Brčko-Distrikt

Brčko Distrikt
Брчко Дистрикт
Brčko-Distrikt
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Karte
Lage in Bosnien und Herzegowina
StatusSelbstverwaltetes Gebiet (de facto);
Kondominium der FBiH und RS (de jure)
HauptstadtBrčko
AmtssprachenBosnisch, Kroatisch, Serbisch
Gründung8. März 2000
Fläche493 km²
Einwohner83.516
Bevölkerungsdichte169,4/km²
ISO-3166-2-CodeBA-BRC
Karte
Karte des Brčko-Distriktes
Dayton-Grenzen vor der Bildung des Bezirks Brčko

Der Brčko-Distrikt [ˈbr̩tʃkɔː] (serbokroatisch-kyrillisch Брчко Дистрикт) ist ein de facto selbstverwaltetes Gebiet im Nordosten von Bosnien und Herzegowina. Das Gebiet hat eine Fläche von 493 km² und etwa 83.000 Einwohner.

Als Sonderverwaltungsgebiet wird es offiziell in einem Kondominium von den beiden Entitäten des Landes, der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Republika Srpska, verwaltet. Tatsächlich untersteht es – weitgehend in lokaler Selbstverwaltung – direkt dem Gesamtstaat. Verwaltungssitz ist die Stadt Brčko an der Save.

Laut Volkszählung von 2013 leben 83.516 Einwohner im Brčko-Distrikt. Davon bezeichneten sich 35.381 als Bosniaken (42,36 %), 28.884 als Serben (34,58 %) und 17.252 als Kroaten (20,66 %); 622 Einwohner machten keine Angabe, 1.377 fühlten sich anderen Ethnizitäten zugehörig.[1]

Geschichte

Das Gebiet bildete vor dem Bosnienkrieg die Gemeinde Brčko. Diese hatte 1991 87.332 Einwohner, von denen sich 44 % als Muslime (im Sinne der Nationalität), 25 % als Kroaten und 21 % als Serben betrachteten. 10 % nannten sich „andere“, darunter waren auch Roma.

Wirtschaftlich war die Gemeinde vor allem aufgrund ihrer verkehrsgünstigen Lage stark entwickelt. 34 Firmen einschließlich der bedeutenden Hafenwirtschaft boten gute Einkommensmöglichkeiten.

Während des Krieges in den 1990er Jahren bildeten Teile des Gebietes einen schmalen Korridor unter serbischer Kontrolle, der für den Westen der Republika Srpska sowie das Gebiet der Republika Srpska Krajina die einzige Verbindung mit den serbisch kontrollierten Gebieten im Osten darstellte. Andere Teile des stark umkämpften Gebietes waren unter bosniakischer und kroatischer Kontrolle.

Im April und Mai 1992 hatten Einheiten der Jugoslawischen Volksarmee und serbische Paramilitärs die kroatische und bosniakische Bevölkerung aus der Stadt Brčko vertrieben. Bei Kriegsverbrechen kamen viele Menschen ums Leben. Dabei spielte Goran Jelisić, der sich selbst „der serbische Adolf“ nannte und zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt wurde,[2] eine führende Rolle. Im Lauf des Krieges kamen etwa 26.000 serbische Vertriebene und Flüchtlinge in die Region. Bosniaken und Kroaten bildeten eigene Gemeinden (Brka und Ravno Brčko).

Bei den Verhandlungen um den Vertrag von Dayton 1995 gab es keine Einigung über die territoriale Zugehörigkeit der Stadt und Region. Für die serbische Seite war und ist der Verbindungskorridor zwischen den beiden sonst getrennten Teilen der Republika Srpska notwendig. Die bosniakische Seite berief sich darauf, dass die Stadt vor dem Krieg überwiegend von Bosniaken bewohnt war. Dazu ist der Binnenhafen mit Fernstraßen- und Eisenbahnanschluss für die Föderation der einzige Zugang zum Donauraum.

Das Gebiet wurde zunächst von der Internationalen Gemeinschaft verwaltet. Der Distrikt Brčko wurde offiziell am 8. März 2000 eingerichtet, nachdem klar geworden war, dass sich die beiden Entitäten nicht auf eine Zuordnung des Gebietes zu einer der Seiten einigen konnten. Die Regierung setzt sich zu gleichen Teilen aus den drei Volksgruppen zusammen. Neben einer eigenen Verwaltung bekam die Region eine eigene Post, Steuergesetzgebung und Polizei.[3]

Bis August 2012 wurden die lokal gewählten Amtsträger von einem internationalen Supervisor unterstützt. Der Supervisor war mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet, einschließlich der Befugnis, verbindliche Entscheidungen zu verkünden. Er wurde damit beauftragt, die Rückkehr der Flüchtlinge zu erleichtern, eine demokratische und multiethnische Regierung zu fördern und die Wirtschaft wiederzubeleben. Die OSZE und die EUFOR behielten ihre Präsenz im Distrikt auch nach der Aussetzung der Aufsicht bei und die Delegation der Europäischen Union richtete ein Büro in Brčko ein. Das Mandat des Hohen Vertreters blieb unverändert.[4]

Bevölkerung

Ethnische GruppeVolkszählung
1961
Volkszählung
1971[5]
Volkszählung
1981[6]
Volkszählung
1991[7]
Volkszählung
2013[7]
Bosniaken/Muslime16.48430.18132.43438.61735.381
Serben17.89717.70916.70718.12828.884
Kroaten21.99424.92523.97522.25217.252
Jugoslawen5.9041.0868.3425.731
Andere/Keine Angabe6738701.3102.8991.999
Gesamt62.95274.77182.76887.62783.516



