Dietrich Garlichs

Dietrich Garlichs (* 29. Dezember 1947 in Oldenburg) ist ein deutscher Manager und war von 2010 bis 2017 Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

Leben

Dietrich Nikolaus Garlichs studierte Politik-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften an den Universitäten in Tübingen und Konstanz, wo er auch promovierte. Ein postgraduales Studium an der US-amerikanischen Harvard-Universität schloss er als Master of Public Administration (MPA) ab. Im Anschluss arbeitete er von 1975 bis 1982 am Internationalen Institut für Management und Verwaltung des Wissenschaftszentrums Berlin, sodann zwei Jahre als Assistent des Vorstandsvorsitzenden in der Uhren- und Schmuckindustrie (Dugena), bevor er Leiter des Verlegerbüros im Hamburger Jahreszeiten Verlag und Hoffmann und Campe Verlag wurde (1984–1989).

1989 übernahm er die Geschäftsführung des Deutschen Komitees für Unicef e. V. und wurde 1996 auch Vorstand der von ihm initiierten Unicef-Stiftung. In seiner 18-jährigen Amtszeit vervierfachte sich das Spendenaufkommen der Organisation in Deutschland von 25 auf 100 Millionen Euro. Das Vermögen der Unicef-Stiftung erhöhte sich unter Garlichs von 0,25 Millionen Euro auf 95 Millionen Euro. Garlichs gilt als einer der erfolgreichsten Manager im Bereich der Spendenorganisationen.[1]

Im November 2007 erhob Heide Simonis, damals ehrenamtliche Vorsitzende der deutschen Unicef, in der Presse Vorwürfe gegen Garlichs wegen angeblich zu großzügiger Auftragsvergabe an Berater und Spendenwerber, was in der Öffentlichkeit eine Debatte zur Vertrauenswürdigkeit der deutschen Unicef und weiterer gemeinnütziger mit Spenden wirtschaftenden Organisationen auslöste. Die Vorwürfe gegen die deutsche Unicef wurden im Auftrag des Vorstands von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG untersucht, die in ihrem Bericht vom 14. Januar 2008 zwar keine Verstöße gegen geltendes Recht, aber gegen selbstgegebene Regeln feststellte.[2]

Etwa 2 Wochen später, am 2. Februar 2008, trat Simonis vom Vorstand zurück, nachdem dieser ihr das Vertrauen entzogen hatte, „um Unicef vor weiterem Schaden zu bewahren und einen Neuanfang zu ermöglichen“. Öffentlich erhob sie weiterhin Vorwürfe gegen Garlichs, dieser entgegnete aber, dass Simonis von ihm in Sitzungen des Vorstands im Vorjahr zweimal über die Vorwürfe unterrichtet worden war, ohne dass sie damals Veranlassung zu weiteren Maßnahmen gesehen hätte. Tatsächlich sprach der Vorstand Garlichs vor und nach dem Ausscheiden von Simonis mehrfach das Vertrauen aus. Garlichs wandte sich seit Januar 2008 mehrfach mit rechtlichen Maßnahmen wie Gegendarstellungen gegen Vorwürfe, räumte aber am 8. Februar 2008 öffentlich ein, es habe „auf betrieblicher Ebene, was unsere selbst auferlegten Regeln angeht, Schlampereien (gegeben). Das sind Schlampereien, die wir abstellen müssen. Diese Kritik nehme ich gern an“[3], übernahm wegen des Vertrauensschadens, der in den vergangenen Wochen entstanden sei, als Geschäftsführer die Verantwortung[4] und stellte sein Amt zur Verfügung. Der Vorstand nahm dieses Angebot am 13. Februar 2008 an. Etwa eine Woche später entzog das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) der deutschen Unicef für etwa zwei Jahre u. a. „in Anbetracht der in den vergangenen Wochen zutage getretenen und entstandenen gravierenden Leitungs-, Aufsichts- und Managementfehler und des unzureichenden Auskunftsverhaltens“ das Spendensiegel.[5] In den folgenden Monaten wurde allerdings das gegen Garlichs eingeleitete staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren eingestellt.

Von Januar 2009 bis Juni 2011 war Dietrich Garlichs als Gründungsgeschäftsführer damit betraut, die gemeinnützige Patientenorganisation diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe aufzubauen. Im Juni 2010 wurde ihm zudem die Geschäftsführung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) übertragen. Garlichs wurde mit der Sitzverlegung der Gesellschaft nach Berlin und dem Neuaufbau der Geschäftsstelle und der Professionalisierung der Gesellschaft beauftragt. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft ist inzwischen mit über 9.300 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften[6].

2010 gründete Garlichs die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), deren Sprecher er bis 2018 war.[7] DANK ist ein Zusammenschluss von 20 medizinischen Fachgesellschaften und Forschungseinrichtungen, der sich für eine bessere Prävention der modernen Zivilisationskrankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Leiden und Diabetes einsetzt[8][9][10].

Einzelnachweise

  1. FAZ vom 10. Februar 2008; Aachener Zeitung vom 5. April 2008
  2. UNICEF: Der Glaube stirbt zuletzt. In: FOCUS Online. 11. Februar 2008, S. UNICEF, abgerufen am 28. April 2013.
  3. Kristian Frigelj: Die dubiosen Verträge von Unicef. In: Welt Online, 5. Februar 2008. Abgerufen am 28. April 2013. 
  4. Garlichs Erklärung: „Ich entschuldige mich bei allen“. In: Spiegel Online, 8. Februar 2008. Abgerufen am 28. April 2013. 
  5. DZI: UNICEF Deutschland verliert Spendensiegel. forium.de, 21. Februar 2008, abgerufen am 28. April 2013.
  6. DDG Informationen. Abgerufen am 18. Februar 2017.
  7. "Barbara Bitzer Primärprävention ist das Ziel", Deutsches Ärzteblatt, 2018, aufgerufen am 2. Februar 2021
  8. Den Tsunami der chronischen Krankheiten stoppen: vier Maßnahmen für eine wirkungsvolle und bevölkerungsweite Prävention. In: Prävention und Gesundheitsförderung. Band 10, Nr. 1, Februar 2015, S. 95–100.
  9. Vier Maßnahmen sollen chronische Krankheiten stoppen. In: Spiegel Online. 12. November 2014, abgerufen am 18. Februar 2017.
  10. Süddeutsche Zeitung: Dickes Problem. In Deutschland sind immer mehr Menschen übergewichtig. Vier Vorschläge, wie man dies verändern könnte. S. Ausgabe vom 10. November 2017, S. 2.