Dionysostheater

Dionysostheater, Plan von Ernst Ziller, 1877

Das Dionysostheater (Neugriechisch: Θέατρο του Διονύσου) war das wichtigste Theater im antiken Griechenland und gilt als Geburtsstätte des Theaters der griechischen Antike und des Dramas überhaupt. Es gilt auch als das erste Theater der Welt. Es liegt am Südhang der Athener Akropolis. Seinen Namen erhielt es nach Dionysos, dem Gott des Weins und der Ekstase. Ihm zu Ehren wurden in Athen alljährlich die Festspiele der Dionysien gefeiert. Dazu gehörten ursprünglich aus kultischen Gesangs-, Tanz- und Opferriten hervorgegangene Theatervorführungen, die im Dionysos-Theater stattfanden. Die berühmten klassischen Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides hatten ihre Uraufführung bei den Dionysien.

Geschichte

Ehrensitze im Theater
Das Dionysostheater
Historische Rekonstruktion des Dionysostheaters in römischer Zeit
Dionysostheater: „Thron“ des Dionysospriesters, Zeichnung von Ernst Ziller

Das Dionysostheater war Teil des südlich der Akropolis gelegenen Heiligtum des Dionysos, zu dem außerdem ein Tempel gehörte.[1] Im 5. Jahrhundert v. Chr. bestand das Theater aus einer ebenerdigen Orchestra und einer schlichten hölzernen Skene. Die Zuschauer mussten in dieser Zeit an einem natürlichen Hang sitzen.[2] 410 v. Chr. wurden hölzerne Sitzreihen erbaut. Der steinerne Bau, den man heute sehen kann, wurde in der Zeit um 330 v. Chr. unter dem Redner und Politiker Lykurg errichtet:[3] Die hölzernen Sitze wurden durch steinerne ersetzt. Hinzu kam ein steinernes Bühnengebäude und die Orchestra wurde in Marmor gefasst.

Starke Beschädigungen erfuhr das Theater im Jahr 86 v. Chr. durch den römischen Feldherrn Sulla.[4]

Seit 1838 wurde das Theater durch die Archäologische Gesellschaft Athen ausgegraben[5] und von dem vor Ort wirkenden Architekten Ernst Ziller erstmals aufgenommen und dokumentiert.[6] Weitere Ausgrabungen wurden 1974–79 unter der Leitung des Archäologen Wolfgang W. Wurster durchgeführt.

In den letzten Jahren hatten griechische Archäologen die Leitung „der langwierigen und noch keineswegs abgeschlossenen Erforschung“[7] des Theaters.

Architektur

Das Dionysostheater verfügte über 78 Sitzreihen und bot Platz für 17.000 Zuschauer.[8] Die erste Sitzreihe bestand aus 67 Marmorsitzen, die besonderen Würdenträgern vorbehalten waren. Der Zuschauerraum legt sich halbkreisförmig um die Orchestra, auf welcher der Chor auftrat. In der Mitte der Orchestra stand ein Altar, auf dem Dionysos Opfer dargebracht wurden. Auf der Bühne, dem Proskenion, traten die Schauspieler auf. Dahinter befand sich das Bühnengebäude, die Skene. Die Paraskenien an den Seiten der Skene trugen an der Vorderseite je sechs dorische Säulen. Die Gestaltung der Sitzreihen ist erstaunlich ausgeklügelt. So erweitert sich die Breite der ringförmigen Gänge nach außen allmählich, je mehr Zuschauer sie aus den radialen Gängen aufnehmen müssen.

Literatur

  • Savas Gogos: Das Dionysostheater von Athen. Architektonische Gestalt und Funktion. Phoibos, Wien 2008, ISBN 978-3-85161-004-8.
  • Wolfgang W. Wurster: Die neuen Untersuchungen am Dionysostheater in Athen. In: Architectura 9, 1979, S. 58–76.
  • Ernst Robert Fiechter: Das Dionysos-Theater in Athen (= Antike griechische Theaterbauten Heft 5–7, 9). 4 Bände. Kohlhammer, Stuttgart 1934–50.
  • John Travlos: Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen. Ernst Wasmuth, Tübingen 1971, S. 537–552.
  • kritische Rezensionen: Lorenz E. Baumer, In: Museum Helveticum. Nr. 66, 3, 2009, S. 173–174; Hans Peter Isler, In: Gnomon. Nr. 83, 2011, S. 186–187; Antwort des Autors: Savas Gogos: Das Theater von Epidauros. Mit einem Beitrag zur Akustik des Theaters von Georgios Kampourakis. Phoibos-Verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-85161-051-2, S. 66–67 Anm. 117.
  • Christina Papastamati-von Moock: The Theatre of Dionysus Eleuthereus in Athens: New Data and Observations on its ‚Lycurgan‘ Phase. In: Eric Csapo, Hans Rupprecht Goette, J. Richard Green, Peter Wilson (Hrsg.): Greek Theatre in the Fourth Century BC. De Gruyter, Berlin/Boston 2014, S. 15–76 (abgerufen über De Gruyter Online).
  • Christina Papastamati-von Moock: Auf der Suche nach dem „Theater der Tragiker“. Von den spärlichen Schriftquellen zu den archäologischen Überresten. In: Ulrich Gotter, Elisavet P. Sioumpara (Hrsg.): Identität aus Stein. Die Athener Akropolis und ihre Stadt. (XENIA. Konstanzer Althistorische Vortrage und Forschungen. Herausgegeben von Wolfgang Schuller. Heft 55) UVK Verlag, München 2022, S. 171–201
  • Scott Scullion: The Fifth-Century Theatre of Dionysos. In: derselbe: Three Studies in Athenian Dramaturgy (= Beiträge zur Altertumskunde. Band 25). 2. Auflage. Teubner, Leipzig 2011, S. 3–66 (durch Verlag Walter de Gruyter).

Weblinks

Commons: Dionysostheater – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

  1. Vgl. Pausanias 1,20,3
  2. Vgl. John Travlos: Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen, S. 537
  3. Vgl. (Pseudo–)Plutarch, Leben der zehn Redner 841d
  4. Vgl. John Travlos: Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen, S. 538
  5. John Travlos: Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen, S. 537; Christina Papastamati-von Moock: Auf der Suche nach dem „Theater der Tragiker“, S. 178 und 180
  6. Journal der Archäologischen Gesellschaft in Athen 11, 1863; Das Theater des Dionysos zu Athen. Aufgenommen und gezeichnet von Ernst Ziller. Erläuternder Text von Leopold Julius. In: Zeitschrift für Bildende Kunst 13, 1878, S. 193–204. 236–242.
  7. Christina Papastamati-von Moock: Auf der Suche nach dem „Theater der Tragiker“, S. 190
  8. Vgl. Sabine und Stefan Brenne: Athen, Attika. Artemis & Winkler, München 1993, S. 60

Koordinaten: 37° 58′ 13″ N, 23° 43′ 40″ O

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Athen Dionysos-Theater.JPG

Theatre of Dionysos, Athens, Greece; seen from the slope of the Acropolis Source: self-made, June 2005

Author: BishkekRocks
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Dies ist die Ehrensitzreihe des Dionysostheaters in Athen.
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Ernst Ziller

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Dionysostheater in Athen: Thron des Dionysospriesters, Zeichnung von Ernst Ziller

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Dionysostheater in Athen, Plan von Ernst Ziller

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Historische Rekonstruktion aus dem 19. Jahrhundert des Dionysostheaters in römischer Zeit