Diokletianspalast

Historischer Komplex in Split mit dem Palast Diokletians
UNESCO-Welterbe

Illustration des Palastes im ursprünglichen Zustand
Vertragsstaat(en):Kroatien Kroatien
Typ:Kultur
Kriterien:(ii) (iii) (iv)
Fläche:20,8 ha
Referenz-Nr.:97
UNESCO-Region:Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung:1979  (Sitzung 3)
Grundriss des Diokletianspalasts
Syrischer Bogen im Peristyl innerhalb des Palastkomplexes
(c) Kris Sliver, CC BY-SA 3.0
Das Peristyl am 5. August 2013

Der Diokletianspalast (kroatisch Dioklecijanova palača) ist ein antiker Baukomplex, der als Alterssitz für den römischen Kaiser Diokletian diente, welcher als einziger römischer Kaiser 305 n. Chr. freiwillig aus dem Amt schied, gemeinsam mit seinem Mitkaiser Maximian. Der Diokletianspalast bildet heute die Innenstadt der kroatischen Hafenstadt Split und wurde nach der Römerzeit zu einer bewohnten Festung umgewandelt, welche in der Folge an unterschiedliche kulturelle Einflüsse angepasst wurde. Zahlreiche Gebäude oder bautechnische Veränderungen aus unterschiedlichen Epochen zeugen von der lebhaften Geschichte der Stadt Split. Die UNESCO erklärte den Innenstadt-Bereich des Palastes im Jahr 1979 zum Weltkulturerbe.

Baugeschichte

Der römische Kaiser Diokletian ließ sich für die letzten Jahre seines Lebens einen ausgedehnten Palastkomplex bauen, den er nach der Abdikation im Jahre 305 auch bewohnte. Er ließ diesen in der Nähe seines Geburtsortes Dioclea (auch Dognidolatz), in der Nähe von Solin[1] in der Provinz Dalmatia ansiedeln. Ein oktogonales Mausoleum sollte den Körper des Kaisers nach dessen Tod aufnehmen. Der Bau wurde in Rekordzeit in den Jahren von etwa 295 bis 305 n. Chr. errichtet. Die eingemeißelten griechischen Namen Filatos und Zotikos lassen den Schluss zu, dass die Baumeister aus dem Osten gekommen waren.[2] Der Diokletianspalast zeichnete sich durch seine außergewöhnliche strategische Lage in der Mitte des Römischen Reiches aus.

Der Palast blieb nach dem Tod von Diokletian im Besitz der römischen Kaiser. So ist überliefert, dass der letzte Kaiser des Weströmischen Reiches, Julius Nepos, im Jahre 475 im Palast Zuflucht fand. Als im 7. Jahrhundert Awaren und Slawen in den Raum an der Bucht von Kaštela eindrangen, flüchteten Teile der Bevölkerung aus den umkämpften Gebieten in den Palast. Damit begann die Umwandlung des ehemaligen kaiserlichen Sommerpalastes zur mittelalterlichen Stadt. Das Mausoleum des Diokletian wurde in eine Kathedrale umgestaltet.[3]

Baukomplex

Kellergewölbe im Diokletianspalast Split
Südseite des Palastes heute

Es handelte sich um ein aus römischer Villen- und Palastarchitektur, Militär- und Stadtarchitektur sowie Sakralarchitektur zusammengesetztes Bauwerk. Der auf einem rechteckigen Grundriss errichtete Palast nahm eine Fläche von etwa 30.000 m² ein (etwa 215 × 180 Meter). Nach außen grenzte sich der Bau durch starke Mauern mit viereckigen Ecktürmen und zusätzlichen vorspringenden Türmen an den Fassaden deutlich ab, außer an der zum Meer gewandten Südfassade. Anhand der unterirdischen Hallen können die Dimensionen des einstigen Palastes am besten nachvollzogen werden. Diese Hallen waren über viele Jahrhunderte durch Abfälle verborgen.

Im Inneren teilen eine Querstraße (Decumanus) und eine Längsstraße (Cardo) – entsprechend der Architektur römischer Militärlager – die Anlage in etwa gleich große Teile. In den nördlichen Bereichen fanden sich bei archäologischen Grabungen Reste zweier großer Gebäude mit rechteckigen Grundrissen, deren Funktionen bisher nicht ganz geklärt werden konnten. Vielleicht waren diese Bauten militärische Einrichtungen.

Im südlichen Teil des Palastes lagen links und rechts eines mittigen Peristyls größere Höfe mit Kultdenkmälern (drei Tempel und Diokletians Mausoleum); im südlicheren Viertel erhielten sich Reste der kaiserlichen Wohnung mit vielen unterschiedlichen Raumformen.

