Die vier letzten Dinge

Hieronymus Bosch, Die sieben Todsünden und die vier letzten Dinge, Detail: Tod
Hieronymus Bosch, Die sieben Todsünden und die vier letzten Dinge, Detail: Gericht
Hieronymus Bosch, Die sieben Todsünden und die vier letzten Dinge, Detail: Himmel
Hieronymus Bosch, Die sieben Todsünden und die vier letzten Dinge, Detail: Hölle

Die vier letzten Dinge (lat. quattuor novissima), auch die letzten Dinge (griech. ta eschata) sind Gegenstand der Eschatologie des Christentums. Die vier letzten Dinge werden in der Ordnung genannt, in der sie eintreten: TodGerichtHimmel oder Hölle.[1]

Theologische Quellen und Entwicklungen

Das Apostolische Glaubensbekenntnis benennt ebenfalls die letzten Dinge, allerdings in anderer Reihenfolge und ohne die Hölle ausdrücklich zu nennen. Im zweiten Glaubensartikel über Jesus Christus heißt es: „gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; […] von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“ Am Ende des Glaubensbekenntnisses wird der Glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben bekannt.

Nach Hans-Martin Barth war Martin Luther „mehr an der Auferweckung und an der Seligkeit des einzelnen Glaubenden interessiert als am Geschick der Menschheit oder gar der Zukunft des Alls.“ Auch die Frage nach dem Gericht sei für ihn zunächst zurückgetreten, weil sie sich sozusagen durch die Rechtfertigung erledigt habe. Wie sich die einzelnen Elemente der Eschatologie einander zuordnen, habe für Luther kein Problem dargestellt.[2]

In der Darstellung des christlichen Glaubens bei Friedrich Schleiermacher kommt den Lehren von den letzten Dingen nicht „der gleiche Werth“ zu „wie den bisher behandelten Lehren“.[3]

Der Katechismus der Katholischen Kirche behandelt in Artikel 12 Ich glaube das ewige Leben die Punkte:[4]

  1. Das besondere Gericht
  2. Der Himmel
  3. Die abschließende Läuterung – das Purgatorium
  4. Die Hölle
  5. Das Letzte Gericht
  6. Die Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erde

Künstlerische Rezeption

Bildende Kunst

Musik

  • Joseph Leopold Eybler: Die vier letzten Dinge. Oratorium (1810)
  • Louis Spohr: Die letzten Dinge. Oratorium (1826)
  • Barry Jordan: Last things (for large orchestra) (1990/91) für großes Orchester
  • Horst Lohse: Die vier letzten Dinge (Quasi una Sinfonia da Requiem) (1996/97) für Orgel und großes Orchester

Literarische Verarbeitung

  • Angelus Silesius: Sinnliche Beschreibung der vier letzten Dinge (1675)
  • F. K. Waechter: Die letzten Dinge in siebenundsiebzig Stücken. Theaterstück (1992)
  • Andrew Taylor: Die vier letzten Dinge (2002). ISBN 3-552-04987-8

„Und denkst nit an dein eigen Schuldbuch,
Das du mußt vor den Richter bringen,
Wenns kommt zu den vier letzten Dingen?“

Hugo von Hofmannsthal: Des Schuldknechts Weib in dem Theaterstück Jedermann

Literatur

  • Meinolf Schumacher: Ein Kranz für den Tanz und ein Strich durch die Rechnung. Zu Oswald von Wolkenstein „Ich spür ain tier“ (Kl 6). In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Bd. 123, Nr. 2, 2001, ISSN 0005-8076, S. 253–273, doi:10.1515/bgsl.2001.2001.123.253.
  • Meinolf Schumacher: Gemalte Himmelsfreuden im Weltgericht. Zur Intermedialität der Letzten Dinge bei Heinrich von Neustadt. In: Michael Scheffel, Silke Grothues, Ruth Sassenhausen (Hrsg.): Ästhetische Transgressionen. Festschrift für Ulrich Ernst zum 60. Geburtstag (= Schriftenreihe Literaturwissenschaft. Bd. 69). WVT – Wissenschaftlicher Verlag Trier, Trier 2006, ISBN 3-88476-792-5, S. 55–80, Digitalisat.
  • Lutz Malke: Zur Ikonographie der „Vier letzten Dinge“ vom ausgehenden Mittelalter bis zum Rokoko. In: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft. NF Bd. 30, 1976, ISSN 0044-2135, S. 44–66.
  • Marius Reiser: Die Letzten Dinge im Licht des Neuen Testaments. Patrimonium-Verlag, Heimbach/Eifel 2013. ISBN 3-86417-018-4.
  • Karl Lehmann, Leo Scheffczyk, Rudolf Schnackenburg, Hermann Volk: Vollendung des Lebens – Hoffnung auf Herrlichkeit. Matthias-Grünewald Verlag, Mainz 1979, ISBN 3-7867-0804-5.

Einzelnachweise

  1. Siehe z. B. Heinrich Schmid, Die Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Dargestellt und aus den Quellen belegt, Gütersloh 1983, 10. Auflage, ISBN 3-579-04101-0, S. 394–411.
  2. Hans-Martin Barth, Die Theologie Martin Luthers. Eine kritische Würdigung. 1. Auflage, Gütersloh 2009, ISBN 978-3-579-08045-1, S. 501.
  3. Friedrich Schleiermacher, Der Christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhang dargestellt, Band II (1831), Berlin, 7. Auflage 1960, S. 559.
  4. Katechismus der Katholischen Kirche (1997) vatican.va
  5. Josef Stammel – Vier Letzte Dinge stiftadmont.at
  6. Skulpturen und Reliefs in der Stiftsbibliothek Admont stiftadmont.at

Weblinks

Commons: Die vier letzten Dinge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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