Die Internate Vereinigung

Die Internate Vereinigung e. V. ist der Zusammenschluss von 14 Internatsschulen in Deutschland und der Schweiz. Der Verein mit Sitz in Holzminden[1] versteht sich als Qualitätsgemeinschaft, die einer langen gemeinsamen Tradition verpflichtet ist und sich seit dem Jahr 2012 strukturell und programmatisch völlig neu aufgestellt hat. Zentrale gemeinsame Ziele der Mitgliedsinternate sind, neben einer intensiven Kooperation in den Bereichen der Aus- und Weiterbildung, sowie in Forschung und Öffentlichkeitsarbeit, das aktive Vorantreiben einer innovativen Internatepädagogik, sowie die Entwicklung eines spezifischen Qualitätsmanagements für Internate mit besonderer pädagogischer Prägung.

Geschichte

Die Geschichte des Verbandes und seiner Mitgliedsinstitutionen zeigt eine enge Verwobenheit in der Landerziehungsheimbewegung, einer reformpädagogischen Strömung, deren Wurzeln im beginnenden 20. Jahrhundert liegen. Schon 1924 wurde die reformpädagogische Vereinigung der Freien Schulen – Landerziehungsheime und Freie Schulgemeinden in Deutschland als gemeinsame Interessenvertretung gegründet. Nach dem Auseinanderfallen des Verbandes und der Schließung vieler Internatsschulen in der Zeit des Nationalsozialismus erfolgte dann 1947 die offizielle Gründung der Vereinigung der Landerziehungsheime.[2] Ihre Geschäftsführer waren u. a. Gerold Becker, der später als Haupttäter der sexuellen Gewalt an der Odenwaldschule benannt wurde, Wolfgang Harder (sein Nachfolger als Schulleiter der Odenwaldschule) und zuletzt Erika Risse, die Schulleiterin eines staatlichen Gymnasiums war und von außen zur Vereinigung stieß. Nach den Veröffentlichungen der systematischen sexuellen Gewalt an der Odenwaldschule 2009 geriet der Verband in eine massive Krise. 2011 beschloss die Vereinigung ein Moratorium und vergab an Jens Brachmann (Universität Rostock) den Auftrag, die Geschichte des Verbandes, insbesondere bezogen auf Missbrauch, detailliert aufzuarbeiten.[2] Im Jahr 2012 wurde die Vereinigung der Landerziehungsheime aufgelöst und Die Internate Vereinigung neugegründet.[2]

Seit ihrer Neukonstituierung im Jahre 2013 steht Die Internate Vereinigung in Kontakt und Austausch mit Opfer­verbänden und arbeitet mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs zusammen. Aktuell setzt sich Die Internate Vereinigung kritisch mit der Verbindung zwischen Reformpädagogik und sexuellem Missbrauch auseinander. Im Sinne der historischen Aufarbeitung der Geschichte der Institutionen und der Vereinigung liegt seither ein wichtiger Schwerpunkt der Vereinigung auf dem Schaffen von Transparenz und Schutzräumen für Kinder und Jugendliche. Die Internatsschulen arbeiten mit Unterstützung der Pädagogischen Leitung der Vereinigung aktiv und kontinuierlich an Schutzkonzepten zu den Themen sexuelle, psychische und physische Gewalt, Suchtmittelmissbrauch, Mediennutzung, Sexualität und Körperlichkeit. Dabei kooperieren sie mit externen Fachberatungsstellen, Opferverbänden und Forschungseinrichtungen.[3]

Organisation

Eine im Jahr 2013 verabschiedete neue Satzung spiegelt die Veränderungen in der Organisationsstruktur und Zielrichtung der Vereinigung seit ihrer Neuaufstellung. Der Vorstand und die Pädagogische Leitung arbeiten in Arbeitskreisen, Fachgruppen und Projekten kooperativ mit allen an Internat und Schule Beteiligten zusammen und gestalten so das Profil der Vereinigung. Der Vorstand arbeitet ehrenamtlich und wird von der Mitgliederversammlung gewählt. Er ist verantwortlich für die laufenden Geschäfte und führt die Beschlüsse der Mitgliederversammlung aus. Der Vorsitzende und der stellvertretende Vorsitzende vertreten den Verein gemeinsam mit der Pädagogischen Leiterin nach außen.

