Diebold Lauber

Historienbibel: Illuminierte Handschrift aus der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau, Stadtbibliothek Mainz

Diebold Lauber, diebolt louber, auch: Diepolt Lauber (* vor 1427; † nach 1471) betrieb Mitte des 15. Jahrhunderts im elsässischen Hagenau eine Schreiberwerkstatt mit einem Handschriftenhandel, die als eine der erfolgreichsten ihrer Zeit angesehen wird. Aus der Werkstatt Lauber gingen ca. 80 überwiegend bebilderte Handschriften hervor, darunter neben gelehrten Schriften auch deutschsprachige Chroniken und illustrierte Abschriften bedeutender Werke der mittelalterlichen Literatur.

Leben und Wirken

Über Diebold Laubers Leben ist wenig bekannt. Er verdiente seinen Lebensunterhalt mit der Vermietung von Ställen, als Schreiber, Kopist, Redakteur und Schreiblehrer. In Hagenau ist er mit seiner Werkstatt und durch deren Produktion zwischen 1427 und 1471 nachgewiesen.

Die Laubersche Werkstatt, die aus der Elsässischen Werkstatt von 1418 hervorging, war ein keineswegs kleines Unternehmen und arbeitete wie eine Manufaktur; sie vergab Aufträge an Lohnschreiber und unterhielt einen festen Stab an Illustratoren. Aus handschriftlichen Belegen geht hervor, dass Diebold Lauber für seine Manuskripte einen Vertrieb unterhielt; er produzierte nicht nur für Auftraggeber, sondern vervielfältigte wie die Konkurrenten aus dem Druckereigewerbe auch auf Vorrat. Die Handschriften fanden ihre Käufer überregional im Adel und bei den wohlhabenden Bürgern der Städte.

Bedeutung

Laubers Werkstatt produzierte billige und für größere Käuferkreise erschwingliche Papierhandschriften, die im Gegensatz zu den illuminierten Prachthandschriften der Vergangenheit sowohl in der Bilddarstellung als auch in der Textwiedergabe eher grob und flüchtig angelegt waren. Entscheidend war die Veranschaulichung des Textes in Illustrationen, die Handlung und Bewegung erfassten; auf Genauigkeit, Raumdarstellung oder gar einen Schmuck der Seiten wurde indes verzichtet.

Lauber vertrieb seine Handschriften erfolgreich auf den Märkten; Werke wie der Tristan Gottfrieds von Straßburg, Karl der Große des Strickers, der Parzival Wolframs von Eschenbach, Wirnt von Gravenbergs Wigalois oder der Trojanerkrieg des Konrad von Würzburg waren durch ihre Vervielfältigungen aus dem Lauberschen Hause beim Publikum erfolgreich.

Galerie

Literatur

  • Jakob FranckLauber, Diebolt. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 22–25.
  • Sigrid KrämerLauber, Diebolt. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 694 f. (Digitalisat).
  • H.-J. Schiewer: Diebold Lauber. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 3. Artemis & Winkler, München/Zürich 1986, ISBN 3-7608-8903-4, Sp. 986.
  • Lieselotte E. Saurma: Spätformen mittelalterlicher Buchherstellung. Bilderhandschriften aus der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau. 2 Bde., Wiesbaden 2001.
  • Lieselotte E. Saurma-Jeltsch: Der Einzelne im Verbund: Kooperationsmodelle in der spätmittelalterlichen Buchherstellung. In: Wege zum illuminierten Buch. Herstellungsbedingungen für Buchmalerei in Mittelalter und früher Neuzeit. Wien 2014, ISBN 978-3-205-79491-2, S. 148–176, Online.
Commons: Diebold Lauber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Herzeloyde und Parzival im Wald von Soltane. Aus: Wolfram von Eschenbach, Parzival (Handschrift), Hagenau, Werkstatt Diebold Lauber, um 1443-1446, Cod. Pal. germ. 339, I. Buch, Blatt 87r.
  • Bildtitel: Herzeloyde und Parzival im Wald von Soltane
  • Transkription Bildüberschrift: Also fröwe hertzeloide iren suon parcifalen in einem walde zoch
Aderlaßmännlein.jpg
Aderlaßmännlein aus Konrad von Megenberg, Buch der Natur, Hagenau - Werkstatt Diebold Lauber um 1442-1448
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Stadtbibliothek Mainz Hs II 64 (Historienbibel, Werkstatt Diebold Lauber, 2. Viertel 15. Jh.), Bl. 13v
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Eberhard Windeck: Das Buch von Kaiser Sigismund (Handschrift bei Sotheby's 7.7.2009, siehe http://www.handschriftencensus.de/9134), folio 88r, the catching of a vast whale at Dunkirk which yielded 120 tonnes of blubber, with the whale (depicted as an enormous green-backed fish) is hacked at by a man), note as Windeck is present in the picture this may well record that he was an eye-witness to this event
Wilhelm von Orlens has a conversation with Princess Amelie.jpg
Wilhelm von Orlens
  • Place of origin, date: Hagenau (Alsace), Workshop of Diebold Lauber (illuminator); c. 1450-1470
  • Material: Paper, ff. 383, 285x212 (185x100) mm, 24 lines, littera cursiva. German. Binding: 18th-century brown leather, gilt, with coat of arms of Stadtholder William V
  • Decoration: 39 coloured drawings, unframed (245/145x200x160 mm); 1 decorative opening page (f. 11r)
  • Provenance: Catharina of Austria (1420-1493); by inheritance to her daughter Zimborg of Baden (1450-1501), wife of Count Engelbert II of Nassau (d. 1504); by legacy to the Counts of Nassau and Princes of Orange, the later Stadholders, at The Hague; transfered in 1798