Digital Audio Broadcasting in Europa

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DAB Sender und Versorgungsgebiete in Europa, im Dezember 2021
  • Länder mit regelmäßigem Dienst
  • Länder mit Tests und/oder Regulierung
  • Länder mit Interesse
  • Länder, die DAB wieder abgeschafft haben
  • Digital Audio Broadcasting (DAB) ist ein digitaler Übertragungsstandard für den terrestrischen Empfang von Digitalradio. Er ist für den Frequenzbereich von 30 MHz bis 3 GHz geeignet und schließt daher auch die Verbreitung von Hörfunkprogrammen über Kabel und Satellit ein. Entwickelt wurde DAB im Eureka-147-Projekt der EU in den Jahren 1987–2000. Der DAB-Standard ist unter dem Code EN 300 401 online von der europäischen Standardisierungsorganisation ETSI erhältlich.[1]

    Ausbauziele

    Offiziell erklärtes Ziel der Europäischen Kommission war es, analoges Fernsehen und Hörfunk bis 2012 (siehe Analogabschaltung) abzulösen. Dieses Ziel wurde jedoch nicht erreicht.

    Im Mai/Juni 2006 tagte in Genf die Internationale Wellenkonferenz RRC 06, in deren Rahmen die Frequenzen für den digitalen Rundfunk (Hörfunk und TV) im VHF-Band III und im UHF-Bereich (Band IV und V) neu geordnet wurden. Im Ergebnis wurde dem Wunsch der Bundesrepublik Deutschland vollständig entsprochen, so dass zukünftig zwei weitere nationale Bedeckungen mit rund 12–18 DAB- oder entsprechend vielen DMB-Programmen möglich sind. Insgesamt stehen somit drei Bedeckungen mit rund 18–24 Programmen im VHF-Band III und weitere drei Bedeckungen mit ebenfalls 18–24 Programmen im L-Band (1,4 GHz) zur Verfügung.

    Darüber hinaus wird die ARD DVB-T aus dem VHF-Band III in den für DVB-T günstigeren UHF-Bereich verlegen. Damit stehen für DAB/DMB im VHF-Band III weitere vier nationale Bedeckungen für ca. 24–36 DAB- oder entsprechend viele DMB-Programme zur Verfügung. Insgesamt bietet sich so die Möglichkeit, im Band III über sieben Bedeckungen rund 42–63 DAB-Programme und im L-Band über drei Bedeckungen zusätzlich rund 18–24 DAB-Programme, also insgesamt über zehn Bedeckungen rund 60–87 DAB- oder entsprechend viele DMB-Programme zu verbreiten.

    In den einzelnen Ländern

    Länder mit DAB-Betrieb

    Belgien In Flandern ist DAB+ seit Oktober 2017 im Regelbetrieb. Dort senden das öffentlich-rechtliche VRT zwölf und zwei Privatradio-Muxe 20 Programme. Ab 2022 starten fünf Lokalmux-Projekte mit bis zu 15 Programmen. 26 Prozent hören Radio digital, in 39 Prozent der Neuwagen ist DAB+ vorhanden. Die Regionalregierung will UKW zwei Jahre nach dem Zeitpunkt abschalten, an dem 50 Prozent des Radiokonsums digital erfolgt. 2021 beteiligten sich 86 flandrische Lokalradios an einem Call for Interest. 2019 folgte der wallonische Teil mit der Hauptstadt Brüssel und anderen Regionen. Dort senden neben einigen Privatradios das öffentlich-rechtliche RTBF sowie der deutschsprachige Belgische Rundfunk (BRF). Seit Ende 2020 sind rund 95 Prozent der Bevölkerung mit DAB+ versorgt. RTBF will UKW bis 2027 abschalten.

