Dithmarscher Landeszeitung

Dithmarscher Landeszeitung
Gebäude der DLZ in Heide
Beschreibungregionale Tageszeitung
VerlagBoyens Medien GmbH & Co. KG
Erstausgabe4. Januar 1870
ErscheinungsweiseMontag bis Samstag
Verkaufte Auflage19.246 Exemplare
(IVW 4/2022, Mo–Sa)
ChefredakteurStefan Carl
HerausgeberInken Boyens und Sönke Boyens
Weblinkwww.boyens-medien.de

Die Dithmarscher Landeszeitung (DLZ) ist eine regionale Tageszeitung mit Sitz in Heide. Sie wurde 1870 durch den Kaufmann Johann A. Ebel als Heider Anzeiger gegründet.[1][2] Heute erscheint sie mit einer Auflage von 20.928 verkauften Exemplaren.[3]

Geschichte

Von der Gründung bis zur Jahrhundertwende

Gegründet wurde die Dithmarscher Landeszeitung zunächst als Heider Anzeiger im Jahr 1869. Ihr Gründer, der Dithmarscher Kaufmann Johann A. Ebel, ließ die ersten Ausgaben als Lohndrucke in einer Druckerei in Wesselburen drucken. Bereits im Folgejahr richtete er seinen Betrieb jedoch als Gesamtunternehmen mit Verlag, Druckerei, Redaktion, Anzeigenabteilung und Akzidenzen (Auftragsdrucken) in Heide ein. Mit der offiziellen Erstausgabe am 1. Januar 1870 war der Heider Anzeiger geboren. Dieser erschien zunächst zwei Mal wöchentlich jeweils am Dienstag und Freitag. Die politische Einstellung der Zeitung stand den Nationalliberalen nahe.

Als Ebel 1883 verstarb, übernahm dessen Sohn Rudolf Ebel das Unternehmen. Dieser führte es bis zu seinem eigenen Tod im Jahr 1897. Nach der Übernahme durch Rudolf Ebels Witwe, die den Heider Anzeiger ab 1900 gemeinsam mit dem Redakteur und ihrem neuen Ehemann Paul Keller führte, verzeichnete das Blatt stetig sinkende Auflagezahlen und stand 1902 vor dem Aus.

Eine Auffanggesellschaft, bestehend aus Landwirten und Kaufleuten aus der Region, übernahm den Betrieb. Unter ihnen war Gustav Adolph Thomsen, der die finanziellen Mittel mitbrachte, den Zeitungsvertrieb technisch auf den neuesten Stand zu bringen. Mit der Anschaffung von Typograph-Setzmaschinen konnte die Zeitung ab dem 1. Januar 1903 erstmals täglich erscheinen. Thomsen kaufte zudem die Heider Zeitung auf, die 1879 gegründet wurde und 1896 eine Auflage von 1500 Exemplaren verzeichnen konnte.[4] Der Untertitel der Heider Zeitung, Dithmarscher Generalanzeiger, wurde als Westholsteinischer Generalanzeiger übernommen. 1904 verzeichnete der Heider Anzeiger eine Auflage von täglich über 5000 Exemplaren.

1904 bis 1929: Friedrich Johnsen

Ab 1905 übernahm Friedrich Johnsen, der im Vorjahr als Redakteur zum Heider Anzeiger gekommen war, das Unternehmen als Geschäftsführer. Nachdem 1904 eine Rotationsdruckmaschine angeschafft worden waren, mit der sich die gesamte Zeitung in einem Arbeitsgang drucken und pfalzen ließ und die so den Produktionsprozess deutlich effizienter gestaltete, sorgte Johnsen für die weitere Modernisierung des Druckbetriebs. Er baute den Unternehmenszweig der Akzidenzdrucke aus und etablierte zudem den Werkdruck als dritten Unternehmenszweig. Ab 1914 warb der Heider Anzeiger als Heider Anzeiger GmbH, Buchdruckerei mit elektrischem Betrieb. Unter Johnsen erwarb das Unternehmen zudem das Grundstück am Wulf-Isebrand-Platz, das bis heute Verlagssitz ist.

Während des Ersten Weltkriegs zeigte sich die Berichterstattung im Heider Anzeiger linientreu mit der Kriegspropaganda des Kaiserreichs. Auch nach Kriegsende deutete sich der aufkeimende Nationalsozialismus bereits an: Während der Weimarerer Republik wurden die Affinitäten zu den Deutschnationalen und den Nationalsozialisten zunehmend deutlicher.[4]

Max Boyens und der Zweite Weltkrieg

Nach dem Tod von Friedrich Johnsen übernahm dessen Schwiegersohn und gelernter Buchdrucker Max Boyens den Betrieb. Gemeinsam mit Chefredakteur Richard Spangenberg, Ehemann der Dramatikerin Erna Weißenborn, brachte er die Zeitung durch den Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1935 erwarb der Heider Anzeiger zudem die heute namensgebende Dithmarscher Landeszeitung, die bereits 1849 als Meldorfer Anzeigenblatt gegründet wurde. Ihre politische Ausrichtung war wie die dies Heider Anzeigers national-konservativ. Mit dem Erwerb der bis dahin größten Zeitung Süderdithmarschens änderte das Unternehmen seinen Namen und veröffentlichte ab 1937 als Westholsteinische Verlagsanstalt und Verlagsdruckerei Boyens & Co.

