Dominikanerkloster St. Johannis (Hamburg)

Bild: © Dirtsc / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
Innenhof des Klosters, im Hintergrund der Chor von St. Sophien

Das Dominikanerkloster St. Johannis befindet sich in Hamburg-Barmbek-Süd auf dem Gelände an der Ecke Weidestraße / Elsastraße unmittelbar neben der Kirche St. Sophien. Es ist wie sein Vorgänger den beiden Heiligen Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten geweiht.

Vorgänger

Das alte Johanniskloster in der Hamburger Innenstadt um 1825

Der mittelalterliche Vorgänger des Klosters wurde um 1236 gegründet und auf dem Gelände des heutigen Rathausmarktes erbaut. Nach einem Brand 1314 musste er vollständig neu errichtet werden. Für das 16. Jahrhundert sind 41 Mönche und 13 Novizen belegt. Nach dem Beginn der Reformation wurden alle katholischen Klöster in Hamburg 1529 durch Ratsbeschluss aufgehoben. Das Klostergebäude nutzten danach zunächst die Gelehrtenschule des Johanneums und Nonnen des ehemaligen Klosters Herwardeshude, ab 1613 zusätzlich das neugegründete Akademische Gymnasium. Lediglich die Klosterkirche mit dem Thomas-Altar von Meister Francke aus dem 15. Jahrhundert diente auch nach der Aufhebung des Klosters noch bis zur Hamburger Franzosenzeit als evangelisches Gotteshaus. Danach wurde es zeitweise als Lagerraum und Exerzierplatz des Hamburger Bürgermilitärs genutzt und 1829 abgerissen.

Geschichte

Seit 1962 ist der Dominikanerorden wieder in Hamburg vertreten. Durch die Lage Hamburgs in der katholischen Diaspora suchte die katholische Kirche für das geplante Kloster den Anschluss an eine bestehende Pfarrei. Die Wahl fiel auf St. Sophien in Barmbek, da hier ein ausreichend großes Grundstück in recht zentraler Lage vorhanden war.

1966 weihte Bischof Johannes von Rudloff das Kloster mit einem Pontifikalamt und übergab es an die ersten sechs Dominikaner.[1]

Die Ordensleute betreiben die Pfarrarbeit der Gemeinde St. Sophien[2] und übernehmen auch Predigten an anderen katholischen Gemeinden in Hamburg. Ein wichtiger Schwerpunkt ist theologische Bildungsarbeit und Lebensberatung.

Gebäude

Das Kloster ist baulich mit dem Chor der Kirche verbunden. Der polygonale, ringförmige Bau mit seinen Backsteinfassaden und brutalistisch beeinflussten Traufkanten wurde 1964 bis 1966 durch die Architekten Rau, Bunsmann und Scharf errichtet. Hier gelang eine gute Verbindung zwischen traditioneller und moderner Architektur. Der Bau gestaltete sich schwieriger als erwartet, da ein am Rande des Grundstückes liegender Tiefbunker nicht verändert oder beschädigt werden durfte.

Das maximal dreigeschossige Gebäude wirkt von außen eher schlicht. Da der nahezu fensterlose Kreuzgang im Inneren entlang der Außenseite das Gebäude umläuft, orientieren sich fast alle Räume zum Innenhof. Dieser ist zur Apsis der Kirche hin geöffnet und nimmt auch die Funktion eines Klostergartens wahr. Nur der Eingangsbereich und der über zwei Ebenen reichende Veranstaltungssaal zeigen nach außen größere Fensterflächen.

Erdgeschoss und Tiefparterre umfassen die verschiedenen Räume für die Arbeit des Klosters wie Gastzimmer, Gemeinschaftsräume, Speiseräume, Sprechzimmer, Räume der Pfarrei und Bibliothek. (Anmerkung: Die Klosterbibliothek gehört als wissenschaftliche Bibliothek der Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Theologischer Bibliotheken (AKThB) an.[3]) Im oberen Stockwerk befinden sich die von der Öffentlichkeit abgetrennten Wohnräume für 13 Ordensbrüder. Die Klosterkapelle bildet einen fünfeckigen nach Nordosten ausgerichteten Anbau und ist über das Treppenhaus mit den anderen Räumen verbunden.

