Directors Guild of America

Gebäude der DGA in Hollywood

Die Directors Guild of America (DGA) ist die gewerkschaftliche Vereinigung der US-amerikanischen Regisseure mit Sitz in Hollywood. Sie vertritt die Rechte und Interessen von über 19.500 Regisseuren (Stand: September 2025)[1] aus der Film-, Theater-, Werbe- und Fernsehbranche. Amtierender Präsident ist seit dem 20. September 2025 der Regisseur Christopher Nolan.[1]

Geschichte

Vorgängerorganisationen

Als früheste Vorgängerorganisation kann die Motion Picture Directors Association (MPDA) angesehen werden, die 1915 von 26 Regisseuren in Los Angeles sowie 1917 in New York gegründet wurde. Diese wurde primär als Gentlemen’s Club verstanden, dessen Mitglieder einander gemeinnützig unterstützten und halfen sowie miteinander vernetzten. Journalist Steve Pond schrieb, die MPDA erinnere mit ihren Ritualen vage an Freimaurer. Sie hatte ein Clubhaus in der Cahuenga Avenue in Hollywood und veröffentlichte eine Zeitschrift über die Kunst des Regieführens mit dem Titel „The Motion Picture Director“.

1923 lehnte die MPDA ein Angebot ab, Mitglied der größten Gewerkschaft American Federation of Labor zu werden. 1924 kündigte die MPDA an, eine Handvoll Filme zu finanzieren, über die ihre Mitglieder die Kontrolle ausüben und die Gewinne einstreichen würden. Doch kaum war dieses Szenario bekannt gegeben worden, schlossen sich die Filmproduzenten zusammen, erklärten, dass sie jeden Teilnehmer auf eine schwarze Liste setzen würden, und machten den Plan damit zunichte. Die Organisation kehrte dadurch zu ihrer rein sozialen Funktion zurück. King Vidor sagte in einem Interview 1986, die MPDA „schien mehr sozial zu sein; sie schien keine Gewerkschaft oder Kollektivverhandlerin in irgendeinem Sinn“ zu sein.

In den Folgejahren versuchten einige Regisseure weiterhin, aus dem vorherrschenden Studiosystem auszubrechen. Ein Plan für die Gründung eines neuen Kollektivs, unter dem Regisseure unabhängige Filme produzieren könnten, scheiterte 1931 an mangelnder Finanzierung. Unterdessen nahmen die Studios den Regisseuren immer mehr künstlerischen Einfluss bei der Gestaltung der Filme, involvierten sie nicht in Pre- und Postproduktion, und setzten mehrere Regisseure pro Projekt ein. John Ford, Präsident der MPDA seit 1927, sagte in einer Rede vor Kollegen 1933: „Versuchen wir, zu den alten Zeiten zurückzukehren – als die Menschen am Set auf die Führung des Regisseurs vertrauten“. Ende 1935 verschärfte Paramount Pictures die kreativen Auseinandersetzungen, indem es seinen Vertragsregisseuren mitteilte, dass ihre Verträge ungültig würden, wenn sie die ihnen zugewiesenen Filme nicht akzeptierten.

Als es 1933 im Zuge der Great Depression durch die Studios zu Gehaltskürzungen kam, formierten sich die ersten Gewerkschaften der Drehbuchautoren und Schauspieler. Auch unter den Regisseuren gab es einige, die der Meinung waren, es brauche eine Organisation, die für sie spräche. John Ford war überzeugt, die gewerkschaftlichen Aufgaben seien Pflicht der MPDA, sonst müsse man sich damit zufriedengeben, ein unbedeutender und exklusiver Club zu bleiben.[2]

Screen Directors Guild und Radio and Television Directors Guild

Am 23. Dezember 1935 trafen sich dreizehn Filmregisseure im Haus von King Vidor im Coldwater Canyon und beschlossen die Gründung der Screen Directors Guild. Am 8. Jänner 1936 beauftragten sie einen Anwalt, die Gründungsunterlagen beim Staat Kalifornien einzureichen.[2] 1939 wurde die Gewerkschaft von den Filmstudios anerkannt, und eine erste Vereinbarung geschlossen. Diese bestätigte die kreative Funktion der Filmregisseure und ihr Recht auf einen Screen Credit und setzte Mindestlöhne für Regieassistenzen fest.[3] 1944 wurden Mindestgehälter für Regisseure vereinbart.[4] 1950 schloss die Screen Directors Guild ihren ersten Vertrag im Fernsehbereich. Neben Regeln zu Mindestlöhnen und Arbeitskonditionen legte dieser auch das Recht von Regisseuren zur Gewinnbeteiligung an kommerziellen TV-Shows fest.[5]

Die 1947 gegründete Radio and Television Directors Guild war in New York beheimatet und ursprünglich eine reine Radiogewerkschaft. Nach Verträgen mit ABC, CBS und NBC im Radiobereich konnte sie 1948 erstmals auch die Gültigkeit auf das Fernsehen ausweiten.[6]

