Dieter Thoma (Skispringer)

Dieter Thoma
Dieter Thoma als Skisprung-Experte der ARD (2015)

Dieter Thoma als Skisprung-Experte der ARD (2015)

NationDeutschland Bundesrepublik BR Deutschland
Deutschland Deutschland
Geburtstag19. Oktober 1969
GeburtsortHinterzartenDeutschland
Größe178 cm
Gewicht63 kg
Karriere
Pers. Bestweite211 m (Planica 1997)
Statuszurückgetreten
Karriereende1999
Medaillenspiegel
Olympische Medaillen1 × Goldmedaille1 × Silbermedaille1 × Bronzemedaille
WM-Medaillen1 × Goldmedaille2 × Silbermedaille2 × Bronzemedaille
SFWM-Medaillen1 × Goldmedaille0 × Silbermedaille1 × Bronzemedaille
JWM-Medaillen1 × Goldmedaille1 × Silbermedaille1 × Bronzemedaille
Nationale Medaillen14 × Goldmedaille7 × Silbermedaille2 × Bronzemedaille
 Olympische Winterspiele
Bronze1994 LillehammerNormalschanze
Gold1994 LillehammerTeam
Silber1998 NaganoTeam
 Nordische Skiweltmeisterschaften
Bronze1991 Val di FiemmeTeam
Silber1995 Thunder BayTeam
Silber1997 TrondheimGroßschanze
Bronze1997 TrondheimTeam
Gold1999 RamsauTeam
 Skiflug-Weltmeisterschaften
Gold1990 VikersundEinzel
Bronze1998 OberstdorfEinzel
 Skisprung-Junioren-WM
Gold1986 Lake PlacidTeam
Bronze1987 GallioEinzel
Silber1987 GallioTeam
 Deutsche Meisterschaften
Gold1986Team
Gold1987Großschanze
Gold1987Team
Bronze1987Normalschanze
Gold1988Team
Silber1988Normalschanze
Gold1989Großschanze
Gold1989Team
Silber1989Normalschanze
Gold1990Team
Bronze1991 OberstdorfTeam
Gold1992 OberhofTeam
Silber1992 OberhofNormalschanze
Gold1993 OberhofGroßschanze
Gold1993 OberwiesenthalTeam
Silber1995 Titisee-NeustadtGroßschanze
Gold1996 OberhofTeam
Gold1997 Titisee-NeustadtGroßschanze
Gold1997 BaiersbronnNormalschanze
Silber1997 BaiersbronnTeam
Gold1998 RuhpoldingTeam
Silber1998 RuhpoldingGroßschanze
Silber1998 RuhpoldingNormalschanze
Skisprung-Weltcup / A-Klasse-Springen
 Debüt im Weltcup30. Dezember 1985
 Weltcupsiege (Einzel)12  (Details)
 Gesamtweltcup02. (1996/97)
 Skiflug-Weltcup06. (1997/98)
 Sprung-Weltcup01. (1996/97)
 Vierschanzentournee01. (1989/90)
 Podiumsplatzierungen1.2.3.
 Einzelspringen12139
 Skifliegen011
 Teamspringen011
Skisprung-Grand-Prix
 Gesamtwertung Grand Prix16. (1997)
 

Dieter Thoma (* 19. Oktober 1969 in Hinterzarten) ist ein ehemaliger deutscher Skispringer und war langjähriger TV-Experte bei den Skisprung-Übertragungen der ARD und RTL. Er war in den 1990er Jahren einer der weltweit Besten in seiner Disziplin.

Werdegang

Thoma wuchs mit vier Geschwistern in Hinterzarten in einer eng mit dem Wintersport verbundenen Familie auf. Sein Vater Franz, selbst in den 1960er Jahren als Skilangläufer Mitglied der deutschen Nationalmannschaft, begründete ab 1967 mit dem Bau von drei Skiliften ein alpines Skizentrum. Dieter Thoma war nicht der erste erfolgreiche Skispringer seiner Familie: Sein Onkel Georg Thoma war in den 1960er Jahren Weltmeister und Olympiasieger in der Nordischen Kombination.