    In Dänemark wurde die zunächst beschlossene UKW-Abschaltung 2018 um unbestimmte Zeit verschoben.[2]

    In Schweden ist DAB in den Großräumen Stockholm, Göteborg, Linköping und Malmö verfügbar. Damit wird knapp die Hälfte der Bevölkerung mit DAB+ versorgt. Ein weiterer Ausbau soll aber nicht mehr stattfinden.[3][4]

    2017 hat Norwegen als erstes Land der Welt die DAB-Technologie als neuen Nationalstandard eingeführt und im Laufe des Jahres – bis auf kleine Lokalsender – alle UKW-Stationen abgeschaltet. Jedoch ist ein deutlicher Rückgang der Hörerzahlen festzustellen.[5] Die In Norwegen mitregierende Fremskrittspartiet forderte 2018 die Reaktivierung des UKW-Netzes.[6] Norwegische Lokalradios dürfen gemäß dem Koalitionsvertrag von 2021 bis 2031 weiter auf UKW senden. Ursprünglich sollte das nur bis 2022 möglich sein.[7]

    In Frankreich setzt man auf DAB+, DRM und DMB.[8] Inzwischen können 42 Prozent der Bevölkerung DAB+ empfangen. Die nationalen Ensembles wurden durch regionale Multiplexe in zahlreichen Städten ergänzt. So gibt es nicht nur in den Großräumen Paris, Marseille, Nizza, Lille, Lyon, Toulouse, Bordeaux und Straßburg ein breites Angebot über DAB+, sondern auch in vielen kleineren und mittelgroßen Städten. So startete 2022 beispielsweise ein Bouquet im elsässischen Haguenau.

    In Großbritannien ist DAB aufgrund einer guten Inhouse-Versorgung, der Programmvielfalt in Verbindung mit starker Promotion des Sendernetzbetreibers Digital One, der BBC und dem DRDB sehr erfolgreich. Bislang wurden 3,5 Millionen DAB-Empfänger verkauft. Die Handelskette Dixons hatte in 2006 FM-Radios aus dem Verkauf genommen, um sich künftig ganz auf den Verkauf digitaler Empfänger zu konzentrieren.[9] Dort hat sich gezeigt, dass ein Zugpferd (in diesem Fall die BBC) immer den Erfolg von DAB beeinflussen kann. Es gibt jedoch bis heute (2019) keinen Abschalttermin für UKW.[10]

    In Kroatien Vom Hauptsender Sljeme bei Zagreb hat der kroatische Betreiber OiV von 1997 bis 2011 DAB getestet.[11] Seit 2017 laufen Tests für ein Sendegebiet von 3 der 4 Mio. Einwohner bzw. rund 88 Prozent outdoor bzw. 53 Prozent indoor. Unter den 13 Programmen sind drei des öffentlich-rechtlichen HRT; die 10 Privatradios stiegen nach Versuchsschluß Ende 2021 aus. Die Staatsfirma OIV erhielt Ende 2021 eine Zulassung für einen Multiplex bis 2036. Auf eine Ausschreibung bewarben sich national 1 und regional 3 Interessenten.

    In Luxemburg Nach ersten Testsendungen in 2019 begann die RTL-Techniktochter Broadcast Center Europe (BCE) in Regierungsauftrag Ende September 2020 einen weiteren Test mit bis zu 12 Programmen bis Ende 2020. Mit einem Regelbetrieb wird nicht vor 2023 gerechnet.[12]

    Niederlande Ende 2019 versorgen sowohl das öffentlich-rechtliche NPO als auch der landesweite Mux der Privatradios 95 Prozent. Es gibt weitere fünf regionale und einen Ballungsraummux. Ein neuer Zuschnitt der Versorgungsgebiete ab 2020 verbessert die Netzstruktur des nationalen Anbieters MTVNL und schafft Raum für einen zweiten nationalen Mux mit 12 Programmen sowie einen Metropolen-Mux für die Region Randstad. Die bisherigen MTVNL-Frequenzen werden für regionale Sender genutzt. Ein von Anfang 2020 bis Ende 2022 laufender Test umfasst 22 lokale Multiplexe. 39 Prozent der Bevölkerung empfangen Radio digital, 25 Prozent der Haushalte und 72 Prozent der Neuwagen haben DAB+.

