Diferencia

Diferencia (von lateinisch differentia; „Unterschied“) ist eine zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert im spanischsprachigen Raum gebräuchliche Bezeichnung für eine Variation in der Instrumentalmusik.[1][2] Es kann dies eine Variation über ein Bass- oder Harmoniemodell sein, aber auch über eine Tanzmelodie oder ein Melodiefragment aus dem Repertoire des Gregorianischen Chorals.

Der Begriff Diferencia taucht erstmals in der in Tabulatur notierten Sammlung von Kompositionen für Vihuela Los seys libros del Delphín de música de cifras para tañer Vihuela (erschienen Valladolid 1538) von Luis de Narváez auf, so unter dem Titel Diferencia sobre „Guardame las vacas“ als Variationsreihe über das Bassmodell der Romanesca.[3] Als herausragender Komponist von Diferencias für Tasteninstrumente gilt Antonio de Cabezón („Obras de música“, Madrid 1578), während Diego Ortiz mit seinem Tratado de glosas (Rom 1553) ein musikgeschichtlich bedeutsames Grundlagenwerk zur figurativen Variationstechnik des 16. Jahrhunderts geschaffen hat. Als historisch spätere Beispiele sind die zwischen 1714 und 1732 datierbaren Sammlungen für Barockgitarre von Santiago de Murcia zu nennen, obwohl hier der Begriff der Diferencia in den Titeln der Einzelsätze nur noch vereinzelt auftaucht (z. B. 1722: Dif[e]rencias de gallardas por la E).

Siehe auch

Quellen

  1. Marc Honegger, Günther Massenkeil (Hrsg.): Das große Lexikon der Musik. Band 2: C – Elmendorff. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1979, ISBN 3-451-18052-9.
  2. Maurice Esses: Dance and Instrumental Diferencias in Spain During the 17th and 18th Centuries. 2 Bände. Pendragon Press, Stuyvesant, NY 1992.
  3. Vergl. hierzu die Übertragung in moderne Notenschrift von Emilio Pujol (Hrsg.): Hispanae Citharae Ars Viva. Eine Sammlung ausgewählter Gitarrenmusik aus alten Tabulaturen, bearbeitet von Emilio Pujol. (spanisch, französisch, englisch und deutsch) Schott, Mainz 1956 (= Gitarrenarchiv. Band 176), S. VI und 15 f.