Seine ersten Sprungversuche unternahm Dieter Thoma bereits im Alter von sechs Jahren. Als 16-Jähriger gewann er mit der Mannschaft erstmals den deutschen Meistertitel und wurde Juniorenweltmeister. Seine ersten Weltcuppunkte holte er am 1. Januar 1986 in Garmisch-Partenkirchen mit Platz elf. Im Alter von nur 19 Jahren gewann er seinen ersten Weltcup in Thunder Bay. Zwei Jahre später (1990) triumphierte er als erster Westdeutscher 30 Jahre nach Max Bolkart bei der prestigeträchtigen Vierschanzentournee und wurde zum Ende der Saison außerdem Skiflug-Weltmeister im norwegischen Vikersund. Dies war zugleich sein erster Skiflugwettbewerb überhaupt, außerdem ist er der letzte Titelträger im Parallelstil. Danach etablierte sich Thoma in der Weltspitze. Mit der Anfang der 1990er Jahre beginnenden Entwicklung der Umstellung vom Parallel- auf den V-Stil kam Thoma in der Saison 1991/92 zunächst nicht zurecht. Er gehörte zu denjenigen Springern, die den Erfolg weiterhin in der althergebrachten Sprungvariante suchten. Gleichzeitig führte auch eine Operation am linken Außenmeniskus im März 1992 dazu, dass er im darauffolgenden Sommer wenig trainieren konnte.[1] In dieser Phase seiner Karriere blieben sportliche Erfolge daher überwiegend aus.

Bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften im Februar 1993 in Falun wurde er von DSV-Sportwart Detlef Braun und Skisprung-Bundestrainer Rudi Tusch wegen „mangelnder Leistungsbereitschaft, die sich auch in entsprechenden mangelnden Leistungen niedergeschlagen hat“, aus der Mannschaft geworfen.[2][3] Bei Teamspringen von der K120-Großschanze hatte seine Mannschaft, die neben Thoma aus Christof Duffner, Jens Weißflog und Gerd Siegmund bestand, mit dem elften Rang das schlechteste WM-Ergebnis seit der Einführung des Wettbewerbs elf Jahre zuvor erreicht.[4]

Vor der Saison 1993/94 stellte Dieter Thoma seine Technik vom inzwischen überholten Parallel- auf den V-Stil um. Er gewann ein Jahr später bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer mit der deutschen Mannschaft die Goldmedaille im Mannschaftswettbewerb. Außerdem erreichte er auf der Normalschanze den Bronzerang. Insgesamt gewann Thoma 10 Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. In der Saison 1996/97 belegte er den zweiten Platz im Gesamtweltcup.

Nach der Saison 1998/99, die ihren Abschluss mit dem Gewinn der WM-Mannschaftsgoldmedaille fand, trat Thoma wegen vieler Verletzungen und starker Schmerzen vom Leistungssport zurück. Insgesamt acht Knieoperationen, zwei komplizierte Oberschenkeloperationen sowie ein Armbruch und einige Gehirnerschütterungen waren der Hintergrund.

Am Silvesterabend 1999/2000 beendete er seine Laufbahn als Skispringer genau um Mitternacht mit einem „Jahrtausendsprung“ oder „Milleniums-Sprung“ von der Schanze in Garmisch-Partenkirchen endgültig. Am 31. Dezember 1999 um 23:59:50 Uhr sprang er von der Großen Olympiaschanze, um am 1. Januar 2000 um 0:00 Uhr im Jahr 2000 zu landen.[5][6]

Tätigkeit im Fernsehen

Als sich der private Fernsehsender RTL zu Beginn des neuen Jahrtausends die Übertragungsrechte an ausgewählten Springen sicherte, wurde Thoma als Experte engagiert.[7] Lange Jahre moderierte er gemeinsam mit Günther Jauch, mit dem er auch zwei Mal für den Deutschen Fernsehpreis nominiert war, die RTL-Skisprungübertragungen. Für seine Arbeit als Experte gewann Thoma mit der Goldenen Victoria und 2002 mit dem Bayerischen Fernsehpreis zwei Medienpreise.