    In Österreich wurden zwischen Januar 1999 und Ende 2008 mehrere DAB-Startinseln versuchsweise eingeführt, der Betrieb jedoch mangels Erfolg danach wieder eingestellt. Bestand hatten nur DAB-Programme vom grenznahen Sender Pfänder, die die Bodenseeregion mit bayerischen und Schweizer Programmen versorgen. Im Mai 2015 wurde erneut ein Testbetrieb mit 15 Radioprogrammen in Wien gestartet, diesmal im Standard DAB+. Allerdings fehlen die Programme der Marktführer ORF und KroneHit. Seit Mai 2019 ist DAB+ auch in weiten Teilen Österreichs empfangbar, außerdem sind regionale Bedeckungen wie in Nordtirol ab 2023 geplant; von Wien empfangbar[13].

    Schweiz DAB+ ist Ende 2020 meistgehörter Radio-Verbreitungsweg mit 41 Prozent. Ausschließlich UKW nutzen nur noch 12 Prozent. Eine Infokampagne zum UKW-Ausstieg läuft seit 2017. Dieser Schritt soll Ende 2024 vollzogen werden. Mehr als 140 Programme sind digital OnAir, darunter zahlreiche in lokalen Small Scale-Sendenetzen. 5,4 Mio. Geräte sind verkauft, so dass jeder Haushalt über 1,5 Digitalradios verfügt. Fast alle Neuwagen haben DAB+ an Bord. UPC (landesweit) und Citycable (Lausanne) verbreiten 70 bzw. 90 Programme im TV-Kabel. Genutzt werden Sonderkanäle, so dass dort die Radios nur speziellen Tunern empfangen werden können.

    In Südtirol werden knapp 100 Prozent der Bevölkerung mit Programmen – auch aus Deutschland (BR), Österreich (ORF) und der Schweiz (SRG) – versorgt. Der regionale Netzbetreiber RAS hat einige UKW-Sender abgeschaltet.

    In Polen wird DAB+ seit 2013 ausgebaut. Fast 60 Prozent der Bevölkerung können DAB+ empfangen. 17 regionale Plattformen von Polskie Radio senden sowohl landesweite als auch regionale Programme, darunter auch exklusive DAB+ Angebote und bis Ende 2014 wurden folgende Städte versorgt: Warszawa, Katowice, Szczecin, Wrocław, Łódz, Opole, Gdańsk, Kielce, Kraków, Poznań, Bydgoszcz, Koszalin, Olsztyn und Zielona Góra. Ab dem 1. April 2015 folgten Białystok, Lublin und Rzeszów. Ab dem 1. Juli 2016 folgten Giżycko, Kalisz, Płock und Siedlce. Alle anderen Regionen sollen bis zum 1. Dezember 2020 flächendeckend versorgt werden.[14]

    In Tschechien waren Tschechische Radioprogramme bis 2019 ausschließlich im L-Band zu empfangen, das Ziel war, alle Sender auf das Band III umzurüsten.[15] Die öffentlich-rechtliche Anstalt Ceský Rozhlas (CRo) versorgt seit September 2020 rund 95 Prozent der Bevölkerung mit je 10 landesweiten und regionalen Programmen. Neben Český rozhlas betreiben Teleko, RTI, CRa sowie ColorDAB lokale Multiplexe. In Prag gibt es einen Mux mit 10 Privatsendern und in elf Regionen lokale Multiplexe mit Programmen von CRo und privaten Veranstaltern. Im November 2021 startete ein neues weiteres privates Ensemble für Prag. Für 2021 ist ein Zertifizierungsprogramm für Radios vorgesehen. MW und LW wurden Ende 2021 abgeschaltet; CRo schichtet die Ausgaben zugunsten von DAB+-Indoor um. Die Regierung peilt die UKW-Abschaltung für 2025 an.

    Slowenien Seit 2016 sendet Mux R1, der im August 2019 auf 16 Privatradios aufgefüllt wurde; darunter sind zwei DAB+-exklusive. 73 Prozent der Haushalte und 89 Prozent der Autobahnen werden im Regelbetrieb versorgt. Ende 2019 wurden ein nationaler (R2) und ein regionaler Mux für Ljubljana (R3) ausgeschrieben.

