Dietmar Kuhnt

Dietmar Kuhnt (* 16. November 1937 in Breslau) ist ein deutscher Manager und Jurist. Von Januar 1995 bis zum 1. Februar 2003 war er der Vorsitzende des Vorstandes der RWE AG.

Leben und Karriere

Ausbildung

1957 bis 1961 studierte Dietmar Kuhnt Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln und der Universität Freiburg. 1961 promovierte er in Freiburg im Gebiet des Strafrechts und absolvierte 1966 sein zweites Staatsexamen.[1]

RWE

1966 arbeitete er zunächst als Prüfungsassistent bei der Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Essen (später von PwC übernommen), von der er 1968 als Justitiar in der Rechtsabteilung der Hauptverwaltung des Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerks AG, Essen wechselte.[1] 1989 wurde er Mitglied des Vorstands der RWE Energie AG, die damals das gesamte Strom-Geschäft des RWE-Konzerns umfasste, 1992 Vorstandsvorsitzender der RWE Energie AG. 1995 wurde er Vorstandsvorsitzender der RWE AG, der Holding des RWE-Konzerns.[2]

Unter seiner Führung hat der RWE-Konzern stark expandiert, allerdings hauptsächlich durch gekauftes Wachstum. So wurden unter anderem Großakquisitionen von Thames Water (größter Wasserversorger in Großbritannien), Transgas (Gasversorger in Tschechien), Innogy (heute npower, Stromversorger in Großbritannien) und noch 2003 American Water (größter Wasserversorger in den USA) erworben. In der durch die Liberalisierung unter Druck geratenen Strombranche gelang ihm im Jahr 2000 die Fusion von RWE (Essen) und VEW (Dortmund). Da RWE im Strom- und Gasgeschäft nicht mehr wachsen konnte, setzte er auf eine sog. Multi-Utility-Strategie, die Strom, Gas, Wasser und Entsorgung umfasste, wobei das Wasser-Geschäft vollständig hinzugekauft wurde.

Kritiker warfen im vor, das Wachstum im Kerngeschäft vernachlässigt zu haben und durch zu teure Akquisitionen seinem Nachfolger einen Schuldenberg (von unterjährig 26 Mrd. €) hinterlassen zu haben.[3] Zudem sei ihm die Integration der akquirierten Gesellschaften in den RWE-Konzern nicht gelungen.[4]

Am 28. Februar 2003 verließ Kuhnt das Unternehmen RWE und trat in den Ruhestand. Auf Vorschlag des Aufsichtsratsvorsitzenden Friedel Neuber wurde der Shell-Manager Harry Roels sein Nachfolger.[5]

Weitere Positionen

Kuhnt wurde 1996 Mitglied von TUI und war dort von 2009 bis 2011 Chef des Aufsichtsrats.[6][7][8]

Er war auch Aufsichtsratsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen AG, des Baukonzerns Hochtief AG,[9] Mitglied des Aufsichtsrates der Allianz Versicherungs-AG, der Dresdner Bank, der GEA Group und Hapag-Lloyd.[10]

Kuhnt war von 1988 bis 1999 Mitglied im Vorstand der Deutschen Bank und wurde im November 2004 Vorsitzender des Aufsichtsrats.[6]

Auszeichnungen

Im November 2002 nahm er die Auszeichnung des Burda-Bambi in der Kategorie Wirtschaft entgegen.[11]

Einzelnachweise

  1. a b Dietmar Kuhnt im Munzinger-Archiv, abgerufen am 14. Februar 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. Dietmar Kuhnt. In: Der Spiegel. 18. Mai 1997, abgerufen am 14. Februar 2024.
  3. Der Patriarch und der bescheidene Neue. In: manager magazin. 3. Februar 2003, abgerufen am 14. Februar 2024.
  4. Dietmar Kuhnt unter Druck. In: manager magazin. 15. Dezember 2002, abgerufen am 14. Februar 2024.
  5. Roels wird Chef bei RWE. In: FAZ. 31. Mai 2002, abgerufen am 14. Februar 2024.
  6. a b Dietmar Kuhnt ist neuer Aufsichtsratschef. In: manager magazin. 28. Oktober 2009, abgerufen am 14. Februar 2024.
  7. TUI chairman resigns but investor spat runs on. In: reuters.com. 28. Oktober 2009, abgerufen am 14. Februar 2024.
  8. Mangold neuer Tui-Kontrollchef. In: n-tv.de. 10. Februar 2011, abgerufen am 14. Februar 2024.
  9. Wirtschaft: RWE will sich nicht von Hochtief trennen Kuhnt: "Halten an unserem Engagement fest". In: tagesspiegel.de. 21. Juni 1999, abgerufen am 14. Februar 2024.
  10. Dietmar Kuhnt. In: marketscreener.com. Abgerufen am 14. Februar 2024.
  11. Medien: Bambi für Völler, Anastacia, Berben und Bro'Sis. In: mz.de. 25. November 2002, abgerufen am 16. Februar 2024.