Viele TV-Regisseure waren daher zahlendes Mitglied in beiden Organisationen. Zudem konnten die TV-Produktionsunternehmen zwei verschiedene Kollektivverträge verhandeln. Dies wurde von vielen Regisseuren als unpraktische Situation angesehen und so kam es 1960 zu dem Zusammenschluss der Screen Directors Guild und der Radio and Television Directors Guild.[6]

Directors Guild of America

1963 wurde die Gewerkschaft Assistant Directors Local 161 Teil der DGA.[7] 1964 vereinbarten die DGA und die Interessensvertreter der Produzenten das Recht auf einen “Director’s Cut” und die Nennung in den Main Titles. Unit Production Managers wurden in diesem Jahr Teil der DGA.[8] Die Screen Directors International Guild aus New York wurde 1965 Teil der DGA.[9] 1972 wurden die Verträge der DGA auf ausländische Filme ausgeweitet, die mit US-Geldern finanziert werden.[10] 1981 enthielten die Vertragsabschlüsse erstmals Bestimmungen zur Anstellung von Frauen und ethnischen Minderheiten.[11] Die Bemühungen der Gewerkschaft, diskriminierende Anstellungspraktiken zu beenden, führten 1983 zu einem Rechtsstreit mit Warner Bros.[12] 1984 schloss die DGA einen Vertrag für Low-Budget-Kinofilme ab, der es den Mitgliedern ermöglichte, solche Filme für niedrigere Beträge als die eigentliche kollektive Mindestvergütung zu drehen.[13] 1987 ging die Directors Guild erstmals in Streik.[14] 1990 wurden erstmals Vergütungen aus Auslandseinnahmen von Filmen an die DGA vereinbart.[15] Anfang der 2000er lobbyierte die DGA gegen die Zunahme an Produktionen, die zwar für den US-Markt, aber außerhalb der USA produziert wurden.[16] Seit 2008 sind auch die Verkaufspunkte Streaming und Internetverkäufe von den Verträgen der DGA umfasst.[17]

Aufgaben, Vertragsregeln und Mitgliedschaft

Die DGA verleiht alljährlich seit 1948 den ursprünglich von der Screen Actors Guild begründeten Directors Guild of America Award (DGA Award) in mehreren Kategorien.

Die Verträge, die die DGA mit den Filmstudios über die Jahrzehnten hinweg ausgehandelt hat, beinhalten mehrere Regeln, die auch für Filmkonsumenten sichtbar sind. Hierzu zählt die Regel, dass ein Film nur einen einzigen Regisseur haben darf. Sie wurde eingeführt, um die Vision eines Regisseurs zu gewährleisten und zu verhindern, dass Studios mehrere Regisseure für einen einzigen Film oder eine einzige Fernsehfolge engagieren. Ebenso wird so verhindert, dass Produzenten oder Schauspieler eine Nennung als Regisseur in ihren Vertrag hineinverhandeln, wie dies mit der Nennung als Produzent passiert.

Von dieser Regel ausgenommen sind nur Regieteams, die von der DGA anerkannt sind und die bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben und eine gemeinsame Vision verfolgen. Beispiele hierfür sind die Wachowskis, Jonathan Dayton und Valerie Faris, die Hughes-Brüder, die Russo-Brüder, Phil Lord und Christopher Miller sowie die Coen-Brüder.[18] Das Regieteam für Sin City wurde von der DGA nicht anerkannt, da Rodriguez und Miller zuvor noch nie zusammengearbeitet hatten.

Einige Regisseure, darunter George Lucas und Robert Rodriguez, sind keine Mitglieder der Vereinigung. Diese Regisseure dürfen bei keinem Film der großen amerikanischen Filmstudios Regie führen, da diese Studios vertraglich verpflichtet sind, ausschließlich Regisseure, die Mitglieder der Vereinigung sind, zu verpflichten (Closed Shop).

Präsidenten

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b https://variety.com/2025/film/news/christopher-nolan-directors-guild-elect-president-1236525332/
  2. a b A Guild is Born - Founding the Guild. (dga.org [abgerufen am 6. November 2025]).
  3. 1939. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  4. 1944. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  5. 1950. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  6. a b Guilds Merge. 14. Mai 2011, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  7. 1963. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  8. 1964. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  9. 1965. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  10. 1972. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  11. 1981. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  12. 1983. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  13. 1984. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  14. 1987. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  15. 1990. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  16. 2004. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  17. 2008. 1. Januar 1, abgerufen am 6. November 2025 (englisch).
  18. Daniel Engber: Why Not Quit the Directors Guild? In: Slate. 8. April 2005, ISSN 1091-2339 (slate.com [abgerufen am 6. November 2025]).

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Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Mike Dillon als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0

Headquarters of the Directors Guild of America, 7920 W. Sunset Boulevard, Hollywood, CA

Photograph by Mike Dillon, May 10, 2006.