Volkszählung von 1961
Volkszählung von 1971
Volkszählung von 1981
Volkszählung von 1991
Volkszählung 2013

Regierung und Politik

In der Bezirksversammlung von Brčko gibt es 29 Sitze. Die Sitze sind für jede Partei wie folgt aufgeteilt:

  • 6 Sitze von der Demokratische Partei Serbiens
  • 5 Sitze von der Sozialdemokratische Partei
  • 4 Sitze von der Partei der Demokratischen Aktion
  • 3 Sitze in der Kroatische Demokratische Union
  • 3 Sitze von der Partei für Bosnien und Herzegowina
  • 2 Sitze im Bündnis Unabhängiger Sozialdemokraten
  • 2 Sitze der Kroatische Bauernpartei
  • 2 Sitze von der Sozialistischen Partei der Republika Srpska
  • 1 Sitze von der Demokratische Partei
  • 1 unabhängiger Kandidatensitz

Nach ethnischer Zugehörigkeit:

  • 13 bosnische Muslime
  • 11 Serben
  • 5 Kroaten

Nach Geschlecht:

  • 27 Männer
  • 2 Frauen

Ortschaften

Der Bezirk umfasst 59 Ortschaften:

  • Bijela
  • Boće
  • Boderište
  • Brčko
  • Brezik
  • Brezovo Polje
  • Brezovo Polje Selo
  • Brka
  • Brod
  • Bukovac
  • Bukvik Donji
  • Bukvik Gornji
  • Buzekara
  • Cerik
  • Čađavac
  • Čande
  • Čoseta
  • Donji Rahić
  • Donji Zovik
  • Dubrave
  • Dubravice Donje
  • Dubravice Gornje
  • Gajevi
  • Gorice
  • Gornji Rahić
  • Gornji Zovik
  • Grbavica
  • Gredice
  • Islamovac
  • Krbeta
  • Krepšić
  • Laništa
  • Lukavac
  • Maoča
  • Marković Polje
  • Ograđenovac
  • Omerbegovača
  • Palanka
  • Popovo Polje
  • Potočari
  • Rašljani
  • Ražljevo
  • Repino Brdo
  • Sandići
  • Skakava Donja
  • Skakava Gornja
  • Slijepčevići
  • Stanovi
  • Šatorovići
  • Štrepci
  • Trnjaci
  • Ulice
  • Ulovići
  • Vitanovići Donji
  • Vitanovići Gornji
  • Vučilovac
  • Vujičić
  • Vukšić Donji
  • Vukšić Gornji

Betreuer

Für den Bezirk Brčko wurde ein „internationaler Supervisor“ ernannt. Er dient auch als Stellvertreter des Hohen Repräsentanten. Dieses Amt wurde 2012 ruhend gestellt. Folgende „Vorgesetzte“ übten dieses Amt aus:

  1. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Robert William Farrand, 7. März 19972. Juni 2000
  2. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Gary L. Matthews, 2. Juni 200014. März 2001
  3. Deutschland Gerhard Sontheim, 14. März 200120. April 2001 (interim)
  4. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Henry Lee Clarke, 20. April 20011. Oktober 2003
  5. Deutschland Gerhard Sontheim, 1. Oktober 200316. Januar 2004 (interim)
  6. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Susan Rockwell Johnson, 16. Januar 20041. Oktober 2006
  7. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Raffi Gregorian, 1. Oktober 20062. August 2010
  8. Deutschland Gerhard Sontheim, 2. August 201022. September 2010 (interim)
  9. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Roderick Moore, 22. September 2010 – ?

Bürgermeister

Im Bezirk waren folgende Bürgermeister an der Macht:

  1. Miodrag Pajić (Serbisch) 199313. November 1997
  2. Borko Reljić (Serbisch) 13. November 199715. April 1999
  3. Sinisa Kisić (Serbisch) 15. April 199912. November 2003
  4. Ivan Krndelj (Kroatisch) 12. November 20033. Dezember 2003
  5. Branko Damjanac (Serbisch) 3. Dezember 20038. Dezember 2004
  6. Mirsad Djapo (Bosniak) 8. Dezember 200412. Februar 2009
  7. Dragan Pajić (Serbisch) 12. Februar 2009 – ?

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Popis stanovništva, domaćinstava i stanova u Bosni i Hercegovini, 2013. Rezultati popisa. (Memento desOriginals vom 6. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/popis2013.ba, S. 56
  2. United Nations International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia: Jelisić (IT-95-10)
  3. Marko Plešnik: Bosnien und Herzegowina: unterwegs zwischen Save und Adria. Trescher Verlag, 2010. S. 314
  4. The Story of Brcko. In: 15 Years of Brčko Supervision.
  5. Nacionalni sastav stanovništva SFR Jugoslavije 1971 – Jugoslawische Volkszählung 1971, abgerufen am 19. Mai 2019
  6. Nacionalni sastav stanovništva SFR Jugoslavije 1981 – Jugoslawische Volkszählung 1981, abgerufen am 19. Mai 2019
  7. a b Popis 2013 u BiH – Brčko District. In: statistika.ba. Abgerufen am 19. Mai 2019 (bosnisch/kroatisch/serbisch).

Koordinaten: 44° 52′ N, 18° 47′ O

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