Dietmar Rieger

Dietmar Rieger (* 19. September 1942 in Ludwigshafen am Rhein) ist ein deutscher Romanist und Literaturwissenschaftler.

Leben

Dietmar Rieger studierte Romanistik, Germanistik und Philosophie an der Universität Heidelberg.[1] Von Anfang an bildete die Literatur des Mittelalters einen Schwerpunkt. Zu seinen Lehrern zählten unter anderem Erich Köhler, Kurt Baldinger, Arthur Henkel, Peter Wapnewski und Hans-Georg Gadamer. 1966 wurde Dietmar Rieger wissenschaftlicher Assistent von Erich Köhler. Rieger promovierte 1969 in Heidelberg mit einer Dissertation über den Erzähler Jacques Cazotte. 1974 habilitierte er sich in Freiburg zum Thema „Gattungen und Gattungsbezeichnungen der Trobadorlyrik“ und wurde 1975 ordentlicher Professor für romanische Literaturwissenschaft an der Universität Gießen und Direktor der dortigen Abteilung für Literaturwissenschaft. In den darauffolgenden Jahren lehnte er Rufe nach Lausanne, Freiburg i. Br. und Tübingen ab. Seit 1977 ist er Mitbegründer und Mitherausgeber der „Romanistischen Zeitschrift für Literaturgeschichte/Cahiers d'Histoire des Littératures Romanes“.[2] 1992 ging Rieger für eine Gastprofessur an die University of Wisconsin, Madison. Seit 2010 ist Rieger emeritiert. 2012 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Orléans verliehen.

Dietmar Rieger hat sich als Geschäftsführender Direktor und Dekan, als Europabeauftragter seines Fachbereichs und als Direktoriumsmitglied des „Gießener Graduiertenzentrums Kulturwissenschaften“ immer wieder in der akademischen Selbstverwaltung der Universität engagiert. Beteiligt war er als Direktoriumsmitglied am „Gießener Graduiertenzentrums Kulturwissenschaften“, war Mitglied des Graduiertenkollegs „Klassizismus und Romantik“ und des Graduiertenkollegs „Transnationale Medienereignisse“ und war auch Stellvertretender Sprecher und Teilprojektleiter im SFB „Erinnerungskulturen“. Er ist nach wie vor Principal Investigator des "Giessen Center for the Study of Culture".

Dietmar Riegers wissenschaftliche Interessen gelten insbesondere der französischen und italienischen Literatur der Neuzeit, außerdem der Mediävistik und hier vor allem der Okzitanistik. Forschungs- und Themenschwerpunkte sind Romanistische Fachgeschichte, Französische Literatur der Aufklärung und der Revolution, Emigrationsliteratur, Mittelalterliche Lyrik und Artusroman, Das französische Chanson und seine Geschichte, Mythen- und Stoffgeschichte (Jeanne d’Arc, Don Juan), Literatur und Gewalt, Opernlibretti, Imaginäre Bibliotheken, Literatur und soziale Realität im 19. Jahrhundert, Literatur der Résistance und der Resistenza. Vgl. Dietmar Rieger, „Von der Aufklärung zum Mittelalter und zurück“, in: Klaus-Dieter Ertler (Hg.), Romanistik als Passion. Sternstunden der neueren Fachgeschichte IV, Wien: LIT, 2015, S. 267-283.

Buchpublikationen

  • Jacques Cazotte: Ein Beitrag zur erzählenden Literatur des 18. Jahrhunderts. Dissertation. Heidelberg: Winter 1969.
  • Der „vers de dreyt nien“ Wilhelms IX. von Aquitanien: rätselhaftes Gedicht oder Rätselgedicht? Untersuchung zu einem ,Schlüsselgedichtʻ der Trobador-lyrik. Heidelberg: Winter 1975.
  • Gattungen und Gattungsbezeichnungen der Trobadorlyrik. Untersuchungen zum altprovenzalischen Sirventes. Habilitationsschrift. Tübingen: Niemeyer 1976.
  • Diogenes als Lumpensammler. Materialien zu einer Gestalt der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts. München: Fink 1982.
  • Béranger in der Provinz oder „Chantons la liberté!“. Ein oppositioneller Chansonnier der Julimonarchie und des Second Empire. Heidelberg: Winter 1986.
  • (Hg.): Grundriß der romanischen Literaturen des Mittelalters (Les genres lyriques). Heidelberg: Winter 1990, vol. II/1, fasc. 7.
  • „Poesia“ und „Pazzia“. Giuseppe Compagnonis romantische Tasso-Fälschung („Le Veglie di Tasso“). Heidelberg: Winter 1992.
  • Die Nachtigall mit der Adlersklaue. Bérangers Lieder in deutschen Übersetzungen (1822–1904). Tübingen: Narr 1993.
  • Johann Valentin Adrian. Universitätsprofessor und „homme de lettres“. Ein Kapitel aus der Frühgeschichte der Romanistik. Bonn: Romanistischer Verlag 1993.
  • Dynamique sociale et formes littéraires. De la société de cour à la misère des grandes villes. Tübingen: Narr 1997.
  • Chanter et Dire. Études sur la littérature du Moyen Age. Paris: Champion 1997.
  • Imaginäre Bibliotheken. Bücherwelten in der Literatur. München: Fink 2002.
  • Von der Minne zum Kommerz. Eine Geschichte des französischen Chansons bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts. Tübingen: Narr 2005.
  • Guenièvre: Reine de Logres, Dame courtoise, Femme adultère. Paris: Klincksieck 2009.
  • Esclarzir paraul’escura. Regards sur la diversité des lettres médiévales. Paris: Classiques Garnier 2017.

Aufsätze: https://www.uni-giessen.de/fbz/fb05/romanistik/LitKul/pers/prof/pens-emeritus/rieger/bib/aufsaetze

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Archivlink (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uni-giessen.de Curriculum Vitae Dietmar Rieger
  2. https://www.winter-verlag.de/de/programm/zeitschriften/romanistische_zeitschrift_fuer_literaturgeschichte/