Dismar Degen

Das Jägertor um 1735

Dismar Degen (* vor 1700; † 28. Januar 1753 in Potsdam) war ein Hofmaler von Friedrich Wilhelm I., König in Preußen.

Leben

Berlin: Rondellplatz (heute Mehringplatz) und südliche Friedrichstadt, abgehend Wilhelm-, Friedrich-, Lindenstraße (v. l. n. r.), im Vordergrund das Hallesche Tor, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kunstbibliothek

Degens genaues Geburtsjahr ist unsicher, jedoch wurde er vor 1700 möglicherweise in Holland geboren. Seine bekannte Schaffenszeit umfasst die Jahre 1714 bis 1751. Bis 1730 war er noch beim Freiherrn Georg Hartmann v. Erffa, Generalfeldzeugmeister des Fränkischen Kreises, in Niederlind[1] sowie bei Lothar Franz von Schönborn, Fürstbischof von Bamberg, in Pommersfelden[2] tätig.

Degen lernte den Soldatenkönig 1730 kennen, als dieser eine diplomatische Reise zusammen mit dem Kronprinzen Friedrich II. durch Süddeutschland unternahm und einen Kurzaufenthalt im Schloss Pommersfelden hatte. Friedrich Wilhelm I. bestellte bei Degen einige Bilder, die in Verhandlungen über seine Übersiedelung nach Potsdam mündeten. Degen war ein mittelmäßiger Maler und traf auf Fridrich Wilhelm I., der zeitgleich seine Kunstpolitik anpasste und nun auch Künstler aus dem Ausland berief und dabei vor allem auf die Niederländische Kunst, die er für vorbildlich hielt zurückgriff. Im Frühjahr 1731 zog Degen nach Potsdam und wurde Hofmaler am preußischen Hof. Degen sollte vermutlich eine Lücke am preußischen Hof schließen, die mit dem Ausscheiden des Hofmalers Paul Karl Leygebe 1730 entstanden war. Dieser hatte unterlebensgroße Reiterporträts vom König und naiv-dekorative Wandbilder erstellt.[3]

Der preußische König hatte nach seinem Regierungsantritt 1713 dem höfischen Kunstsektor einen massiven Sparkurs verordnet, wodurch das Kunstgewerbe, das unter seinem Vater Friedrich I. einem Aufschwung nahm abrupt abgewürgt wurde. Kunst musste aufgrund der königlichen Neigungen nützlich und billig sein. Insgesamt sank Preußen auf dem Gebiet der Malerei in provinzielle Dürftigkeit zurück.[4] So malte Degen vorzugsweise Bilder, die das nützliche Tun seines Königs thematisieren in einem schlichten und realistischen Stil. Der König als Auftraggeber für künstlerische Werke interessierte sich vor allem für militärische Themen, Jagddarstellungen und Porträts der königlichen Familie und seinen Soldaten. Die Porträtdarstellung, vornehmlich von Offizieren, und die Wiedergabe von Jagdereignissen waren die wichtigsten Aufgaben, die sich die am preußischen Hof angestellten deutschen Hofmaler Friedrich Wilhelm Weidemann, Georg Lisiewski, Johann Christof Merck, Johann Harper und Dismar Degen mit oft nur handwerklicher Routine widmeten.[5]

Neben Stadt- und Landschaftsbildern malte der Künstler vor allem Schlachtenbilder. Szenen aus dem Spanischen Erbfolgekrieg von Jan van Huchtenburgh musste er kopieren und dabei nach Vorgabe des Königs die preußischen Truppen im Kampfgeschehen sichtbar machen.[6]

