Don Juan Matus

Don Juan Matus (um 1890–1973) ist eine literarische Figur in den Werken des US-amerikanischen New-Age-Schriftstellers Carlos Castaneda (1925–1998).

Literarische Geschichte

Nach Darstellung des US-amerikanischen Anthropologen Carlos Castaneda habe er den Yaqui-Indianer Don Juan Matus (geboren 1891 in Mexiko) bei einer Studie über den Gebrauch von Heilpflanzen in Mexiko kennengelernt. Er sei als Brujo (Heilzauberer) und Yerbero (Verkäufer von Heilkräutern) tätig gewesen. Don Juan habe angeboten, ihm die Geheimnisse der indianischen Zaubermedizin zu erschließen und so sei er schließlich sein Schüler geworden. Im Mittelpunkt der Ausbildung Don Juans habe der Gebrauch psychoaktiver Drogen wie Peyote und Stechapfel gestanden. Mittels Peyote, das auch den Gott Mescalito symbolisiere, sei eine Kontaktaufnahme zu diesem göttlichen Wesen möglich erschienen.

Castaneda beschreibt Don Juan Matus nach dessen Angaben als einen Praktizierenden einer alten, auf die Tolteken zurückzuführende Tradition von „Zauberern“ und „Sehern“, die sich später als „Krieger“ bezeichneten. Castaneda reflektiert diese Tradition auch als panindianische, da sie eine Jahrhunderte alte Geschichte habe. Diese Tradition soll von Gruppen, die während der spanischen Conquista nur noch losen Kontakt miteinander unterhalten konnten, in verschiedenen Variationen weitergeführt worden sein. Diese Gruppen gehörten nicht mehr zu existierenden Indianerstämmen, noch führten Mitglieder dieser Zauberergruppen schamanische Aufgaben innerhalb von Stämmen aus.

Zu Kritik an Don Juans Zuordnung als Yaqui-Indianer kam es, da die Lehren des Juan Matus kaum Bezüge zum Schamanismus der Yaqui haben.

Don Juan soll als junger, armer Arbeiter nach einer Auseinandersetzung von seinem späteren indianischen Lehrer schwer verwundet gefunden, gesund gepflegt und durch List und scheinbare Zwänge in die Zauberei eingeführt worden sein.

Durch seine besonderen Begabungen wurde Don Juan Matus „Nagual“ (Leiter) eines Zugs von Zauberern, zu denen unter anderem Don Genaro, ein Mazateke, gehörte. Krieger bzw. Zauberer sind nicht nur Indianer, sondern auch Mexikaner oder vereinzelt Weiße. Der Zug der Zauberer ist unterteilt in sogenannte Träumer, Pirscher und Kuriere. Ein Zug besteht meist in gleichen Anteilen aus männlichen und weiblichen Kriegern.

Don Juan und seine Krieger lehrten Castaneda die Kunst des Pirschens, die Eigenschaften eines Kriegers, die Kunst des Sehens und die des Träumens sowie das Leben als makelloser Krieger, eine unbedingte Voraussetzung für die Zauberei.

Carlos Castaneda sollte als Nagual (Anführer mit einer besonderen energetischen Struktur, die den Sehern als verdoppelt erscheint) Don Juan Matus nach seinem Abgang von der Welt ablösen und einen eigenen vollständigen Zug von Zauberern leiten. Castaneda konnte diese Aufgabe jedoch nicht erfüllen und gründete später einen eigenen kleinen Zug mit Zauberinnen, die in Los Angeles lebten.

Lehre und Anwendung

Eine Grundmethode der Ausbildung zum Krieger ist das „Anhalten des inneren Dialogs“ (auch als „Anhalten der Welt“ bezeichnet), des ständigen „Mit-sich-selbst-Redens“ (ob bewusst oder unbewusst). Das Anhalten des inneren Dialogs ist wiederum Voraussetzung für fortgeschrittene Techniken wie das Träumen und Pirschen. Träumen bezeichnet die Fähigkeit, mit dem Rest des Bewusstseins im Schlaf kontrollierte Handlungen auszuführen und den sogenannten Traumkörper auszubilden. Pirschen lehrt das Verhalten im Alltag und setzt u. a. eine Rekapitulation sämtlicher sozialer Interaktionen im Leben des Kriegers seit der Geburt voraus und ist demnach extrem zeitaufwendig.

