
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Paris, Pont Neuf VI, 1925
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Grabstätte des Hamburger Künstler-Ehepaares Emil Maetzel und Dorothea Maetzel-Johannsen auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf. Lage: Planquadrat S 12 (nahe Kapelle 1).
Inschrift: WO AM MEISTEN GEFÜHL IST - DA IST GRÖSZTES MÄRTYRERTUM
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Vier Studien für Wandbilder, 1923