Veränderungen über die Jahrhunderte

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die ursprüngliche Architektur verändert, doch die Einwohner dieser Stadt, die später Spalatum (von lat. Salonae Palatium), dann Split genannt wurde, wussten – unter byzantinischer, venezianischer und österreichisch-ungarischer Herrschaft – die Struktur des Palastes zu nutzen und sie dabei so wenig wie möglich zu beschädigen.

vergrößern und Informationen zum Bild anzeigen
Diokletianspalast, Südmauer zum Meer (George Niemann 1906)
vergrößern und Informationen zum Bild anzeigen
Diokletianspalast, Nordmauer (George Niemann 1906)
vergrößern und Informationen zum Bild anzeigen
Diokletianspalast, Ostmauer (George Niemann 1906)

Bedeutende Sehenswürdigkeiten

Das Peristyl des Palastes, das Diokletianmausoleum (die heutige römisch-katholische Kathedrale des Hl. Domnius), der Jupiter-Tempel (heute Taufkapelle des Hl. Johannes), die Säulengänge auf der Straße, eine frühkroatische Kirche, romanische und venezianische Gebäude, das Tor von Andrija Buvina und Werke von Giorgio di Matteo sind gut erhalten.

Literatur

  • George Niemann: Der Palast Diokletians in Spalato / ... aufgenommen und beschrieben von George Niemann. Hölder, Wien 1910. (Nachdruck: (= Knjiga mediterana; Band 39). Književni Krug, Split 2005, ISBN 953-163-260-X.)
  • Frane Bulić, Ljubo Karaman: Kaiser Diokletians-Palast in Split. Matica Hrvatska, Zagreb 1929.
  • Sh. McNally, J.-T. Marasović (Hrsg.): Diocletian’s palace. Report on joint excavations in southeast quarter 1–5. 1972–1989.
  • J. J. Wilkes: Diocletian’s Palace of Split. Residence of a retired Roman Emperor. Oxbow Books, Oxford 1993, ISBN 0-9521073-0-9.
  • Tomislav Marasović: Der Diokletianspalast. Ein Weltkulturerbe. Split-Kroatien. Ins Deutsche übersetzt von Margret Kučer. Buvina, Zagreb 1995, ISBN 953-6006-04-9.
  • Michael Stanić: Dalmatien: kleine Kunstgeschichte einer europäischen Städtelandschaft. Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2008, ISBN 978-3-412-20044-2.
  • Antun Travirka: Split – Geschichte, Kultur, künstlerisches Erbe. Forum-Verlag Zadar 2009, ISBN 978-953-291-183-1.
  • Joško Belamarić, Ana Šverko (Hrsg.): Robert Adam and Diocletian’s Palace in Split. Zagreb 2017, ISBN 978-953-0-60975-4.
Commons: Diokletianspalast – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mittheilungen der Central-Commission, Juli 1856, Fußnote im Artikel Unterbauten des Diocletianischen Kaiserpalastes in Spalato (Andrich)
  2. Antun Travirka: Split – Geschichte, Kultur, künstlerisches Erbe. S. 13 f.
  3. Antun Travirka: Split – Geschichte, Kultur, künstlerisches Erbe. S. 14

Koordinaten: 43° 30′ 28,3″ N, 16° 26′ 23,6″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Welterbe.svg
Logo UNESCO-Welterbe (Deutsche Version)
Flag of Croatia.svg
Das Bild dieser Flagge lässt sich leicht mit einem Rahmen versehen
Diokletian Palace.JPG
Autor/Urheber: Alecconnell, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Diokletian. Eigenes Werk.
Diocletian's Palace (original appearance).jpg
Zeichnung zur Rekonstruktion des Diokletianspalastes in Split (Kroatien), von Ernest Hébrard (1912).
Diokletianpalast.jpg
Autor/Urheber: Roman Klementschitz, Wien, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Diokletian-Palast, Split, Kroatien
Dioklecijanova palača, Split - jugozapad.JPG
Autor/Urheber: Silverije, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Diocletian's Palace in Split, Croatia - southwest view
Der Palast Diokletians in Spalato - Niemann - Tafel 19 und 20 - Südmauer - zum Meer, 1906.jpg
Südteil des Palastes im Jahre 1906, Größe der Abbildung: 126 x 24 cm, 300dpi.
Der Palast Diokletians in Spalato - Niemann - Tafel 02 - Ostmauer um 1907.jpg

Eastern wall with the Silver gate circa 1907.

Verlag: Alfred Hölder, Wien
Fig 002 Plan des Palastes nach R. Adam.jpg

Der Palast Diokletians in Spalato

K. K. Österreichisches Archäologisches Institut

Im Auftrage des K.K. Ministeriums für Kultus und Unterricht. Ausgenommen und beschrieben von George Niemann

23 Lichtdrucktafeln, 162 Textabbildungen und Initialen

Verlag: Alfred Hölder, Wien
Diocletian's Palace in Split. Croatia - panoramio.jpg
(c) Kris Sliver, CC BY-SA 3.0
Diocletian's Palace in Split. Croatia