Dieter Thoma 2005

Nachdem RTL sich im Sommer 2007 von der Übertragung weiterer Springen zurückgezogen hatte, wechselte Thoma mit Beginn der Saison 2007/08 als Experte der Skisprung-Übertragungen zur ARD. Hier moderierte er zunächst mit Monica Lierhaus sowie später mit Valeska Homburg, seit der Saison 2011/12 war er gemeinsam mit Matthias Opdenhövel zu sehen. Am 8. Oktober 2020 erklärte Thoma seinen Rücktritt von der Expertentätigkeit und begründete diesen Schritt unter anderem mit dem Gefühl, den Zuschauern, Trainern und Aktiven nicht mehr 100 Prozent gerecht werden zu können.[8]

Unter anderem arbeitet Thoma an verschiedenen Projekten (Golf/Skispringen) und gibt sein Wissen aus 15 Jahren Hochleistungssport und jahrelanger Fernsehmoderation als Referent bei Seminaren, Incentives, Tagungen und Sportlehrgängen unter dem Motto weiter: „Wer mit einer Hand an der Vergangenheit hält, hat nur eine für die Zukunft frei.“

Weiteres Engagement

Zusammen mit Harry Bodmer organisiert Thoma Benefiz-Turniere. Der Erlös daraus geht an die Spielend Helfen e.V.[9] Außerdem hält er als Keynote Speaker und Referent Vorträge rund um die Themen Motivation, Sport und Erfolg.

Erfolge

Weltcupsiege im Einzel

Nr.DatumOrtLand
1.3. Dezember 1988Thunder BayKanada
2.30. Dezember 1988OberstdorfDeutschland
3.3. Dezember 1989Thunder BayKanada
4.30. Dezember 1989OberstdorfDeutschland
5.12. Januar 1990HarrachovTschechien
6.15. Dezember 1990SapporoJapan
7.12. Januar 1991OberhofDeutschland
8.30. November 1996LillehammerNorwegen
9.29. Dezember 1996OberstdorfDeutschland
10.6. Januar 1997BischofshofenÖsterreich
11.19. Januar 1997SapporoJapan
12.29. November 1997LillehammerNorwegen

Weltcup-Platzierungen

SaisonPlatzPunkte
1985/8658.0005
1987/8815.0056
1988/8903.0167
1989/9004.0206
1990/9103.0201
1991/9241.0010
1992/9342.0010
1993/9411.0350
1994/9518.0240
1995/9625.0249
1996/9702.1208
1997/9808.0921
1998/9910.0555

Ungültig Weltrekord

#SchanzeOrtLandWeiteaufgestellt amRekord bis
BerührungVelikanka bratov Gorišek (K185)PlanicaSlowenien Slowenien213,0 m22. März 1997  Ungültig  
  • Ungültige Weltrekorddistanz mit Berührung.
  • Schanzenrekorde

    SchanzeOrtLandWeiteaufgestellt amRekord bis
    MacKenzie Intervale (K114)Lake PlacidVereinigte Staaten Vereinigte Staaten121,5 m10. Dezember 1988  1999  
    Vikersundbakken (K175)VikersundNorwegen Norwegen171,0 m25. Februar 1990  18. Februar 1995  
    Gross-Titlis-Schanze (K120)EngelbergSchweiz Schweiz126,5 m15. Januar 1995  15. Januar 1995  
    Bergiselschanze (K110)InnsbruckOsterreich Österreich120,0 m4. Januar 1997  3. Januar 2001  
    Ōkurayama-Schanze (K120)SapporoJapan Japan132,5 m19. Januar 1997  23. Januar 1999  
    Granåsen (K120)TrondheimNorwegen Norwegen129,5 m27. Februar 1997  13. März 1998  
    Heini-Klopfer-Skiflugschanze (K185)OberstdorfDeutschland Deutschland197,0 m22. Januar 1998  25. Januar 1998  
    Heini-Klopfer-Skiflugschanze (K185)OberstdorfDeutschland Deutschland207,0 m25. Januar 1998  25. Januar 2001  
    Heini-Klopfer-Skiflugschanze (K185)OberstdorfDeutschland Deutschland209,0 m25. Januar 1998  1. März 2001  
    Ōkurayama-Schanze (K120)SapporoJapan Japan135,5 m23. Januar 1999  24. Januar 1999  
    Paul-Außerleitner-Schanze (K120)BischofshofenOsterreich Österreich136,0 m23. Februar 1999  23. Februar 1999  

    Privatleben

    1995 heiratete Thoma die Deutsch-Ghanaerin Manuela Adofo,[10] mit der er einen Sohn und eine Tochter hat. Ende 2000 erfolgte die Trennung,[11] 2001 die Scheidung.[12] Mit seiner Lebensgefährtin hat er eine Tochter. Er lebt in Ebersberg.[13]