Im Gau Nordmark, wie das heutige Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern von den Nationalsozialisten bezeichnet wurden, konnte die NSDAP 1933 die höchste Mitgliederdichte im Reich verzeichnen. Die Berichterstattung im Heider Anzeiger während des Zweiten Weltkriegs zeigte sich entsprechend parteikonform und war durchsetzt mit nationalsozialistischer Propaganda. Während zahlreiche andere Blätter infolge der Presseeinschränkungen durch das Regime schließen mussten, veröffentlichte der Heider Anzeiger bis Kriegsende 1945. Auch im Umgang mit dem eigenen Personal zeigte der Heider Anzeiger sich linientreu: Der Schriftsetzer und Korrektor Erich Böhlig, der politisch bei der Kommunistischen Partei tätig war, wurde nach einjähriger Haft im Konzentrationslager nicht wieder eingestellt. Er kam 1945 nach erneuter politischer Gefangenschaft im Kriegstreiben ums Leben. Heute erinnert ein Stolperstein vor dem Verlagsgebäude an Böhlig.

Die Nachkriegszeit

Nachdem die Pressezensur ab 1945 keinen Vertrieb ermöglichte, konnte die Zeitung am 1. April 1949 zunächst nur eine zwölfseitige Jubiläumsausgabe zum 80. Geburtstag veröffentlichen. Eine durch die Militärregierung erteilte Lizenz gab es nur für sogenannte „unbelastete“ Blätter, zu denen der Heider Anzeiger aufgrund seiner Nähe zu den Nationalsozialisten nicht zählte. Erst die Erteilung einer Generallizenz durch die im Grundgesetz verankerte Pressefreiheit ermöglichte einen Neustart im Oktober desselben Jahres. Am 1. Oktober 1949 erschien der ehemalige Heider Anzeiger erstmals als Dithmarscher Landeszeitung. Der Name sollte nicht nur eine Abkehr von der Zeit des Nationalsozialismus symbolisieren, sondern ging ebenfalls mit dem Anspruch einher, führende Zeitung zwischen Elbe und Eider zu werden. Geschäftsführer Max Boyens trennte sich außerdem von Chefredakteur Richard Spangenberg, der sich zur Zeit des Zweiten Weltkriegs als begeisterter Anhänger der nationalsozialistischen Ideologie gezeigt hatte.

Dem in dem neuen Namen vertretenen Anspruch wurde die Dithmarscher Landeszeitung auch wirtschaftlich gerecht. Konkurrenzblätter in der Region kaufte der Betrieb auf. Nachdem die namensgebende Dithmarscher Landeszeitung bereits 1935 im Unternehmen aufgegangen war, folgte 1962 die Brunsbütteler Zeitung, deren Vorläufer die seit 1888 erscheinende Kanal-Zeitung gewesen war. 1964 folgte der Wesselburener Marschbote, 1970 gingen die 1898 gegründeten Büsumer Nachrichten in der Dithmarscher Landeszeitung auf.

Max Boyens baute das Unternehmen technisch auf Vordermann. Neben dem Ausbau und der Einrichtung eines modernen Verlagshauses am Wulf-Isebrand-Platz, das Redaktion, Verlag, Verwaltung und eine eigene Buchhandlung unter einem Dach beherbergte, setzte Boyens auf den Druck im Offset-Verfahren, der 1974 für die DLZ zum Standard wurde.

1975 bis 2003: Uwe Boyens

Nach dem Tod von Max Boyens 1975 übernahm dessen Sohn Uwe Boyens die Leitung. Dieser war 1959 im Alter von 28 Jahren in das Unternehmen seines Vaters eingetreten, nachdem er eine technische Lehre und das Studium der Betriebswirtschaft abgeschlossen hatte. In Uwe Boyens' Zeit als Geschäftsführer fielen einschneidende Entwicklungen im Bereich der Druck- und Zeitungstechnik. Mit Einführung des rechnergesteuerten Fotosatzes bei der DLZ verschwand der traditionelle Beruf des Setzers. Im Zuge der Umstellung erfolgte 1984 die Einrichtung einer neuen Offsetrotation mit Versandstraße und Papierlager. Die Betriebsfläche des Verlagshauses verdoppelte sich. Die Auflage der Dithmarscher Landeszeitung stieg in diesen Jahren auf 27000. Hinzu kamen jährlich etwa 35 neue Titel im Buchverlag sowie örtliche und amtliche Telefonbücher im Telefonbuchverlag. Auch der Anzeigenmarkt gewann an Bedeutung für das Unternehmen. Unter dem ursprünglichen Titel Heider Anzeiger erscheint seit 1980 ein Anzeigenblatt in der Kreisstadt Heide. Uwe Boyens kaufte zudem weitere Werbeblätter im Kreis Dithmarschen auf. 1990 erreichten die Anzeigenblätter eine Gesamtauflage von 90 000 Exemplaren.