Die Fähigkeit zu sehen, d. h. Menschen, Tiere und Pflanzen als Energiewesen wahrzunehmen, die im Falle von Menschen einen über den Körper hinausgehenden Kokon ausbilden und „leuchtenden Eiern“ ähneln, ist laut Juan Matus eine Gabe, die sich während der Lehrzeit bei vielen Kriegern entwickelt, bei manchen jedoch nie.

Ziel der Zauberei sei es, im Augenblick des Todes das individuelle Bewusstsein zu behalten und als reine Energieform fortzuexistieren. Juan Matus sagte, „dass etwas sehr Unpersönliches“ da draußen auf uns warte.

Don Juan Matus beendete die Lehrzeit Castanedas, indem er mit seinem Zug Krieger seine körperliche Gestalt aufgab und alle gemeinsam als Energiewesen in die Unendlichkeit eingingen. Castaneda blieb mit einem anderen Lehrling alleine zurück.

Lebensgeschichte

Nach Castanedas Darstellung habe Don Juan sich selten zu seiner persönlichen Vorgeschichte geäußert, da sein wahres Leben für ihn erst als Krieger begonnen habe.

Aus vereinzelten Bemerkungen (oder Antworten auf hartnäckiges Fragen) nahm Castaneda einige Angaben zu Protokoll: Don Juan „(wurde) in Arizona geboren und (war) von Yaqui- und Yuma-indianischer Abstammung. [...] Als kleines Kind nahmen seine Eltern ihn nach Nordmexiko mit, wo sie bei den Yaquis lebten. Im Alter von 10 Jahren geriet er in die Wirren der Yaqui-Kriege. Seine Mutter wurde damals getötet, und sein Vater wurde von der mexikanischen Armee verhaftet. Don Juan und sein Vater wurden in ein Umsiedlungslager im südlichsten Staat Yucatan geschickt. Dort wuchs er auf.“[1]

Diskussion

Castanedas Schilderungen seiner visionären Begegnungen mit dem Peyote-Gott Mescalito und über seine Astralreisen, die er in der Gestalt einer Krähe unternommen haben will, sowie die Existenz des Don Juan wurden schon bald angezweifelt.[2] Einige, vor allem akademische Kritiker, gehen davon aus, dass es sich bei Don Juan Matus um eine literarische Figur handle.[3] Die Existenz von Don Juan Matus wurde von Castanedas Frau und in Büchern von Taisha Abelar und Florinda Donner-Grau, die gemeinsam mit Carlos Castaneda das moderne Tensegrity entwickelten, bestätigt. Laut Castaneda durften außer Notizen keine Aufzeichnungen wie zum Beispiel Fotos etc. von Don Juan Matus gemacht werden. Eine andere Theorie besagt, dass die Romanfigur Don Juan Matus aus mehreren realen Personen geschaffen wurde.

Paul Watzlawick und einige seiner Kollegen vermuteten lange Zeit, dass Milton H. Erickson Don Juan Matus ist – eine Vermutung, die Erickson gemäß Watzlawick dementierte.[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Carlos Castaneda: Die Kunst des Pirschens, S. Fischer Verlag GmbH, 2. Auflage, Frankfurt am Main 1981, S. 177. ISBN 3-10-010205-3. Originalausgabe: The Eagle’s Gift, Simon and Schuster, New York 1981.
  2. Marc Roberts: Das neue Lexikon der Esoterik. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-89602-537-6, S. 201.
  3. Richard de Mille: Castaneda’s Journey: The Power and the Allegory. Backprint.com, 2000, ISBN 0-595-14508-6.
  4. Paul Watzlawick: Die Möglichkeit des Andersseins. Zur Technik der therapeutischen Kommunikation. Bern u. a. 1977