Dominique Colonna

Dominique Colonna (* 4. September 1928 in Corte auf Korsika) ist ein ehemaliger französischer Fußballspieler und -trainer.

Die Vereinskarriere

Der nur 1,72 Meter große Torwart verließ Korsika, um auf dem Festland seine berufliche Ausbildung abzuschließen, und wurde prompt vom Erstligaklub Stade Olympique Montpelliérain verpflichtet. Bereits dort erwarb er sich aufgrund seiner Spielweise den Beinamen „Der fliegende Torwächter“, sodass ihn der ambitionierte Großstadtverein Stade Français Paris in die Hauptstadt lockte, wo er die nächsten sechs Jahre das Tor hütete, auch wenn der Verein zwei Jahre davon in der zweiten Liga spielen musste.

Dominique Colonnas Aufstieg zur Nr. 1 in Frankreich begann aber erst mit seinem Wechsel zu OGC Nizza (1955): er trug gleich in seinem ersten Jahr entscheidend dazu bei, dass der Verein 1956 den dritten Meistertitel (nach 1951 und 1952) an die Côte d’Azur holen konnte. Und als Stade de Reims einen Nachfolger für seinen langjährigen Keeper Paul Sinibaldi (ebenfalls aus Zentralkorsika stammend) suchte, wechselte er 1957 zu den Rémois und löste die Interims-Nr. 1, René-Jean Jacquet, ab. In der Champagne wurde der „kleine Korse“ noch im selben Jahr zum Nationalspieler, gewann in den sechs Jahren drei weitere Meistertitel, je einmal den Landespokal und den Supercup, stand 1959 im Endspiel der UEFA Champions League und beendete 1963 mit einer Vizemeisterschaft seine Laufbahn.

Stationen

  • US Corte
  • Stade Olympique Montpelliérain (1948/49)
  • Stade Français Paris (1949–1955)
  • OGC Nizza (1955–1957)
  • Stade de Reims (1957–1963)

Der Nationalspieler

Zwischen September 1957 und April 1961 spielte Dominique Colonna insgesamt 13-mal in der Équipe Tricolore, war auch WM-Teilnehmer in Schweden und wurde dort Dritter – allerdings ohne einen einzigen Einsatz: der Nationalcoach Albert Batteux, zugleich Colonnas Trainer in Reims, stellte in den ersten beiden Endrundenbegegnungen François Remetter auf; als es um die Frage ging, wer ihn ersetzen sollte, weigerte sich der Korse, an einem vom Verbandsfunktionär Alex Thépot (selbst Ex-Nationalkeeper) vorgeschlagenen „Entscheidungstraining“ gegen Claude Abbes teilzunehmen, so dass Letzterer in allen folgenden Partien aufgeboten wurde. Erst anschließend wurde Colonna auch hier zum Stammtorhüter, trug noch neunmal den Gallischen Hahn auf der Brust, verpasste allerdings die Fußball-Europameisterschaft 1960. Nach einer herben Niederlage in der Schweiz (2:6 im April 1961) endete seine Zeit für Les Bleus.

Leben nach der Spielerkarriere

In den über 40 Jahren seit seinem Karriereende bis in die Gegenwart blieb Dominique Colonna dem Fußball verbunden. Ab 1964/65 trainierte er die Unzähmbaren Löwen (Kameruns Nationalelf) und beriet bis Mitte der 1970er Jahre mehrere Verbände in Zentralafrika. Bis heute ist er ein bei Fußballern, Verbänden und Medien in ganz Afrika gefragter und wohlgelittener Experte, der auch mit 75 noch sehr klare Positionen vertritt: so kritisiert er seit Jahren die „Europäisierung“ des afrikanischen Fußballs, den er dadurch seiner eigenständigen Stärken beraubt sieht (siehe z. B. den Weblink unten).

Nach dem Ende der Ära Bernard Tapie wurde er 1993 Vizepräsident bei Olympique Marseille, arbeitete in einer wichtigen Funktion für Horst Dassler (Adidas) und betätigte sich auch als Vorsitzender seines Heimatvereins US Corte. Im Jahr 2000 kam er für die Nachfolge von Claude Simonet als Vorsitzender des französischen Fußballverbandes FFF ins Gespräch; aber für eine solche Position war Colonna wohl zu meinungsfreudig und zu unbequem – hatte der Korse doch in den Jahren zuvor die FFF wiederholt wegen ihrer (wie er es sah) einseitigen Bevorzugung der Profis zu Lasten des breiten Amateur-Unterbaues angegriffen.

Nebenher führt(e) er das Hotel „Dominique Colonna“ im Restonica-Tal nahe seiner innerkorsischen Geburtsstadt, in dem jedes Zimmer den Namen eines aus seiner Sicht wichtigen französischen Fußballers der 1950er Jahre trägt.

Palmarès

Literatur

  • Michel Hubert/Jacques Pernet: Stade de Reims. Sa légende. Atelier Graphique, Reims 1992, ISBN 2-9506272-2-6
  • Jean Cornu: Les grandes équipes françaises de football. Famot, Genève 1978
  • Jacques und Thomas Poncelet: Supporters du Stade de Reims 1935–2005. Eigenverlag, Reims 2005, ISBN 2-9525704-0-X
  • L'Équipe (Hg.): Stade de Reims. Un club à la Une. L'Équipe, Issy-les-Moulineaux 2006 ISBN 2-915535-41-8
  • Pascal Grégoire-Boutreau/Tony Verbicaro: Stade de Reims – une histoire sans fin. Cahiers intempestifs, Saint-Étienne 2001 ISBN 2-911698-21-5
  • Lucien Perpère/Victor Sinet/Louis Tanguy: Reims de nos amours. 1931/1981 – 50 ans de Stade de Reims. Alphabet Cube, Reims 1981

Weblinks

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