    Weblinks

    Commons: Dieter Thoma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. "Autogramme", Sport-Bild vom 29. Dezember 1992, S. 21.
    2. Skispringer Herr reist ab: „Er hat endgültig seinen Kredit verspielt“. In: faz.net. 18. Februar 2006, abgerufen am 13. Februar 2017.
    3. Wege werden sich trennen. In: neues-deutschland.de. 25. Februar 1993, abgerufen am 13. Februar 2017.
    4. "Ergebnisse ohne Bundesligen", Sport-Bild vom 3. März 1993, S. 49.
    5. Hinweistafel an der Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen im Jahr 2013.
    6. Carsten Voß: Nordische Ski-WM: TV-Experte Dieter Thoma: „Man wird süchtig danach“. In: wn.de. 22. Februar 2019, abgerufen am 31. Juli 2021: „Mein allerletzter Sprung war der Millennium-Sprung am 31.12.1999, damals live im Fernsehen übertragen. Günther Jauch hat moderiert.“
    7. Uwe Mantel: Skispringen: Dieter Thoma neuer ARD-Experte. In: DWDL.de. 17. November 2007, abgerufen am 19. November 2023.
    8. ARD-Skisprung-Experte Dieter Thoma beendet seine Tätigkeit im Ersten. In: sportschau.de (Sportschau). 8. Oktober 2020, abgerufen am 8. Oktober 2020.
    9. spielendhelfen.de
    10. Skisprung-Olympiasieger, neues-deutschland.de vom 7. August 1995.
    11. Auch die Ehe von Ex-Skispringer Dieter Thoma ging in die Brüche. In: shortnews.de. 8. Dezember 2000, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Dezember 2017; abgerufen am 31. Juli 2021.
    12. Thoma-Ehefrau wollte sterben abendblatt.de vom 23. Mai 2001.
    13. Prominenter Ebersberger: Im Herzen immer ein Sportler, sueddeutsche.de, 29. Dezember 2012.

    Auf dieser Seite verwendete Medien

    Ski jumping pictogram.svg
    Pictograms of Olympic sports - Ski jumping
    Gold medal.svg
    Autor/Urheber: B1mbo, Lizenz: CC BY-SA 2.5
    Zeichnung einer Goldmedaille, basierend auf Olympic rings.svg.
    Silver medal.svg
    Autor/Urheber: B1mbo, Lizenz: CC BY-SA 2.5
    Zeichnung einer Silbermedaille, basierend auf Olympic rings.svg.
    Bronze medal.svg
    Autor/Urheber: B1mbo, Lizenz: CC BY-SA 2.5
    Zeichnung einer Bronzemedaille, basierend auf Olympic rings.svg.
    Gold medal blank.svg
    Autor/Urheber: maix¿?, Lizenz: CC BY-SA 2.5
    A gold medal
    Silver medal blank.svg
    Autor/Urheber: maix¿?, Lizenz: CC BY-SA 2.5
    A silver medal
    Bronze medal blank.svg
    Autor/Urheber: maix¿?, Lizenz: CC BY-SA 2.5
    A bronze medal
    Olympic rings.svg
    Olympic Rings without "rims" (gaps between the rings), As used, eg. in the logos of the 2008 and 2016 Olympics. The colour scheme applied here pertains to the 2016 Olympics in Rio de Janeiro.
    Olympic rings without rims.svg
    Olympic Rings without "rims" (gaps between the rings), As used, eg. in the logos of the 2008 and 2016 Olympics. The colour scheme applied here pertains to the 2016 Olympics in Rio de Janeiro.
    Deutscher Skiverband Logo.svg
    Autor/Urheber:

    unbekannt

    , Lizenz: Logo

    Logo des Deutschen Skiverbands

    Flag of Switzerland within 2to3.svg
    Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
    Dieter Thoma 2005.jpg
    Autor/Urheber: Wladyslaw Sojka, Lizenz: CC BY-SA 3.0
    Dieter Thoma als TV Moderator am 23.01.2005 beim Skiweltcupspringen in Titisee-Neustadt fotografiert
    Dieter Thoma (3).JPG
    Autor/Urheber: Auto1234, Lizenz: CC BY-SA 3.0
    Dieter Thoma beim Skisprung-Weltcup 2015 in Klingenthal