Seine Arbeiten gelten als naiv, jedoch zuverlässig in der Wiedergabe von Details.[7] Auffällig an seinen Werken sind die mitunter grotesken Fehlproportionen einzelner Bildelemente im Vergleich zur realen Größe. Mitunter stimmen in seinen Werken die Größenverhältnisse von tierischen und menschlichen Figuren zueinander nicht. Auch die plastische Abbildung von Stadträumen gelang ihm nicht vollständig. Gebäudeabbildungen wurden von ihm mitunter nicht proportional realitätsgerecht dargestellt, sondern verzerrt (z. B. die Abbildung des Rondellplatzes). Zu seiner Wirkungszeit waren diese Maltechniken bereits bekannt und wurden vielfach berücksichtigt. Ein in mehreren Exemplaren bekanntes kleinformatiges Reiterbildnis des Königs wirkt durch den inneren Widerspruch von Würdeform und Unbeholfenheit geradezu komisch.[8] Der Künstler malte auch nach Vorlagen.

Er starb am 28. Januar 1753[9] in Potsdam, wo er im Holländischen Viertel gelebt hatte,[10] das zu der Zeit eine Künstlerkolonie bildete.

Werke

Schlacht bei Fehrbellin, von Dismar Degen 1740

Von Dismar Degen sind zahlreiche Stadt- und Gebäudeansichten Berlins und dessen Umgebung erhalten. Eine Reihe von unsignierten Bildern wird ihm zugeschrieben. Die (Jagd-)Gemälde im Jagdschloss Stern, die erhalten sind, werden Dismar Degen zugeschrieben.

Aus einer Achtteiligen Tapisserieserie mit dem Titel „Glohrwürdigste Actionen“ des Kunsthandwerkers Pierre I Mercier aus dem Jahr 1695, die die Eroberungen von Stettin, Stralsund, Wolgast, Anklam und Rügen sowie die Schlachten von Warschau und Fehrbellin zeigten, wiederholte Degen 1740 mindestens zwei der Tapisserien, die die Siege des Großen Kurfürsten in den Schlachten von Warschau und Fehrbellin zeigten, als Gemälde. Während das Gemälde zu Warschau verloren ging, blieb das Gemälde von Fehrbellin erhalten.

  • „Die Schlacht bei Soor, 1745“, Öl auf Leinwand, 63,5 × 109 cm Berlin, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Schloss Charlottenburg
  • „Schlacht bei Turin, 1706“ (nach Jan van Huchtenburgh) Öl auf Leinwand 74 × 102 cm Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, lnv. Nr. GK l 50332.
  • „Schlacht bei Fehrbellin“, Öl auf Leinwand, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Inv. GK I 50334.
  • „Friedrich Wilhelm I. zu Pferde“, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Inv. Nr. GK I 30033.

Einzelnachweise

  1. Ulrich Reinisch: Das Bild von der aufgeklärten, geordneten Stadt und die städtebaulichen Planungen der Preussischen Baubürokratie im 18. Jahrhundert in Stadtbild und Denkmalpflege, Konstruktion und Rezeption von Bildern der Stadt, S. 52f, herausgegeben von Sigrid Brandt und Hans-Rudolf Meier, Weimar/Salzburg 2008
  2. Georg Troescher: Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800-1800: Bd. Französische und niederländische Kunst und Künstler in der Kunst Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachigen Schweiz, S. 344
  3. Friedrich Beck, Julius H. Schoeps (Hrsg.): Der Soldatenkönig. Friedrich Wilhelm I. in seiner Zeit. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2003, S. 227
  4. Friedrich Beck, Julius H. Schoeps (Hrsg.): Der Soldatenkönig. Friedrich Wilhelm I. in seiner Zeit. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2003, S. 223
  5. Reclams Kunstführer: Berlin, Kunstdenkmäler and Museen. Reclam, Stuttgart 1977, S. 25
  6. Gerd Bartoschek: Die Königlichen Galerien in Sanssouci, Seemann Verlag, 1994, S. 94
  7. Helmut Börsch-Supan: Künstlerwanderungen nach Berlin vor Schinkel und danach, 2001, S. 96 ISBN 3422063285
  8. Friedrich Beck, Julius H. Schoeps (Hrsg.): Der Soldatenkönig. Friedrich Wilhelm I. in seiner Zeit. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2003, S. 227
  9. Sterberegister der katholischen Gemeinde Potsdam
  10. Birgit Kletzin: Fremde in Brandenburg. Von Hugenotten, sozialistischen Vertragsarbeitern und rechtem Feindbild. 2003, ISBN 382586331X, S. 84.

