Dietrich DP II
Dietrich DP II Bussard | |
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Typ: | Schul- und Sportflugzeug |
Entwurfsland: | |
Hersteller: | Dietrich-Gobiet |
Erstflug: | 1923 |
Stückzahl: | 1 × DP II 55 × DP II a[1] |
Die Dietrich DP II ist ein deutsches Schul- und Sportflugzeug der 1920er Jahre und das erfolgreichste, weil in den größten Stückzahlen gebaute Muster der von 1923 bis 1926 bestehenden Dietrich-Gobiet Flugzeugwerk AG in Kassel-Bettenhausen.
Entwicklung
Die Konstruktionsarbeiten für den Dietrich-Passagier-Doppeldecker – deswegen das Kürzel DP – wurden 1922 von Richard Dietrich und Max Gerner in der im selben Jahr für den zivilen Umbau von Kriegsflugzeugen gegründeten Mannheimer Richard Dietrich Flugzeugbau GmbH durchgeführt. Das Unternehmen zog im Frühjahr des folgenden Jahres nach Kassel um und wurde durch eingetragene Partnerschaft mit dem als Hauptaktionär fungierenden Anatole Gobiet im Mai 1923 zur Dietrich-Gobiet Flugzeugwerk Aktiengesellschaft. Neben der Montage des ersten Dietrich-Musters DP I Sperber, dessen Teile noch in Mannheim angefertigt worden waren, wurde der Bau der DP II durchgeführt. Den Erstflug und die Erprobung führte Dietrich selbst auf dem Flugplatz Kassel-Waldau durch, wobei sich der verwendete Sh-4-Motor als zu schwach erwies. Außerdem bestanden Zweifel an der genügenden Festigkeit des ohne Flügelstiele und Drahtverspannung konstruierten Tragwerks. Die D II erhielt deshalb Verstrebungen und ein stärkeres Triebwerk Sh 5. Derart umgerüstet wurde sie als D II a Bussard der DVL in Berlin-Adlershof übergeben, die nach entsprechenden Tests die Musterzulassung erteilte. Anschließend wurde sie in Kassel zur Pilotenschulung eingesetzt.
Da das Muster gute Beurteilungen erhielt, begann 1924 die Serienfertigung, die auch den Einbau von oder spätere Umrüstung auf Siemens-Motoren Sh 11, Sh 12 und Sh 14 beinhaltete. Um den Verkauf anzukurbeln, wurden von den erstgebauten Flugzeugen fünf dazu genutzt, in der ersten Jahreshälfte Werbeflüge über Berlin und Norddeutschland durchzuführen. Zusätzlich nahm eine von Antonius Raab geflogene D II a am Königsberger Samland-Küstenflug teil und gewann am 18. Mai 1924 den in dessen Rahmen ausgetragenen Kunstflug-Wettbewerb. Beim Kunstflugausscheid der Ende Mai/Anfang Juni in Prag-Kbely stattfindenden Luftfahrtausstellung konnte Raab ebenfalls den ersten Platz belegen, was einige positive Resonanz und Bauaufträge nach sich zog. Mit einem Straßenstart am 12. Juli 1924, den er direkt vor dem Dietrich-Gobiet-Werk durchführte, verschaffte Raab der D II a weitere öffentliche Aufmerksamkeit, die von dem in der Zwischenzeit zum Unternehmen gekommenen Kurt Katzenstein noch gesteigert wurde, als er im Oktober medienwirksam unter dem Bogen der Kasseler Fuldabrücke hindurchflog. Dietrich, Raab und Katzenstein nahmen in dieser Zeit als Kunstflug-Trio mit der D II a an mehreren Flugveranstaltungen teil, die die Popularität des Flugwesens in der Bevölkerung vielfach steigerten. Beim Fünfländerflug über 525 Kilometer belegte die D II a am 30. September 1924 in ihrer Klasse die ersten vier Plätze. Weitere Erfolge waren der Gewinn der ersten beiden Plätze in der Gesamtwertung beim Großflugtag in Berlin-Staaken am 12. April 1925 durch Rudolf Rienau und Victor Carganico und der Sieg beim Oberfrankenflug vom 2. bis 3. Mai in den Disziplinen Stafetten- und Geschwindigkeitdifferenzflug.