Künstlerische Ausgestaltung

Das Kloster verfügt über zwei Stücke von Hermann Stehr, er gestaltete die Aluminiumverzierung der Eingangstür sowie die Plastik Große Predigt I im Innenhof als Verweis auf die zentrale Aufgabe von Konvent und Gemeinde. Im Vorraum des Refektoriums und in den Gemeinschaftsräumen gibt es mehrere Bilder, bemerkenswert ist eine Kreuzigungsdarstellung des Malers Karl Goris, eine Darstellung des Dominikus von Gerd Winner, ein Bild der Kirche St. Sophien von Albert Reck und ein Ölgemälde der alten Johanniskirche von Jes Bundsen.

Die durch ein Dachfenster beleuchtete Kapelle wird beherrscht durch den von Rudolf Krüger modern gestalteten Altar, der Motive aus der Offenbarung des Johannes verarbeitet. In der Kapelle selber hängt ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert von Johann Christoph Achert, das Dominikus und Katharina von Siena zeigt. In der Nähe des Eingangs zur Kapelle hängt eine modern mexikanisch beeinflusste Darstellung der Madonna mit Kind der indianischen Künstlerin Nan Cuz.

An zentraler Stelle im Treppenhaus vor der Kapelle findet sich ein Wandgemälde mit einem Auszug aus der Konstitution des Dominikanerordens. Der Text in pace continui, in studio assidui, in praedicatione ferventes soll die Brüder an die Aufforderung erinnern, sie sollen „beständig im Frieden, mit Geduld beim Studium und mit Begeisterung bei der Predigt“ sein.

Organisation und Klosterleben

Der Konvent in Hamburg gehört zur Ordensprovinz Teutonia, die von Köln aus verwaltet wird und den gesamten nördlichen Teil Deutschlands umfasst. Den Prior bestimmen alle Ordensbrüder des Konventes per Wahl für jeweils drei Jahre.

Die Dominikaner sind tätig in der Seelsorge, der Jugendarbeit, bei Glaubenskursen und sie betreuen die Ghanaische Gemeinde. Der Tagesablauf beginnt um sieben Uhr mit dem Morgengebet, der Laudes. Danach gehen sie ihren individuellen Tagesaufgaben nach, Mittag- und Abendessen werden gemeinsam eingenommen, um 18 Uhr ist heilige Messe.[4]

Die Predigerbrüder verzichten auf Besitz und bleiben nicht fest an einem Ort. Sie werden immer wieder in andere Gemeinschaften der Dominikaner versetzt. Ihre eigenen Zimmer liegen im Klausurbereich. Sie sind einfach und nur den Ordensangehörigen zugänglich. Die geistliche Gemeinschaft der Brüder bedeutet, das Leben miteinander zu teilen, an Gottesdiensten und dem Stundengebet teilzunehmen. Der Konvent hat auch ein gemeinsames Wohnzimmer.[5]

