Die sieben Schwanen

Holzschnitt, Ludwig Richter

Die sieben Schwanen ist ein Märchen (AaTh 707, 451). Es steht in Ludwig Bechsteins Deutsches Märchenbuch an Stelle 54 (1845 Nr. 62) und stammt aus der Zeitschrift Altdeutsche Blätter, 1836.

Inhalt

Holzschnitt, Ludwig Richter

Ein junger Ritter jagt eine weiße Hirschkuh und findet an einem Fluss eine schöne Jungfrau mit einer Goldkette, die nimmt er ihr ab und führt sie als Braut heim. Doch seine Mutter hasst sie, nimmt ihr die sieben neugeborenen Kinder und legt dafür Hunde hin. Ein Diener soll die Kinder im Wald töten, bringt es aber nicht fertig und lässt sie dort. Die Schöne wird bis zur Brust eingegraben, kriegt nur Hundefutter, über ihr ein Waschbecken, alle trocknen sich an ihrem Haar die Hände, sieben Jahre lang. Einmal sieht der Ritter im Wald die Kinder mit ihren Goldketten. Seine Mutter erschrickt, der Diener muss sie suchen und die Ketten einschmelzen lassen. Das gelingt dem Goldschmied nur mit einer. Ohne die Ketten müssen die Söhne Schwäne bleiben. Am Bergsee lässt der Ritter sie füttern. Ihre Schwester bettelt und teilt mit ihrer Mutter. Sie kennen sich nicht, aber ähneln sich so, dass der Ritter das Kind erzählen lässt. Seine Mutter versucht noch, es vom Diener töten zu lassen, wird selbst in das Loch gesteckt, die Schwäne erlöst, außer einem, von ihm finde man „in manchem Buche viel sonderliche Abenteuer beschrieben.“

Herkunft

Holzschnitt, Ludwig Richter

Bechstein nennt die Quelle, eine Handschrift aus Leipzig, veröffentlicht in Altdeutsche Blätter.[1] Mancher Wortlaut klingt altertümlich, etwa der Titel Die sieben Schwanen, das Mädchen „war aber hülflos“, der Ritter sah „das güldne Kettlein“. Inwieweit Bechstein den Text bearbeitete, wäre zu prüfen. Die unvollständige Erlösung klingt eher nach Sage. Vgl. Bechsteins Die sieben Raben, Die Hexe und die Königskinder, Die Knaben mit den goldnen Sternlein, Grimms Die sechs Schwäne, De beiden Künigeskinner, zur Goldkette Basiles Die beiden kleinen Kuchen.

Holzschnitt, Ludwig Richter

Die Darstellung der nackten Frau brachte Ludwig Richter Kritik ein: „auch raisonieren die Buchhändler u. andre ehrliche Leute über das nakte Weibsbild, welches vom Ritter belauscht wird, u. mir grade ein gelungenes Bildchen erscheint, u. ich denke auch nichts lüsternes hat. Aber bedekte Lüsternheit finden die Leute schön, nakte Schönheit unanständig.“ Geändert wurde nichts.[2]

Die moderne Märchensammlung Die ältesten Märchen Europas greift mit Die sieben Schwäne offenbar auf Bechstein oder eine verwandte Fassung zurück.[3]

Literatur

  • Hans-Jörg Uther (Hrsg.): Ludwig Bechstein. Märchenbuch. Nach der Ausgabe von 1857, textkritisch revidiert und durch Register erschlossen. Diederichs, München 1997, ISBN 3-424-01372-2, S. 255–261, 390.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans-Jörg Uther (Hrsg.): Ludwig Bechstein. Märchenbuch. Nach der Ausgabe von 1857, textkritisch revidiert und durch Register erschlossen. Diederichs, München 1997, ISBN 3-424-01372-2, S. 390.
  2. Hans-Jörg Uther (Hrsg.): Ludwig Bechstein. Neues deutsches Märchenbuch. Nach der Ausgabe von 1856, textkritisch revidiert und durch Register erschlossen. Diederichs, München 1997, ISBN 3-424-01372-2, S. 310.
  3. Die ältesten Märchen Europas. 2. Auflage. Karl Müller Verlag, Erlangen 1986. Nacherzählt von Karel Dvorák. Illustrationen von Miroslav Váša. (Artia Verlag, Praha 1983) Graphische Gestaltung von Helena Trösterova. Ins Deutsche übertragen von Ingeburg Zpĕváčková. S. 137–141.

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