Trotz dieser Erfolge und des guten Absatzes geriet Dietrich-Gobiet zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. Der Rückzug von Anatole Gobiet aus dem Betrieb im Jahr 1925 aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit Richard Dietrich sowie der Weggang von Antonius Raab und Kurt Katzenstein mit der einhergehenden Gründung ihres eigenen Unternehmens, der ebenfalls Streitigkeiten auch gerichtlicher Art nach sich zog, trugen mit dazu bei, dass das inzwischen in Dietrich-Flugzeugwerke AG umbenannte Werk im November 1926 Konkurs anmelden musste. Damit endete auch die Produktion der D II a.
Aufbau
Die DP II ist ein verstrebter Doppeldecker in Gemischtbauweise. Der Rumpf bestand aus einem geschweißten Stahlrohrgerüst mit rechteckigem Querschnitt, Stoffbespannung und abnehmbaren Aluminiumblechen im Motorbereich. Er war mit zwei offenen, hintereinander liegenden Kabinen mit Doppelsteuer ausgestattet. Die Tragflächen waren aus Holz gefertigt und mit Stoff bespannt. Das Flugzeug besaß zur Gewichtverringerung und aerodynamischen Optimierung keine Drahtverspannung oder Flügelstiele zwischen den oberen und unteren Tragflächen, nur vom Oberflügel verliefen jeweils zwei Streben pro Seite zum unteren Rumpf. Bei der D II a hingegen waren die Außenflügel durch N-Streben miteinander verbunden und vom Oberflügel verlief je eine Strebe zur Motoraufhängung. Das Leitwerk besteht wie das Tragwerk aus einer stoffbespannten Holzkonstruktion. Das Fahrwerk wurde vom Vorgänger DP I Sperber übernommen; es ist starr und besteht aus zwei an Streben befestigten Scheibenrädern, die durch eine Achse miteinander verbunden sind. Am Heck befindet sich ein Schleifsporn.
Technische Daten
Kenngröße | Daten (DP II) | Daten (DP II a) |
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Besatzung | 1–2 | |
Spannweite | oben 7,20 m, unten 6,60 m | oben 7,20 m |
Länge | 5,50 m | |
Höhe | 2,50 m | |
Flügelfläche | 16,32 m² | |
Flächenbelastung | 31 kg/m² | 38 kg/m² |
Leistungsbelastung | 8,3 kg/PS | 7,8 kg/PS |
Leermasse | 340 kg | 400 kg |
Zuladung | 160 kg | 220 kg |
Startmasse | 500 kg | 620 kg |
Antrieb | ein luftgekühlter Fünfzylinder-Sternmotor Siemens & Halske Sh 4 | ein luftgekühlter Siebenzylinder-Sternmotor Siemens & Halske Sh 5 |
Startleistung Nennleistung Dauerleistung | 62 PS (46 kW) bei 1600/min 58 PS (43 kW) bei 1500/min 50 PS (37 kW) bei 1350/min | 85 PS (63 kW) bei 1600/min 80 PS (59 kW) bei 1550/min 76 PS (56 kW) bei 1500/min |
Kraftstoffvolumen | 60 kg | 70 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 140 km/h in Bodennähe | 160 km/h in Bodennähe |
Steigzeit | 9 min auf 1000 m Höhe 19 min auf 2000 m Höhe | 6 min auf 1000 m Höhe 13 min auf 2000 m Höhe |
Gipfelhöhe | 2800 m | 3200 m |
Aktionsradius | maximal 500 km | maximal 525 km |
Flugdauer | 4 h | 3 h |
Literatur
- Rolf Nagel, Thorsten Bauer: Kassel und die Luftfahrtindustrie seit 1923. Bernecker, Melsungen 2015, ISBN 978-3-87064-147-4, S. 2 ff.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Nagel/Bauer, S. 23 (Produktionsliste Dietrich-Gobiet, belegbare Kennzeichen und Werknummern)
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Flagge Deutschlands mit einem Seitenverhältnis von 3:2, anstelle von 3:5. Die 3:2-Version wurde vom Deutschen Bund und der Weimarer Republik verwandt.
Zeitgenössische Fotomontage zu Kurt Katzensteins Flug unter der Kasseler Fuldabrücke im Oktober 1924 mit einer Dietrich DP IIa Bussard mit dem Luftfahrzeugkennzeichen "D 346"
(c) Bundesarchiv, Bild 102-00305 / CC-BY-SA 3.0