Literatur

  • Friedhelm Grundmann, Thomas Helms: Wenn Steine predigen. Medien Verlag Schubert, Hamburg 1993, ISBN 3-929229-14-5, S. 97, 103.
  • Franklin Kopitzsch, Daniel Tilgner (Hrsg.): Hamburg Lexikon. 4., aktualisierte und erweiterte Sonderausgabe. Ellert & Richter, Hamburg 2010, ISBN 978-3-8319-0373-3, S. 372 (Stichwort: "Johannis-Kloster").
  • Ralf Lange: Architektur in Hamburg. Junius Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-88506-586-9, S. 182.
  • Ordensprovinz Teutonia (Hrsg.): Die Dominikaner (Flyer). Eigenverlag, Köln 2013.
  • Matthias Gretzschel: Hamburgs Kirchen: Geschichte, Architektur, Angebote. Axel Springer Verlag, Hamburg 2013, ISBN 978-3-86370-116-1, S. 132.
  • Dominikanerkonvent Hamburg (Hrsg.): Kleiner Führer durch das Dominikanerkloster St. Johannis in Hamburg-Barmbek (Flyer). Eigenverlag, Hamburg 2014.
  • Donate Reimer u. a.: 100 Jahre St. Sophien, Hamburg-Barmbek : Festschrift; 1900–2000. Katholische Kirchengemeinde St. Sophien, Hamburg 2000, S. 36–38.

Einzelnachweise

  1. Bischof übergibt den Dominikanern das neue Kloster. In: Hamburger Abendblatt vom 17./18. September 1966, S. 5.
  2. Liste der Seelsorger an St. Sophien. Abgerufen am 9. Juli 2014.
  3. Mitgliedsbibliotheken der AKThB, abgerufen am 10. Mai 2022.
  4. Stefan Dombert: Die Brüder von Barmbek. In: Hamburger Wochenblatt vom 14. Januar 2015, S. 1.
  5. Ann-Britt Petersen: Dominikanerkonvent als Zuhause auf Zeit. In: Hamburger Abendblatt, Sonderbeilage Himmel und Elbe. 30. April 2021, S. 6.

Weblinks

Commons: Dominikanerkloster St. Johannis (Hamburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Dominikanerkloster St. Johannis Hamburg Hof 1.jpg
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Dominikanerkloster St. Johannis Hamburg, Innenhof
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Dominikanerkloster St. Johannis Hamburg, Losung im Treppenhaus
Dominikanerkloster St. Johannis Hamburg Kapelle 2.jpg
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Dieses Bild zeigt ein Baudenkmal.
Es ist Teil der Denkmalliste von Hamburg, Nr. 19951.
Dominikanerkloster St. Johannis Hamburg, Kapelle
St. Johannis und Kloster 1825 PeterSuhr.jpg
Blick südwestwärts durch Hinter dem Breiten Giebel zum breiten, da schräg zum Kirchenschiff verlaufenden Ostgiebel der Klosterkirche St. Johannis etwa 1825 oder 1829, vorbei am breiten Giebel knickt Hinter dem Breiten Giebel (auch: Hinter dem Breitengiebel) leicht nach Südsüdwest verschwenkt ab. Die Klosterkirche gehörte zum St. Johanniskloster, das Graf Adolph IV. von Holstein aus dem Hause Schauenburg 1236 als Dominikanerkloster St. Johannis (Johannes der Evangelist und Johannis der Täufer) gründete. 1529 wurde das Dominikanerkloster aufgelöst und das 1529 gegründete Johanneum bezog einen Teil des Klosters. Die obdachlos gewordenen Nonnen des Klosters Herwardeshude (Harvestehude) bezogen 1530/31 nach ihrer Konversion zum Luthertum ebenfalls Teile der Baulichkeiten des Klosters, worin sie ein lutherisches Damenstift einrichteten. Die Klosterkirche wurde lutherisch. DDie Klostergebäude wurden 1840 abgerissen. Lithographie von Peter Suhr, etwa 1825 oder 1829.
Dominikanerkloster St. Johannis Hamburg Kreuzgang.jpg
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Dominikanerkloster St. Johannis Hamburg, innenliegender Kreuzgang
St. Sophien Hamburg-Barmbek Lageplan.PNG
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St. Sophien in Hamburg-Barmbek, schematisierter Lageplan. Im Uhrzeigersinn, beginnend an der Ecke Weidestraße / Elsastraße: Kirche, Kloster, Sophienschule, Turnhalle, Kindergarten.