Des Weiteren gibt es eine Pädagogische Arbeitsstelle mit den Aufgaben Förderung, Entwicklung und Bekanntmachung der Internatepädagogik in der Öffentlichkeit sowie das Vorantreiben der gemeinsamen Interessen der Mitgliedsinternate. Sie ist Ansprechpartnerin für Medien, Politik, Fachverbände und Forschung. Die Arbeitsstelle unterstützt die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter angeschlossener Internatsschulen und fördert den Austausch unter den Mitgliedsschulen. Ein wesentlicher Aspekt ihrer Arbeit ist die Gestaltung und Umsetzung der Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung der Vereinigung und ihrer Mitgliedsschulen.[4]

Qualitätsentwicklung

Das Qualitätsmanagement, die Gestaltung und Umsetzung der Qualitätsentwicklung in den Mitgliedsinternaten und des Vereins ist eine der zentralen Aufgaben der ‚Die Internate Vereinigung'. Die Basis der Qualitätsentwicklung der Vereinigung ist ein gemeinsam beschlossenes, für alle Mitgliedsschulen verbindliches Rahmenkonzept. Die Art bzw. Ausgestaltung der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung liegen zunächst in der Verantwortung jeder einzelnen Mitgliedsinstitution. Gleichzeitig aber hat die Vereinigung ein großes Interesse an einer hohen Leistungsqualität ihrer Mitglieder. Sie gibt daher einen Regelrahmen mit gemeinsam entwickelten Standards vor, an denen sich die Mitgliedsinternate bzw. -schulen orientieren, wenn sie ihre lokalen Qualitätssysteme einrichten. Für alle Schul- und Internatsbeteiligte wie auch für die Öffentlichkeit transparente Prozesse sind die Basis der Qualitätsentwicklung der Vereinigung, die kontinuierlich überprüft und weiterentwickelt wird.[5]

Internatepädagogik

Die Vereinigung vertritt die Mitgliedsschulen in der Außendarstellung. Aufgabe und Anliegen der ‚Die Internate Vereinigung’ ist es, eine innovative Internatepädagogik in den Internatsschulen – theoretisch fundiert – konzeptuell voranzutreiben. Dabei bildet der Gedanke der Einheit von Bildung und Erziehung in Internat und Schule den entscheidenden Ausgangspunkt für die pädagogischen Konzepte. Jede, der dem Verband angeschlossenen Internatsschulen hat ihr ganz eigenes pädagogisches Profil, gemeinsam sind ihnen jedoch zentrale pädagogische Prämissen: Sie setzen ihren Fokus auf Partizipation und Selbstwirksamkeit, Kooperation und Selbstverantwortung. Die Mitgliedsinternate schaffen und leben Kulturen des Sprechens und Zuhörens. Sie fördern individuelles, soziales und emotionales Lernen. Interkulturelle Kommunikation wird im Internats- und Schulalltag gelebt und konsequent weiterentwickelt.[6]

Mitgliedsschulen

Alle 14 Mitgliedsinternatsschulen sind in freier, gemeinnütziger Trägerschaft. Das Profil der Vereinigung gestalten heute folgende Mitgliedsinternatsschulen:

Weblinks

Fußnoten

  1. Satzung des Vereins „Die Internate Vereinigung“ (Memento vom 22. Januar 2018 im Internet Archive)
  2. a b c Jens Brachmann: Forschungsauftrag: Reformpädagogik zwischen Re-Education, Bildungsexpansion und Missbrauchsskandal – Die Geschichte der Vereinigung Deutscher Landerziehungsheime (1947–2012) –Chronik zur Geschichte der LEH -Vereinigung. (pdf) In: www.die-internate-vereinigung.de/. Abgerufen am 19. Oktober 2019.
  3. Die Internate Vereinigung (Memento vom 29. Mai 2014 im Internet Archive). Homepage der Die Internate Vereinigung. Abgerufen am 29. Mai 2014.
  4. Die Internate Vereinigung (Memento vom 14. Mai 2014 im Internet Archive). Homepage der Die Internate Vereinigung. Abgerufen am 29. Mai 2014.
  5. Qualitätsentwicklung in der Vereinigung. Homepage der Die Internate Vereinigung. Abgerufen am 29. Mai 2014.
  6. in der Vereinigung (Memento vom 14. Mai 2014 im Internet Archive). Homepage der Die Internate Vereinigung. Abgerufen am 29. Mai 2014.