Dorfkirche Obergrunstedt

Dorfkirche Obergrunstedt
Innenraum (2023)
Blick von der zweiten Empore zur Orgel

Die evangelische Dorfkirche Obergrunstedt steht in Obergrunstedt innerhalb des Ortsteils Nohra der Gemeinde Grammetal im thüringischen Landkreis Weimarer Land. Sie gehört zur Kirchengemeinde Niedergrunstedt im Kirchengemeindeverband Buchfart-Legefeld im Kirchenkreis Weimar der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Lage

Die Kirche liegt am Nordostrand des Ortsteils nördlich der Dorfstraße.

Geschichte und Architektur

Die Kirche ist eine romanische Chorturmkirche, ursprünglich mit Ostapsis aus der Zeit um 1200. Im Jahr 1686 wurde das Schiff nach Westen erweitert, spätestens zu dieser Zeit wurde die Ostapsis abgebrochen. Um 1800 wurden die Fenster zu Flachbogenfenstern umgewandelt, das Mansarddach aufgesetzt und das Innere mit Holztonne abgeschlossen. Im Jahr 1991 wurde eine Renovierung begonnen. An der Turmnordwand sind noch die seitlichen Ansatzstellen der ehemaligen Apsis erkennbar; die Kämpfer sind mit Schachbrettfries verziert; im Obergeschoss ist ein romanisches Biforienfenster erhalten. Das Innere ist von doppelten Emporen eingefasst, der Altar wurde 1991 entfernt. Der restaurierte Taufstein stammt laut Inschrift von 1626, das kelchförmige Becken ist mit Akanthusfries verziert.

Detail der Zieglerglocke
Zifferblatt der Turmuhr

Der Kirchturm ist annähernd in romanischer Bauform erhalten. Das Geläut bilden zwei Bronzeglocken, eine 1616 von Hieronymus Moering[k] (Erfurt) und eine 1519 von Heinrich C(Z)ieg(e)ler (Erfurt) gegossene Glocke.[1] Es wurde nach jahrelangem Schweigen 2022 wieder funktionsfähig gemacht. Das nachgefertigte Zifferblatt besitzt nur einen (noch originalen) Zeiger und stellt die IV als IIII dar.

Bausubstanz und Perspektive

Die Bausubstanz und das Dach wurden um das Jahr 2000 gesichert. Der Kirchhof wurde von Unrat beräumt. Viel Inventar ist durch Vandalismus verschollen oder wurde davor in Sicherheit gebracht.

Auch die 1838 von den Gebrüdern Witzmann erbaute Orgel mit ehemals vermutlich 15 Registern auf zwei Manualen und Pedal[2][3] ist teilweise geplündert, schwer beschädigt, und seit den 1960er Jahren unspielbar. Der Gebläsemotor ist nicht mehr vorhanden; er wurde in diesen Jahren als Ersatz für ein defektes Exemplar in Niedergrunstedt installiert.

Die Planung, ein Orgelmuseum mit Inventar des Thüringer Orgelmuseum Bechstedtstraß zu eröffnen, hatte sich schlussendlich zerschlagen. Gottesdienste finden seit Jahrzehnten nur noch wenige zu den Hochfesten des Kirchenjahres statt. Dennoch ist beabsichtigt, die Kirche weiter nutzbar zu erhalten.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Viola-Bianka Kießling: Himmlische Instrumente. Ein Glocken-Führer durch die Region Weimar und Weimarer Land. Hrsg. vom Landratsamt Weimarer Land in Kooperation mit dem Kirchenkreis Apolda-Buttstädt, Weimar/Apolda 2012, OCLC 914357542.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Thüringen. 1. Auflage. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1998, ISBN 3-422-03050-6, S. 922.
  • Viola-Bianka Kießling: Königin der Instrumente. Ein Orgel-Führer durch die Region Weimar und Weimarer Land. Hrsg. Landratsamt Weimarer Land, Fagott-Orgelverlag, Friedrichshafen 2007, ISBN 978-3-00-021071-6.

Weblinks

Commons: Dorfkirche Obergrunstedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Viola-Bianka Kießling: Himmlische Instrumente. Ein Glocken-Führer durch die Region Weimar und Weimarer Land. Hrsg. vom Landratsamt Weimarer Land in Kooperation mit dem Kirchenkreis Apolda-Buttstädt, Weimar/Apolda 2012, OCLC 914357542
  2. Informationen zur Orgel auf orgelsite.nl. Abgerufen am 17. Januar 2023.
  3. Informationen zur Orgel auf Organ index. Abgerufen am 7. September 2023.
  4. Kirche Obergrunstedt. Abgerufen am 11. Februar 2020.

Koordinaten: 50° 57′ 17,9″ N, 11° 16′ 16,3″ O

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