Weblinks

Commons: Dismar Degen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Dismar Dägen Bau der Friedrichstraße 1735.jpg
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Dismar Degen, preuß. Hofmaler

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Das abgebildete Gemälde findet sich in vielen Büchern und Zeitschriften wieder. Es zeigt den Bau eines Straßenzugs in der Vorstadt Friedrichstadt in Berlin in der Phase der Pfahlgründung als Fundamentsetzung. Zu sehen sind 2 Häuserreihen im damaligen typischen Einheitsstil in Preußen. Im Vordergrund stehen mehrere Gestelle als Führung für die einzurammenden Pfähle. Die Rammbären werden an Seilen von Arbeitskolonnen im Takt der Gesänge hochgezogen. Rechts im Hintergrund wird der Komplex des Berliner Stadtschlosses angedeutet. Früher wurde die Ansicht auf die Friedrichstraße lokalisiert, doch wurde dies als nicht sicher eingestuft. Eine exakte Lokalisierung ist nicht möglich. Möglicherweise ist hier die Oranienburger Straße abgebildet, die anhand der Zeichnung der Berlinkarte von Johann Friedrich Walther 1737 errichtet wurde. Insgesamt wird nach Prof. Ulrich Reinisch eingeschätzt, das es sich um eine modellhafte Abbildung des Städtebaus zu Berlin dieser Zeit handelt, da verschiedene Elemente von verschiedenen Lokalitäten hier zusammengeführt wurden. Das Gemälde ist im Besitz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und hängt im Schloss Königs Wusterhausen.

Hintergrund: Das Stadtgebiet Berlins wurde unter Friedrich Wilhelm I. erheblich vergrößert. Die südliche Friedrichstadt, der wichtigste neue Stadtteil Berlins, erhielt seit 1735 eine geschlossene Bebauung mit zwei(voll-)geschossigen Typenhäusern unter durchlaufenden Mansarddächern. Überwacht wurde der Ausbau von Oberst Christian Reinhold von Derschau. Die meisten Bauten entstanden erst, nachdem preußische Offizielle oder der König selbst entsprechenden Druck auf die (unfreiwilligen) privaten Bauherren ausgeübt hatten.[1] In der Friedrichstadt wurden von 1721 bis 1737 beinahe 1000 neue Häuser errichtet (Ganz Berlin 1711: 4100 Häuser, 1740: 5400 Häuser). Der schlechte Baugrund machte aufwendige Pfahlgründungen notwendig. Um die Fertigstellung des Viertels auf kostensparende Weise und in kürzester Zeit zu ermöglichen, wurde der Einsatz von Soldaten angeordnet.[2]

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Berlin: Rondellplatz (heute Mehringplatz) und südliche Friedrichstadt, abgehend Wilhelm-, Friedrich-, Lindenstraße (v.l.n.r.), im Vordergrund das Hallesche Tor, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kunstbibliothek

Dismar Degen - Potsdam, Jägertor.jpg
Das Gemälde hing ab 1741 im Tafelsaal des Potsdamer Stadtschlosses. Das Jägertor ist von zwei Gebäuden begrenzt, dem Wachlokal (mit herausgetretener Wachkompanie) auf der östlichen und dem Steuerhaus auf der westlichen Seite begrenzt.
Schlacht bei Fehrbellin2.JPG
Autor/Urheber: Dismar Degen , Lizenz: CC BY-SA 3.0
In der Mitte auf dem Schimmel Kurfürst Friedrich Wilhelm