Dorfkirche Zschorlau

Kirche Zschorlau

Die evangelische Dorfkirche Zschorlau ist eine im Kern spätgotische Saalkirche in Zschorlau im Erzgebirgskreis in Sachsen. Sie gehört zur Kirchengemeinde Zschorlau im Kirchenbezirk Aue der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Geschichte und Architektur

Die nahezu in der Dorfmitte gelegene Saalkirche wurde erstmals vor 1413 erwähnt. Ein durchgreifender Umbau mit Erweiterung erfolgte in den Jahren 1652/1653. Umgestaltungen erfolgten in den Jahren 1880 und 1962 im Innern; in den Jahren 1967/1968 wurde die Westseite durch Um- und Anbau völlig verändert. Das Bauwerk ist ein Putzbau mit dreiseitig geschlossenem Chor, der mit Strebepfeilern versehen ist. Rundbogenfenster mit profilierten Steingewänden erhellen das Innere. An der Südseite ist der Turm über quadratischem Grundriss erbaut, der im Obergeschoss oktogonal ausgebildet und mit einer geschweiften Haube mit Laterne bekrönt ist. Das Innere wird wesentlich durch die Umgestaltungen der 1960er Jahre bestimmt. Der helle, flachgedeckte Saal ist an drei Seiten von Emporen umgeben. Die kreuzgewölbte Sakristei enthält eine Sakramentsnische, die vermutlich noch aus dem Vorgängerbau stammt und mit einer wohlgestalteten schmiedeeisernen Tür mit rhombenförmig angeordneten, rosettenbesetzten Bändern aus der Mitte des 17. Jahrhunderts versehen ist.

Ausstattung

Ein lebensgroßes spätgotisches Kruzifix aus der Zeit um 1500 ist mit einer Rosshaarperücke gestaltet. Von einem Altar aus der Mitte des 17. Jahrhunderts sind einige Schnitzfiguren erhalten, die ursprünglich Teil einer Kreuzigungsgruppe waren und jetzt auf der Mensa zu Füßen des Kruzifixes aufgestellt sind; zu Seiten des Kruzifixes stehen an der Chorwand Moses und Johannes der Täufer, der auferstandene Christus an der südöstlichen Chorwand bildete vermutlich einst die Bekrönung des Altars, das Kruzifix der Kreuzigungsgruppe befindet sich in der Sakristei. Dort ist auch ein eigenartiger Taufdeckel zu finden, dem eine achtseitige hölzerne Bildtafel mit einer Darstellung von Gottvater aufgeschraubt ist, die vermutlich von Matthias Krodel dem Älteren stammt; eine gleichartige Bildtafel ist im Pfarrhaus zu Schneeberg zu finden.

Ein barockes Bornkinnel ist um 1640 entstanden. Ein geschnitztes und gefasstes Auflegekruzifix mit Engelsköpfen an den Kreuzenden und einem Schädel zwischen Girlanden mit Kelch und Kreuz am Kreuzfuß stammt vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Ein ähnliches Auflegekruzifix ist aus Messing getrieben und wurde um 1800 gefertigt. Acht hochovale bergmännische Sargschilde aus der gleichen Zeit und dem gleichen Material sind mit christlichen Emblemen versehen, die zumeist die Begriffe von Werden und Vergehen symbolisieren, weiterhin eine Salvator-Darstellung, außerdem das Kursächsische und das Zschorlauer Wappen.

Barocke Bilderdecke

Die Kirche hat als kulturhistorische Besonderheit ihre barocke Bilderdecke. Sie wurde im Jahre 2000 wiederentdeckt und seither komplett restauriert. Die Decke ist eine der wenigen erhaltenen Bilderbibeln in Sachsen, in diesem Fall mit 58 Bild-Feldern. Sie gilt als sprechende Bilderbibel und zeigt Erzengel und Stammväter, große und kleine Propheten des Alten Testaments wie auch Evangelisten und Aposteln des Neuen Testaments.

Orgel

Die Orgel ist ein Werk von Jehmlich aus dem Jahr 1971 in einem Gehäuse aus dem Jahr 1629 von Joachim Zschucke.[1] Zu beiden Seiten der Orgel sind die vermutlich gleichzeitigen Bildnisse des Pfarrers Johann Vogelhaupt mit der Jahreszahl 1668 und des Kantors Valentin Görner angebracht, deren Holzrahmen reich mit Beschlagwerk und Engelsköpfchen verziert sind, weiterhin Ölbilder des Pfarrers David Barth um 1750, vermutlich von Johann Gottfried Haase um 1770. In der südlichen Vorhalle ist ein geschnitztes und gefasstes Wappenschild mit dem Zschorlauer Wappen mit Keilhaue, Seifengabel und Blume von 1708 zu sehen.

Siehe auch

„Bilderkirchen“:

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen II. Die Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1998, ISBN 3-422-03048-4, S. 1072.
  • Eric Stenzel und Norbert Reißmann: Die barocke Bilderdecke der Kirche zu Zschorlau. Hrsg.: Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Zschorlau, 144 S., zahlr. Ill., 25 cm, 545 Gr., Beucha 2005, ISBN 978-3-934544-79-6

Weblinks

Commons: Dorfkirche Zschorlau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orgel auf orgbase.nl. Abgerufen am 20. März 2021.

Koordinaten: 50° 34′ 4,7″ N, 12° 38′ 56″ O

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