Eine weitere Neuerung im Betrieb war die frühzeitige Begründung eines Online-Angebots unter dem Namen Boyens Online, das bereits 1996 ans Netz ging. Zudem eröffnete die Verlagsanstalt ein eigenes Druckhaus in der Nachbargemeinde Weddingstedt, das jedoch im Jahr 2021 wieder geschlossen wurde.[5]

Seit 2003: Inken und Sönke Boyens

2003 ging Uwe Boyens in den Ruhestand und übergab die Geschäftsführung in die Hände seiner Kinder Inken und Sönke Boyens, die bis heute den Kopf der Boyens Medien GmbH & Co. KG bilden. Die Dithmarscher Landeszeitung wird bis heute in einer Vollredaktion erstellt und erscheint mit den Kopfblättern Brunsbütteler Zeitung und Marner Zeitung kreisweit in Dithmarschen sowie als vollwertiges Digitalformat. Das sechs Tage die Woche erscheinende Blatt ist mit einer Gesamtauflage von täglich knapp 20000 verkauften Exemplaren die auflagenstärkste Zeitung im Landkreis. Bis heute ist die Dithmarscher Landeszeitung wirtschaftlich unabhängig und nicht in einem Dachverband organisiert. 2020 konnte sie ihr 150-jähriges Bestehen feiern. Chefredakteur ist seit demselben Jahr Stefan Carl.[6]

Verlag

Hauptartikel: Boyens Medien

Die Zeitung erscheint im Verlag Boyens Medien GmbH & Co. KG. Das Medienhaus ist an zahlreichen Unternehmen beteiligt. Unter anderem hält es Anteile an dem privaten Sender Radio Schleswig-Holstein (R.SH), am Telefonbuchverlag für Telekommunikation Nord (TKN) in Rostock und am Blitz-Verlag in Mecklenburg-Vorpommern. Mehr als 300 Mitarbeiter sind bei dem Unternehmen beschäftigt.

Engagement

Schule macht Zeitung

Im Jahr 1991 startete die Dithmarscher Landeszeitung das Projekt Schule macht Zeitung (Schmaz)[7], das bis heute in der Regel jährlich stattfindet und die Medienkompetenz von Schülern in den Jahrgangsstufen sieben bis 11 fördern soll. Teil des Projekts ist, dass die Schüler täglich eine Ausgabe der Dithmarscher Landeszeitung geliefert bekommen. Diese wird gemeinsam und mit Unterstützung einer pädagogischen Fachkraft gelesen und besprochen. Dabei können die Schüler selbst Themen- und Interessenschwerpunkte setzen. Auch ein Redakteursbesuch in der Klasse gehört zum Programm von Schule macht Zeitung.

Auflage

Wie die meisten anderen Regionalzeitungen hat auch die Dithmarscher Landeszeitung an Auflage eingebüßt. Die verkaufte Auflage ist in den vergangenen 10 Jahren um durchschnittlich 3,3 % pro Jahr gesunken. Im vergangenen Jahr hat sie um 8 % abgenommen.[8] Sie beträgt gegenwärtig 20.928 verkaufte Exemplare.[3]

Entwicklung der verkauften Auflage[9]

Einzelnachweise

  1. Boyens Medienholding GmbH & Co KG: Boyens Medienholding GmbH & Co. KG. Abgerufen am 2. Januar 2023.
  2. Historie von Boyens Medien. 2. Oktober 2014, abgerufen am 2. Januar 2023.
  3. a b Titelanzeige | Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. Abgerufen am 2. Januar 2023.
  4. a b Ulrich Pfeil: Vom Kaiserreich ins „Dritte Reich“. Selbstverlag, Heide 1997. 482 Seiten
  5. NDR: Sozialplan für Boyens-Druckerei in Dithmarschen steht. Abgerufen am 2. Januar 2023.
  6. Stefan Carl neuer Chefredakteur der „Dithmarscher Landeszeitung“ -. In: newsroom.de. Abgerufen am 2. Januar 2023.
  7. Willkommen. Abgerufen am 2. Januar 2023.
  8. laut IVW (online)
  9. laut IVW, jeweils viertes Quartal (Details auf ivw.de)

Weblinks

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Autor/Urheber: Dirk Ingo Franke, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Heide, building of the dithmarscher landeszeitung