Die Schlüssel (1974)

Film
OriginaltitelDie Schlüssel
ProduktionslandDDR
OriginalspracheDeutsch
Erscheinungsjahr1974
Länge97 Minuten
Stab
RegieEgon Günther
DrehbuchEgon Günther
ProduktionDEFA, KAG „Berlin“
MusikCzesław Niemen
KameraErich Gusko
SchnittRita Hiller
Besetzung

Die Schlüssel ist ein deutscher Spielfilm der DEFA von Egon Günther aus dem Jahr 1974.

Handlung

Ric, eine Arbeiterin aus dem Glühlampenwerk und Klaus, ein Maschinenbaustudent, wollen eine Urlaubsreise in die polnische Stadt Krakau machen. Ein großes Diskussionsthema ist die Frage, ob sie im Hotel getrennte oder ein gemeinsames Zimmer bekommen werden, da sie nicht verheiratet sind. Auf dem Flughafen in Warschau lernen sie das Ehepaar Kendzierski kennen, die nach Paris weiterfliegen wollen. Im Ergebnis der Unterhaltung geben sie Ric und Klaus die Schlüssel für ihre Wohnung in Krakau.

Beide erleben unbeschwerte Tage und entdecken die Stadt. Sie gehen in ein Rockkonzert. Sie lernen mehrere junge Polen kennen, die ihnen das Land näherbringen wollen. So fahren sie nach Nowa Huta in die Lenin-Hütte, ein Stahlwerk. Hier lernen sie eine ältere Frau kennen, die von ihrer schweren Arbeit erzählt. Wieder zurück in Krakau, wirft sich Ric erneut in das Leben der Stadt, in der gerade die Jugend vom Bürgermeister, für einige Tage, traditionsgemäß die Herrschaft über die Stadt übertragen bekommen hat. Mit den gesamten neuen Eindrücken sieht sie plötzlich ihre Beziehung zu Klaus in einem neuen Licht und spürt, wie anders er auf alles reagiert, sie fühlt sich verletzt durch seine Maßregelungen und seine überlegene Art. Und wenn es nur um die Methode geht, wie die polnische Sprache zu erlernen ist. Die Kompliziertheit ihrer Beziehung wird ihr deutlich. Sie fährt mit einer Straßenbahn zum Betriebsschluss bis in das Depot und führt einen längeren Monolog. Es ist nicht zu erkennen, ob Klaus mit im Waggon sitzt oder nicht. Dabei wird ihr klar, dass sie ihm intellektuell nie gewachsen sein wird. Er wird seinen Weg machen, während sie immer eine Arbeiterin bleiben wird, die nur ein glückliches Familienleben mit Mann und Kindern möchte, wozu sie sich bekennt. Diese Erkenntnis aber lässt sie um den Bestand ihrer Liebe fürchten.

Am nächsten Tag unter der Dusche nimmt sie ihre gesamten Äußerungen im Selbstgespräch zurück, während Klaus in der Küche sitzt, aber sie nicht hören kann. Als Ric aus der Dusche kommt, entdeckt sie, dass Klaus nicht mehr anwesend ist und denkt, dass er sie verlassen hat. In ihrer Panik rennt sie auf die Straße, um ihn zu suchen und gerät unter eine Straßenbahn. Klaus, der nur bei einem Nachbarn eine Zigarette holen war, findet nun die Wohnung leer und sucht seinerseits Ric und sieht sie tot unter der Straßenbahn liegen. Ihr Tod ist für Klaus ein Schock. Die Größe des Verlusts empfindet er langsam – während der Begegnung mit Anteil nehmenden Menschen und bei der Abwicklung der Überführungsformalitäten.

Produktion

Das Szenarium lag in den Händen von Helga Schütz und für die Dramaturgie war Werner Beck zuständig. Die Schlüssel wurde von der Künstlerischen Arbeitsgruppe „Berlin“ auf ORWO-Color gedreht und hatte seine Uraufführung am 21. Februar 1974 im Berliner Kino International. Im Fernsehen wurde der Film erst nach der Wende am 1. Mai 1993 im ARD-Programm S3 gezeigt. Die Aufnahmen in Krakau entstanden mit Unterstützung der Filmgruppe „Iluzjon“ aus Warschau.

Auf Grund von Einwendungen des ZK der SED, des Kulturministeriums und der Polnischen Botschaft in der DDR wurde der bereits 1972 fertiggestellte Film (2649 Meter) in mehreren Etappen insgesamt um etwa 187 Meter gekürzt. Der Minister für Kultur Hans-Joachim Hoffmann schreibt nach Fertigstellung des Films an Kurt Hager: „Wir werden ihn eine Weile laufenlassen und dann aus dem Verkehr ziehen“. Für den Export wurde der Film nicht freigegeben. Der bereits erfolgte Verkauf an die CSSR und der Vertrag mit der Bundesrepublik Deutschland wurden storniert.[1]

Kritik

„Jutta Hoffmann als das Mädchen Ric wieder unverkennbar mit der ihr eigenen, aber auch durch die Persönlichkeit des Regisseurs geprägten Ausdrucksweise, jener Paarung von mimisch-gestischer Genauigkeit und nuancierter Sprachbehandlung, die den Eindruck entstehen lässt als würden die Texte erst vor der Kamera geboren. Bemerkenswert der Monolog in einer nächtlichen Straßenbahn, über den sich ein ganzer Mensch mit seinen Gefühlen und Konflikten eröffnet.“

„Dieser Liebesfilm, der sich mit einer Reportage über das Krakower Leben verbindet, will als Ganzes so gelungen nicht erscheinen, wie seine vielen schönen Einzelheiten. Er hat etwas Fragmentarisches an sich, er wird oft auch zu einer bloßen Reihung solcher Einzelheiten, ohne dass diese nun in einem wirklichen Zusammenhang stehen. Egon Günther meinte in einem Interview, dass der Film „versucht, nicht dramaturgische Regeln zu befolgen, sondern herauszufinden trachtet, wie Realität funktioniert, nicht, wie Dramaturgie funktioniert …“. Ein ebenso frappierendes wie bedenkenswertes ästhetisches Programm ist das, das einen ganzen, außerordentlich gewichtigen Beitrag zur Theorie des filmischen Realismus enthält. Ob es stichhaltig ist, dafür allerdings liefert der Film den Beweis nicht ganz.“

Das Lexikon des internationalen Films nannte den Film einen ethisch-moralisch bedenkenswerten, formal reizvollen, allerdings nicht leicht zu rezipierenden Film. Die Regie bevorzugte statt eines starren Drehbuchs frei improvisierte Happenings – eine Ausnahme innerhalb der DEFA-Produktion.[4]

Literatur

  • Die Schlüssel. In: F.-B. Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-349-7, S. 509–510.
  • Die Schlüssel. In: Klaus-Detlef Haas, Dieter Wolf (Hrsg.): Sozialistische Filmkunst. Karl Diez Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-320-02257-0, S. 111–115.
  • Die Schlüssel. In: Ingrid Poss, Peter Warneke (Hrsg.): Spur der Filme. Christoph Links Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-86153-401-3, S. 292–295.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Berliner Institut für vergleichende Staat-Kirche-Forschung: "Die Schlüssel" (Beschreibung der Handlung des Filmes sowie Wiedergabe mehrerer Dokumente zur damaligen Diskussion)
  2. Horst Knietzsch im Neuen Deutschland vom 23. Februar 1974; S. 4
  3. Helmut Ullrich in der Neuen Zeit vom 2. März 1974; S. 2
  4. Die Schlüssel. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.Vorlage:LdiF/Wartung/Zugriff verwendet