    In Spanien Erste Tests gab es schon 1998. Die Abdeckung für damals drei nationale Multiplexe wurde 2011 von 56 auf 20 Prozent reduziert. Seither blockiert die Zentralregierung grundlegende Entscheidungen, um auf 5G Radio zu warten. Je zwei Multiplexe senden in und um Madrid und Barcelona zusammen 13 Programme. Mangels nationaler Initiativen nutzen einige Regionalregierungen rechtliche Spielräume, um DAB+ auf den Weg zu bringen. Das wurde Anfang 2020 Navarra und 2019 von der Costa del Sol und den Kanaren (Teneriffa, Gran Canaria) bekannt.

    Vatikan Für den Großraum Rom betreibt Radio Vatikan einen Multiplex mit vier Programmen in unterschiedlichen Sprachen.

    DAB eingestellt

    Finnland hat sich 1998 von DAB abgewandt.

    Portugal gab die Einstellung von DAB im April 2011 bekannt.[16]

    Ungarn hat seit 2011 einen aktiven auf Budapest begrenzte Testmux mit drei öffentlich-rechtlichen und vier privaten Radios wurde im September 2020 abgeschaltet. Ein neuer Test lief im Oktober 2021.

    Siehe auch

    Weblinks

     Wikinews: Kategorie:Digitalradio – in den Nachrichten

    Einzelnachweise

    1. ETSI EN 300 401 V1.4.1 (2006-06) – Radio Broadcasting Systems; Digital Audio Broadcasting (DAB) to mobile, portable and fixed receivers (PDF-Datei; 1,76 MB)
    2. Michael Fuhr: Dänemark bläst UKW-Abschaltung im Jahr 2021 ab. teltarif.de, 10. Juli 2018, abgerufen am 6. September 2021.
    3. Country Information for DAB, DAB+ and DMB – Sweden. Archiviert vom Original am 14. Februar 2012; abgerufen am 28. September 2015.
    4. Final Stop For DAB Radio in Sweden. Abgerufen am 12. Mai 2017.
    5. Killt das UKW-Ende das Radio? Abgerufen am 11. Mai 2021.
    6. Reinhard Wolff: Umstellung auf Digitalradio in Norwegen: Zurück in die Zukunft. In: Die Tageszeitung: taz. 13. August 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 11. Mai 2021]).
    7. Tom Sprenger: Norwegen: Lokalradios bleiben bis 2031 auf UKW. In: radioWOCHE - Aktuelle Radionews, UKW/DAB+ News und Radiojobs. 26. Oktober 2021, abgerufen am 21. August 2022 (deutsch).
    8. Frankreichs Radio wird digital. (Memento vom 3. Oktober 2018 im Internet Archive) vom 18. März 2007 (abgerufen am 2. Oktober 2018)
    9. Britischer Discounter nimmt UKW-Radios aus dem Angebot auf Wikinews
    10. http://www.bclnews.it/2018/03/19/bbc-cancelled-plans-to-switch-off-fm-radio-broadcasts/
    11. Digitalni radio. Abgerufen am 5. Dezember 2013.
    12. Hans-Christian Dirscherl: DAB+ in Europa: Wachstum stagniert, einige Länder fallen weg. PC-WELT, 23. Juni 2022, abgerufen am 21. August 2022 (deutsch).
    13. Programmkarte - DAB+ Mehr Radio. In: DAB+ (AT) Mehr Radio. Abgerufen am 9. Oktober 2020 (deutsch).
    14. Radio Cyfrowe DAB+ -- wszystko o cyfryzacji radia. Abgerufen am 28. Dezember 2014.
    15. Country Information for DAB, DAB+ and DMB - Czech Republic. Abgerufen am 5. Dezember 2013.
    16. DAB em Portugal: ascensão e queda da tecnologia do futuro. In: Mundo da Rádio. Abgerufen am 2. August 2021 (portugiesisch).

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